Neuer Markt 17: Unterschied zwischen den Versionen

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== Das Herrenhuterhaus - Architektur und Geschichte ==
== Das Herrenhuterhaus - Architektur und Geschichte ==


Seinen Namen erhielt das Herrenhuterhaus von dem hier seit 1797 ansässig gewesenen Leinwandgeschäft »zum Herrnhüter«. Eine Statue von einem Mann mit Hut und Schild bezeugt den Namen. Bis 009 befand sich hier das Bekleidungsunternehmen Fürnkranz.
Seinen Namen erhielt das Herrenhuterhaus von dem hier seit 1797 ansässig gewesenen Leinwandgeschäft »zum Herrnhüter«. Eine Statue von einem Mann mit Hut und Schild bezeugt den Namen. Die Figuren am Giebel stammen von Hans Bitterlich.  


Das Innere wurde saniert; seit 2010 befindet sich in den unteren Etagen nun ein Billa Corso genannter Flagshipstore der Lebensmittelkette Billa.
Bis 2009 befand sich im gleichen Geschäftslokal das Bekleidungsunternehmen "Fürnkranz". Das Innere wurde saniert; seit 2010 befindet sich in den unteren Etagen nun ein "Billa Corso" genannter Flagshipstore der Lebensmittelkette Billa.


== Vorgängerhaus ==
== Vorgängerhäuser ==


Einst standen hier mehrere Häuser, die die gesamte Stirnfront des Hohen Marktes einnahmen, drei, Stadt 1067, 1068 und 1069, standen auf Seite des Hohen Marktes, Stadt 1084 an der Seilergasse.


Haus 1084 trug den Namen "Zu den sieben Körben", nach einem gut frequentierten Bierhaus, das noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts hier situiert war. Die erste Erwähnung eines Hauses findet sich 1368, damals war das Haus dem Schottenstift dienstbar, das es in diesem Jahr an Johann von Tirna verkaufte. 1454 kaufte es die Witwe des Bürgermeisters Hanns Würffel.
Haus 1067 wurde erstmals 1445 urkundlich erwähnt und war lange Zeit als "Zu den drei Säulen" bekannt. Zwischen 1702 und 1715 wohnte der Komponist und Musiktheoretiker Johann Joseph Fux hier.
Das Nebenhaus, Stadt 1068, nannte sich "Zur schönen Lebzelterin". Das erste bekannt Haus wurde 1475 erwähnt, brannte jedoch 1525 vollständig ab. Danach stand es immer wieder in Besitz von Lebzeltern, auch eine Legende, die weiter unten nachzulesen ist, soll sich hier zugetragen haben. Im 17. Jahrhundert gehörte das Haus dem Lebzelter Georg Neuhauser.  


Ein weiterer wohlhabender Besitzer war der Leibarzt von Erzherzog Maximilian, Diomedes Cornarius (1586).  
Zwischen dem 5. April 1836 und dem 10. März 1837 gehörte das Gebäude dem akademischen Maler Thomas Ender.


Haus 1069, heute Hoher Markt 19, bestand einst aus zwei kleinen Häusern und wurde um 1642 zu einem verbaut. Zwischen 18. November 1773 und 4. März 1802 gehörte es der Gastwirtswitwe Anna Obermayr, weshalb es den Namen "Obermayr'sches Haus" erhielt.


Ein kleines Haus auf dem Areal (vor Bau des Herrnhutherhauses) gehörte Jakob Kaschauer. 1702 wohnte hier Johann Joseph Fux
Haus 1084 trug den Namen "Zu den sieben Körben", nach einem gut frequentierten Bierhaus, das noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts hier situiert war. Die erste Erwähnung eines Hauses findet sich 1368, damals war das Haus dem Schottenstift dienstbar, das es in diesem Jahr an Johann von Tirna verkaufte. 1454 kaufte es die Witwe des Bürgermeisters Hanns Würffel. Ein weiterer wohlhabender Besitzer war der Leibarzt von Erzherzog Maximilian, Diomedes Cornarius (1586).  


An der Stelle des gegenwärtigen Herrnhuterhauses, das die ganze nördliche Stirnfront des Neuen Markts einnimmt, standen vier kleinere Häuser (drei am Neuen Markt [Konskriptionsnummer 1067-1069; später Neuer Markt 17-19], das vierte in der Seilergasse [Konskriptionsnummer 1084, später Seilergasse 11, heute Seilergasse 9]).
== Sagen und Legenden ==


Haus Stadt 1067 / Neuer Markt 17, Seilergasse 13 "Zu den drei Säulen", "Herrnhuterhaus"
{| class="prettytable" width="100%"
|- bgcolor="darkred"
!<span style="color:#ffffff"> '''Die Sage'''  </span>
!<span style="color:#ffffff"> '''Die Legende der schönen Lebzelterin'''</span>
|-
| style="background-color:#dedede" | [[File:File:Donnerbrunnen Wien 20091006 007.JPG|250px|center]]
| style="background-color:#dedede" |
Hier lebte einst ein alter Lebkuchenbäcker, der sich eine schöne junge Braut nahm: Simonette. Die junge Dame flirtete gern und so machte sich auch dem Künstler Raphael Donner schöne Augen, der in der Mansarde des Hauses wohnte. Dem gefiel das junge Mädchen gut und wie es kommen musste, verliebte er sich in sie. Eine Wachsbüste, die er von seiner jungen Hausherrin machte, soll durch Zufall bis zu Prinz Eugen vorgedrungen sein, damit war Donner in der Kunstszene anerkannt.


