Rasumofskygasse 23-25: Unterschied zwischen den Versionen
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Rasumofskygasse 25, um 1902 | Rasumofskygasse 25, um 1902 | ||
Als Rasumofsky im Alter von 84 Jahren ohne Nachkommen starb, verkaufte seine Witwe 1838 Palais und Park um 190.000 Österreichische Gulden und eine jährliche Leibrente von 12.000 Österreichischen Gulden an Alois Fürst Liechtenstein (bis 1851 provisorisch Residenz während des Umbaus des Stadtpalais 1, Bankgasse 9), der als Kunstmäzen hier einen Kreis von Künstlern um sich sammelte (Füger, Krafft, Lampi); der Kupferstecher Passini wohnte im Palais. Nachdem Liechtenstein das Rasumofskypalais als Wohnsitz aufgegeben hatte, vermieteten es die Liechtenstein 1851-1873 an den österreichischen Staat, der in einem Teil desselben die (1849 gegründete) k. k. Geologische Reichsanstalt (Geologische Bundesanstalt) und in einem zum Palais gehörenden Nebengebäude eine Oberrealschule unterbrachte. Als diese in die aufgelassene Zigarrenfabrik unter den Weißgerbern übersiedelte, bezog die freiwerdenden Räume das 1869 gegründete Realgymnasium, das 1877 in ein Gymnasium umgewandelt wurde und in dem 1879 aufgeführten Neubau des von der Staatsverwaltung 1873 angekauften Palais eine Heimstätte erhielt. Durch die Parzellierung des großen von Konrad Johann Rosenthal angelegten Parks entstand eine Anzahl von Straßenzügen. 1944 wurde der Südtrakt durch Fliegerbomben zerstört und von 1949-1951 wiederhergestellt. Als Kuriosum wird in einem der Räume des ersten Stocks ein in der Hoftäfelung befindliches Loch gezeigt: Einschuss einer Gewehrkugel der kroatischen Truppen des Feldmarschalls Jellačič am 31. Oktober 1848. | Als Rasumofsky im Alter von 84 Jahren ohne Nachkommen starb, verkaufte seine Witwe 1838 Palais und Park um 190.000 Österreichische Gulden und eine jährliche Leibrente von 12.000 Österreichischen Gulden an Alois Fürst Liechtenstein (bis 1851 provisorisch Residenz während des Umbaus des Stadtpalais 1, Bankgasse 9), der als Kunstmäzen hier einen Kreis von Künstlern um sich sammelte (Füger, Krafft, Lampi); der Kupferstecher Passini wohnte im Palais. Nachdem Liechtenstein das Rasumofskypalais als Wohnsitz aufgegeben hatte, vermieteten es die Liechtenstein 1851-1873 an den österreichischen Staat, der in einem Teil desselben die (1849 gegründete) k. k. Geologische Reichsanstalt (Geologische Bundesanstalt) und in einem zum Palais gehörenden Nebengebäude eine Oberrealschule unterbrachte. Als diese in die aufgelassene Zigarrenfabrik unter den Weißgerbern übersiedelte, bezog die freiwerdenden Räume das 1869 gegründete Realgymnasium, das 1877 in ein Gymnasium umgewandelt wurde und in dem 1879 aufgeführten Neubau des von der Staatsverwaltung 1873 angekauften Palais eine Heimstätte erhielt. Durch die Parzellierung des großen von Konrad Johann Rosenthal angelegten Parks entstand eine Anzahl von Straßenzügen. 1944 wurde der Südtrakt durch Fliegerbomben zerstört und von 1949-1951 wiederhergestellt. Als Kuriosum wird in einem der Räume des ersten Stocks ein in der Hoftäfelung befindliches Loch gezeigt: Einschuss einer Gewehrkugel der kroatischen Truppen des Feldmarschalls Jellačič am 31. Oktober 1848. | ||
Rauchfangkehrergasse (3, Landstraße), benannt (Datum unbekannt) nach dem bürgerlichen Rauchfangkehrer Anton Matthias Kottel, der das Haus "Zum goldenen Rauchfang" (3, Rasumofskygasse 23) besaß. | |||
An der Stelle dieses Hauses und sechs weiterer Gebäude entstand das Rasumofskypalais. Mit der Demolierung des Hauses "Zum goldenen Rauchfang" verschwand auch der einstige Gassenname. | |||
== Gedenktafel == | == Gedenktafel == |
Version vom 17. Februar 2018, 11:25 Uhr
