Johannesgasse 4A: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Haus Johannesgasse 4A (Stadt 985) war der "Mailberger Hof". Ein Haus an dieser Stelle wurde erstmals 1375 erwähnt, ab dem 16. Jahrhundert gehörte er der Johanniter-Kommende in Mailberg, nach der die Benennung erfolgte. Ein Teil des Grundstückes war bereits ab 1452 in deren Besitz. | |||
Zwischen 1587 und 1627 erwarben die Jesuiten Teile des Areals, bis diese schließlich 1627 ein großes neues Haus anstelle der kleineren alten errichten ließen, es wurde als "Pilgrimshaus" bekannt. Als Ersatz kauften die Mailberger ein Areal auf der [[Annagasse 7]]. | |||
=== Maroltingerhof === | |||
Haus Johannesgasse 4B nannte sich "Maroltingerhof", es dürfte um 1500 im Besitzer der Bürger Maroltinger gewesen sein. 1563 besaß es Christoph Entzianer, der Enkelsohn des | |||
ehemaligen Rectors der Universität Dr.med. Johann [[Entzianer, Johann|Entzianer]]. | |||
Ein späterer Besitzer, Michael Adolf Graf [[Althan, Michael Adolf|Althan]] verkaufte es an die Jesuiten, die 1627 ihr Noviziatshaus auf dem Grundstück errichteten. | |||
=== Normalschule und Realschule === | |||
1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, beide Häuser wurden zu dem heutigen vereint und als Schule genutzt. Im Nordtrakt war ebenerdig die Normalschule zu finden, im ersten Stock die Realschule. | |||
Der Keller wurde an Weinhändler verpachtet. | |||
Nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurden die beiden Gebäude zusammen mit dem Nachbarhaus (Johannesgasse 4; siehe Kaufmännisches Vereinshaus) als Schule verwendet. 1884 kamen sie durch Tausch in den Besitz der Gemeinde Wien und wurden abgebrochen. An ihre Stelle trat ein Doppelhaus, das die Nummern Johannesgasse 4A und B trug und eine Volksschule für Knaben und Mädchen beherbergte. Nach deren Auflassung im Jahr 1925 wurden die Räume von der "Radio Verkehrs AG" (RAVAG) bezogen, die im Oktober 1925 den Sendebetrieb aufnahm. 1927 ließ diese eine Gedenktafel für Robert von Lieben, den Erfinder der Verstärkerröhre, anbringen. Am 13. Oktober 1926 wurde das Eigentumsrecht am Haus durch einen Gerichtsbeschluss der Gemeinde Wien einverleibt. | Nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurden die beiden Gebäude zusammen mit dem Nachbarhaus (Johannesgasse 4; siehe Kaufmännisches Vereinshaus) als Schule verwendet. 1884 kamen sie durch Tausch in den Besitz der Gemeinde Wien und wurden abgebrochen. An ihre Stelle trat ein Doppelhaus, das die Nummern Johannesgasse 4A und B trug und eine Volksschule für Knaben und Mädchen beherbergte. Nach deren Auflassung im Jahr 1925 wurden die Räume von der "Radio Verkehrs AG" (RAVAG) bezogen, die im Oktober 1925 den Sendebetrieb aufnahm. 1927 ließ diese eine Gedenktafel für Robert von Lieben, den Erfinder der Verstärkerröhre, anbringen. Am 13. Oktober 1926 wurde das Eigentumsrecht am Haus durch einen Gerichtsbeschluss der Gemeinde Wien einverleibt. |
Version vom 8. April 2017, 09:14 Uhr
Grund-Information | |
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![]() Johannesgasse 4A | |
Aliasadressen | =Johannesgasse 4A |
Ehem. Konskriptionsnummer | vor 1861: 980 | vor 1821: 1039 | vor 1795: 1008 |
Baujahr | 1885 |
Architekt | Eduard Uhl |
Das Haus - Architektur und Geschichte
Das 1885 erbaute Haus
Vorgängerhäuser
Mailberger Hof
Das Haus Johannesgasse 4A (Stadt 985) war der "Mailberger Hof". Ein Haus an dieser Stelle wurde erstmals 1375 erwähnt, ab dem 16. Jahrhundert gehörte er der Johanniter-Kommende in Mailberg, nach der die Benennung erfolgte. Ein Teil des Grundstückes war bereits ab 1452 in deren Besitz.
