Der Bognermeister - von Franz Karl Ginzkey

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Gedichte
Franz Karl Ginzkey: Der Bognermeister
Das lustiges Gedicht über eine zänkische Wienerin, die sogar den Teufel verjagt. Es stammt von Franz Karl Ginzkey und beschreibt die Sage "Die Sage des Teufels und der Bognerin", die sich in der Bognergasse 3 zugetragen haben soll.
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Den Bognermeister Kaspar
quält eine böse Frau.
Bald zwickt sie ihn voll Tücken,
bald bleut sie ihm den Rücken
und tut das sehr genau.

„Jetzt geh´ ich in die Donau,
ich halt´s nicht länger aus!“
Schnell läuft er, wie noch keiner.
Da steht und winkt ihm einer
im schwarzen Sammetflaus.

„Wohin, o Meister Kaspar,
so eilig und so blass?“
„Ich will ins tiefe Wasser!“
„Das Wasser, Freund, dass lass Er!
Das ist zu kalt und nass.

Ich weiß ein bessres Mittel
zu leckerem Zeitvertreib.
Ich will Euch gern befreien,
wollt´ auf drei Tag Ihr leihen
mit Euer böses Weib !“

„O nehmt sie hin für immer“,
schreit Kaspar, „nehmt sie hin!“
Der andre spricht: „Gelinde,
das geht nicht so geschwinde,
Ihr wisst nicht, wer ich bin.“

„Und wärt Ihr selbst der Satan
und fordert´ Seel und Leib,
will gern mit Haut und Haaren
mit Euch zur Hölle fahren,
nur zähmt mir dieses Weib!“

„Topp!“ ruft der andre freudig,
„schon ist es halb getan!
Sie wird als sanfter Engel
mit einem Lilienstengel
in Demut Euch empfahn“ –

Es naht am ersten Tage
Herr Satan, zart und fein.
In Meister Kaspars Kleide
mit einem Wams von Seide,
stellt er sich lächelnd ein.

Er spricht: „O Katherine,
zur Liebe lockt der Mai!
O küsse mich, mein Weibchen,
mein süßes Turteltäubchen,
da ist doch nichts dabei?“

Da braust ihm eine Schelle
aufs Ohr mit solcher Macht,
dass ihm die Zähne wackeln
aus Mund und Nas wie Fackeln

Es naht am zweiten Tage
Herr Satan sacht und schlau.
Er spricht von Glück und Frieden,
die nirgends so beschieden
als zwischen Mann und Frau.

Sie sagt mit holdem Lächeln:
„Da bin ich auch dabei!“
Schwupp! klebt ihm auf dem Kopfe
aus siedend heißem Topfe
ein glühend Hirsebrei.

Da kommt am dritten Tage
Herr Satan, wie er war:
mit wildem Teufelssprunge,
Bockshorn und Feuerzunge,
geschwärzt an Haut und Haar.

„Hei!“ ruft Frau Katherine,
„Nun seh´ ich wer du bist!
Halt aus, Gardinenstange,
Kochlöffel, Feuerzange!
Gelobt sei Jesus Christ!“

Anhub ein wildes Schlachten
von solcher Macht und Wut,
dass Hieb auf Hieb nur flitzte
und rings die Wand bespritzte
viel rotes Satansblut.

Hoch stand Frau Katherine
mit Amazonenzorn.
Der Teufel schrie: „Erbarmen!“
Da haut sie noch dem Armen
hohnlachend ab ein Horn.

Am Abend spricht Herr Satan
zu Kaspar, wund und bleich:
„Ich kann dir nicht mehr dienen,
behalte Katherinen,
dein ist das Himmelreich!“

Da faltet seine Hände
Herr Kaspar, blass und stumm.
Er fühl, ihm ist beschieden
des Himmels Glanz und Frieden,
doch weiß er auch, warum.

Erst in der Sterbestunde
ward er des Lebens froh.
Mit lieblichem Gebimmel
fuhr seine Seel´ gen Himmel
in dulci jubilo.
ein Höllenfeuer kracht.


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