Broda, Christian
(Weitergeleitet von Christian Broda)
Christian Broda (1916–1987) war ein österreichischer Jurist und sozialdemokratischer Politiker, der als langjähriger Bundesminister für Justiz zu den prägenden Justizreformern der Zweiten Republik zählt; seine Amtszeit war von umfassenden Reformen im Straf- und Familienrecht sowie von einem konsequenten Eintreten gegen die Todesstrafe geprägt.[1]
Vorkommen in CityABC
- Christian-Broda-Platz – Platzbenennung (6., Mariahilfer Gürtel / Mariahilfer Straße) nach Christian Broda[2]
- Penzinger Straße 72 – Christian-Broda-Bildungsheim der SPÖ (14., Bildungsheim und Veranstaltungssaal, benannt nach Christian Broda)[3]
- Zentralfriedhof – Ehrengrab (Gruppe 14C, Nummer 54)[4]
Lebenslauf
Broda wuchs in einer bürgerlichen Wiener Juristen- und Künstlerfamilie auf; zu den Gästen im Elternhaus zählten unter anderem Hans Kelsen und der Austromarxist Max Adler, sein Onkel war der Filmregisseur G. W. Pabst.[5] In seiner Jugend engagierte er sich in der Vereinigung sozialistischer Mittelschüler und in der sozialistischen Jugendbewegung, war zeitweise Kurier für die Kommunistische Partei und wurde nach den Ereignissen des Jahres 1934 politisch verfolgt und inhaftiert.[6]
Nach seiner Freilassung studierte Broda Rechtswissenschaften an der Universität Wien und promovierte 1940; während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Soldat der Deutschen Wehrmacht wegen Kontakten zu einer Widerstandsgruppe verhaftet und zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt, schloss sich gegen Kriegsende der Widerstandsgruppe Freies Österreich an und kehrte danach nach Wien zurück.[7] 1945 eröffnete er eine Rechtsanwaltskanzlei und wechselte von der KPÖ zur SPÖ; in der Folge wurde er zu einem der wichtigsten Köpfe der sozialistischen Juristenbewegung.
Von 1957 bis 1959 gehörte Broda dem Bundesrat, von 1959 bis 1983 dem Nationalrat an. 1960 übernahm er erstmals das Amt des Bundesministers für Justiz und blieb es – mit einer Unterbrechung zwischen 1966 und 1970 – bis 1983, damit länger als jeder andere Justizminister der Zweiten Republik.[8] In diese Zeit fielen zentrale Reformen: die weitere Einschränkung und schließlich Abschaffung der Todesstrafe, die Reform des Strafvollzugs, das neue Strafgesetzbuch 1975 mit der Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch, die Straffung des Sexualstrafrechts einschließlich der weitgehenden Entkriminalisierung homosexueller Handlungen sowie die Modernisierung des Familien- und Kindschaftsrechts mit der rechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau in Ehe und Familie.[9] Auf internationaler Ebene setzte er sich in Europarat und Europaratsparlament für einen europaweiten Bann der Todesstrafe ein, wofür er 1986 mit dem Menschenrechtspreis des Europarats ausgezeichnet wurde.
Ausführlicher Lebenslauf externe Quellen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Broda
- https://www.dasrotewien.at/seite/broda-christian
- https://www.deutsche-biographie.de/gnd118515632.html
- https://rotbewegt.at/biografien/christian-broda/
- Maria Wirth: Christian Broda. Eine politische Biographie. Göttingen 2011.
- Wien Geschichte Wiki: Christian-Broda-Bildungsheim
← zurück zu Kategorie:Personenregister | Kategorie:Personen:Politiker | Kategorie:Personen:Juristen
Quellen
- ↑ Kurzbiografien und Würdigung der Reformtätigkeit bei: Christian Broda, de.wikipedia.org; Maria Wirth: Christian Broda. Eine politische Biographie, Göttingen 2011; Broda, Christian, dasrotewien.at; Broda, Christian, NDB-online / deutsche-biographie.de.
- ↑ Wien Geschichte Wiki: Christian-Broda-Platz; Magistrat der Stadt Wien, Umgestaltung Christian-Broda-Platz, wien.gv.at.
- ↑ Wien Geschichte Wiki: Christian-Broda-Bildungsheim; WWPIPE: Wohnhausanlage Penzinger Straße 72.
- ↑ Christian Broda, de.wikipedia.org, Abschnitt Auszeichnungen; Zentralfriedhof – Ehrengräberverzeichnis der Stadt Wien.
- ↑ Broda, Christian, dasrotewien.at.
- ↑ Christian Broda, de.wikipedia.org, Abschnitt Leben vor 1945; Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Opferdatenbank, Eintrag Broda Johann Christian.
- ↑ Christian Broda, de.wikipedia.org; Maria Wirth: Christian Broda. Eine politische Biographie, Kap. 2–3.
- ↑ NEUSTART: Prägende Persönlichkeiten – Dr. Christian Broda; deutsche-biographie.de: Broda, Christian.
- ↑ deutsche-biographie.de: Broda, Christian; Christian Broda, de.wikipedia.org, Abschnitte Politische Funktionen und Justizreformen; Maria Wirth: Christian Broda. Eine politische Biographie.
