Sagen und Legenden
Des Teufels Werkstatt am Hohen Markt
Relevante Orte: Hoher Markt (Umgebung Ankeruhr / Marktzeile)
Teufelgestalt (an der Ankeruhr)
In einem der alten Häuser am Hohen Markt soll einst ein Kunstschmied gewohnt haben, dessen Aufträge die Nachbarn staunen ließen: filigrane Gitter, Schlösser, Ketten – alles in fragloser Meisterschaft und manchmal über Nacht vollendet. Man hörte nach Mitternacht Hämmern und Blasen, sah durch den Spalt der Läden einen glutroten Schein und den Schatten eines Gehilfen, dessen Fuß sich merkwürdig krallte.
Der Meister schwieg über seine Hilfe. Als ein neugieriger Bursche an der Türschwelle lauschte, sah er im Licht der Esse die Gestalt des Gehilfen klar: spitze Hörner im Ruß, schwefelgelber Blick, ein Huf statt eines Fußes. Da rief er auf; im selben Augenblick fuhr ein Windstoß durch die Werkstatt, die Kohlen erloschen, und der Helfer war verschwunden – nur ein Brandfleck blieb am Amboss zurück. Seitdem nannte man das Haus im Scherz und mit einem Schaudern des Teufels Werkstatt.
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Ort: Marktzeile am Hohen Markt; traditionelle Zuschreibung an ein altes Handwerkerhaus
Varianten der Erzählung:
Der Teufel schmiedet ein unlösbares Schloss · unterschreibt den Meisterbrief mit Schwefelkralle · verschwindet, als das Gottesläuten einsetzt.
Historischer Hintergrund
Zur Einordnung: Handwerks- und Wirtshausschilder mit Teufelsmotiven sind in der Stadtüberlieferung häufig. Die Erzählfigur vom nächtlichen Helfer mit gespaltenem Huf erklärt Meisterstücke und nächtliches Werkstattlärmen – und mahnt zugleich gegen Betrug und Übermut. Am Hoher Markt bündelt die Sage Werkstatt-, Haus- und Platztraditionen zu einem städtischen Erinnerungsort.
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Quellen
- ↑ Wiener Sagensammlungen (Motiv »Teufel als nächtlicher Geselle in einer Werkstatt« am Hohen Markt).
- ↑ Überblickswerke zur Wiener Sagenkunde (Teufel- und Handwerksmotive); städtische Topographien zum Hohen Markt.