Alkoholismus in Wien

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Alkoholismus in Wien
Alkohol wurde schon in frühester Zeit erzeugt und getrunken, so ist schon aus der Mittelsteinzeit bekannt, dass auch Früchten Alkohol genossen wurde, in dem überreife Früchte gegessen wurden. Im alten Ägypten wurde Wein gekeltert und sogar Bier gebraut, die Vorgangsweise wird auf alten Schrifttafeln beschrieben. Selbst in der Bibel wird der Konsum von Alkohol beschrieben, Moses legte nach der Sintflut einen Weinberg an und in Gen 43,34 wird beschreiben, dass Josef – noch unerkannt – mit seinen Brüdern feierte: „Und sie tranken und wurden fröhlich mit ihm“.

Alkoholkonsum im Laufe der Jahrhunderte

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Für das 16. Jahrhundert schätzt man den jährlichen Weinkonsum in Wien auf 250 Liter pro Kopf.

In vorindustrieller Zeit berichten die Quellen vor allem über hohen Alkoholkonsum des Adels, der Geistlichkeit und des städtischen Bürgertums, wobei Champagner, Wein und Bier eine besondere Rolle spielten.

Im 17. Jahrhundert erhielten die Insassen des Bürgerspitals täglich 1,4 Liter Wein.

Im 18. Jahrhundert machte sich (wohl bedingt durch schlechte wirtschaftliche Verhältnisse) ein Rückgang des Alkoholkonsums bemerkbar (1730 wurden in Wien 160 Liter pro Kopf getrunken, Ende des 18. Jahrhunderts nur mehr 100-120 Liter). Die ärmere Bevölkerung wandte sich bereits seit dem 16. Jahrhundert in steigendem Maß dem billigeren Bier zu, dessen Produktion vor allem seit dem Vormärz (begünstigt durch neue Brauverfahren ("Lagerbier" Anton Drehers seit den 1830er Jahren)) einen bedeutenden Aufschwung nahm (1730 wurden in Wien 65 Liter Bier pro Kopf konsumiert, 1790 135 Liter, 1900 wurde der Höchststand von 163 Liter erreicht). 1736 wurde in Wien dreimal soviel Wein als Bier getrunken, 1754 nur mehr doppelt soviel, Ende des 18. Jahrhunderts überwog bereits der Bierkonsum; selbst in klassischen Heurigenorten entstanden Brauereien (Nußdorf, Grinzing, Hernals, Ottakring). Die stärkere Verbreitung des Kaffees vermochte seit dem 18. Jahrhundert den Alkoholkonsum etwas einzudämmen. Im Vormärz wurde Bier zum Modegetränk der Intelligenz (Brauhäuser); in der Stadt und in den Vorstädten entstanden zahlreiche Bierhäuser, in denen sich die geistige Elite traf.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Alkoholkonsum, insbesondere unter den minderbemittelten Bevölkerungsschichten, zu einem sozialen Problem, dem aber von der Stadtverwaltung kaum Beachtung geschenkt wurde. Untersuchungen, die seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts über die Essgewohnheiten der Arbeiterschaft vorliegen, zeigen, dass der Alkoholkonsum (nun auch bereits in steigendem Maße Branntwein, der im Mittelalter noch als Medizin verabreicht wurde) zu einem fixen Bestandteil der Ernährung gehörte; Mitte des 19. Jahrhunderts betrug der Branntweinverbrauch in Österreich-Ungarn 10 Liter pro Kopf (1910 immerhin noch 5,5 Liter, 1984 in Österreich 1,5 Liter). Die in den 1870er Jahren breitere Schichten der Arbeiterschaft erfassende sozialdemokratische Bewegung erkannte die darin liegende Gefahr und suchte ihr durch entsprechende Aufklärung entgegenzuwirken (Arbeiterabstinentenbewegung; "der denkende Arbeiter trinkt nicht"), doch ließ es sich nicht umgehen, dass sich die Wirtshäuser zu Zentren der politischen Organisation entwickelten, weil sie in ihren Hinterzimmern Möglichkeiten zur Versammlung boten. Auch als größere Massen zusammentrafen, geschah dies vorwiegend in den großen Gasthäusern Wiens (im "Universum", beim "Schwender" und so weiter, deren weiträumige Säle und Gartenanlagen Tausende Arbeiter aufnehmen konnten).

Erst in den 1920er Jahren wurde die Trinkerfürsorge unter Julius Tandler zu einem wichtigen Bestandteil der städtischen Gesundheitsfürsorge (Gesundheitsamt). In der Zweiten Republik wurden infolge des rasch ansteigenden Kraftfahrzeugverkehrs Gegenmaßnahmen für LenkerInnen erforderlich (gesetzliche 0,8-Promille-Grenze, Aktion 0,0 Promille). [1]

Wien und der Wein

Pflanzung der Weinreben durch Probus, Aus: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte, 1880

Dass Wien und der Wein miteinander in Verbund stehen, ist nicht weiter überraschend, denn genaugenommen besteht die Stadt aus ehemaligen Weinbergen. Schon die Kelten und Römer bauten hier Wein an, es heißt, dass König Probus hier die römischen Legionen Reben kultivieren ließ.

Der älteste Weingarten wird urkundlich im Jahr 1132 erwähnt, und scheinbar lief das Geschäft sehr gut, denn der Weinbau gewann die Oberhand, und so musste im 15. Jahrhundert die Anlage neuer Weinbauern verboten werden, die Agrarwirtschaft war bereits verdrängt worden, und vom Wein allein konnte man sich schließlich nicht ernähren.

1784 erlaubte Kaiser Joseph II. den Weinbauern, auf ihren Höfen auch selbst erzeugte Lebensmittel zu verkaufen, damit war der "Heurige" geboren. Noch heute gibt es in Wien rund 100 Heurige, auf den Wienbergen der Stadt werden 2 Millionen Liter Wein gekeltert.

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Sogar in der Innenstadt findet sich heute noch ein kleiner Weingarten, die rund 70 Rebstöcke stehen vor dem Haus Schwarzenbergplatz 2. Bewirtschaftet werden sie vom "Weingut Mayer am Pfarrplatz", die Weinlese des "Gemischten Satzes" wird seit 1988 jährlich durch den Bürgermeister der Stadt begleitet, in Wien spricht man daher von der "Bürgermeisterlese". Die aus dieser Lese entstanden 50 bis 60 Flaschen Wein werden jährlich im Rahmen der Aktion "Licht ins Dunkel" versteigert. [2]

Damit ist Wien die einzige Hauptstadt der Welt, die über einen eigenen Weinbau verfügt.

Wien und der Wein - ein Video

Wein und Wien
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Das Wienerische und der Wein

  • Alter: Bezeichnung für einen Wein vom vorigen Jahr
  • Heuriger: Der Wein des heurigen Jahres, der erstmals zu Martini (am 11.11.) ausgeschenkt wird
  • Staubiger: der noch ungefilterte Wein kurz nach der Gärung (noch trüb, also staubig)

Mehr Informationen zum Wein



Quellen

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 50
  2. https://www.meinbezirk.at/c-politik/buergermeister-ludwig-bei-weinlese-am-schwarzenbergplatz_a2935365