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|style="background-color:#ffffff;" | 163, 164, 165 | |style="background-color:#ffffff;" | vor 1862: 163, 164, 165 | vor 1821: 170, 171, 172 | vor 1795: 367, 366, 365) | ||
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Einst standen hier drei Häuser, Stadt 163, 164 und 165. | Einst standen hier drei Häuser, Stadt 163, 164 und 165. | ||
Haus 163 war der Burgkapelle dienstbar. Es scheint erstmals 1536 in Urkunden auf. Haus 164 war einst ein Teil davon, spaltete sich dann jedoch ab. 1822 erfolgte ein Neubau, 1885 der Abriss. | Haus 163 war der Burgkapelle dienstbar. Es scheint erstmals 1536 in Urkunden auf. Haus 164 war einst ein Teil davon, spaltete sich dann jedoch ab und trug das Schild "Zum goldenen Schlüssel". 1822 erfolgte ein Neubau, 1885 der Abriss. <ref>Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 40</ref> | ||
Haus 165 gehörte 1553 einem Bäcker (Georg Fux). | Haus 165 gehörte 1553 einem Bäcker (Georg Fux). | ||
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Angelo Soliman (* um 1721 Afrika, † 21. November 1796 Stadt 165, ebenhier) gelangte als verkaufter Sklave von Nigeria nach Europa. 1734 wurde er dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz geschenkt und kam so nach Wien. Nach dessen Tod wurde er zum Chef der Dienerschaft im Hause Fürst Wenzels - der Fürst hatte Soliman geerbt | [[Angelo Soliman]] (* um 1721 Afrika, † 21. November 1796 Stadt 165, ebenhier) gelangte als verkaufter Sklave von Nigeria nach Europa. 1734 wurde er dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz geschenkt und kam so nach Wien. Nach dessen Tod wurde er zum Chef der Dienerschaft im Hause Fürst Wenzels - der Fürst hatte Soliman geerbt. | ||
Soliman | Durch einen Gewinn beim Kartenspiel (20.000 Gulden) kam er zu sozialem Aufstieg und war mit vielen Persönlichkeiten der Gesellschaft befreundet. 1781 trat Soliman der Loge "Zur wahren Eintracht" bei, in der er Mozart kennen lernte. Er dürfte Mozart als Vorbild des Mohren Monastatos in der Zauberflöte gedient haben. | ||
Soliman starb an einem Schlaganfall, aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe missbrauchte man seine Leiche. Der Körper wurde beschlagnahmt, von seinem Kopf machte man einen Gipsabdruck, der erst 1996 im Rollettmuseum in Baden aufgefunden wurde, und seine Haut wurde abgezogen, ausgestopft und im Kaiserlichen Naturalienkabinett als halbnackter Wilder mit Federn und Muschelkette zur Schau gestellt. Das Exponat verbrannte 1848. | |||
Nach ihm ist der [[Angelo-Soliman-Weg]] im 3. Bezirk benannt. | |||
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== Quellen == | == Quellen == |
Aktuelle Version vom 1. November 2020, 09:32 Uhr
Haus: Tiefer Graben 9 | Grund-Informationen | ||||||||
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Das Haus - Architektur und Geschichte
1885 ließ die Union-Baugesellschaft das Haus 9 von Josef Hudetz errichten.
Vorgängerhäuser
Einst standen hier drei Häuser, Stadt 163, 164 und 165.
Haus 163 war der Burgkapelle dienstbar. Es scheint erstmals 1536 in Urkunden auf. Haus 164 war einst ein Teil davon, spaltete sich dann jedoch ab und trug das Schild "Zum goldenen Schlüssel". 1822 erfolgte ein Neubau, 1885 der Abriss. [1]
Haus 165 gehörte 1553 einem Bäcker (Georg Fux).
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
Wohn- und Sterbehaus des Kammerdieners Angelo Soliman
Angelo Soliman (* um 1721 Afrika, † 21. November 1796 Stadt 165, ebenhier) gelangte als verkaufter Sklave von Nigeria nach Europa. 1734 wurde er dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz geschenkt und kam so nach Wien. Nach dessen Tod wurde er zum Chef der Dienerschaft im Hause Fürst Wenzels - der Fürst hatte Soliman geerbt.
Durch einen Gewinn beim Kartenspiel (20.000 Gulden) kam er zu sozialem Aufstieg und war mit vielen Persönlichkeiten der Gesellschaft befreundet. 1781 trat Soliman der Loge "Zur wahren Eintracht" bei, in der er Mozart kennen lernte. Er dürfte Mozart als Vorbild des Mohren Monastatos in der Zauberflöte gedient haben.
Soliman starb an einem Schlaganfall, aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe missbrauchte man seine Leiche. Der Körper wurde beschlagnahmt, von seinem Kopf machte man einen Gipsabdruck, der erst 1996 im Rollettmuseum in Baden aufgefunden wurde, und seine Haut wurde abgezogen, ausgestopft und im Kaiserlichen Naturalienkabinett als halbnackter Wilder mit Federn und Muschelkette zur Schau gestellt. Das Exponat verbrannte 1848.
Nach ihm ist der Angelo-Soliman-Weg im 3. Bezirk benannt.
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Quellen
- ↑ Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 40