Stephansdom: Die Legende vom dreizehnten Glockenschlag

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Die Legende vom dreizehnten Glockenschlag Relevante Orte: Stephansdom
Wien, St.Stephan-Alte Glockenstube im Südturm.jpg

Kurz nach der Türkenbelagerung im Jahr 1529 erholte sich Wien langsam von den Schrecken und der Not. Die Wiener gingen wieder fort und trafen einander in Wirtshäusern zu fröhlichen Abenden. So auch ein kaiserlicher Kapellmeister namens Arnold de Bruck, der Stammgast eines Weinkellers in der Stadt war.

Eines Nachts, knapp vor Mitternacht, betritt eine Zigeunerin das Lokal. Die Gäste verstummen, keiner will sich jetzt seine gute Laune durch eine Prophezeiung verderben lassen. Nur de Bruck ruft der Zigeunerin zu, dass er gerne seine Zukunft wissen wolle. Sie nimmt seine Hand und beginnt die Linien zu lesen. Eine starke Herzenslinie, Kontakt zu berühmten Persönlichkeiten und sogar zum Kaiser, doch als sie zur Lebenslinie kommt, verstummt sie plötzlich und kehrt ihm den Rücken. Gerade als sie rasch das Lokal verlassen will, ruft de Bruck ihr nach, dass er unbedingt das Gesehene wissen wolle, er sei nicht abergläubisch. Das ganze Lokal starrt die beiden an, langsam kommt die Zigeunerin zurück und sagt: „Na gut. Ihr werdet nicht weit von hier sterben. Wenn die Turmuhr von St. Stephan dreizehn schlägt!“

Alle Gäste lachen, die Zigeunerin wirft de Bruck einen traurigen Blick zu und verzieht sich schnell.

Einige Zeit später, de Bruck hat den Abend und die Weissagung schon vergessen, stattet er seinem Bekannten, dem Glöckner von St. Stephan einen Besuch ab. Er ist gerne hier oben auf dem Turm, genießt die Aussicht und die gute Luft. Gerade, als er in die Ferne blickt, beginnt die Glocke zu läuten. Der Kapellmeister hält sich die Ohren zu, um sein feines Kapellmeister-Ohr zu schützen und schlägt dabei mit seinem Säbel heftig gegen die Glocke, deren zwölfter Schlag gerade verklungen ist.

Er bringt sie damit zum Klingen, der Stadt scheint es, als schwebe ein dreizehnter Glockenschlag über ihr. In diesem Moment erinnert sich de Bruck an die Wahrsagung, doch es ist zu spät. Er verliert das Gleichgewicht, stürzt hinunter und ist sofort tot. Die Zigeunerin wurde nie wieder in Wien gesehen.


Eine etwas andere Variante der Legende findet sich hier:

Einst saß eine lustige Runde junger Musik in einer Spelunke der Stadt und ließ sich zu fortgeschrittener Stunde von einer alten Hexe die Zukunft weissagen. Der junge Kapellmeister des Ferdinand I. Arnold de Brück, fragte, wann er wohl sterben würde. Die Alte antwortete ihm: "Wenn die Uhr auf der Stephanskirche dreizehn schlägt.".

Alle lachten und meinten, dann werde Arnold wohl ewig leben, denn der Fall eines 13. Uhrschlages wäre unmöglich.

Arnold liebte es an einem schönen Tage den Turm des Stephansdomes zu besteigen, und dort bis zur Glockenstube zu gelangen, um die Aussicht zu genießen. Eines Tages - eben als die Uhr die Mittagsstunde schlug - stand er dort oben am Turm mit Blick über die schöne Stadt, lehnte sich zu weit vor und.... stürzte den Turm hinab. Durch das Vorbeugen schlug sein Degen an die Glocke, und sie Wiener wunderten sich über den 13. Schlag. Dann sah man die grässlich verstümmelte Leiche Arnolds am Stephansplatz liegen und der Wächter, der Arnold auf den Turm begleitet hatte, klärte über den Tatbestand auf. [1]

Ein Kapellmeister, der unter Erzherzog Ferdinand, dem späteren Ferdinand I. gedient hatte, existierte tatsächlich, sein Name war "Arnold von Bruck". Er war ab 1527 als Kapellmeister am Wiener Hof tätig, und wurde zum Jahresende 1545 vom kaiserlichen Hof in den Ruhestand versetzt. Zwar hielt er sich noch einige Zeit in Wien auf, und auch der Stephansdom spielte dabei einer Rolle (er was als Kaplan an einem der Altäre tätig), aber ab dem Jahr 1548 lebte er nachweislich in Linz.

Dass er also an einem Sturz vom Wiener Dom starb kann bezweifelt werden, da sein Tod am 6. Februar 1554 als wohlhabender Mann in Linz vermerkt ist.




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Quellen

  1. Gugitz, Gustav: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952, S. 83