Dieses Eckhaus, das den Namen "Zu den drei Säulen" ("Zu den drey Säulln") trug, wird 1445 erstmals in einer Urkunde genannt. Zu Beginn des nächsten Jahrhunderts wurde es wegen Steuerschulden von der Gemeinde eingezogen und 1508 erneut verkauft. Als nach 1563 der damalige Eigentümer Schulden nicht bezahlen konnte, kam es zu einer gerichtlichen Klage, woraufhin das Haus geschätzt und den Gläubigern zugesprochen wurde. Zwischen 1702 und 1715 wohnte der Komponist und Musiktheoretiker Johann Joseph Fux in diesem Gebäude. 1797 eröffnete die Familie Felbermayr hier das Leinwandgeschäft "Zum Herrnhuter" (benannt nach der evangelischen Brudergemeinde zu Herrnhut in Schlesien; barocke Herrnhuterfigur an der Fassade) und erwarb später auch das Haus, das nun häufig als "Herrnhuterhaus" bezeichnet wurde.  
Auch die bekrönende Figur am Donnerbrunnen (die Allegorie der March) soll die Züge von Simonette tragen. <ref>Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 4. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 2</ref>


Haus Stadt 1068 / Neuer Markt 18 "Zur schönen Lebzelterin"
|}


Hier stand ursprünglich ein bereits 1475 urkundlich erwähntes Haus, das beim großen Stadtbrand des Jahres 1525 vollständig abbrannte. Später gehörte das wiedererrichtete Haus häufig Lebzeltern. Um das Haus rankt sich die Sage, für die Allegorie der March seines Providentiabrunnens (sogenannter Donnerbrunnen) habe sich Georg Raphael Donner die Gattin des Hausherrn zum Vorbild genommen, in die er sich (angeblich in einer Mansarde des Hauses logierend) verliebt habe. Zwischen dem 5. April 1836 und dem 10. März 1837 gehörte es dem akademischen Maler Thomas Ender (ausführlichere Beschreibung im Artikel Zur schönen Lebzelterin).
Haus Stadt 1069 / Neuer Markt 19
Hier standen ursprünglich hier zwei Objekte:
Haus A
Dieses Haus wurde im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts vom Nachbarhaus Stadt 1068 abgetrennt. Zu Beginn des folgenden Jahrhunderts hatten die Besitzer 800 Gulden Schulden angehäuft, sodass das auf 1570 Gulden geschätzte Haus dem Gläubiger zugesprochen wurde. 1642 wurde es vom Besitzer des Hauses B erworben.
Haus B
1446 scheint dieses Gebäude erstmals in Urkunden auf. Beim großen Stadtbrand von 1525 wurde es vollständig zerstört und erst zwischen 1539 und 1542 wieder aufgebaut.
"Obermayersches Haus"
Nachdem sich die beiden Gebäude seit 1642 stets in einer Hand befunden hatten, wurden sie zu einem unbekannten Zeitpunkt zu einem verbaut. Bereits auf dem Suttinger-Plan (1684) ist nur mehr ein Objekt zu sehen, obwohl im Grundbuch weiterhin zwei Häuser verzeichnet wurden. Zwischen 18. November 1773 und 4. März 1802 gehörte es der Gastwirtswitwe Anna Obermayr.
Wohn- und Geschäftshaus "Zum Herrnhuter"
1899 wurden alle vier Häuser abgerissen. Das heutige Gebäude, dessen Name vom alten Haus Stadt 1067 übernommen wurde, entstand 1900/1901 nach Plänen von Julius Mayreder (beziehungsweise nach anderen Angaben von Julius Oberleithner) und steht auf einer Grundfläche von 740 Quadratmetern. Es ruht hof- und gassenseitig durch drei Geschosse auf Granitpfeilern, die Mittelmauer auf betonummantelten Eisenständern. Auch der Dachstuhl wurde aus Eisen hergestellt. Die Figuren am Giebel stammen von Hans Bitterlich. Im Souterrain, Paterre und Mezzanin wurde das Leinen- und Modewarengeschäft "Zum Herrnhuter" untergebracht.
Durch dieses Gebäude wurde die Nordseite des Neuen Marktes vollständig verändert. Schon vor Baubeginn wurde es an die "Leinen- und Baumwollwarenfabrik Ed. Oberleithners Söhne" mit Sitz in Mährisch Schönberg (heute Šumperk) verkauft. 1935 kam es in Privatbesitz, wurde aber 1948 von der "Anglo Elementar Versicherungs A.G." erworben.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Haus Stadt 1067:
Leinwandgeschäft "Zum Herrnhuter"
Haus Stadt 1084:
Bierhaus "Zu den sieben Körben" (befand sich laut Harrer [ Paul Harrer: Wien, seine Häuser ] im Nachbarhaus Stadt 1067)
Wohn- und Geschäftshaus "Zum Herrnhuter:"
Leinen- und Modewarengeschäft "Zum Herrnhuter"
Modesalon Fürnkranz


