Graben 20

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Haus: Graben 20 Grund-Informationen
20 Graben Vienna.jpg
Aliasadressen =Graben 20, =Naglergasse 1
Ehem. Konskriptionsnummer Stadt, vor 1862: 282, 283, 284 | vor 1821: 302, 303, 304, 305, 306 | vor 1795: 172, 173, 174, 175, 176
Baujahr 1857
Architekt August Sicardsburg


Das Haus "Auge Gottes", "Zum goldenen Lamm" - Architektur und Geschichte

Karyaden von Melnitzky

Das Haus Liebig (auch Meinl-Haus) wurde 1855 - 1858 von August Sicardsburg und Ferdinant Fellner dem Älteren erbaut und fällt durch seine gut gegliederte Fassade auf. [1] Der Textilunternehmer Johann von Liebig ließ es erbauen – es heißt daher auch Liebigsches Haus. Die Statuen auf der Dachbalustrade beziehen sich auf den Inhalt des Hauses: rechts Handel und links Gewerbe, sie wurden von Franz Melnitzky geschaffen.

1874 erbte es Major Otto Freiherr von Liebig, 1924 kam es in Besitz der British Naubiah Investment ltd., 1939 war die Österreichische Realitäten A.G. Besitzer, die ab 1940 unter dem Namen "Universale Hoch und Tiefbau A.G." bekannt wurde. In dem Haus hatte die Allgemeine Rentenanstalt (die 1824 als Allgemeinen Versorgungsanstalt gegründet worden war) ihren Sitz.

Österreichische Lichtbildstelle

Ebenfalls hier tätig war die Österreichische Lichtbildstelle, die Papierkopien und Diapositive von Fotos herstellte und archivierte.

1919 gründete das Staatsamt für Unterricht in Wien die österreichische (damals noch: staatliche) Lichtbildstelle. Ziel der Einrichtung war die Sammlung von Bildmaterial für Unterrichts- aber auch Propagandazwecke. Dem Volk sollte die Naturschönheit und der Reichtum an Kunstschätzen Österreichs näher gebracht werden. Damit war die Sammlung eng mit allen Stellen verbunden, die Propaganda betrieben - aber auch die Wissenschaft nutzte das Archiv.

Die Sammlung ist mit ihren rund 220.000 Negativen heute Teil der Österreichischen Nationalbibliothek.

Meinl am Graben

Meinl am Graben, der Mohr

Der Meinl am Graben hat mehr als 30.000 Artikel im Sortiment, darunter 400 verschiedene Käse und 300 Wurst- und Schinkensorten, einer der bestsortierten Weinkeller des Landes, 200 erstklassig geschulte Mitarbeiter, ein perfektes Service, vom Einpacken an der Kasse in die orangen Kult-Sackerln bis zum Transport vor die Wohnungstüre, und ein Zwei-Hauben-Restaurant mit Blick über den gesamten Graben.

Der „Meinl am Graben“, ist das Überbleibsel der ehemaligen Filialkette der Familie, das Gebäude, in dem er sich befindet, wurde von dem Tiroler Immobilien-Investor Rene Benko um 40 Mio. € von der Bank Austria gekauft. Da Meinl sich bereits seit den 50er Jahren hier eingemietet hat, zahlt er entsprechend geringe Miete. Der neue Besitzer verlangte 150 Euro pro qm – und damit eine Monatsmiete von 375.000,- Euro im Monat. Der neue Besitzer war der Meinung, dass diese Miete bei einem Umsatz von rund 20 Mio. Euro durchaus gerechtfertigt sei.

Schlussendlich hat das Bezirksgericht Innere Stadt entschieden, dass die Mietzinserhöhung nicht gerechtfertigt ist. Meinl am Graben wird es also weiterhin geben.

Treffpunkt der Donnerstag-Gesellschaft

Im Haus befand sich einst "Wieningers Restaurant". Hier trafen sich auf Anregung des Kassendirektors Lois List ab 1890 gebildete Männer und gründeten die "Donnerstags-Gesellschaft", einen Altertumsverein. Dieser Verein beschloss in einer seiner Runden die Herausgabe eines Werkes zur Geschichte der Stadt Wien, daraus wurde schlussendlich ein sechsbändiges Werk, das zwischen 1897 und 1918 erschien und die Wiener Geschichte bis 1740 erläutert.

Vorgängerhäuser

Haus 282

Bevor dieses Haus erbaut wurde, standen hier zwei kleinere Gebäude, Stadt 172 und 173.

Haus 172

Haus 172 wird erstmals 1452 erwähnt, ab 1461 sind zahlreiche Besitzerwechsel bekannt:

  • 1461 erwarb es Marx Treitzsaurwein,
  • 1559 kaufte es der Zaumstricker Valentin Khrauss. Zaumstricker waren künstlerische Handwerker, die Schmuckgegenstände oder gestrickte Bänder am Zaumzeug der Pferde applizierten.
  • 1764 war es im Besitz von Dr. Maximilian Locher, dem Arzt. Er kaufte 1759 auch Haus 173 und ließ die beiden Häuser zu einem verbauen.

