Stadtmauer

Aus City ABC

Innere Stadt
Stadtmauer
Startend von der Urania führt die Ringstraße im Uhrzeigersinn über folgende Abschnitte: Stubenring | Parkring | Schubertring | Kärntner Ring | Opernring | Burgring | Dr.-Karl-Renner-Ring | Universitätsring | Schottenring | Franz-Josefs-Kai
Die Stadtmauer 1628

Die Entwicklung der Stadtmauer

Die Mauer diente einerseits zum Schutz vor Eindringlingen von Außen, hatte aber auch praktische Gründe: Die Kontrolle, welche Menschen und Güter in und aus der Stadt kamen, wurde ermöglicht, man konnte Gewinne mit Mauten erzielen, die Nachtruhe war gesichert, denn die Tore wurden verriegelt und schlussendlich konnte man besser Steuern von den Bewohnern innerhalb der Abgrenzung einheben.

1438 schrieb Aenas Sylvius über die Ringmauer: "Sie beträgt 2000 Schritte, ... der Graben der Stadt ist breit, der Wall sehr hoch, die Mauern dick und erhaben, mit häufigen Türmen, zur Verteidigung trefflich" [1] (zum ausführlicheren Text von Aenas Sylvius gelangt man hier: Wien im Mittelalter).

Die Mauer entwickelte sich mit der Bewaffnung weiter, sie musste auch Angriffen standhalten. Die Mittelalterliche Stadtmauer wich daher im 16. Jahrhundert, bedingt durch die Türkenbelagerung, einer massiven Befestigungsanlage. 1809 hielt auch diese Mauer den Feind nicht ab: Napoleon durchbrach sie mehrfach. Der Wiederaufbau hielt nur mehr 50 Jahre, dann wurde entschieden, die Grenze zu den Vorstädten abzubrechen. Ab 1858 begann man die Mauer zu schleifen, die heutige Ringstraße entstand.

Abschnitte der Mauer

Die Stadtmauer hatte bereits etwa die Form der heutigen Inneren Stadt. Im Uhrzeigersinn - beginnend von der heutigen Urania - bestand sie aus folgenden Abschnitten:

  • Biberbastion - verlief vom Auwinkel bis zum Dominikanerkloster. Sie wurde 1589 erbaut.
  • Dominikanerbastion mit Stubentor * - Dicht vor dem Kloster stand eine alte Mauer aus dem Jahr 1542, sie wurde 1851 durch eine neue Mauer ersetzt und verlief nun zwischen Dominikanerkirche und dem Stubentor.
  • Braunbastion mit Karolinentor * - 1555 vor dem Coburg-Palais erbaut.
  • Wasserkunstbastion - die weitläufige Bastei, die sich vom Karolinentor bis zum Kolowratschen Palais erstreckte, wurde 1551 errichtet.
  • Kärntnerbastion mit Kärntnertor - wurde 1673 erbaut und verlief bis jenseits des Kärntnertores.
  • Burgbastion mit Spanier und Widmertor, Augustiner-Bastei - vom Kärntnertor bis zur Burg, 1641 erbaut.
  • Burgtor *
  • Löblbastion mit Franzenstor - auch Löwel-Bastei, 1630 erbaut, Benennung nach Johann Christoph Freiherr von Löwel, reichte von der Burg bis zum Franzenstor
  • Mölkerbastion mit Schottentor * - erhielt den Namen vom nahegelegenen Melkerhof und wurde 1656 vollendet. Sie reichte vom Franzenstor bis zum Schottentor.
  • Schottenbastei - links und rechts vom Schottentor. Sie erhielt ihren Namen von der nahen Benediktiner-Abtei und dem Stiftsgebäude der Schotten, sie wurde 1656 vollendet.
  • Elendbastion - Die 1561 fertig erbaute Bastei erhielt ihren Namen vom darunterliegenden Stadtviertel "Im Elend".
  • Neutorbastion mit Neutor - verlief entlang der Salzgries-Kaserne bis zum Fischertor. 1588 wurde dieser Abschnitt vollendet und trug den Namen nach dem Tor.
  • Große Gonzagabastion mit Fischertor - verlief vom Fischertor mit dem Polizeihaus bis zum "Müllerschen Gebäude". Benannt wurde sie nach dem Fürsten Hannibal Gonzaga, die Erbauung wurde 1664 fertiggestellt.
  • Kleine Gonzagabastion mit Rotenturmtor - auch Rotenturm-Bastei, wurde nach dem 1772 demolierten "Roten Turm" benannt.

