Veilchenlied: Unterschied zwischen den Versionen
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<div style="letter-spacing: 2px; text-transform: uppercase">Gedichte</div> | |||
<div class="display-5" style="text-transform: uppercase; letter-spacing: 1px"">Das Veilchenlied'</div> | |||
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Das Lied über das Veilchen berichtet vom Minnesänger Neidhart von Reuental (eigentlich: "Jammertal") und seinem Fund, der zu übelriechendem Unrat wird. | |||
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beginnende Zeit des Sommers ausrichten,<br /> | beginnende Zeit des Sommers ausrichten,<br /> | ||
da sie mir gut gefällt.<br /> | da sie mir gut gefällt.<br /> | ||
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|- | |- | ||
Do gieng ich hin und here,<br /> | | Do gieng ich hin und here,<br /> | ||
unz daz ich fand das blúmelein.<br /> | unz daz ich fand das blúmelein.<br /> | ||
Do vergaß ich aller swere<br /> | Do vergaß ich aller swere<br /> | ||
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Sor er darumb erleidt.<br /> | Sor er darumb erleidt.<br /> | ||
Do begund mich sorge zwingen.<br /> | Do begund mich sorge zwingen.<br /> | ||
<br /> | |||
| Da lief ich hin und her,<br /> | |||
bis ich das Blümlein fand.<br /> | |||
Da vergaß ich alle meine Sorgen;<br /> | |||
mir wurde überaus froh zumute.<br /> | |||
Mit schöner Stimme begann ich zu singen.<br /> | |||
Alsbald stülpte ich meinen Hut über diese<br /> | |||
Blume, damit ich es wagen konnte,<br /> | |||
mich meines Fundes zu rühmen, denn es<br /> | |||
erschien mir so gut; <br /> | |||
ich sollte damit Erfolg haben!<br /> | |||
Das sah einer dieser lausigen<br /> | |||
Bauern, hinter mir in einer Bodenvertiefung<br /> | |||
Es sollte ihm später noch sauer werden,<br /> | |||
dass er so ein Getöse machte.<br /> | |||
Ich glaube, der Unglückselige, unterstützt von<br /> | |||
seinem Bruder Hinke, hob meinen Hut auf.<br /> | |||
Was er dann tat, sollte ihm noch leid tun.<br /> | |||
Da kam das Unglück über mich.<br /> | |||
<br /> | |||
|- | |||
| Do gieng ich sunder tougen<br /> | |||
auf die burg und redt also:<br /> | |||
"Die rede ist on lougen,<br /> | |||
ir solt alle wesen fro.<br /> | |||
Ich han den sumer funden."<br /> | |||
Die herzogin von Bayern,<br /> | |||
furt ich an meiner handt,<br /> | |||
mit pfeiffern, fidlern, flaiern.<br /> | |||
Freud was uns wol bekannt<br /> | |||
all zu den selben Stunden.<br /> | |||
Do sprach ich zu der feinen:<br /> | |||
"Kniet nider und hebt auf den hut.<br /> | |||
Ir lat den summer scheinen,<br /> | |||
wann das dunkt uns so gut."<br /> | |||
Die minniglich, die reine,<br /> | |||
die bot dar ir schneeweise handt,<br /> | |||
die stúrzt den hut wolumbe.<br /> | |||
sorg sie darunter fandt.<br /> | |||
Mein freund, die was verswunden.<br /> | |||
<br /> | |||
| Ich ging direkt<br /> | |||
auf die Burg und sagte:<br /> | |||
"Wirklich, ich sage die Wahrheit.<br /> | |||
Freut euch alle,<br /> | |||
ich habe den Sommer gefunden."<br /> | |||
Ich führte die bayrische Herzogin<br /> | |||
an meiner Hand,<br /> | |||
begleitet von Pfeifern, Fiedlern und<br /> | |||
Flötenspielern. Wir freuten uns<br /> | |||
alle gemeinsam in diesen Stunden.<br /> | |||
Da sprach ich zu der Feinen:<br /> | |||
"Kniet Euch hin und hebt den Hut auf.<br /> | |||
Ihr lasst uns den Glanz des Sommers<br /> | |||
sehen, denn das lieben wir alle!"<br /> | |||
Die Liebliche, Reine,<br /> | |||
hielt ihre schneeweiße Hand hin.<br /> | |||
Sie drehte den Hut um<br /> | |||
- und fand Sorge darunter.<br /> | |||
Meine Freude war verflogen.<br /> | |||
|- | |||
| Do sprach die herzoginne:<br /> | |||
"Neithart, das habt ir getan,<br /> | |||
des ich mich wol versinne.<br /> | |||
Die schmacheit muss mir nahet gan<br /> | |||