Die "K. k. Geologische Reichsanstalt" wurde am 15. November 1849 durch den Mineralogen Wilhelm Karl Ritter von Haidinger gegründet (Direktor bis 1866); sie entstand durch Umwandlung des 1835 gegründeten Montanistischen Museums, dessen Leiter zunächst Friedrich Mohs (1835-1839) und ab 1840 Haidinger gewesen war und in dessen Räumlichkeiten es anfangs auch untergebracht wurde. Die Geologische Reichsanstalt war das erste geologische Institut dieser Art auf dem europäischen Festland. Den Grundstock zu den Sammlungen hatte 1835 August Fürst Lobkowitz gelegt, als er, damals Präsident der Hofkammer für Münz- und Bergwesen, sämtliche Bergämter der Monarchie beauftragte, sogenannte "Geologische Suiten" einzuschicken; die Aufstellung der Gesteine übernahm ab 1840 Haidinger. Bereits 1851 erfolgte die Übersiedlung ins Rasumofskypalais. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Anstalt mehrfach umbenannt (1918 Geologische Reichsanstalt, 28. August 1919 Geologische Staatsanstalt, 11. August 1921 Geologische Anstalt, 24. Jänner 1922 Geologische Bundesanstalt). In der nationalsozialistischen Ära war die Geologische Bundesanstalt lediglich eine Wiener Zweigstelle des Reichsamts für Bodenforschung in Berlin; in den letzten Kriegstagen wurde das Gebäude von Bomben getroffen, doch konnten die Schäden bis 1951 behoben werden. In der Vorhalle befinden sich eine Büste Haidingers und eine Gedentafel (mit Porträtrelief) für seinen Nachfolger Franz von Hauer (Direktor 1866-1885). 1979 kam es zur Reorganisation der Geologischen Bundesanstalt. Die Anstalt gibt seit 1850 ein Jahrbuch, seit 1852 Abhandlungen und seit 1982 das Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt heraus (1867-1982 Verhandlungen der Geologischen Reichsanstalt beziehungsweise Bundesanstalt); dazu kommen seit 1984 populärwissenschaftliche Veröffentlichungen und seit 1986 "Berichte der Geologische Bundesanstalt". Erarbeitet wird unter anderem die Geologische Karte der Republik Österreich 1:50.000; zu den Hauptaufgaben gehören Forschung, Kartierung, Dokumentation und Information; die Geologische Bundesanstalt verfügt über eine Kartensammlung, Archiv und Bibliothek.
Rasumofskypalais (3, Rasumofskygasse 23-25), an der Grenze zwischen den Vorstädten Landstraße und Erdberg 1806/1807 von Louis Montoyer (Baumeister Josef Meissl der Jüngere) in klassizistischen Formen (Palladiostil) für den russischen Gesandten in Wien (1792-1809; blieb anschließend als Privatmann in Wien), Andrej Kyrillowitsch Graf (später Fürst) Rasumofsky (1752-1836; Gattin Konstantine), erbaut (eines der vornehmsten klassizistischen Bauwerke Wiens); gegenüber (3, Rasumofskygasse 20-24) lag das Stallgebäude, außerdem besaß das Palais eine Kapelle und eine große Reitschule. Rasumofsky kaufte für das Palais und den ausgedehnten Park 1792-1800 und 1803-1807 verschiedene Grundstücke sowie sieben kleinere Häuser in der Rauchfangkehrergasse (Rasumofskygasse), 1812 auch noch Grundstücke des Freiherrn von Haggenmüller (Hagenmüllergasse), die sich bis zum Donaukanal erstreckten. Auf diesem Areal ließ er durch den Gärtner Konrad Rosenthal den von einem kleinen Arm des Donaukanals durchflossenen herrschaftlichen Park anlegen. Entlang des von ihm hergetellten Fahr- und Fußwegs in der später nach ihm benannten Rasumofskygasse ließ er Bäume pflanzen und diese Allee bei ihrer Einmündung in die Marxergasse durch einen Schwibbogen aus massiven Steinen abschließen. 1797 ließ er durch den Bauvorsteher Exner eine Brücke über den Donaukanal bauen; sie wurde 1809 durch den Eisgang zerstört, 1810 wiederhergestellt. Das Palais beherbergte bedeutende Kunstschätze, Rasumofsky wurde aber auch als Gönner Ludwig van Beethovens bekannt (im Musiksalon des Palais im Dezember 1808 Uraufführung der 5. Symphonie Beethovens). Am 31. Dezember 1814 gaben Rasumofsky beziehungsweise Kaiser Alexander I. von Russland im Palais (in dem während des Wiener Kongresses mehrfach Veranstaltungen abgehalten worden waren) einen Silvesterball, bei dessen Vorbereitungen (infolge eines Schadens an einer neuartigen Heizungsanlage) ein Feuer ausbrach, dem der Hintertrakt des Palais mit zahlreichen Kunstschätzen zum Opfer fiel. Noch am Brandplatz gewährte Zar Alexander ein Darlehen von 400.000 Silberrubel. Der Wiederaufbau (unter Verwendung sparsameren Materials [beispielsweise Stuckmarmor statt Marmor]) erforderte Jahre, doch versuchte man die Erlesenheit der Innenausstattung wiedererstehen zu lassen (Vorhalle, kreisrunder Kuppelsaal mit Pilasterordnung und kassettierter Kuppel und dekorativer Plastik [wahrscheinlich von Franz Christian Thaller], Bibliothek mit Vertäfelung, großer Saal mit korinthischen Säulen und Stuckreliefs).
