Gasgasse 4-6
Ziegelei, Nentwichhof und das Kloster
Um 1700 betrieb Johann Adam Edler von Nentwich eine große Ziegelei mit Meierei, die sein Sohn Wilhelm Franz von Nentwich übernahm, und nach dem der Gebäudekomplex "Nentwichhof" benannt wurde. Er lag zwischen Sperrgasse, Viktoriagasse, Friedrichsplatz, Staglgasse und der Mariahilfer Straße. Das Areal wurde Anfang des 18. Jahrhunderts durch die beschuhten Karmeliter Sankt Theobald aus der Laimgrube übernommen, die hier bis zur Auflassung des Klosters durch Joseph II. blieben.
Fünfhauser Brauhaus
Zwischen 1786 und 1873 wurde hier eine große Brauerei mit Ausschank geführt, gegründet hatte sie, im östlichen Teil des weitläufigen Areals, der Schlossermeister Nikolaus Christoph Oesterlein, der das Kloster 1783 gekauft hatte und das Areal parzellieren ließ. Im westlichen Teil (Oesterleingasse 3) errichtete er eine Gewehrfabrik.
Die Geschichte des Brauhauses ist auf der Seite "Wiener Brauereien - Fünfhaus" [1] ausführlich perfekt beschrieben, hier sind weiterführende Informationen und zahlreiche Bilder zu finden.
- Bezirk
- 15., Rudolfsheim-Fünfhaus
- Lage
- Zwischen Sperrgasse, Viktoriagasse, Friedrichsplatz, Staglgasse und Mariahilfer Straße
- Entstehung
- Um 1700
- Benennung
- Nach Johann Adam Edler von Nentwich
- Ursprüngliche Nutzung
- Meierhof mit Ziegelofen
- Spätere Nutzung
- Waffenfabrik, Brauerei und Gastwirtschaft
TOC
Entstehung und Lage
Der Nentwichhof entstand um 1700 auf Flächen südlich der heutigen Mariahilfer Straße im damals noch ländlichen Gebiet von Fünfhaus. Der weitläufige Hof lag zwischen Sperrgasse, Viktoriagasse, Friedrichsplatz und Staglgasse – ein Areal, das damals noch von Feldern, Ziegeleien und vereinzelten Gehöften geprägt war. Sein Name geht auf Johann Adam Edler von Nentwich zurück, der hier einen Meierhof mit angeschlossenem Ziegelofen betrieb. Der Nentwichhof bildete eines der frühesten großen Wirtschaftszentren in dieser Zone vor den Toren Wiens.
Die Karmeliten auf der Laimgrube
Im 18. Jahrhundert gelangte das Anwesen in den Besitz der beschuhten Karmeliten von der Laimgrube. Der Orden nutzte das Gut zur Versorgung des Klosters mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Baumaterialien. Mit der josephinischen Klosteraufhebung von 1783 endete diese Phase abrupt – die Liegenschaft wurde säkularisiert und später veräußert.
Vom Meierhof zur Waffenfabrik
Der Schlossermeister Nikolaus Christoph Oesterlein der Ältere übernahm das Gelände und richtete dort eine Gewehrfabrik ein. In den alten Wirtschaftsgebäuden entstanden Werkstätten für Vorderlader und Militärgewehre, die bald überregionale Bekanntheit erreichten. Oesterlein verband traditionelles Handwerk mit frühen industriellen Techniken – ein Beispiel für den Wandel der Vororte von Wien zur Produktionslandschaft.
Bier, Brauerei und Schankrecht
Neben der Waffenfertigung betrieb Oesterlein auch eine Brauerei samt Schankwirtschaft. Das Bier aus dem Nentwichhof war im Umkreis beliebt, und der Hofgarten wurde zum beliebten Ausflugsziel für Stadtbewohner. An Sommertagen strömten Spaziergänger aus Wien hinaus auf die Mariahilfer Linie, um unter Kastanienbäumen Bier zu trinken und Musik zu hören – der Nentwichhof verband damit Arbeit, Freizeit und Geselligkeit auf bemerkenswerte Weise.
Wandel im 19. Jahrhundert
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Stadtbild stark. Der Nentwichhof verlor seine wirtschaftliche Funktion, als die Industrialisierung neue Produktionsformen brachte und die Bebauung dichter wurde. Das Gelände wurde parzelliert und verbaut; die einstigen Wirtschaftsgebäude verschwanden. Nur die Straßennamen Oesterleingasse und Karmeliterhofgasse erinnern heute an die früheren Eigentümer und Nutzungen.
Zeittafel
Quellen
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