Johannesgasse 4A

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Haus: Johannesgasse 4A Grund-Informationen
Haus-Johannesgasse 4-01.jpg
Aliasadressen =Johannesgasse 4A
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1861: 980 | vor 1821: 1039 | vor 1795: 1008
Baujahr 1885
Architekt Eduard Uhl


Das Haus - Architektur und Geschichte

Das 1885 erbaute Haus wurde von Eduard Uhl entworfen. Zunächst war hier eine Volksschule untergebracht, die 1925 auszog, im gleichen Jahr übernahm die erste Radiogesellschaft Wiens, die RAVAG, die Räume.

Die RAVAG und der Juliputsch

Beim nationalsozialistischen Umsturzversuch vom 25. Juli 1934, dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zum Opfer fiel, war auch dieses Gebäude Schauplatz blutiger Kämpfe. Eine Gruppe von 14 Mann fuhr gegen 13:00 mit einem Lastwagen vor, schlug den Türposten nieder und drang in den Senderaum ein, wo die Nachricht gesendet wurde, dass der Kanzler zurückgetreten sei. Inzwischen war die Polizei mit Panzerwägen vorgefahren, hatte die umliegenden Gebäude besetzt und im gegenüberliegenden Bankhaus "Kux, Bloch & Co." zwei Maschinengewehre in Stellung gebracht. Mit diesen sowie vom Dach aus wurde das Feuer auf die Putschisten eröffnet, wobei Hof- und Straßenseite des RAVAG-Gebäudes beschossen wurden.

Als die Angreifer in den Keller flohen, kam Tränengas zum Einsatz, das sie zum Verlassen dieser Räume zwang. Danach drang eine Sturmkolonne der Polizei durch das Tor in das Gebäude ein, überwältigte die Nationalsozialisten und nahm sie fest. Dabei wurde neben einem weiteren Putschisten der 32jährige Rädelsführer Erich Schredt getötet. Auf Seite der Polizei kam ein Bezirksinspektor ums Leben. Weitere Opfer waren der Chauffeur des Generaldirektors und der Schauspieler Rudolf Ferstel, der sich den Angreifern in den Weg gestellt hatte. Ein weiterer Schauspieler musste durch die Ereignisse in eine psychiatrische Klinik gebracht werden. Um 15:45 kehrte wieder Ruhe in das Gebäude ein, doch war dem Inventar schwerer Schaden zugefügt worden: Mikrophone und andere Apparate waren beschädigt und die Vorhänge, die zur Verbesserung der Tonqualität aufgehängt waren, in Brand gesteckt worden, sodass die Feuerwehr gerufen werden musste. Um das Gebäude von der Außenwelt abzuschirmen, waren die Telephonleitungen aus den Wänden gerissen beziehungsweise durchgeschnitten worden. Darüber hinaus wies das Haus durch die Kämpfe viele Einschüsse auf.

Gedenktafel

Seit 2005 ist hier eine Steintafel angebracht, die an das Ereignis erinnert.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
RAVAG GT.png RAVAG Zum Gedenken an jene Menschen,

die hier im Juli 1934 von
nationalsozialistischen Putschisten
beim Sturm auf das Haus der RAVAG,
des damaligen österreichischen Rundfunks,
ermordet wurden. Gewidmet von der Stadt Wien

Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien

Musik Symbol.png

1938 übersiedelte die RAVAG in die Argentinierstraße, seither nutzt es das Konservatorium der Stadt Wien (heute "Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien")

Vorgängerhäuser

Mailberger Hof

Das Haus Johannesgasse 4A (Stadt 985) war der "Mailberger Hof". Ein Haus an dieser Stelle wurde erstmals 1375 erwähnt, ab dem 16. Jahrhundert gehörte der Hof der Johanniter-Kommende in Mailberg, nach der die Benennung erfolgte. Ein Teil des Grundstückes war bereits ab 1452 in deren Besitz.

Zwischen 1587 und 1627 erwarben die Jesuiten Teile des Areals, bis diese schließlich 1627 ein großes neues Haus anstelle der kleineren alten errichten ließen, es wurde als "Pilgrimshaus" bekannt. Als Ersatz kauften die Mailberger ein Areal auf der Annagasse 7.

Maroltingerhof

Haus Johannesgasse 4B nannte sich "Maroltingerhof", es dürfte um 1500 im Besitzer der Bürger Maroltinger gewesen sein. 1563 besaß es Christoph Entzianer, der Enkelsohn des ehemaligen Rectors der Universität Dr.med. Johann Entzianer.

Ein späterer Besitzer, Michael Adolf Graf Althan verkaufte es an die Jesuiten, die 1627 ihr Noviziatshaus auf dem Grundstück errichteten.

Normalschule und Realschule

1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, beide Häuser wurden zu dem heutigen vereint und als Schule genutzt. Im Nordtrakt war ebenerdig die Normalschule zu finden, im ersten Stock die Realschule. Der Keller wurde an Weinhändler verpachtet.

1884 kaufte die Stadt Wien das Gebäude, ließ es abreißen und an seiner Stelle ein Doppelhaus errichten, das als Volksschule genutzt wurde.



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Quellen