Das Haus, das im Jahr 1524 erbaut worden war, hatte ein Wandgemälde, das ihm Zeitweise auch den Namen gab: "Jakob mit den Engeln ringend". Die Darstellung auf dem Gemälde zierte eine Schrift, die besagte: "Jacob Rüng mit dem Engel darumb würdt Ihme der Nahmen Israel gegeben. 1635". [2] Das Gebäude war auch als "Nadlerhaus" bekannt, da hier und in der dahinterliegenden Gasse die "Nadler" ihr Gewebe (Schmiede, die verschiedene Arten von Nadeln erzeugten) ausübten.

Haus 173

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Zwischen dem vierten und obersten Stock des Hauses 173 war ein Basrelief angebracht, das das "Auge Gottes" darstellte und dem Haus damit seinen Namen gab. Haus 173 war auch ein Apotheker-Haus, hier war zwischen 1725 und 1807 die Apotheke "Zum weißen Engel" tätig. [3]

1857 wurden beide Häuser abgebrochen, Johann Liebig ließ den Neubau stattdessen errichten, dem auch die Häuser 282 und 284 zum Opfer fielen.

Haus Stadt 283, Zum güldenen Lämbl

Hier standen ehemals drei kleine Häuser (Haus 365, 366 und 367).

Haus Stadt 365 wird 1447 erstmals erwähnt, als es verkauft wurde. Als einer der Besitzer scheint der "Preumeister" des Armenhauses von St. Marx, Stephan Hierneiss und dessen Frau Anna Sophie auf.

Haus Stadt 366 wird im Zuge einer Erbschaft 1442 erstmals erwähnt. Es gelangte 1698 ebenfalls an den Braumeister Hierneiss, der schließlich beide Häuser zu einem verbauen ließ und eine Gastwirtschaft eröffnete: "Zum güldenen Lämbl". Es wurde durch einen Lakaienaufstand in Wien bekannt.

1794 gelangte es an den Gastwirten Franz Geringer, der auch Haus 367 besaß.

Zum goldenen Lamm, der Lakaientumult und der Aufständler Jakob Bock

Die Gäste des Goldenen Lamms bestanden aus Sesselträgern, Läufern und herrschaftlichem Hauspersonal. Unter diesem Publikum brach am 18. August 1709 ein Streit aus, der in einem Handgemenge endete, in das die Rumorwache eingreifen musste.

Die Wache verhaftete dabei den Rädelsführer Jakob Bock. Dies wollten die Kumpel Bocks verhindern und griffen die Wachen an. Dabei befreite sich Bock und griff selbst in den Kampf ein. Er tötete dabei einen Wach-Soldaten und floh im Handgemenge unentdeckt.

Man fand Bock schwer betrunken am nächsten Morgen bei einer Bretterbude am Graben. Er schlief - vom Alkohol benebelt - so tief, dass die Wache ihn auf gekreuzten Hellebarden ins Wachzimmer tragen mussten. Da er bald als Mörder des Wachpostens erkannt worden war, wurde ihm noch am gleichen Tag der Prozess gemacht. Als die Kumpanen unter den Sesselträgern und Lakaien davon erfuhren, stürmten sie das Wachzimmer und konnten nur mit einem 300 Mann Aufgebot gebändigt werden..

Jakob Bock wurde am 23. August am Hohen Markt gehenkt.

Wohnhaus des Arztes Johann Baptist von Garelli

Persönlichkeit Johann Baptist von Garelli
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In diesem Haus wohnte ab 1728 auch der römisch kaiserliche Leibmedicus von Leopolds I., Johann Baptist Garelli ( * 29. Oktober 1649 Bologna, † 15. Dezember 1732), Vater des berühmten Pius Nikolaus von Garelli. Garelli war auch Leibarzt von Josefs I. und Karls VI., ab 1713 war er auch an der Medizinischen Fakultät tätig. Garelli ist in den Katakomben von St. Stephan begraben.

Haus 367

1441 wurde das Haus erstmal im Zuge eines Verkaufes erwähnt. 1610 kaufte es der Körbelmacher Simon Däser und gab dem Haus damit den Namen "Körbelmacherhaus". 1892 kaufte es der Gastwirt Franz Geringer.

1835 scheint als weiterer Besitzer der Historien- und Porträtmaler Johann Peter Krafft auf, der auch Direktor der Gemäldegalerie Belvedere war.

Haus Stadt 284, "Zum Sieb"

Das Haus in der Naglergasse hatte das Hausschild "Zum Sieb". Bis 1549 war es Eigentum der Messe von St. Michael.



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Quellen

  1. http://www.architektenlexikon.at/de/1049.htm
  2. J.E. Schlager: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge, Zweiter Band, 1842. S. 322 S.
  3. A. Realis (Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele): Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien: ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer u. topographischer Beziehung, Band 2, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846, S. 43