Freyung 4

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Haus: Freyung 4 Grund-Informationen
Palais Kinsky Vienna June 2006 105.jpg
Aliasadressen =Freyung 4
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 62 | vor 1821: 70 | vor 1795: 60
Baujahr 1713-1716
Architekt Johann Lukas Hildebrandt


Das Palais Daun-Kinsky - Architektur und Geschichte

Das Palais Kinsky wurde 1713-1716 im Auftrag von Wirich Philipp Laurenz Graf von und zu Daun von Johann Lukas Hildebrandt erbaut. Graf Daun war Ritter des goldenen Vlieses, Stadtkommandant von Wien und Vizekönig von Neapel und hatte sich im Türkenkrieg und in den Spanischen Erbfolgekriegen hohe Ehren erworben.

Im Mittelalter lagen hier zwei Grundstücke mit zwei kleinen Häusern, das vordere, zur Freyung hin gelegene, war schon seit jeher in fürstlicher Hand, Besitzer waren: Freiherr von Schwarzeneck, Gräfin Fürstenberg, die Grafen Lamberg. Letzterer verkaufte es 1686 an Karl Ferdinand Graf Waldstein, der mit seinem Sohn das Nachbargrundstück dazu erwarb. 1709 kaufte Graf Daun das alte Haus auf der Freyung und beschloss, ein prächtigeres Gebäude für seine Stadtresidenz zu errichten.

Der Neubau auf dem vorhandenen Areal gestaltete sich jedoch als schwierig: es war ein langgezogenes Grundstück, etwa dreimal so lang wie breit. Hildebrandt löste dieses Problem damit, dass er zwei Innenhöfe einplante, die Repräsentationsräume lagen um den ersten Hof, in den zweiten integrierte er die Ställe und Remisen. Die Familie Daun hatte für die Ausstattung des Palais nur die besten Künstler der Zeit engagiert.

Palais Daun-Kinsky, Kupferstich

Daun bewohnte den Stadtsitz jedoch nur selten, er bevorzugte seine Sitze in Italien, Ladendorf und Kirchstetten. Sein Sohn Leopold Joseph verkaufte das Gebäude 1746 an Johann Joseph Reichsgraf von Khevenhüller, um seine finanziellen Probleme beheben zu können. Durch Heirat von Fürst Josef mit der reichen Gräfin Harrach ging das Palais 1778 schließlich in das Eigentum der Fürsten Kinsky über.

Beethoven als Ghostwirter

Der Sohn der Beiden, Ferdinand, galt als Mäzen von Beethoven. Eigentlich wäre Beethoven 1808 an den Hof des Königs von Westfalen berufen worden, Kinsky und zwei weitere Adelige boten dem Komponisten jedoch dafür, dass er in Wien bliebe, eine jährliche Leibrente von 4.000 Gulden. Ganz ohne Hintergedanken war das natürlich nicht, die drei Fürsten hatten die Absicht, sich selbst als Komponisten einen Namen zu machen und dafür Beethovens Hilfe in Anspruch zu nehmen. Natürlich sind alle Werke, die unter deren Namen auftauchten, aus der Feder von Beethoven.

Der mysteriöse Tod von Ulrich Ferdinand Kinsky

Ulrich Ferdinand Kinsky war Feldpilot im ersten Weltkrieg, Lehrer der Flieger in der Wiener Neustädter Militärakademie und Rennfahrer. Kinsky war auch Präsident des österreichischen Aeroclubs und des Herrenreiterverbandes. Im Dezember 1938 fiel er während dem Autorennen im noblen Wiener Rennverein tos um. Jahrelang kreisten um den Tod des erst 45-Jährigen Gerüchte, dass er, als Gegner der Nazis, Opfer eines Attentats gewesen sein soll.

Den Nazis kam sein Tod jedenfalls ganz gelegen, sie machten aus dem Palais auf der Freyung eine Wehrmachtszentrale. Der 11. Graf, Ulrichs Sohn Franz Ulrich, verkaufte 1986 das Palais um 35 Millionen Schilling.

