Bäckerstraße 12

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Haus: Bäckerstraße 12 Grund-Informationen
Wien Zentrum ed 2009 PD a 20091007 055.JPG
Aliasadressen =Bäckerstraße 12
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 762 | vor 1821: 808 | vor 1795: 790
Baujahr 13. Jhd., Umbau: 16. Jhd.
Architekt unbekannt


Das Haus, Wo die Kuh am Brett spielt - Architektur und Geschichte

Die sichtbare Bausubstanz des Hauses geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, das Spitzbogenportal und die Einfahrt in Form eines Tonnengewölbes sind noch aus dieser Zeit. Auch die rote Fugenmalerei und der frühgotische Verputz sind noch erhalten.

Im 15. Jahrhundert wurde das „Manntürl“ geschaffen, Anfang des 16. Jahrhunderts die Fassadenmalereien, Mitte des 16. Jahrhunderts der Erker und die Ortsteinmalerei und Ende des 17. Jahrhunderts die Fassadengestaltung.

Im Innenhof sind an der Ostwand Mauersteine aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu sehen, im Keller sind noch mittelalterliche Bruchsteinmauern zu finden.

Auf der Fassade ist die alte aufgemalte Hausnummer zu sehen, eine Rarität.

Zur Kuh am Brett

Während der Restaurierungsarbeiten 1978 wurde an der Fassade ein Teil eines Hauszeichens freigelegt: „Wo die Kuh am Brett spielt“. Der Gegner der Kuh, nämlich ein Wolf, ist leider hinter dem späteren Anbau verschwunden – man sieht nur mehr die Schnauze.

Das Hauszeichen aus dem 17. Jahrhundert symbolisiert wahrscheinlich satirisch den Streit zwischen Protestanten (Wolf) und Katholiken (Kuh) – im Hintergrund steht ein Notar (mit Fliegenklatsche), der sich zu bereichern versucht. Es ranken sich jedoch mehrere Geschichten um das Gemälde.

Eine Variante erzählt von einer Liebesgeschichte, in der Andreas Wolf, Anastasius Kuh und Wolfs Mündel Amalie den Hintergrund für das Fresko bilden. Eine andere ist in Form einer Legende erhalten, der "Legende der Kuh, die am Brett spielt".[1]

Die Legende der Kuh die am Brett spielt Relevante Orte: Bäckerstraße 12
Bäckerstraße 1. Bezirk Wien f 2009 PD.JPG
Der Stadtrichter Hieronymus Kuh war Eigentümer des Hauses. Er spielte gern mit seinem Freund Hans Kagelwidt, dem Rat des Herzogs Rudolf IV, einige Partien des Brettspiels Dame. In Wien munkelte man schon über das tägliche Auftauchen von Kagelwidt in der Bäckerstraße, man rätselte, ob wirklich nur das Damespiel, die Gesellschaft des Richters oder doch die Tochter namens Trude die Ursache sei.

Eines Tages kam Kagelwidt etwas zu früh – Hieronymus war noch unterwegs. Hans wartete im Hof, genoss den Duft eines Rosenstrauches, als plötzlich die Tochter von Kuh vor ihm stand. Verlegen brach er eine Rose ab und steckte sie dem Mädchen an.

Das Brettspiel verlief unkonzentriert, bis Hans sich ein Herz fasste, und seinen Freund um die Hand seiner Tochter Trude bat. Trude willigte freudig ein, und schlug vor, bei der Verlobungsfeier auch gleich die Namensgebung des Hauses vorzunehmen, was bisher verabsäumt wurde. Man einigte sich auf den Namen des Brettspiels.

Hieronymus Kuh engagierte also einen Maler, der unter einem Verdeck die Hausbemalung vornahm. Die feierliche Enthüllung fand nun am Sonntag, vor dem Verlobungsmahl, statt. Der Maler zog nach dem vereinbarten Zeichen an einer Schnur – enthüllte das Werk und verursachte lautes Gelächter bei den Schaulustigen: Alle sahen die Kuh am Brett. Die wenig erfreute Familie Kuh beruhigte sich erst wieder, als der Maler ein zweites Mal eine Schnur zog, und das echte Hauszeichen - ein rosen-umranktes Spielbrett – zeigte. Verwunderlich ist nur, dass das heute sichtbare Bild wieder eine Kuh zeigt…



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Quellen

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 55