Michaelerplatz 5

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Haus: Michaelerplatz 5 Grund-Informationen
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Aliasadressen =Michaelerplatz 5
Konfession römisch-katholisch


Michaelerkirche

Die Pfarrkirche St. Michael war die Kirche für das Hofgesinde und die Bürger, die im Umkreis wohnten, ihr einstiger Titel war daher auch “k.k. Hof-Stadt-Pfarr- und Collegiums-Kirche St. Michael“. Der Name „Michaeler“ bezieht sich auf die Barnabiten, dem Orden, der von 1626 bis 1923 in der Kirche tätig war. Heute ist sie die Pfarrkirche der Salvatorianer.

Die Legende um die Gründungs-Urkunde und das wahre Alter der Kirche

Michaelerkirche, Stich aus dem 18. Jhdt.

Um 1770 wurde im Turm des Alten Rathauses, im „Lädlein Nr. 45“, eine Urkunde gefunden, die als Gründungsdatum der Kirche das Jahr 1221 angab. Schon damals wurde diese Urkunde als Fälschung aus dem 14. Jahrhundert entlarvt. Sie könnte aber auch kurz vor dem Auffindungsdatum gefälscht worden sein, denn damals entbrannte gerade ein Streit mit der benachbarten Burgpfarre, welche die ältere Pfarre sei und damit mehr Berechtigung gegenüber der anderen hätte. Bald galt diese Urkunde als verschollen, was den Verdacht der Fälschung noch mehr bestätigte.

Erst baustoffliche Untersuchungen des Fundaments bewiesen, dass die Substanz deutlich älter als die Kirche selbst ist, die Vermutungen erhärteten sich in den 1980er Jahren: nämlich bei Entdeckung des Bogens des Westportals, der Freilegung des Nordportals und der „porta laterale“ hinter dem Allerseelen-Altar. Der Baubeginn der spätromanischen und frühgotischen Kirche musste tatsächlich im Jahr 1220 gewesen sein. Belegt wurde das spätromanische Baualter schließlich durch die Erkenntnis, dass alle Steine der Friese das gleiche Steinmetzzeichen trugen.

Katastrophen rund um die Kirche

Die alte Kirche war mehrmals von Katastrophen betroffen – der erste Brand vernichtete am 30. April 1276 einen großen Teil Wiens und damit auch die Kirche, die Ablassbriefe, die in dieser Zeit Bürger von Sünden befreiten und Spenden für die Kirchen lukrierten, waren ausschlaggebend für die Finanzierung des Wiederaufbaus.

Ein anderer Brand am 23.3.1327 ließ die drei Glocken im Kirchturm schmelzen, ein weiterer am 25.8.1350 zerstörte die Kelche, Ornate und die neuen Glocken. Am 15.9.1590 ließ ein Erdbeben die steinerne Turmspitze in sich zusammenfallen. All diese Katastrophen sorgten jedoch dafür, dass die Kirche in unterschiedlichen Stilen ihre heutige Persönlichkeit zeigt.

Die Bauphasen

Bauphasen der Michaelerkirche. Rot: romanisch, blau: gotisch, grün: braock [1]

Spätromanik, 1220 - 1250

In dieser Zeit entstand das Querschiff der Kirche und das Nordportal. Dabei dürften die Grundmauern eines älteren Bauwerks verwendet worden sein.

Frühgotik, 1276 - 1300

Nach dem Brand 1276 begann man mit dem Wiederaufbau, neu erbaut wurde dabei der Südwestturm.

Gotik, 1327 - 1525

Nach einem neuerlichen Brand des Glockenturms 1327 entschied man sich dafür, auf den viereckigen Turm einen achteckigen Aufbau zu setzen, die steinerne Turmspitze wurde mit Krabben verziert. Um 1340 erneuerte man das Chorquadrat, zwischen 1404 und 1416 wurde der Chor neu im gotischen Stil gestaltet.

1350, als die Glocken abermals bei einem Brand schmolzen, kam bei der Sammlung so viel Geld zusammen, dass man noch den Fronleichnamsaltar errichten konnte.

