Das konfessionelle Zeitalter
Die Situation ab 1520, Auslöser
Ab 1520 begannen die Lehren Luthers, der seine Thesen 1517 an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hatte, auch in Wien Fuß zu fassen. Gleichzeitig,1521, verschärfte sich zwischen den Habsburgern (in Person von Kaiser Karl V.) und Frankreich (Franz I.) die Situation, beide erhoben Anspruch auf das Erbe der Burgunder und wollten die Vormacht im oberitalienischen Raum. Drei Kriege ("Italienkriege") um das Gebiet, die sich bis 1544 hinzogen, schwächten das Habsburger Reich. Hinzu kam die Bedrohung aus dem Osten, die Osmanen waren von Ungarn bis nach Wien vorgerückt, was 1529 zur Ersten Türkenbelagerung führte. Die vielen Bedrohungen und die daraus resultierenden Probleme verursachten, dass der Kaiser viel im Ausland agieren musste.
Inzwischen sorgten die Ängste der Bevölkerung vor der Krise dafür, dass sie Halt in der Religion suchten. Die Kirche wiederum missbrauchte ihre Macht, um zu Geld zu gelangen, sie ließ sich in Form von Ablassbriefen, die die Zeit bis zum Fegefeuer verkürzen sollten, gut bezahlen. Die reichen Domkapitel (die meist aus wohlhabenden Adligen bestanden) schoben ihre seelsorgerischen Pflichten auf den armen Klerus ab, es gab also auch hier größer werdende Spannungen, die zur Verunsicherung der Bevölkerung beitrugen.
So breitete sich im Habsburger Reich in der kriegsbedingten Abwesenheit des Kaisers schnell die Reformation aus.
Die erste Stadtordnung
Am 12. März 1526 stellte Ferdinand in Augsburg die erste Stadtordnung für Wien aus, damit verschob sich erstmals die Macht der Stadt hin zum Landesfürsten. Sie regelte nun die Organisation der Räte und Ämter, 100 Bürger bildeten die Stadtregierung. Es wurde ein Bürgermeister eingesetzt, der Richter wurde jedoch vom Landesfürsten ernannt. Handwerker schloss man von der Bürgerschaft aus, immerhin aber regelte man mittels einer Handwerksordnung die zulässigen Gewerbe.
Die Stadtordnung blieb im Kern bis zur Magistratsreform des Joseph II, 1783 aufrecht, bis dahin wurden nur Anpassungen vorgenommen.
Geregelte Gewerbe im Jahre 1526
Laut Handwerksverordnung waren folgende Gewerbe geregelt: [1]
Beruf | Erläuterung |
---|---|
Bäcker | - |
Bader | Pächter oder Besitzer einer öffentlichen Badestube. Der Bader war zugleich Bartscherer und Aderlasser |
Barbierer | Barbier |
Beutler | ein Handwerker, der eine Art von Lederwaren oder Beutel aus Leinwand oder kostbaren Stoffen machte |
Binder | Böttcher, Anstreicher |
Bogner und Pfeilschnitzer | Bogenmacher |
Bürstenbinder | Bürstenmacher |
Drechsler und Schüssler | Hersteller von Schüsseln und Tiegeln |
Färber | - |
Fellfärber und Nestler | Nestler: Handwerker, der (Schnür-)Riemen (Senkel) und Bänder anfertigt |
Flaschner | Flaschenmacher, Flaschenschmiede) fertigten Feld- und Pulverflaschen, Kannen und andere Metallgefäße an |
Fleischhacker | Fleischhauer |
Glaserer | - |
Goldschläger | Hersteller von Blattgold |
Goldschmiede | - |
Gürtler | - |
Häfsieber | Haarsiebmacher |
Handschuster | Handschuhmacher |
Haubenschmiede | Hersteller der Ringel-Sturmhauben |
Helmschmiede und Plattner | - |
Hufschmiede | - |
Huterer | Hutmacher |
Irher (Weißgärber) | auch Ircher, Gerbverfahren, bei dem die Gerbung mit Mineralien bewirkt wird |
Kämpler | Hornbearbeiter |
Kettenmacher und Eisenzieher | - |
Kotzenmacher | Hersteller von groben Wolldecken |
Kummetmacher | Hersteller von Zuggeschirr für Pferde |
Lebzelter | Pgefferkuchenhersteller |
Lederer | - |
Maler | - |
Messerer | Messerschmied |
Müller | - |
Nadler | Nadel- und Nagelfertiger oder -händler |
Nagel- und Zirkelschmiede | - |
Parchanter | Leinenmacher |
Paternosterer | Rosenkranzmacher |
Portenwirker | Schnürmacher, fertigte Borten, Fransen, Quasten |
Prünner oder Panzermacher | Kaltschmiede (zB Panzerhemden) |
Radschmiede | - |
Riemer | - |
Ringler | auch Rosenkreuzmacheer, einer, der Ringel oder Ringe macht, Name für Beindrechsler |
Ringmacher und Feilschläger | - |
Sattler | - |
Schilderer | Schildmacher (aus Holz und Leder), auch Wappenmaler |
Schlosser | - |
Schneider | - |
Schuster | - |
Schwertfeger | Schmied, der die Endfertigung von Degen, Schwertern, Dolchen vornimmt |
Seidenmaler und Aufdrucker | Künstlerische Maler und Holzschnitthersteller |
Seiler | - |
Sporer und Gebissmacher | Hersteller von Sporen und Steigbügeln |
Steinmetzer und Maurer | - |
Taschner | - |
Tischler | - |
Tuchscherer | - |
Wagner | Wagenbauer, -schmied |
Wildwerker (Kürschner) | Handwerker, der Tierfelle zu Pelzbekleidung und anderen Pelzprodukten verarbeitet |
Würfler und Kräuterer | Landarbeiter, der mit einer Worfel (Getreideschwinge, Kornschwinge) die Spreu vom Getreide trennt |
Zainstricker | Korbflechter |
Ziegeldecker | - |
Zimmerleute | - |
Zinngießer | - |
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Quellen
- ↑ Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karaftia, 1880. S. 302