Stephansdom: Der Südturm

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Stephansdom: Der Südturm
Der Südturm ist der hohe Turm am Dom, dem der Zwilling fehlt - auch wenn dieser geplant war, denn der Nordturm wurde nie vollendet. So steht der 136,7 Meter hohe Turm wie ein Zeigefinger mahnend am Stephansplatz und wird von den Wienern liebevoll "Steffl" genannt.

Details

Der Dom bei Nacht

Der Südturm ist der hohe Turm am Dom, dem der Zwilling fehlt - auch wenn dieser geplant war, denn der Nordturm wurde nie vollendet. So steht der 136,7 Meter hohe Turm wie ein Zeigefinger mahnend am Stephansplatz und wird von den Wienern liebevoll "Steffl" genannt.

Gestiftet hat den Turm (und den Langchor) Rudolf IV. (* 1. November 1339 in Wien; † 27. Juli 1365 in Mailand), der am 2. März 1965 am Baugelände des späteren Turms den ersten Spatenstich vornahm, und am 7. April den Grundstein legte. Die silberne Maurerkeller, die er dafür benutzte, ist im Schatzkammern-Inventar erwähnt, und gehörte angeblich bis in das 15. Jhdt. zu den Kirchenschätzen. Die Bauarbeiten gingen schleppend voran, im Jahr 1396 erreichte die Höhe des Turms erst den Abschluss der Katharinenkapelle, vier Jahre später kam man davon ab, einen zweiten baugleichen Turm zu errichten, im Laufe der Jahrzehnte wurden mehrere Baumeister bestellt (darunter Meister Wenzel Parler der Ältere, oder Peter Prachatitz), der Turm teilweise wieder abgetragen und neu aufgezogen, bis er schließlich 1433 vollendet wurde.

Die Statuen am Südturm gedenken ebenfalls an den Stifter und seine Familie:

  • Gegen den Chor gewendet finden wir Herzog Albrecht II. und Johanna von Pfirt, die Eltern des Rudolf IV.
  • Gegen das Schiff gewendet stehen Kaiser Karl IV. und Blanche von Valoix, die Schwiegereltern von Rudolf IV. und Eltern seiner Gemahlin Katharina

Die Originale sind heute im Wien Museum zu finden, sie wurden 1870 durch Kopien am Dom ersetzt.

An der südlichen Turmseite sind außerdem Wappen aus der Zeit 1386 bis 1395 sichtbar, es handelt sich hier um Wappen aus der Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich.

Das Fundament des Turms ist nur 4 Meter tief - zum Vergleich: der Turm des Kölner Doms steht auf einem 15 Meter tiefen Fundament. Der Turm selbst besteht aus vier Bauteilen, einer quadratischen Turmhalle, der Glockenstube, dem Turmobergeschoss mit der Türmerstube, die - in Höhe von 72 Metern - in einem Achteck endet, und dem Turmhelm, der von zwölf Turmspitzen umringt wird. Hier findet sich die Zahlensymbolik des Doms wieder: aus der Zahl Vier - der Grundzahl der Welt - wird die Zahl Acht, die für die Vollendung steht, der Spitz ist dreigeteilt (Dreifaltigkeit). Interessant dabei ist, dass die Räume auf jeder der vier Ebenen die gleichen Weiten haben, obwohl sich der Turm von Außen betrachtet deutlich verjüngt. Der Eingang zum Turm ist gleichzeitig der seitliche Südzugang in den Dom, das Primglöckleintor. In den Mauern liegt die Katharinenkapelle.

An der Spitze des Turms findet sich ein vergoldeter Doppeladler und ein Kreuz mit zwei Querbalken, ursprünglich war hier jedoch die Sonne und der Mond zu finden. Sie symbolisierten die geistliche und die weltliche Macht, sorgten aber nach den beiden Türkenbelagerungen bei der Wiener Bevölkerung für Unruhe (mehr dazu unter: Stephansdom: Halbmond und Stern), sodass im Jahr 1686 ein Tausch der Spitze vorgenommen wurde.

