St. Marx

Aus City ABC

THEMA: St. Marx was ist hier zu finden
XXX.jpg
Sankt Mark wurde 1850 in den Bezirk Landstraße integriert.


Bürgerspital zu St. Marks - ein Quarantänespital

Blick auf das Spital um 1724, Salomon Kleiner
Blick auf das Spital um 1800
Versorgungshaus im 19. Jahrhundert

Die Geschichte von St. Marx ist eng mit der Wiener Medizingeschichte verbunden, hier stand schon früh eines der "Asyle" zur Behandlung aussätziger Kranker.

Schon im Mittelalter tauchte der Gedanke auf, dass verhindert werden muss, dass Reisende, die infektiös waren oder sogar an schweren Krankheiten litten, die Stadt infizieren könnten. Vor allem Pilger waren davon betroffen, sie schleppten Aussatz und sogar die Pest ein. Die Stadtverwaltung kam daher auf die Idee, außerhalb der engen Stadtmauern - weit entfernt von ihren Bürgern - Siechenhäuser einzurichten. Eines davon war "St. Lazar", das dem Heiligen Lazarus gewidmet war und vom Lazarus-Orden (der im 11. Jahrhundert gegründet worden war) geleitet wurde, in der Landstraßer Hauptstraße 173-175. Hier wurden die Reisenden aus dem Osten einquartiert, damit sie keine Ansteckungen mitbringen würden. Das Siechenhaus dürfte bereits im 12. Jahrhundert bestanden haben, ein Umbau ist mit 1270 belegt.

Der Lazarus-Orden selbst war seit Beginn seiner Gründung mit der Heilung und Pflege von Leprakranken befasst, auf ihn führt der Name "Lazarett" zurück.

Ab dem 14. Jahrhundert übernahm die Stadt die Verwaltung des Spitals. Zu den Reisenden wurden nun auch Personen aufgenommen, die ansteckende Krankheiten hatten, aber auch Arme und Gebrechliche. 1394 findet man erstmals die Bezeichnung "Bürgerspital zu St. Marks", damals befreite Albrecht III das Lazarett von der Getränkesteuer - ein Hinweis darauf, dass damals schon eine Bierbrauerei betrieben wurde.

1440 wurde aus der Lazarus-Kapelle am Spitalsareal die Kirche St. Markus, sie wurde 1529 während der Türkenbelagerung zerstört, konnte aber mit Spendengeldern bereits ein Jahr später wieder aufgebaut werden. Die zweite Türkenbelagerung 1683 sorgte wieder für eine Beschädigung des Spitals, diesmal konnten Spenden nichts mehr retten, es verlor seine Eigenständigkeit, das Spital wurde dem Bürgerspital am Schweinemarkt angeschlossen. Dadurch standen wieder Gelder zur Verfügung, die sogar einen Ausbau des Spitals ermöglichten: Es wurde unter Joseph I. mit einer Abteilung für Geburtshilfe und einer für Geisteskranke erweitert. Trotzdem konzentrierte sich das Haus weiterhin auf Infektionskrankheiten, man behandelte hier bis zur Schließung des Hauses Patienten mit Blattern und Geschlechtskrankheiten.

Bekanntester Patient war wohl der Erfinder der Nähmaschine, Josef Madersperger, noch heute erinnert daran eine Gedenktafel, die am Haus Landstraßer Hauptstraße 173-175 angebracht ist. Er starb im Spital und wurde am Friedhof St. Marx in einem Schachtgrab beerdigt.

1784 verfügte Joseph II. schließlich die Verlegung der Kranken, Schwangeren und Irren ins neu errichtete AKH am Alsergrund, die Anstalt wurde in das "Versorgungshaus St. Marx" für arme und alte Personen umgewandelt. 1861 wurde das Versorgungshaus aufgelöst, das Areal - mitsamt der Bierbrauerei - wurde von Adolf Ignaz Mautner erworben. Er ließ hier eine der größten Bierbrauereien Europas errichten. [1],

Brauerei

Wie bei allen Bürgerspitälern stand auch hier eine Brauerei. Sie wird bereits im 14. Jahrhundert erwähnt und versorgte mit ihren Einkünften indirekt die Patienten. Als das Spital geschlossen wurde, pachtete Adolf Ignaz Mautner erst das Areal, 1861 kaufte er es schließlich und erweiterte damit seine Brauerei. 1913 fusionierte die Bierproduktion mit der Brauerei Schwechat, sodass 1916 die Anlagen der Fabrik stillgelegt wurden. Ab da wurden die Gebäude als Wohnungen genutzt, die aber nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurden.

An seine Stelle trat ein Neubau, der heute als "Maderspergerhof" bekannt ist.

Viehmarkt

Bis ins 18. Jahrhundert fand bei der Hinteren Zollamtsstraße 2B der Ochsenmarkt statt. Gegen Ende des Jahrhunderts verlagerte sich dieser Markt zum Linienwall in St. Marx. 1846 wurde schließlich damit begonnen, einen Schlachthof zu errichten, der in der Folge mehrfach ausgebaut wurde. Unter den Zubauten war die Errichtung einer eigenen Schlachthausbahn (1872) und die Rinderhalle, die als erste Schmiedeeisenkonstruktion Wiens gilt. Zwischen 1968 und 1975 wurde das Fleischzentrum St. Marx neu erbaut.