und mag euch wol gereuen.<br /> | |||
Bei allen meinen tagen<br /> | |||
geschah mir nie so leidt.<br /> | |||
das ich es torst gesagen,<br /> | |||
zu freuden bin ich unbereit.<br /> | |||
Mein leid, das will sich neuen."<br /> | |||
So waffen úber mich tummen!<br /> | |||
Ich wolt, das ich wer todt.<br /> | |||
nu muß ich leiden kumer;<br /> | |||
ich kam nie in grosser not.<br /> | |||
Die wolgemuten munde<br /> | |||
muß ich von schulden clagen,<br /> | |||
das ich mich von in kunde.<br /> | |||
das leid soll ich alleine tragen:<br /> | |||
das habt auf meine treue!<br /> | |||
<br /> | |||
| Da sprach die Herzogin:<br /> | |||
"Neithart, das habt Ihr getan,<br /> | |||
das durchschaue ich ganz genau.<br /> | |||
Diese Schande muss mir nahe gehen,<br /> | |||
und Euch wird das noch leid tun.<br /> | |||
Noch nie ward mir<br /> | |||
ein solcher Schmerz zugefügt.<br /> | |||
Dass ich es nur sage: ich habe keine Lust<br /> | |||
mehr zu irgendwelchen Ausgelassenheiten.<br /> | |||
Der Schmerz übermannt mich aufs neue."<br /> | |||
Ach, ich Idiot!<br /> | |||
Ich wünschte, ich wäre tot.<br /> | |||
Nun muss ich Schmerz erdulden;<br /> | |||
noch nie bin ich in größeres Unheil geraten.<br /> | |||
Ich muss zu Recht<br /> | |||
die frohgestimmten Lippen beklagen,<br /> | |||
dass ich mich durch sie mitgeteilt habe.<br /> | |||
Das Leid muss ich allein auf mich nehmen:<br /> | |||
das dürft ihr mir glauben!<br /> | |||
<br /> | |||
|- | |||
| An einem lobentanze<br /> | |||
gieng Irrenber und Irrenfrid<br /> | |||
mit irem rosenkranze.<br /> | |||
Roßwin, Goßwin und der schmid,<br /> | |||
die wurden faste singen<br /> | |||
und der junge Lanze,<br /> | |||
und sein bruder Unzenger,<br /> | |||
Frisper und Ranze.<br /> | |||
Gevatter Platfuß, nu tritt her,<br /> | |||
lat neue sporen klingen!<br /> | |||
Ir waren zwen und dreissig,<br /> | |||
die verlorn doch ir linkes bein.<br /> | |||
Einer, der hiez Wissigk,<br /> | |||
wie ser er úbern prúel grein:<br /> | |||
"verflucht sei der summer,<br /> | |||
den der Neithart erste fandt!<br /> | |||
Nun múß wir leiden kummer;<br /> | |||
so der veihel sei geschant!<br /> | |||
Nu múg wir nimer springen."<br /> | |||
<br /> | |||
| An dem verabredeten Tanz<br /> | |||
sprangen Irrenbar und Irrenfrid,<br /> | |||
beide mit ihrem Rosenkranz.<br /> | |||
Roßwin, Goßwin und der Schmid,<br /> | |||
die haben laut gesungen,<br /> | |||
und der junge Lanze,<br /> | |||
sein Bruder Unzenger,<br /> | |||
Frisper und Ranze.<br /> | |||
Vetter Plattfuß, komm her,<br /> | |||
lass deine neuen Sporen klingen!<br /> | |||
Es waren zweiunddreißig,<br /> | |||
die doch ihr linkes Bein einbüßten.<br /> | |||
Einer, er nennt sich Wissigk,<br /> | |||
wie laut er doch über den Hügel grölte:<br /> | |||
"Verflucht sei das Sommerzeichen,<br /> | |||
das der Neithart zuerst gefunden hat!<br /> | |||
Nun müssen wir Schmerz erdulden.<br /> | |||
Verflucht sei das Veilchen!<br /> | |||
Nie mehr können wir nun tanzen."<br /> | |||
<br /> | |||
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Aktuelle Version vom 21. März 2024, 16:51 Uhr
Original | Hochdeutsch |
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Urlaub hab der winter und auch der kalte snee! |
Leb wohl, Winter und auch du, kalter Schnee! |
Do gieng ich hin und here, unz daz ich fand das blúmelein. |
Da lief ich hin und her, bis ich das Blümlein fand. |
Do gieng ich sunder tougen auf die burg und redt also: |
Ich ging direkt auf die Burg und sagte: |
Do sprach die herzoginne: "Neithart, das habt ir getan, |
Da sprach die Herzogin: "Neithart, das habt Ihr getan, |
An einem lobentanze gieng Irrenber und Irrenfrid |
An dem verabredeten Tanz sprangen Irrenbar und Irrenfrid, |
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