Kriminalfall: Die Axtmörderin Theresia Kandl

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KRIMINALFALL: Die Axtmörderin Theresia Kandl was ist hier zu finden
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Verbrechen: Mord

Die erste Frau, die in Wien am Galgen gehenkt wurde


Therese war sehr hübsch, galt als sanftmütig und stets um Cantenance bemüht. Sie hatte ein uneheliches Kind, das kurz nach der Geburt starb. Um sich von der Schande reinzuwaschen, heiratete sie den viel älteren Kaufmann Kandl. Die Familie Kandl hatte in Matzleinsdorf gewohnt – Am Hungelgrund Nr. 9, zum Salzküffel.

Die Ehe war nicht glücklich, ihr Mann schlug und vergewaltigte sie, war oft betrunken und bösartig. Beim Verhör sagte Resi später aus: "Auskheuden hob i´s nimma”.

Am 19.12.1808 fasste Resi den Entschluss, ihrem Leiden ein Ende zu machen – und holte aus dem Keller die Axt. Ihr Mann war gerade missmutig vom Einkaufen zurückgekommen, hatte seine Frau beschimpft, ihr Schläge angedroht und war schlafen gegangen. Mit der Axt zerschlug sie dem Schlafenden den Schädel – der Wundarzt stellte später fest, dass sie ihm 10 teilweise tödliche Schläge verpasst hatte. Nun doch panisch geworden, musste sie die Leiche wegschaffen.

In der Paristengasse (heute Ziegelofengasse im 4. Bezirk) wurde der Tote dann gefunden: „an der Mauer beym Tempel sey eine Mannsperson erschlagen und der Kleydung beraubt worden“.

Der Bäckermeister Josef Werner aus Heiligenstadt lenkte den Verdacht auf Theresia: Er hatte geschäftliche Kontakte zum Kaufmann Kandl, der über Therese oft Schlimmes berichtete. Er erzählte auch, dass Therese gleich nach dem Tod ihres Mannes dessen Pfeife an ihren Bruder verschenkt hätte.

Therese wurde also verhaftet und stundenlang verhört. Vorerst belastet sie ihren ehemaligen Geliebten Michel Pellman der Mittäterschaft. Michel, der zu der Zeit beim Militär stationiert war (1809, ein Kriegsjahr Österreichischer Feldzug gegen das Herzogtum Warschau, auch Weichselfeldzug), konnte ein Alibi vorweisen – gestand allerdings auch ein, dass er vor und nach der Eheschließung von Resi „sündig mit ihr umgegangen sei“.

Bei einer Hausdurchsuchung der Kandlerschen Wohnung fand man schließlich das Tatwerkzeug, blutige Kleidung und Blutspritzer an den Wänden des Schlafzimmers. Therese gestand den Mord, und wie sie die Leiche (angeblich alleine) entsorgt hatte: Sie hatte die Leiche in einer großen Butte am Rücken quer durch Wien geschleppt. Ein Polizist hatte sie am Weg freundlich aufgehalten und ihr die schwere Butte zurechtgerückt. In der Paristengasse schließlich wurde die Last zu schwer, sie ließ die Leiche in den Schnee gleiten und eilte rasch davon.

Am 3. März 1809 wurde dann das Urteil bestätigt: Nach Vorschrift des § 119 des Gesetzes über Verbrechen wurde sie mit dem Tode bestraft. Am 13.3. stand sie am Pranger am Hohen Markt und wurde vom Volk begafft, bespuckt und beschimpft – ganz Wien war unterwegs – immerhin gab es bisher noch nie eine Frau am Galgen. Sicher ist, dass die Hinrichtung unter großem Aufwand vollzogen wurde: 332 Mann Kavallerie und Infantrie sorgten bei der Spinnerin am Kreuz für Ordnung – darunter soll auch Michel Pellmann gewesen sein.

Für Therese Kandl wurde auch eine Kapelle gebaut: Die Kandlkapelle in Atzgersdorf, Ecke Breitenfurterstraße / Hödlgasse, heute beim Campingplatz Wien Süd. Im Volksmund wird die Kapelle auch "Kapelle zur heiligen Mörderin" genannt..



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