Karl Wlaschek und das Mausoleum

Büste Karl Wlaschek

Seit 2002 wird das Palais als Veranstaltungsort genutzt. Es befindet sich im Privatbesitz des Billa-Gründers Karl Wlaschek (mittlerweile: Wlaschek-Stiftung). Im 2. Hof des Palais hatte Wlaschek ein Mausoleum erbauen lassen, da laut Wiener Landesgesetz eigene Grabstätten errichtet werden dürfen, wenn der eigene Grund mehr als 2.000 Quadratmeter Größe aufweist. Hier sind seine Eltern und seine vierte Ehefrau Karin begraben, auch für sich selbst hatte er zu Lebzeiten einen Platz vorgesehen. Die 59-jährige Karin Wlaschek war 2003 unerwartet bei einer Operation im AKH gestorben.

Das Palais Innen und Außen

Das Portal des Palais

Das Portal des Palais ist von zwei Säulen umrahmt, zwei Atlanten stützen den Sprengsegmentgiebel, der das Mittelfenster umrahmt. Auf den beiden Halbbögen sitzen zwei weibliche Figuren, rechts die Gerechtigkeit, links die Weisheit.[1]

Über dem Fenster ist das Wappen der Familie Kinsky mit der Fürstenkrone angebracht, es ist von Putten umrahmt. Das Wappen findet sich auch auf der Tür-Dekoration.

Im Eingangsbereich stehen in Nischen Statuen. Links sieht man Pan und Styx, rechts Venus und Aeneas und den Raub der Sabinerinnen. Auf einem Podest steht die Büste des derzeitigen Besitzers Wlaschek. Aus dem Foyer betritt man eine Einfahrtshalle, die mit Stuckdekor von Albert Camesina geschmückt ist, Von Camesina stammen die Putten, Trophäen und Reliefs römischer Soldaten. In den Nischen stehen Figuren von J. Kracker, Apollo mit Daphne und Apollo mit Aurora.

Auch das Treppenhaus, das wegen des Platzmangels seitlich angebracht ist, ist prächtig verziert, barocke Plastiken und Putten begleiten den Weg nach oben. An der Decke des Treppenhauses befindet sich ein Fresko von Marcantonio Chiarini, es stellt die Apothese eines Helden dar.

Das Deckenfresko im ovalen Hauptsaal, das Carlo Carlone geschaffen hat, stellt symbolisch den Grafen Daun als siegreichen Kriegshelden und Förderer der Kunst dar.

Der Speisesaal im Palais

Der Speisesaal ist mit reich stuckiertem Spiegelgewölbe von Rudolf von Wey verziert, von ihm stammen auch die Muse der Musik, die Putten mit Instrumenten und die Tiere mit Füllhörnern. Der Saal ist komplett vertäfelt, das besondere daran: Es handelt sich hier um das ehemalige Chorgestühl des Pressburger Domes, der von Georg Raphael Donner geschaffen wurde. Das Chorgestühl wurde 1880 eingebaut und 1904 in grau gefasst. Der Kachelofen mit den Löwenfüßen ist aus Nürnberg.

Der Marmorsaal mit der späthistorischen Wandverkleidung wurde als Tanzsaal genutzt. Das Deckengemälde wurde von Carlo Carlone gestaltet und zeigt die Abfahrt der Göttinnen zum Urteil des Paris. Es wird vermutet, dass das Bild zum 2. Hochzeitstag des Grafen Daun und seiner Frau Gräfin Herberstein beauftragt wurde.

Der Umbau

Wie viele Innenstadthäuser wurde auch das Palais mit Luxus-Dachwohnungen ausgestattet. Der 1.500 Quadratmeter große Dachboden wurde durch eine neue Stahlkonstruktion ersetzt, nun sind hier sieben Wohnungen Die sensible Ausbauweise sorgte immerhin dafür, dass von Seite der Freyung das Dach wie zuvor aussieht.



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Quellen

  1. Mazakarini Leopold: Barockpaläste der Wiener Innenstadt I, Gesellschaft für Natur und Heimatkunde, Wien, 1988, S.29-31