Der südliche gotische Nebenchor (heute: Kreuzkapelle) entstand ebenfalls 1350, der Bau ist Stiborius Chrezzel zu verdanken: Er hatte der Kirche aus Dankbarkeit 300 Pfund Wiener Pfennig gestiftet. Anlass dazu war, dass er bezichtigt worden war, einen Giftmord an seinem Fürsten Albrecht II. zu verüben. Der Freispruch führte dazu, dass nicht nur St. Michael sondern auch das Kloster Gaming Spenden erhielten. Aus den Geldern konnten auch der Südchor mit einem Altar für den hl. Nikolaus, die hl. Katharina und St. Stephan errichtet und ein Familienbegräbnis in der Gruft arrangiert werden.

1398 wurde vom akademischen Arzt ("Bucharzt") Hans Seitz und seiner Frau der Dreifaltigkeitsaltar gestiftet. Der Altar dürfte ehemals an der Südseite der Kirche gestanden haben.

1416 weihte der Bischof von Passau, Georg von Hohenlohe, die Kirche neu. 1428 entstand die Lukaskapelle, 1430 der Nordchor. Von ihm hieß es lange, er wäre abgerissen worden, um dem barocken Neubau einer Kapelle 1620 zu weichen, bei Renovierungsarbeiten wurde jedoch entdeckt, dass die Mauer der barocken Kapelle das gotische Original nur verdeckt hatte.

1445 bis 1448 wurde der gewaltige Hochaltar geschaffen, er ist ein Werk von Jakob Kaschauer.

1525 wütete abermals ein großer Stadtbrand, welche Zerstörungen St,. Michael dabei erlitt, ist nicht genauer bekannt, die gotische Bauphase endete jedoch mit ihm.

Renaissance, 1590 - 1595

Die neuerlichen Umbauarbeiten, die in die Epoche der Renaissance fallen, wurden durch ein Erbeben am 15. September 1590 ausgelöst. Der Turm wurde um zwei Geschosse erhöht (ein Werk von Balthasar Burckhausser), die Spitze des Turms erhielt von Kupferschmied Franz Sulzer einen Helm.

Barock, 1626 - 1725

1626 übernahmen die Barnabiten die Kirche, die den Umbau des nördlichen Nebenchores (ab 1627) vornahmen, Kapellen wurden neu angelegt, unterteilt und umgestaltet, und die mittelalterlichen Altäre wurde entfernt, um stattdessen barocken Schmuckstücken Raum zu geben - von den ursprünglich 21 Altären blieben 12 übrig. 1724 schließlich erneuerte man die Westfassade mit Errichtung eines Portalvorbaus und ließ Engelsfiguren von Lorenzo Mattielli erschaffen. Den Anstoß für die Umbauten hatte Pater Don Florentinus Schilling gegeben, er war als Prediger aus Rom und Neapel 1634 nach Wien entsandt worden, ihm ist auch die Vesperbildkapelle zu verdanken.

Klassizismus, 1781 - 1826

1782 begann man mit der Umgestaltung des gotischen Hauptchores und der Errichtung eines neuen Hochaltars. 1791 verblendete Ernst Koch die Westfassade, mehrere Altäre wurden modernisiert.

20. und 21. Jahrhundert

1923 übergaben die Barnabiten die Kirche den Salvatorianern, nun begannen wieder Veränderungsarbeiten. 1936 wurde die spätromanische Turmkapelle restauriert, ebenso wurde eine Lourdesgrotte eingebaut. Im Innenraum wurden Denkmäler aufgestellt, wie das von Kaiser Karl I., eines für die Marine und für Landwehrs-Offiziere.

1972 renovierte man die Kirche umfassend, wobei Wandmalerei aus dem 14. Jahrhundert näher erforscht wurde. 2006 wurde die große Michaeler Glocke aus dem Jahr 1525 renoviert, sie war 1992 gesprungen und stand seither rechts neben dem Portalvorbau der Kirche. Heute erinnert daran eine Gedenktafel an der Kirchenfassade.

2004 begann man schließlich mit der Renovierung der Gruftanlage und der Sakristei.


Unter dem Kreuzaltar befindet sich eine Gruft, in der der einbalsamierte Leichnam des Librettisten Pietro Metastasio begraben wurde.



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Quellen

  1. farbliche Markierung durch Christiana Mazakarini, nach einem Plan von Leopold Mazakarini, St. Michael, Wien, Gesellschaft für Natur- und Heimatkunde, Wien, 1956, S. 6