Pfaff von Kahlenberg

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Sagen und Legenden
Der Pfaff von Kahlenberg
Relevante Orte: Kahlenbergerdorf

Der Name Wiegand ist schon aus der Sage "Wiegand der Bettelstudent" bekannt. Nach dem er durch einen Streich das Herz des Königs Otto dem Fröhlichen erobert hatte, und dieser ihm das Studium finanzierte, blieb der heitere Wiegand am Hof des Königs und wurde sein Hauskaplan. Erst als Otto die Nachfolge seines Bruders Herzog Friedrich des Schönen antrat, wechselte Wiegand in die Pfarre am Kahlenberg (des heutigen Leopoldsbergs).

Hier führte der Pfarrer ein geruhsames Leben, kelterte Wein, den er auch verkaufte, und sicherte damit seine Pfarre ab. Als im Jahr 1331 ein nasser Herbst die Ernte vernichtete und der Wein sauer oder sogar ungenießbar war, musste der Geistliche nach einer neuen Einkommensquelle suchen. Um also wieder spendende Besucher anzulocken, ließ er im Kahlenberger Dorf an einem heißen Sommertag im darauffolgenden Jahr verlautbaren, dass er vom Kirchturm über die Donau fliegen wollte. Und wirklich, zahlreiche Schaulustige kamen, um das Spektakel nicht zu verpassen.

Der schlaue Pfarrer zögerte jedoch seine Vorführung hinaus, seine Ausrede war die brennende Sonne. Und weil es so heiß war, tranken die Gäste den ganzen schlechten Wein der letzten Ernte auf. Als die Vorräte schon fast zu Ende waren, stieg der Pfarrer erst auf den Turm, schaute ernst in die Menge, und fragte mit ernster Stimme: "Habt Ihr schon einmal einen Menschen fliegen gesehen?" "Nein!" schrie begeistert die Menge. Da sagte Wiegand ganz ruhig: "Dann werdet Ihr auch mich nicht fliegen sehen.", und stieg wieder den Kirchturm hinunter.

Zuerst war die Menge wütend, aber nach und nach begannen immer mehr Leute zu verstehen, dass der Pfarrer sie absichtlich getäuscht hatte und brachen in Lachen über die List und ihre eigene Dummheit aus.[1]


Die Sage, die durch Wolfgang Lazius bekannt wurde, ist tatsächlich eine Legende. Wiegand von Theben wurde durch ihn in Zusammenhang mit dem Vorfall angegeben, 1936 fand man jedoch heraus, dass es sich bei dem Pfarrer in Wahrheit um Gundacker von Thernberg handelte. Auch er war am Hof des Königs Otto gern gesehener Gast, über seine Streiche berichtete schon Philipp Frankfurter in einer Schwanksammlung, die um 1472 erstmals gedruckt wurde.



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Quellen