Wo der Wolf den Gänsen predigt

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Diese Aufschrift unter einem hinlänglich sprechenden Gemälde in der Wallnerstraße in Wien mag wohl schon viele zu Auslegungen der verschiedensten Art veranlasst haben. Als der Protestantismus in Wien seine Anhänger zu finden begann, wurden in dem Hause eines sichern Stürzel, dessen Lage mit dem genannten zusammenfällt, die geheimen Versammlungen und Predigten gehalten.

Das Haus mag später wieder an einen Katholiken gekommen sein, der auf diese Art eine Warnungstafel aushängen zu müssen glaubte. Jedenfalls war das Sprüchlein: "Wenn der Wolf die Gans beten lehret, so gilt's ihren Kragen" schon lange vor Luthers Auftreten in dem Munde des Volkes, und in einer Handschrift der kaiserlichen Bibliothek, welche im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts geschrieben worden ist, heißt es von der Wolfspredigt:

Was will der Wolf den Gänsen sagen?
man spricht gemeinlich in unseren Tagen:
Der Wolf tut bei sich selbst gedenken:
Möcht ich Euch die Häls umrenken"

Denken die Gäns: Möchts der Wolf schicken,
Er würd uns allesamt verschlücken
So kein Partei trägt sammen Gunst,
so ist die Predigt fast umsunst.

[1], [2]


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Quellen

  1. J. Gebhart: Österreichisches Sagenbuch, Lauffer & Stolp, 1862, Wien. S. 20
  2. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 280