Richard Löwenherz

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Sagen und Legenden
Die Legende vom verborgenen Schatz
Relevante Orte: Erdbergstraße 41

Leopold V. und Richard Löwenherz lernen sich kennen

Loewenherz wird gefangen genommen
Die Gefangennahme des Richard Löwenherz in Erdberg [1]
Hadmar II. von Kuenring wird nach Wien gebracht[2]

Im Sommer des Jahres 1190 brach Herzog Leopold V. auf, um am 3. Kreuzzug teilzunehmen. Er kämpfte 1191 für die Eroberung der Festung Akkon, dort kam es zu einem Streit zwischen ihm und dem englischen König Richard Löwenherz (*8. September 1157 in Oxford; † 6. April 1199 in Châlus). Löwenherz war zwar erst fast gegen Ende der Belagerung erschienen, das Heer, das er mitbrachte, war jedoch für den Sieg entscheidend. Beide Herrscher behaupteten nun von sich, der Bessere in der Schlacht gewesen zu sein, der Zank gipfelte darin, dass Richard Leopolds Standarte im Streit um die Beuteverteilung von einem seiner Knappen in den Burggraben werfen ließ. Die beiden Herrscher trennten sich verfeindet.

Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände musste Richard Löwenherz auf seine Heimreise eine neue Route wählen: Die französischen Häfen waren gesperrt, sein Schiff wurde auf der Adria von Piraten angegriffen und später taucht er in Kärnten wieder auf. Da ihm die verschneiten Alpenpässe zu gefährlich waren, um zu seinem Schwager Heinrich dem Löwen zu gelangen, entschied er sich für die Route über den Semmering. Am 21.12.1192 traf Richard Löwenherz mit einem kleinen Gefolge in Erdberg ein und schickte seinen Diener in die Stadt, um Lebensmittel zu besorgen. Da der Diener mit großen Mengen morgenländischen Goldes bezahlte, fiel er auf und wurde bis zu seinem Herren, der in einem Gasthaus in der Erdbergstraße 41 wartete, verfolgt. Rasch wurde Richard, der angeblich an seinem Siegelring erkannt wurde, festgenommen und Leopold vorgeführt. Dieser entschied, dass sein Feind nach Drünstein käme, wo er inhaftiert wurde.

Die Konsequenzen

Der wahre Hintergrund für die Verhaftung war jedoch eine Intrige zwischen Kaiser Heinrich VI. und König Philipp II. August von Frankreich. Beide Herrscher hatten Gründe, auf den englischen König böse zu sein und hatten den Österreicher, der eigentlich keine Lehensansprüche an England stellen konnte, missbraucht. Der Beschluss dazu dürfte bereits bei einem Gipfeltreffen in Mailand im Spätherbst 1191 gefasst worden sein. Leopold V. nahm nun die Gelegenheit wahr, mit Heinrich VI. in Verhandlungen zu treten. Der Vertrag, der schließlich die Freilassung von Richard Löwenherz als Zeil hatte, enthielt daher fünf Punkte, die erfüllt werden mussten:

1.) Zahlung von 23 Tonnen Silber. Diese Menge entsprach ungefähr den doppelten Jahreseinkünften der englischen Krone. Davon erhielt Leopold die Hälfte, der Kaiser die andere.
4.) Heirat von Richards Nichte Eleonore von der Bretagne mit Friedrich I., dem Sohn Leopolds V.
2.) Waffenhilfe für Heinrich VI. bei einem Feldzug nach Sizilien - mit 100 voll bemannten Schiffen, 200 Rittern und 100 Bogenschützen.
3.) Freilassung von Isaak Komnenos von Zypern und Übergabe von dessen Tochter an Heinrich VI.
5.) Richard Löwenherz setzt sich beim Papst dafür ein, dass Leopold nicht exkommuniziert und wieder in die Kirche aufgenommen wird. Leopold war nämlich von einem Kirchenbann belegt.

Nach Vertragsabschluss zwischen dem Kaiser und dem Herzog lieferte Leopold den englischen König am 28.3.1193 an den Kaiser aus. Löwenherz beklagte ich später bei Paps Coelestin III. bitterlich in einem Brief: "...und hat mich dem Kaiser verkauft, als wäre ich ein Ochs oder Esel!"

Mit dem Lösegeld konnte Leopold nun viele erforderliche Investitionen tätigen: Er ließ neue Stadtmauern erbauen und bezahlte das Zuschütten des römischen Grabens vom Stephansdom bis zur Freyung. Außerdem gründete er die Stadt Wiener Neustadt, befestigte die Stadt Friedberg (Steiermark) und verstärkte die Stadtmauern von Hainburg.

Weitere Legenden um Richard Löwenherz

Der englische König soll in Besitz des Schwertes Excalibur gewesen sein, es soll ihm die übermenschlichen Kräfte verliehen haben.

Das Herz von Löwenherz wurde, verborgen in einem Bleikästchen, in der Kathedrale Notre-Dame bei Ausgrabungsarbeiten gefunden. Das Herz, mittlerweile zu Staub zerfallen, war einbalsamiert, mit Quecksilber, Gänseblümchen und Minze aber auch mit Myrre. Zutaten, die die Zeit im Fegefeuer (vom Bischof mit 33 Jahren angesetzt) verkürzen sollten.

Der Legende nach kämpft Robin Hood gegen Johann Ohneland ("Prinz John"), den Bruder von Richard Löwenherz, der in dessen Abwesenheit (er befand sich auf dem 3. Kreuzzug) die Macht übernommen hatte. Prinz John hatte skrupellos geherrscht und vom Volk viel zu hohe Steuern verlangt, die Robin Hood durch die Überfälle auf Adlige zurückholte und wieder an das Volk verteilte. Robin Hood und Richard Löwenherz wurden jedoch erst 1521 durch den englischen Schriftsteller John Major in Verbindung gebracht.

Die Blondel-Sage berichtet wiederum, dass der Sänger Blondel auf der Suche nach seinem Herrn durch die Lande gezogen sein soll, von Burg zu Burg. Vor jeder Burg habe er Nachtens ein Lied angestimmt, das Löwenherz und er in ihrer Jugend öfter gesungen hätten. Endlich kam Blondel nun bei Dürnstein an, und siehe da, aus einem Kerkerfenster wurde das Lied beendet. Blondel hatte Löwenherz gefunden und konnte ihn befreien. In manchen Versionen der Legende verhalf er ihm zur Flucht, in anderen zahlte er das Lösegeld.

Blondels Lied

Löwenherz und Blondel in Dürnstein

In einer Ballade von Johann Gabriel Seidl wurde das Thema Blondels so verarbeitet:

Spähend nach dem Eisengitter
Bei des Mondes hellem Schein,
Steht ein Minst’rel mit der Zither
Vor dem Schlosse Dürrenstein,
Stimmt sein Spiel zu sanfter Weise
Und beginnt sein Lied dazu,
Denn ein Ahnen sagt ihm leise:
Suche treu, so findest du!

Horch, da tönt es leise, leise
Aus dem Burgverlies empor,
Eine wohlbekannte Weise
Klingt an Blondels lauschend Ohr.
Wie ein Freundesruf, ein trauter,
Schallt sein eigen Lied ihm zu,
Und sein Ahnen sagt ihm lauter:
Suche treu, so findest du!

Rings umstaunt vom frohen Kreise,
Stürzt der Held dem Sänger zu;
Gut bewährt hat sich die Weise:
Suche treu, so findest du!



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Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 44
  2. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 45