Zwischen 1587 und 1627 erwarben die Jesuiten Teile des Areals, bis diese schließlich 1627 ein großes neues Haus anstelle der kleineren alten errichten ließen, es wurde als "Pilgrimshaus" bekannt. Als Ersatz kauften die Mailberger ein Areal auf der Annagasse 7.
Maroltingerhof
Haus Johannesgasse 4B nannte sich "Maroltingerhof", es dürfte um 1500 im Besitzer der Bürger Maroltinger gewesen sein. 1563 besaß es Christoph Entzianer, der Enkelsohn des ehemaligen Rectors der Universität Dr.med. Johann Entzianer.
Ein späterer Besitzer, Michael Adolf Graf Althan verkaufte es an die Jesuiten, die 1627 ihr Noviziatshaus auf dem Grundstück errichteten.
Normalschule und Realschule
1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, beide Häuser wurden zu dem heutigen vereint und als Schule genutzt. Im Nordtrakt war ebenerdig die Normalschule zu finden, im ersten Stock die Realschule.
Der Keller wurde an Weinhändler verpachtet.
Nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurden die beiden Gebäude zusammen mit dem Nachbarhaus (Johannesgasse 4; siehe Kaufmännisches Vereinshaus) als Schule verwendet. 1884 kamen sie durch Tausch in den Besitz der Gemeinde Wien und wurden abgebrochen. An ihre Stelle trat ein Doppelhaus, das die Nummern Johannesgasse 4A und B trug und eine Volksschule für Knaben und Mädchen beherbergte. Nach deren Auflassung im Jahr 1925 wurden die Räume von der "Radio Verkehrs AG" (RAVAG) bezogen, die im Oktober 1925 den Sendebetrieb aufnahm. 1927 ließ diese eine Gedenktafel für Robert von Lieben, den Erfinder der Verstärkerröhre, anbringen. Am 13. Oktober 1926 wurde das Eigentumsrecht am Haus durch einen Gerichtsbeschluss der Gemeinde Wien einverleibt.
Juliputsch
Beim nationalsozialistischen Umsturzversuch vom 25. Juli 1934, dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zum Opfer fiel, war auch dieses Gebäude Schauplatz blutiger Kämpfe. Eine Gruppe von 14 Mann fuhr gegen 13:00 mit einem Lastwagen vor, schlug den Türposten nieder und drang in den Senderaum ein, wo die Nachricht gesendet wurde, dass der Kanzler zurückgetreten sei. Inzwischen war die Polizei mit Panzerwägen vorgefahren, hatte die umliegenden Gebäude besetzt und im gegenüberliegenden Bankhaus "Kux, Bloch & Co." zwei Maschinengewehre in Stellung gebracht. Mit diesen sowie vom Dach aus wurde das Feuer auf die Putschisten eröffnet, wobei Hof- und Straßenseite des RAVAG-Gebäudes beschossen wurden. Als die Angreifer in den Keller flohen, kam Tränengas zum Einsatz, das sie zum Verlassen dieser Räume zwang. Danach drang eine Sturmkolonne der Polizei durch das Tor in das Gebäude ein, überwältigte die Nationalsozialisten und nahm sie fest. Dabei wurde neben einem weiteren Putschisten der 32jährige Rädelsführer Erich Schredt getötet. Auf Seite der Polizei kam ein Bezirksinspektor ums Leben. Weitere Opfer waren der Chauffeur des Generaldirektors und der Schauspieler Rudolf Ferstel, der sich den Angreifern in den Weg gestellt hatte. Ein weiterer Schauspieler musste durch die Ereignisse in eine psychiatrische Klinik gebracht werden. Um 15:45 kehrte wieder Ruhe in das Gebäude ein, doch war dem Inventar schwerer Schaden zugefügt worden: Mikrophone und andere Apparate waren beschädigt und die Vorhänge, die zur Verbesserung der Tonqualität aufgehängt waren, in Brand gesteckt worden, sodass die Feuerwehr gerufen werden musste. Um das Gebäude von der Außenwelt abzuschirmen, waren die Telephonleitungen aus den Wänden gerissen beziehungsweise durchgeschnitten worden. Darüberhinaus wies das Haus durch die Kämpfe viele Einschüsse auf.
Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien
Nachdem die RAVAG im Jahr 1938 in die Argentinierstraße übersiedelt war, wurde die Gedenktafel für Robert von Lieben entfernt und das Konservatorium der Stadt Wien (heute "Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien") im adaptierten Gebäude untergebracht.
Musikkonservatorium
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