In der Auflistung mit einem * vermerkt sind die Abschnitte, die erhalten geblieben sind und damit heute noch sichtbar sind. Der Spaziergang entlang dieser Reste dauert etwa 2,5 Stunden und lohnt sich für einen Blick in Wiens Geschichte.

Die Türme der Babenbergischen Stadtmauer

Die mittelalterliche Stadtmauer bestand bis zur ersten Türkenbelagerung, und wurde dann durch eine moderne Ummauerung ersetzt, die schließlich bis zum Bau der Ringstraße bestand. Laut Franz Kopällik [2] handelte es ich bei den Türmen um folgende:

  • Der rothe Thurm,
  • ein nicht benannter Thurm daneben,
  • der Hafnerthurm (gegen den Auwinkel),
  • der Anglbeckenthurm,
  • der Piberthurm,
  • der Stubenthurm,
  • der Kärntnerthurm,
  • der Widmerthurm,
  • der Schottenthurm,
  • der Judenthurm,
  • der Haunoldsthurm,
  • der Würfleisthurm,
  • der Drahtgangthurm,
  • der Thurm auf der Goldschmidt,
  • der Werderthurm,
  • Meister Petreims Thurm,
  • der Salzgriesthurm,
  • der Salzthurm und
  • der Thurm nächst der Fischerthür'.
Wien 1493 mit der Babenbergischen Stadtmauer [3]

Der Widmerturm

Das Widmertor mit Turm [4]

Der Turm, der erstmals 1418 erwähnt wird, beschützte das Widmertor, und war eigentlich Bestandteil der alten Burg. Er befand sich etwa im Bereich des Durchgangs vom Heldenplatz durch den Leopoldinischen Trakt in Richtung In der Burg (Hof zwischen Amalienburg, Reichskanzleitrakt, Lopoldischen Trakt und Schweizerhof). Seinen Namen hatte er vom nahegelegenen Holzmarkt erhalten, das Wort "wit" bedeutete im Althochdeutschen Holz; (Holz[kohlen]markt), 1390 scheint sogar der lateinische Name "porta lignorum" (lignum - Holz) auf.

Ferdinand I. ließ den Turm 1553 in die Burg in Form eines Wohntraktes einbauen, aus ihm entstand im 17. Jahrhundert der Leopoldinische Trakt. Heute erinnert an den Wdimerturm eine Gedenktafel, die in der Hofburg angebracht ist.

Bild Text der Tafel
Widmerturm.jpg Steinmauerwerk des Widmertores

Der Widmer Torturm, eine der
Toranlagen der Stadt-
befestigung aus dem 13. Jhdt.,
neben dem Hauptturm der
Alten Burg gelegen, bestand
bis zum Beginn des 16. Jhdts.

Der Schottenturm

Der riesige Schottenturm, der das Schottentor überwachte, erhielt seinen Namen vom nahegelegenen Schottenkloster. Er stand auf dem Areal des heutigen Hauses Schottengasse 2 und dürfte bereits 1276 erbaut worden sein. Es besteht der Verdacht, dass der Turm auf dem Fundament einer römischer Festungsanlage stand, eine Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. Der einzige Hinweis auf eine römische Spur fand sich im 16. Jahrhundert, damals fand man in der Nähe einen römischen Votivstein, den Kaiser Tiberius dem Gott Jupiter geweiht hatte. [5]

Bei Erneuerung der Stadtmauer verlor der Turm seine Bedeutung, man nutzte ihn als Lager für Schießpulver. Schließlich baute man in 1716 in ein Wohnhaus um. 1801 kaufte ein bekannter Arzt dieses Haus, der Protomedicus Eduard Guldner von Lobes (1763 - 1827), der auch als Amtsarzt über Mozarts Todesursache sinnierte. Am 10.6.1824 schrieb er an seinen Kollegen Giuseppe Carpani, Mozart sei an "una febbre reumatico infiammatoria" (rheumatisches Fieber) gestorben. [6]

Der Judenturm

Schottenturm, Judenturm und Turm im Elend [7]

Dort, wo heute das Juridicum steht, befand sich ein Teil der Stadtmauer mit dem 1340 erbauten Judenturm. Seinen Namen erhielt er, weil er das "Judentürl" bewachte und an seinem Mauerwerk ein Stein eingearbeitet war, der eine hebräischen Inschrift trug. In der Gegend hatten sich Juden angesiedelt - damals noch nicht in Form eines Ghettos.