Der Südturm als Beobachtungsposten

Die Starhemberg-Bank

Am Übergang zwischen dem Treppenturm und dem achteckigen Obergeschoss steht die "Starhemberg-Bank". Sie erinnert an Rüdiger Graf Starhemberg, den damaligen Stadtkommandanten von Wien, während der 2. Türkenbelagerung saß der Graf auf dieser Bank, und erspähte die Bewegungen der feindlichen Truppen. Angeblich wurden 1000 Türkenkugeln auf den Turm abgeschossen, einige wurden zur Erinnerung eingemauert.

Eine kleine Tafel vermerkt dazu: Starhemberg Bankerl
Aussichtspunkt während der Türkenbelagerungen
1529 und 1683, benannt nach Graf Rüdiger von
Starhemberg, dem Verteidiger Wiens während
der zweiten Belagerung.

Türkenkopf am Südturm[1]

Dass das Verhältnis der Wiener zu den Türken kein besonders gutes war, kann das steinerne Schild bezeugen, das in Höhe von rund 60 Metern im Jahr 1792 am Südturm angebracht wurde: Hier ist (bzw. war) ein Türkenkopf zu sehen, unter dem sich der Schriftzug „Da schaust, Muhammed, Du Hund“ (wörtlich: Schau Mahumed du Hund) befand. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden diese Worte entfernt.

In der 72 Meter hoch gelegenen Türmerstube war von 1534 an bis zur Jahreswende 1955/56 ein Wachposten der Wiener Feuerwehr stationiert. Von diesem ursprünglich höchst gelegenen Aufenthaltsort in Wien wurde Feuer zunächst mittels Sprachrohr und einer roten Fahne (nachts einer roten Laterne), später durch Signalzeichen und dann per Telefon gemeldet. Im Mittelalter wurde gleichzeitig eine schriftliche Nachricht in einer Bleikugel durch ein Rohr an der Außenseite des Turmes zum Turmmeister geschickt, der dann die militärische Feuerwache am Petersplatz alarmierte, in dem er an der Glocke „anriss“. Noch heute heißt es im Feuerwehrjargon vor einem Einsatz „Es reißt an“. Am 31.12.1955 versah der letzte Türmer hier Feuerwachdienst.

Im Protokollbuch stand an diesem Tag „nach 421 Jahren der Dienstleistung der Türmer von St. Stephan schließe ich als letzter Türmer dieses Buch – Prosit Neujahr“.

1551 brachte man übrigens acht Hirschgeweihe im Aberglauben, dass diese den Dom vor Blitzen schützen, am Südturm an. Mehr zu den Hirschgeweihen findet man bei Haus Bauernmarkt 2A, denn es wurde zu späterer Zeit zum Wahrzeichen eines Wirtshauses (Zur großen Tabakspfeife).

Die Glocken im Turm

Der Turm beherbergt 13 Glocken, elf dieser Glocken bilden heute das Hauptgeläut des Stephansdoms. Das Glockengeläute gab das Zeichen zum Messopfer bei Tagesanbruch und das Zeichen für das Anzünden der Laternen bei Dämmerung.

Einst war hier auch die alte Pummerin zu finden. Sie zerschellte am 12. April 1945, als im Dom das schreckliche Feuer tobte.

Gedenktafel an Gerhard Klinkicht

An der linken Seite zum Aufgang in den Turm ist eine Gedenktafel angebracht. Sie erinnert an den Hauptmann Gerhard Klinkicht (1911-2000).

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien, Stephansdom, Gedenktafel -- 2018 -- 3284.jpg Klinkicht, Gerhard Hauptmann Gerhard Klinkicht zum Dank.

Durch seine Gewissensentscheidung
bewahrte er im April 1945
den Stephansdom vor der Zerstörung.

Der Wehrmachtshauptmann Klinkicht hatte von Stadtkommandant Dietrich wenige Tage vor Kriegsende den Befehl erhalten, den Dom mit "100 Granaten in Schutt und Asche zu legen", und notfalls ihn so lange zu beschießen, bis er völlig zerstört sei. Klinkicht verweigerte den Befehl. Er konnte den Auftrag aus moralischen Gründen nicht vollziehen. Er hatte nicht nur mit dieser Heldentat den Dom gerettet, er spendete im Laufe seines Lebens 150.000 Euro aus seinem Privatvermögen, um die Restaurierung zu ermöglichen.

Weiterführendes ist hier nachzulesen: https://religion.orf.at/v3/stories/3001091/ |}

Quellen