Gedicht: Das Veilchenlied
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Das Gedicht über den "Riesenfinger", nämlich den Südturm des Stephansdoms, stammt von Johann Nepomuk Vogl (* 7. Februar 1802 in Wien; † 16. November 1866 in Wien).
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Do gieng ich hin und here,
unz daz ich fand das blúmelein.
Do vergaß ich aller swere
und begunde da gar frólich sein.
Wollaut begund ich singen.
Wann auf die selben blûmen
sturzt ich meinen hut,
das ich mich tórst rúmen,
wann es daucht mich so gut;
mir solt wol gelingen.
Das sah ein vilzgebauer hindert
mir in einem tal.
Es ward im sider zu sauer,
das er treib so reichen schal.
Ich waen, der ungelinke zucht auf
den meinen hut, und sein bruder Hinke.
Sor er darumb erleidt.
Do begund mich sorge zwingen.
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Original
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Hochdeutsch
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Urlaub hab der winter
und auch der kalte snee!
Uns kumt ein sumer linder:
man siht anger unde klee
gar sumerlich bestellet.
Ir ritter und ir frauen,
ir sult auf des maien plan
den ersten veihel schauen,
der ist wunniglich getan.
Die zeit hat sich gesellet.
Ir sult den sumer grússen
und all sein ingesinde.
Er kann wol swere pússen
und fert da her so linde.
So will ich auf des maien plan
den ersten veihel suchen.
Gott geb, das es mir wol muß ergan!
der zeit soll wir gerúchen,
seit sie mir wol gefellet.
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Leb wohl, Winter
und auch du, kalter Schnee!
Auf uns kommt ein angenehmer Sommer zu:
Man sieht Anger und Klee
in sommerlicher Pracht.
Ihr Ritter und ihr Damen,
Ihr sollt auf der Frühlingswiese
nach dem ersten Veilchen Ausschau halten;
das ist so schön. Die Jahreszeit
entspricht unseren Wunschvorstellungen:
Begrüßt den Sommer und seinen Hofstaat!
Er kann sehr gut Ausgleich für alles Leid schaffen
und stellt sich so angenehm ein.
Deshalb will ich auf der Frühlingswiese
das erste Veilchen suchen.
Gott gebe, dass ich Erfolg habe!
Wir sollen alle unsere Sinne auf die
beginnende Zeit des Sommers ausrichten,
da sie mir gut gefällt.
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