1775 kaufte der Maurerpolier Paul Hand den Turm, trug ihn teilweise ab und gestaltete ihn zu einem Wohnhaus um (Stadt 126).

Der Turm im Elend, Haunoldsturm

Der Eckturm befand sich Ecke Helferstorferstraße / Wipplingerstraße (etwa Börseplatz 1 und trug auch den Namen "Turm in des Haunolds Garten". Bei Haunold handelte es sich um Haunold Schuchler, der zwischen 1345 und 1348 als Judenrichter tätig war und hier ein Haus besessen hatte. Der Turm wurde etwa 1558 abgerissen, an seiner Stelle entstand das (alte) Arsenal. Entgegen der üblichen Meinung handelte es sich - laut Berman (siehe: Albert A. Wenedikt, Moitz Bermann: Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädte, Wien, 1868, S. 218) - bei dem Haunoldsturm und dem Turm im Elend um zwei verschieden Türme, die jedoch dicht beieinander gelegen waren.

Der Drahtgangturm und der Turm auf der Goldschmied

Die beiden Türme langen nah beieinander und schützten die schwache Mauer Richtung Rossau. Der Drahtgangturm hatte seinen Namen von einem Drahtzug erhalten, der sich in seinem Inneren befand. Der Turm auf der Goldschmied war nach dem Areal, das ihn umgab benannt, hier hatten sich bereits im 12. Jahrhundert die Goldschmiede angesiedelt.

Der Werderturm

Anstelle des späteren Neutores wachte der Werderturm über das Werdertor (erbaut 1313). Es führte in die Fischervorstadt der Rossau (damals Oberer Werd). Der Turm wird 1418 erstmals erwähnt. Der Turm wurde von der Stadt demoliert, Teile blieben jedoch dank Josef Anton Stranitzky erhalten: Der Wiener "Hanswurst" kaufte den Turmrest und erbaute darauf ein dreistöckiges Wohnhaus. 1760 scheint dafür den Name "Zum goldenen Zahn" auf. 1880 wurde das Haus - mitsamt den Resten des Tors - abgerissen.

Der Salzturm

Salzturm[8]

Anstelle des Röhrenbrunnens am Fischmarkt wurde dieser Turm mit einem Tor errichtet - es dürfte sich dabei um das älteste Tor gehandelt haben, das durch das Lösegeld erbaut werden konnte, das aus der Verhaftung König Richards Löwenherz gewonnen wurde. Das Tor trug daher auch den Namen "Richardstor". An den Seitens des Tores sollen laut einer Sage zwei Statuen angebracht gewesen sein, die Herzog Leopold und König Richard darstellten, dafür gibt es jedoch keine Beweise. Bei dem Tor handelte es sich um das einzige, das nicht vermauert war, man verbarrikadierte es nur, um den Salzhandel, der hier stattfand, nicht zu behindern. Der Turm und das Tor wurden 1759 demoliert.

Der Fischerturm

Der Turm bewachte das Fischertor.

Der Petreinsturm

Gegenüber der Marienstiege am Salzgries ("beim Polizeihause") stand dieser Turm seit spätestens 1418. Seinen Namen hatte er wahrscheinlich vom Pächter des Gebäudes, Meister Petrein.

Für den Turm galt auch die Bezeichnung "Büchsenmeisterturm". 1710 findet sich der Turm noch in Stadtplänen, er dürfte beim Bau der Salzgrieskaserne abgerissen worden sein.

Der Wür(f)felturm

Der Turm erhielt seinen Namen nach der Familie Würffel und lag im Bereich der heutigen Seitenstettengasse 5. Es handelte sich dabei um einen kleinen, eher unbedeutenden, Turm.

Der Bachturm

Der Turm beendete die kleine Gasse "Am Bergel", die zwischen den Häusern Stadt 483 und 484 verlief. Heute steht hier das Haus Rabensteig 6. Man lagerte hier Wasserfässer, die aus dem nahegelegenen Bachbrunnen befüllt wurden.

Der Rote Turm

Der Rote Turm hatte vielleicht seinen Namen von der Farbe erhalten, die man schon von Weitem her leuchten sah. Möglich ist jedoch auch, dass sich der Name vom Wort "Rout" (=Recht) ableitet, da hier Recht gesprochen wurde und die Verurteilten hier behalten wurden - der Turm beinhaltete auch ein Gefängnis. Sein Name ist bereits 1288 belegbar. Das Tor mit einer spitzbogigen Durchfahrtshalle war einfach gestaltet, das fünf Stock hohe Gebäude wurde 1511 umgebaut, danach war nur mehr ein Stockwerk vorhanden, dafür zierte es ein spitzes Dach und vier Ecktürmchen. [9]

Der Rote Turm hatte ein hohes Zwickeldach, zwischen Pfeilern waren Wappenschilder angebracht. Bei dem Turm wurde die Wassermaut eingehoben, er wurde deutlich früher als das Tor abgetragen.