1975 diente der Auslandsschlachthof als Veranstaltungszentrum, hier wurde die Wiener Festwochen abgehalten. Als dann im Juni 1976 die Gebäude abgerissen hätten werden sollen, besetzten Jugendliche drei Monate lang das Areal. Die Stadt zog den Abriss trotzdem durch, stellte aber stattdessen den "Inlandsschlachthof" zur Verfügung, der noch heute als "Arena" in Betrieb ist.

Schon Ende der 1990 legte die Stadt große Teile des Schlachthofs still, in Betrieb war nur mehr das Zerlegezentrum. Es übersiedelte im Dezember 2007 teilweise in das neue Fleischzentrum am Großmarkt Wien in Inzersdorf, die dort beschäftigten Fleischer wurden innerhalb der Stadt in andere Verwendungen übernommen. So wurden beispielsweise einige Fleischhauer zu OP-Gehilfen weitergebildet und in Krankenhäusern eingesetzt.

Die Toranlage von St. Marx, an deren Seiten steinerne Stiere stehen und vier anderer Gebäude stehen unter Denkmalschutz, sie sind noch erhalten. Die ehemalige Rinderhalle wurde zu einer Mehrzweckhalle umgebaut, sie ist heute als „Marx-Halle“ in Betrieb. Der Rest des Areals wurde durch zahlreiche Projekte neu bebaut.

Friedhof St. Marx

1784 wurde außerhalb des Linienwalls der Sankt Marxer Friedhof angelegt, es handelt sich um einen der schönsten Biedermeier-Friedhöfe. Er bestand bis 1874 und steht heute unter Denkmalschutz, er wird heute als öffentliche Parkanlage genutzt. Mehr dazu findet man auf der Seite Sankt Marxer Friedhof.

Linienwall

Teil des heute noch erhaltenen Linienwalls in der Weyringergasse 13
Linienwall St. Marx

1704 wurde um die Vorstädte ein Linienwall gezogen, auch St. Marz war nun geschützt. Der Zeitpunkt war richtig gewählt, denn wenige Monate nach der Errichtung, am 11.6.1704, standen 4000 Kuruzzen vor der Stadt, die damit abgewehrt werden konnten. Der Linienwall zog sich über eine Strecke von ca. 13,5 km vom Donauarm bei St. Marx bis zum Lichtental (9. Bezirk) in einem Zickzack-Verlauf, und bestand aus einem mit Palisaden verstärkten Erdwall mit einem vorgelagerten Graben. Für die Erbauung des Walls wurden alle Bürger Wiens im Alter von 18 bis 60 Jahren zur Mithilfe verpflichtet, und so entstand das Bauwerk innerhalb von vier Monaten. 1738 verstärkte man den Erdwall durch Ziegeln.

Der Wall wehrte nicht nur ab, er wurde auch als Steuergrenze genutzt, an den Mautstellen, die den Namen „Verzehrungssteuer-Linienämter“ trugen, wurde die Einfuhr und Versteuerung von Lebensmitteln vorgenommen. Als schließlich 1903 der Wiener Neustädter Kanal eröffnet wurde, konnte das Linienamt auch Abgaben von den Kanalschiffen einheben.

Zwischen 1740 und 1760 wurde an den Toren zum Wall 18 Kapellen eingerichtet, sie alle waren dem Heiligen Nepomuk geweiht und wurden von den Wiener liebevoll „Hansl am Weg“ genannt. Sie boten den Mautbeamten die Möglichkeit, Andachten abzuhalten.

Der Linienwall wurde, nachdem er als Angriffsschutz obsolet geworden war, 1873 durch den Gürtel ersetzt. Im dritten Bezirk gibt es jedoch heute noch zwei Stellen, an denen Reste dieses Walls entdeckt werden können: im 3. Bezirk zentrumsseitig entlang der Trasse der Schnellbahn-Stammstrecke zwischen Rennweg und Quartier Belvedere (vormals Südbahnhof) und im Bereich des ehemaligen Viehmarktes in Sankt Marx beim Anton-Kuh-Weg.

Stadtentwicklungsgebiet

Ab den 1970-Jahren, nach Erbauung des neuen Fleischzentrums, fanden sich am Areal schon leere Flächen. Einige Betriebe siedelten sich schon damals an, weitere folgten nach Absiedelung des Schlachthofs.

2004 wurde das T-Center, ein modernes Bürogebäude, hier erbaut, das Vienna BioCenter und das Büro- und Laborgebäude "Marxbox" folgten. Einige Zeit lang bestand auch die Möglichkeit, dass der ORF hier ein neues Studio eröffnen würde, die Pläne wurden jedoch verworfen.



  1. Karl Hauer, Georg Kiss: Kulturgeschichte des 3. Bezirks, Wein, 2010, S. 52 - 55