1351 - 1400: Wien im Aufbau

Aus City ABC

1351–1400: Wien im späten 14. Jahrhundert – Stifterzeit unter Rudolf IV., Universitätsgründung (1365), gotischer Großausbau an St. Stephan, Verwaltungsreformen und wiederkehrende Krisen (Pestwellen).

Kurzüberblick

Zeitraum: 1351–1400

Akteure: Rudolf IV. „der Stifter”, Albrecht III. (Österreich), Leopold III. (Habsburg), Albrecht IV. (Österreich), Wiener Rat und Zünfte, Orden und Stifte

Ort: Wien

Kontext: Konsolidierung der habsburgischen Herrschaft; programmatische Aufwertung Wiens als Residenz‑, Verwaltungs‑ und Bildungszentrum.

Hintergrund

Nach der Festigung der Habsburgerherrschaft in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts setzt im 14. Jahrhundert eine bewusste Aufwertung der Stadt ein. Unter Rudolf IV. werden markante Stiftungen und Bauvorhaben angestoßen, die Wien dauerhaft prägen.

Entwicklungen 1351–1400

Politik & Herrschaft

1358/59: Fürstliches Aufstiegsprogramm (Privilegium Maius) unter Rudolf IV. zur Aufwertung Österreichs; Wien profitiert vom gesteigerten Rang.

1379: Vertrag von Neuberg – Teilung der habsburgischen Länder in albertinische (mit Wien) und leopoldinische Linien; Wien bleibt politisches Zentrum der Albertiner.

Dynastische Wechsel: Tod Rudolf IV. (1365); Regierung Albrecht III. (1365–1395), danach Albrecht IV. (1395–1404).

Stadt, Recht & Verwaltung

Stärkung des Rates und der Stadtämter; Ausdifferenzierung von Maut‑, Zoll‑ und Gerichtsorganisation.

Zunft‑ und Marktordnungen werden geschärft, um Qualitätssicherung und Versorgung zu gewährleisten.

Wirtschaft & Handel

Wien behauptet seine Rolle im Donau‑ und Alpenquerhandel (u. a. Salz, Wein, Tuch, Metallwaren).

1382: Anbindung an den Seehandel durch habsburgischen Einfluss in Triest – indirekter Impuls für Wiener Kaufleute und Umschlag.

Bauen, Topografie & Memorialkultur

Großprojekte an St. Stephan: gotischer Ausbau, ab 1359 Beginn des Südturms (langfristiges Vorhaben); Ausbau herrscherlicher Memoria (u. a. Herzogskapelle/Grablege).

Ausbau der Hofburg (u. a. Allerheiligenkapelle im 14. Jh.) als Zeichen landesfürstlicher Präsenz in der Stadt.

Verdichtung innerhalb der Stadtmauern; Unterhalt von Toren, Gräben und Verkehrsachsen.

Bildung, Kirche & Sozialwesen

1365: Gründung der Universität Wien (Alma Mater Rudolphina) durch Rudolf IV. – institutioneller Meilenstein; in den 1380er Jahren Vollausbau mit theologischer Fakultät.

Klöster, Stifte und Bruderschaften intensivieren Seelsorge, Armen‑ und Krankenpflege.

Krisen & Resilienz

Wiederkehrende Pestwellen und Teuerungen (u. a. 1360er/1370er/1390er) belasten Bevölkerung und Wirtschaft; dennoch bleibt der Grundtrend der städtischen Entwicklung positiv.

Zeittafel 1351–1400 (Auswahl)

1358/59: Programmschrift/Urkundenkomplex Privilegium Maius.

1359: Baubeginn Südturm von St. Stephan.

1365: Gründung der Universität; Tod Rudolfs IV.

1379: Vertrag von Neuberg – Wien bei der albertinischen Linie.

1382: Triest unter habsburgischer Oberhoheit – maritime Drehscheibe im Einflussbereich.

1386/88: Niederlagen der Habsburger gegen die Eidgenossen (Sempach, Näfels) – indirekte politische Folgen; Wien bleibt Verwaltungszentrum.

1395: Tod Albrechts III.; Regierungsantritt Albrechts IV.

1399/1400: Pestjahre – demografische und wirtschaftliche Dämpfung.

Bedeutung für Wien

Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts verankert Wien als habsburgische Kern‑ und Residenzstadt. Universitätsgründung, gotischer Dom‑Ausbau und Verwaltungsverdichtung schaffen kulturelle und institutionelle Grundlagen, auf denen der Aufstieg der Stadt im 15. Jahrhundert aufbaut.

Siehe auch

Rudolf IV. (Österreich)

Albrecht III. (Österreich)

Albrecht IV. (Österreich)

Universität Wien

Stephansdom

Hofburg

Vertrag von Neuberg (1379)

Triest