Man soll den Teufel nicht an die Wand malen

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Sagen und Legenden
Man soll den Teufel nicht an die Wand malen
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Andrea di bonaiuto, cappellone degli spagnoli 05.jpg

Eines Tages im Jahre 1538 kam als Gast in das Kellerlokal der berühmte Dr. Faust. Das illustre Publikum erkannte den berühmten Geisterbeschwörer und Magier sofort und begrüßte ihn mit Applaus und der Forderung, etwas besonders vorzuführen. Faust wollte jedoch erst in Ruhe seinen Wein genießen. Der junge Schankbursche füllte eifrig den Becher randvoll an und stellte ihn dem Meister auf den Tisch - dabei verschüttete er etwas von dem kostbaren Wein. Der Doktor reagierte darauf gar nicht entspannt, er schrie den Burschen an: "Wenn du das nächste Mal etwas verschüttest, schlucke ich dich mit Haut und Haar!" Der beleidigte Bursche schüttete daraufhin beim Auffüllen des Bechers absichtlich daneben. Dr. Faust machte seinen Mund weit auf, atmete ein... und weg war der Bursche. Zum Runterspülen schnappte sich Faust noch den Löschkübel und trank diesen mit einem Zug aus.

Geschockt war die Gesellschaft verstummt. Nur der Wirt fasste sich ein Herz, und bat den Doktor um Gnade für seinen Burschen, er bräuchte ihn doch für die Arbeit. Dr. Faust lächelte milde, und wies den Wirten an, auf den Treppen nachzusehen. Da saß doch tatsächlich, verschreckt und von Löschwasser total durchnässt, der Junge. Zornig rief dieser: "Ihr seid doch mit dem Teufel im Bunde!" und verließ das Lokal.

Allmählich lockerte sich die Stimmung im Lokal wieder, man philosophierte und diskutierte über den Teufel. Um Mitternacht stand plötzlich der Kupferstecher Augustin Hirschvogel auf und zeichnete mit gekonnten Strichen eine Gestalt an die Wand. Zum Schluss verpasste er dem Bildnis eine lange Zunge und ein böses Grinsen. Doktor Faust stand auf, zeigte auf die Gestalt und sagte: "So seht Ihr jetzt den Teufel an der Wand, ich will ihn Euch aber lebendig zeigen!". Der Raum verdunkelte sich, das Bild löste sich von der Wand, und es sprang ein schrecklicher Teufel herum. Voll Entsetzen stürmten die Gäste aus dem Lokal, nur Doktor Faust saß noch bei seinem Wein und rief ihnen hinterher: "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen!"[1], [2], [3]

Der wahre Kern der Legende

An der Hauswand befand sich tatsächlich ein Bild eines "roten Mandls" - das Abbild eines Mannes mit roten Haaren und scharlachroter Kleidung. Die Malerei wurde zerstört, als das Haus im Jahr 1836 umgebaut wurde.

Dr. Faust (1480 - um 1541) war ein Wunderheiler, Alchimist und Astrologe. Manche betrachteten ihn als Hochstapler oder Negromant. Er beschäftigte sich mit Geistern und Dämonen, was dazu führte, dass Faust in vielen Universitätsstädten nicht mehr Willkommen war. In Wien ließ man ihn jedoch ein, angeblich hatte er sich hier sogar ein Haus in Form einer Triangel erbauen lassen. Es soll im 2. Bezirk, in der Flossgasse 7, gestanden sein (dazu gibt es keinen Nachweis). Faust kam bei einer Explosion ums Leben. als er versuchte, Gold herzustellen. Man glaubte, der Teufel hätte dabei seine Seele geholt. Bald nach dem Tod von Dr. Faust erschien ein dickes Buch, das alle Legenden über den sagenumwobenen Doktor erzählte (Johann Weyers „De praestigiis daemonum“), die bekannteste Verarbeitung der Lebensgeschichte ist wohl der "Faust" von Goethe.

Augustin Hirschvogel (1503-1553) war ein Nürnberger Zeichner. Er wurde nach Wien berufen, weil er auch besondere Instrumente zur exakten Vermessung erfunden hatte und Wien in einem Plan darstellen sollte. Sein heute berühmter Rundplan aus dem Jahr 1547 - der erste mit exakten Daten - ist heute im Wien Museum zu sehen. Hier sind auch einige der Vermessungsgeräte ausgestellt.



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Quellen

  1. http://www.wien-tourist.info/index.php/Das_rote_Mandl
  2. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, 1952, Nr. 28, S. 47ff
  3. Carl Calliano: Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1926 - 1936, Bd. 5, 1936, S. 33 f.