Der Hafnerturm

Stadtansicht 1529, Holzschnitt von Niclas Meldemann [10]

Als Ende des Hafnersteigs, heute Laurenzerberg, befand sich diese Toranlage. Er scheint 1418 erstmals auf. im 17. und 18. Jahrhundert bürgerte sich der Name Fachturm bzw. Vachturm ein, "Fachen" bedeutete "Eichen". Grund dieser Benennung dürfte ein nahegelegener "Fächtbrunnen" gewesen sein. Es findet sich auch der Name "Krottenturm". [11]

Der Angelpeckenturm

Bei Auwinkel lag der Angelpeckenturm, der nach seinen Pächtern benannt war. Später gilt für ihn auch der Name "Straßerturm".

Der Biberturm

Ebenfalls im Auwinkel - zwischen heutiger Bibergasse und Dominikanerbastei - gelegen befand sich dieser kleine Turm. Benannt wurde er nach der Biberbastei bzw. der Familie Biber (Piber). Der Turm wurde 1730 abgebrochen, seine Grundmauern wurden zum Bau des "Ärarischen Magazins" genutzt.

Der Stubenturm

Stubentor im Jahr 1421

Der Turm war einer der stärksten der Stadtmauer - das Tor war Richtung Ungarn stark frequentiert und Schutz musste ausreichend gewährt werden. Erstmals wird die Kombination des Tores mit dem Turm 1256 erwähnt. 1530 handelte es sich dabei um ein zweistöckiges Gebäude mit mächtigen Zinnen. Auf Seite der Stadt war ein riesiges Gemälde des Heiligen Christophorus angebracht. Der Turm wurde zwischen 1530 und 1540 abgebrochen, als das Neue Stubentor errichtet wurde..

Der Kärntnerturm

Dieser Turm war der massivste und wurde um 1200 erbaut. Er befand sich dort, wo heute das Palais Todesco (Mahlerstraße 1) steht. Dass er auf Basis eines römischen Bauwerks errichtet wurde, konnte nicht bewiesen werden, ist aber für den Bereich der Grundmauern durchaus möglich. Unter dem Turm lagen weitreichende unterirdische Gänge und Räume, die schon im Mittelalter als Gefängnis dienten. Vor allem widerspenstige Bürger wurden schon unter Albrecht I. hier gefangen gehalten. Im 15. Jahrhundert ließ Albrecht VI. Verräter einkerkern, die Dimension des Gefängnisses muss riesig gewesen sein, denn bewacht wurde es von 236 Söldnern.

Babenbergerstadttore

Die Tore der ältesten Ringummauerung, in der Babenbergerzeit, befanden sich [12]



Gehe weiter zu Ringstraße | Ein Stadtspaziergang: Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute

Gehe zurück zu Geschichte Wiens

Quellen

  1. Tietze, Hans: Alt Wien in Wort und Bild, Anton Schroll-Verlag, Wien, 1924, S 11
  2. Franz Kopällik: 50 Original-Illustrationen zur Erweiterung Wiens, Wien 1802, Verlag Johann L. Box Di, S. 30
  3. Nürnberger Chroniken, Holzschnitt von Wien aus der Schedel'schen Weltchronik, Blatt 98v/99r
  4. http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_zeitreisen/gemeine/528065_Pforte-zum-Wiener-Mittelalter.html
  5. Albert A. Wenedikt, Moitz Bermann: Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädte, Wien, 1868, S. 218
  6. Eva Gesine Baur: Mozart: Genius und Eros, C.H.Beck, Wien, 2014
  7. Albert A. Wenedikt, Moitz Bermann: Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädte, Wien, 1868, S. 220
  8. Albert A. Wenedikt, Moitz Bermann: Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädte, Wien, 1868, S. 220
  9. Albert Camesina: Über die älteste Ansicht Wiens, in: Berichte und Mittheilungen des Altertums-Vereines zu Wien, Band 1, Wien, 1865, S. 239
  10. Tietze, Hans: Alt Wien in Wort und Bild, Anton Schroll-Verlag, Wien, 1924, S. 6
  11. Albert A. Wenedikt, Moitz Bermann: Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädte, Wien, 1868, S. 219
  12. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 219