Rasumofskygasse 25, um 1902
Als Rasumofsky im Alter von 84 Jahren ohne Nachkommen starb, verkaufte seine Witwe 1838 Palais und Park um 190.000 Österreichische Gulden und eine jährliche Leibrente von 12.000 Österreichischen Gulden an Alois Fürst Liechtenstein (bis 1851 provisorisch Residenz während des Umbaus des Stadtpalais 1, Bankgasse 9), der als Kunstmäzen hier einen Kreis von Künstlern um sich sammelte (Füger, Krafft, Lampi); der Kupferstecher Passini wohnte im Palais. Nachdem Liechtenstein das Rasumofskypalais als Wohnsitz aufgegeben hatte, vermieteten es die Liechtenstein 1851-1873 an den österreichischen Staat, der in einem Teil desselben die (1849 gegründete) k. k. Geologische Reichsanstalt (Geologische Bundesanstalt) und in einem zum Palais gehörenden Nebengebäude eine Oberrealschule unterbrachte. Als diese in die aufgelassene Zigarrenfabrik unter den Weißgerbern übersiedelte, bezog die freiwerdenden Räume das 1869 gegründete Realgymnasium, das 1877 in ein Gymnasium umgewandelt wurde und in dem 1879 aufgeführten Neubau des von der Staatsverwaltung 1873 angekauften Palais eine Heimstätte erhielt. Durch die Parzellierung des großen von Konrad Johann Rosenthal angelegten Parks entstand eine Anzahl von Straßenzügen. 1944 wurde der Südtrakt durch Fliegerbomben zerstört und von 1949-1951 wiederhergestellt. Als Kuriosum wird in einem der Räume des ersten Stocks ein in der Hoftäfelung befindliches Loch gezeigt: Einschuss einer Gewehrkugel der kroatischen Truppen des Feldmarschalls Jellačič am 31. Oktober 1848.
Rauchfangkehrergasse (3, Landstraße), benannt (Datum unbekannt) nach dem bürgerlichen Rauchfangkehrer Anton Matthias Kottel, der das Haus "Zum goldenen Rauchfang" (3, Rasumofskygasse 23) besaß. An der Stelle dieses Hauses und sechs weiterer Gebäude entstand das Rasumofskypalais. Mit der Demolierung des Hauses "Zum goldenen Rauchfang" verschwand auch der einstige Gassenname.
Gedenktafel
Die Granittafel, die 2005 hier angebracht wurde, zeigt ein schmiedeeisernes Wappen und das Porzellan-Porträt des Botschafters und Fürsten Andrej K. Rasumovsky.
Bild | Anlass/Persönlichkeit | Text der Tafel |
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Rasumovsky, Andrej | In diesem Gebäude wohnte FÜRST ANDREJ K. RASUMOVSKY |
Wilhelm Karl Haidinger (ab 1865 Ritter von), * 5. Februar 1795 Wien, † 19. März 1871 Dornbach (Dornbacher Friedhof, später Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 0, Nummer 7), Mineraloge, Geologe Als größter Erfolg gelang ihm jedoch die Gründung der k. k. Geologischen Reichsanstalt am 15. November 1849 (Geologische Bundesanstalt), deren Direktor er 1849-1866 war (Büste 3, Rasumofskygasse 23-25).