Weißgerberlände

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Die Weißgerberlände ist eine Straße am rechten Ufer des Donaukanals in Wien im Stadtteil Weißgerber des 3. Gemeindebezirks, Landstraße. Dieser erhielt seinen Namen von den früher in diesem Gebiet tätigen Weißgerbern. Als Lände wird ein Uferstreifen bezeichnet, der sich zum Anlegen von Schiffen eignet.

Die 1862 so benannte Straße schließt bei der seit 1859 in Betrieb befindlichen Verbindungsbahnbrücke der Strecke zwischen Nord- und Südbahnhof (heute die Schnellbahn-Stammstrecke) an die Dampfschiffstraße an und setzt sich jenseits der Rotundenbrücke, bis 1919 Sophienbrücke, in der Erdberger Lände fort. Sie wird als Einbahn Richtung flussabwärts befahren; der Verkehr in der Gegenrichtung wird am linken Donaukanalufer, im 2. Bezirk, auf der Schüttelstraße geführt. Flussseitig wird die Weißgerberlände von der 2002 benannten Friedensreich-Hundertwasser-Promenade begleitet. Um 1830 wurde für den unbefestigten Fahrweg am Ufer, der einst zur Hinrichtungsstätte führte, der Name Armen Sünder Gasse und für das Stück etwa von der heutigen Kegelgasse bis zur damaligen Sophienbrücke der Name An der Gänseweide verwendet; die Gänseweide war vom 14. bis zum 18. Jahrhundert Hinrichtungsort. Das Donaukanalufer war damals unverbaut und begrenzte die Hinterseiten der Hausgärten der Häuser, die an der Unteren Gärtnergasse, der heutigen Unteren Weißgerberstraße, lagen.

Bekannt wurde die Straße durch das an Nr. 14 gelegene Kunst Haus Wien, ein vom Maler Friedensreich Hundertwasser aus einem früheren Fabriksgebäude für eigene und fremde Werke gestaltetes Ausstellungshaus. Das Gebäude, dessen Haupteingang für Fußgänger in der parallelen Unteren Weißgerberstraße liegt, weist zur Lände, wo Besucher per Autobus ankommen, einen begrünten Hof auf. Jenseits der anderen Fahrbahnseite der Lände befindet sich eine touristische Schiffsanlegestelle der DDSG. Drei Häuserblöcke flussabwärts und einen landeinwärts befindet sich in der Kegelgasse, Ecke Löwengasse, das Hundertwasserhaus, ein städtisches Wohnhaus der 1980er Jahre, das der Künstler unter Mitarbeit eines Architekten aufsehenerregend entworfen hat.

Die Weißgerberlände ist wegen der Uferlage nur an ihrem westlichen Straßenrand verbaut. Die Häuser weisen nach dem 1862 eingeführten Wiener Hausnummernsystem ausschließlich gerade Hausnummern auf, die flussabwärts (bzw. vom zentrumsnächsten Teil der Lände ausgehend) aufsteigend vergeben wurden: von Nr. 2 (Ecke Untere Viaduktgasse) bis Nr. 62 (Ecke Rasumofskygasse, dort Haltestelle der Straßenbahnlinie 1). Es handelt sich um sechs Häuserblöcke, getrennt durch fünf abzweigende Gassen. Nahe der Rotundenbrücke findet sich im Stadtplan der 1920er Jahre ein städtisches Strombad, das nach Czeike 1904 / 1905 errichtet wurde, als die Abwässer nicht mehr in den Donaukanal geleitet wurden. Die bestehende historische Bebauung aus der Zeit etwa von 1870 bis 1910 besteht zum Großteil aus Häusern mit großbürgerlichen Mietwohnungen und zeigt, dass es sich damals um eine sehr gute Wohngegend gehandelt hat, in der solche Wohnungen marktgerecht waren. Dazu trugen die Lage am Wasser und die Nähe des Praters ebenso bei wie die geringe Entfernung vom Stadtzentrum. Zwischen Krieglergasse und Rotundenbrücke besteht ein geschlossenes Ensemble späthistoristischer großbürgerlicher Zinshäuser mit secessionistischen Fassadenelementen, die auf die landschaftliche Wirkung des Donaukanals berechnet sind und die im gegenüberliegenden Pratercottage ihr Pendant hätten finden sollen, was aber nur teilweise verwirklicht wurde. Auch an der flussabwärts gelegenen Erdberger Lände gibt es einige Häuser, die hier dazugerechnet werden können, wenn auch nicht in Form eines geschlossenen Ensembles. Zu diesem Ensemble gehören auch ein großer Teil der ungeraden Seite der Unteren Weißgerberstraße, die kanalnahen Teile der Custozzagasse, Hetzgasse und Kegelgasse, fast die ganze Paracelsusgasse und auch der etwas früher (1906–1910) planmäßig angelegte Rudolf-von-Alt-Platz.[1][2] Die Häuser wurden meist von Julius Müller und den Brüdern Anton und Josef Drexler entworfen. Unterbrochen wird das Ensemble nur durch ein 1924/1925 erbautes Beamtenwohnhaus auf Nr. 26 mit scharfkantigen Erkern und sparsamem floralen Dekor und auf Nr. 30–36 durch den Gemeindebau von Friedrich Schlossberg aus den Jahren 1931/1932.[3]