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[[Kategorie:Gebäude]]
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[[Kategorie:Architekten:Julius Oberleithner]]
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[[Kategorie:Bauten]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]
 


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 3. April 2017, 15:36 Uhr

Grund-Information
Hernhuthaus vienna.jpg

Neuer Markt 17

Aliasadressen =Neuer Markt 17, =Seilergasse 9
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 1084, 1067, 1068, 1069 | vor 1821: 1151, 1133, 1134, 1135 | vor 1795: 1095, 1096, 1097, 1098
Baujahr 1900
Architekt Julius Oberleithner


Das Herrenhuterhaus - Architektur und Geschichte

Seinen Namen erhielt das Herrenhuterhaus von dem hier seit 1797 ansässig gewesenen Leinwandgeschäft »zum Herrnhüter«. Eine Statue von einem Mann mit Hut und Schild bezeugt den Namen. Die Figuren am Giebel stammen von Hans Bitterlich.

Bis 2009 befand sich im gleichen Geschäftslokal das Bekleidungsunternehmen "Fürnkranz". Das Innere wurde saniert; seit 2010 befindet sich in den unteren Etagen nun ein "Billa Corso" genannter Flagshipstore der Lebensmittelkette Billa.

Vorgängerhäuser

Einst standen hier mehrere Häuser, die die gesamte Stirnfront des Hohen Marktes einnahmen, drei, Stadt 1067, 1068 und 1069, standen auf Seite des Hohen Marktes, Stadt 1084 an der Seilergasse.

Haus 1067 wurde erstmals 1445 urkundlich erwähnt und war lange Zeit als "Zu den drei Säulen" bekannt. Zwischen 1702 und 1715 wohnte der Komponist und Musiktheoretiker Johann Joseph Fux hier.

Das Nebenhaus, Stadt 1068, nannte sich "Zur schönen Lebzelterin". Das erste bekannt Haus wurde 1475 erwähnt, brannte jedoch 1525 vollständig ab. Danach stand es immer wieder in Besitz von Lebzeltern, auch eine Legende, die weiter unten nachzulesen ist, soll sich hier zugetragen haben. Im 17. Jahrhundert gehörte das Haus dem Lebzelter Georg Neuhauser.

Zwischen dem 5. April 1836 und dem 10. März 1837 gehörte das Gebäude dem akademischen Maler Thomas Ender.

Haus 1069, heute Hoher Markt 19, bestand einst aus zwei kleinen Häusern und wurde um 1642 zu einem verbaut. Zwischen 18. November 1773 und 4. März 1802 gehörte es der Gastwirtswitwe Anna Obermayr, weshalb es den Namen "Obermayr'sches Haus" erhielt.

Haus 1084 trug den Namen "Zu den sieben Körben", nach einem gut frequentierten Bierhaus, das noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts hier situiert war. Die erste Erwähnung eines Hauses findet sich 1368, damals war das Haus dem Schottenstift dienstbar, das es in diesem Jahr an Johann von Tirna verkaufte. 1454 kaufte es die Witwe des Bürgermeisters Hanns Würffel. Ein weiterer wohlhabender Besitzer war der Leibarzt von Erzherzog Maximilian, Diomedes Cornarius (1586).

Sagen und Legenden

Die Sage Die Legende der schönen Lebzelterin

Hier lebte einst ein alter Lebkuchenbäcker, der sich eine schöne junge Braut nahm: Simonette. Die junge Dame flirtete gern und so machte sich auch dem Künstler Raphael Donner schöne Augen, der in der Mansarde des Hauses wohnte. Dem gefiel das junge Mädchen gut und wie es kommen musste, verliebte er sich in sie. Eine Wachsbüste, die er von seiner jungen Hausherrin machte, soll durch Zufall bis zu Prinz Eugen vorgedrungen sein, damit war Donner in der Kunstszene anerkannt.

Auch die bekrönende Figur am Donnerbrunnen (die Allegorie der March) soll die Züge von Simonette tragen. [1]



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Quellen

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 4. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 2