Der Brand des Ringtheaters und Dr. Flaus

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Der Brand des Ringtheaters und Dr. Flaus Relevante Orte: Hessgasse 8
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Am 8. Dezember 1881 brannte in Wien während einer Abendvorstellung das Ringtheater nieder, wobei etwa 450 Menschen in den Flammen den Tod fanden.

Am selben Abend wollte auch ein Arzt namens Dr. Karl Flaus mit seiner Frau ins Ringtheater gehen. Als sie sich bereits angekleidet hatten und fortgehen wollten, läutete jemand an der Tür. Es war ein ärmlich gekleideter Mann da, ein Arbeiter aus einer Schuhfabrik, der in der Rosensteingasse wohnte; dieser Mann bat den Arzt flehentlich, er möchte so schnell als möglich zu seiner schwerkranken Frau kommen, die von heftigen Krämpfen geplagt werde.

Der Arzt machte den Arbeiter aufmerksam, dass er einen Arzt namens Dr. Prada ganz in der Nähe seiner Wohnung habe; er soll sich daher an diesen wenden. Doch der arme Arbeiter antwortete: "Dieser Arzt ist weggefahren und wird erst spät in der Nacht nach Haus kommen. Ich bitte Sie daher, Herr Doktor, kommen Sie. Wenn ich auch ein armer Mann bin, ich werde schon bezahlen." Der Arzt rief seine Frau herbei und sprach: "Heute wird nichts aus dem Theater. Ich muß sofort zu einer kranken Frau." Alle Bemühungen seiner Gemahlin, ihn vom Krankenbesuch zurückzuhalten, waren vergebens. Er entfernte sich mit den Worten: "Mein Kind, du verstehst das nicht. Das bringt eben der Beruf des Arztes mit sich." Als der Arzt von der kranken Frau nach Hause zurückging, sah er bereits das Ringtheater in Flammen. In großer Angst, ob nicht etwa doch seine Frau allein ins Theater gegangen wäre, eilte er nach Hause. Aber schon auf der Treppe kam ihm die Frau freudig entgegen und rief: "Gott sei's gedankt. Diese kranke Frau war heute unser Schutzengel. Nimmer werde ich dich von deiner Pflicht zurückhalten." [1]



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Quellen

  1. Quelle: Spirago, Franz: Beispiel-Sammlung für das christliche Volk, Prag 1918, Nr. 1201