Maria Am Gestade

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Die Kirche

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Am Gestade
=Passauer Platz
Konskriptionsnummer
vor 1862: -
vor 1821: -
vor 1795: -
Baujahr
1330
Konfession
katholisch, heute tschechische Nationalkirche, Redemptoristen
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Maria Am Gestade

Maria Am Gestade 1872[1]

Die katholische Kirche im gotischen Stil ist sehr schmal, das liegt daran, dass in diesem Bereich die angrenzenden Häuser nicht mehr Platz geboten hatten. Auf der anderen Seite der Kirche fiel das Steilufer zur Donau hinunter, daher prägte sich auch der Name "Am Gestade" und deren Verwendung: Sie wurde vorrangig von Donauschiffern und Fischern genutzt. Die Kirche trug einst den Namen "Unsere (liebe) Frau auf der Gstetten" (wobei "Gstetten" im Sinn einer Böschung zu verstehen ist), ihre lateinische Bezeichnung war "Beata virgo ad Litorum", im 18. Jahrhundert kannte man sie auch unter "Maria "Stiegen", da sie am Steilufer zum Salzgries lag.

Die Erbauung der Kirche

Bereits 880 stand eine Holzkirche an dieser Stelle, die erste urkundliche Erwähnung fand sich zwar 1158, dabei handelte es sich jedoch um eine Fälschung. Durch einen Schenkungsvertrag im Jahr 1200 ist sie jedenfalls gesichert nachgewiesen, sie ging damals in Besitz des Schottenstifts über. 1262 brannte die Kirche als Folge des großen Stadtbrandes ab, wurde jedoch rasch wieder aufgebaut.

Die ersten Bauteile, der Chor und der Turm, wurden 1330 von den "Herren von Greif" errichtet, die damals die Besitzer der Kirche waren, Baumeister des Langhauses war zwischen 1394 und 1414 Michael Knab. Der leichte Knick im Langhaus entstand durch die bauliche Anpassung an das Gelände, mehr Platz war dafür nicht vorhanden (ihre Grundmauern an dieser Seite sind die römischen Stadtmauern von Vindobona).

Die Kirche am Plan Huefnagels, 1609

Die Herren von Greif finanzierten auch die Reliefs der Schutzmantelmadonna und der Krönung Marias, die über dem Chorportal zu finden sind. Damals wurden auch die Glasfenster der Kirche geschaffen, die zwischendurch auch aus der Kirche verschwanden: Franz II. wollte in seinem Schloss in Laxenburg bunte Scheiben haben, und ließ sie kurzerhand ausbauen. Mittlerweile sind sie jedoch wieder hierher zurückgekehrt.

1375 verkaufte Jans Greif die Kirche, das dazugehörige Kaplanhaus (Salvatorgasse 12 und seinen Palast, den Passauer Hof am Passauer Platz 6 an den Bischof von Passau, der Kaplanhaus und Kirche im Tauschgeschäft an den Hofmeister von Albrecht III. 1391 abgab.

Das Langhaus mit nur 9,7 Metern Breite und 33 Metern Höhe wurde 1391 auf Betreiben des nunmehrigen Besitzers, Freiherr Hans von Liechtenstein-Nikolsburg erneuert, hier wurden die engen Raumverhältnisse besonders deutlich. Der Baumeister Peter Prachatitz, der auch Baumeister des Stephansdomes war, musste es schmäler als den Chor und abgewinkelt gestalten. 1414 wurde, wie eine Inschrift am Triumphbogen belegt, das Netzrippengewölbe fertig gestellt (1907 freigelegt). Die Zahlen zeigen die damalige Schreibweise des Vierers in Form einer halben Acht.

Interessant ist auch, dass die älteste Orgel der Kirche, sie stammt aus dem Jahr 1460, nicht spielbar ist, und es auch niemals gewesen ist. Sie ist ein Teil des Gemäldes "Krönung Mariens" und ist die älteste Darstellung einer Orgel in Wien. Die filigrane Orgelempore ist aus dem Jahr 1515.

Das Relief über dem Haupteingang (um 1410) zeigt die beiden Johannes.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts verfiel die Kirche immer mehr, dass sie unter Joseph II. nicht abgerissen wurde, ist nur der Tatsache zu verdanken, dass nicht einmal das Geld für den Abbruch zur Verfügung stand. Während der Napoleonkriege verlor sie sogar ihre sakrale Nutzung, sie wurde als Waffendepot und Pferdestall genutzt.

Die scholastische Schlüsselzahl der Kirche

Wie der Stephansdom liegt auch der Kirche Maria Am Gestade eine Schlüsselzahl zu Grunde, ihre ist die Sieben. Die Kirche hat eine verschobene Achse, da sie sich in die örtlichen Gegebenheiten (die Nord-Seite steht auf römischen Grundmauern) anpassen musste. Trotzdem konnten die perfekten Maße hier angewendet werden.

  • Die 4-eckige Vorhalle an der Südseite - 4 ist die Zahl der Evangelisten, der irdischen Welt, der Himmelsrichtungen und der Kardinaltugenden.
  • Die 5-eckige Vorhalle an der Südseite und die 5-eckige Tür (sie steht immer offen, "Wir gehen ein durch die Wundmale Christi") - die 5 steht für die Wundmale Christi, die 5 Brote für die Speisung von 5000, die 5 Sinne der Menschen.
  • Die 6-eckige Vorhalle an der Westseite - Zahl des Weltalls
  • Der 7-eckige Turm - die 7 Sakramente, 7 Worte Christi am Kreuz, 7 Planeten (in der Antike waren nur 7 bekannt)

42 + 52 + 62 = 77 [2]

Einsturz und Restaurierung

Am Sonntag, den 26.6.1779 explodierte in der Pulverturmgasse 7 das damalige Pulvermagazin. Die Erschütterung war so gewaltig, dass bei der Explosion nicht nur 92 Menschen getötet und 100 Personen verletzt wurden, in der Kirche Maria Am Gestade stürzte der Hochaltar zusammen. 1786 wurde die baufällige Kirche schließlich entweiht und geschlossen.

Seit 1812 untersteht die Kirche dem Redemptoristenorden, der für eine komplette Restaurierung gesorgt hatte. Aus dieser Zeit stammt auch der Großteil der Innenausstattung, original erhalten sind daher nur mehr zwei Tafeln des mittelalterlichen Flügelaltars.

Der ehemalige Haupteingang, der heute nur mehr selten genutzt wird, befand sich eigentlich im Westportal. Über diesem Eingang ist ein Relief von 1410 erhalten, das Johannes den Täufer und den Evangelisten Johannes darstellt. Damit ist dieses Werk an der Außenseite das einzige erhaltene, alle anderen Kunstwerke stammen aus dem 19. Jahrhundert.

1907 wurde die Kirche innen großzügig renoviert, die Arbeiten wurden durch den Architekten Josef Schmalzhofer vorgenommen.

Heute wird die Kirche durch ein Seitenportal betreten und ist die Tschechische Nationalkirche.

Die Kirche Außen

Die ganze Kirche folgt dem Prinzip der Dreigliedrigkeit. Der Dachaufbau besteht aus drei Elementen, einem Hochdach und zwei Strebepfeilern, die Kirche hat drei Portale.

Der Turm

Der Turm

Der gotische Südturm ist mit einem Kuppelhelm bedeckt, zur Bauzeit (Gotik) war das ein Novum. Dieser durchbrochene Turmhelm, der 56 Meter hoch ist, entstand zwischen 1419 und 1420, ausführender Baumeister des Helms war Peter Prachatitz. Die Ornamente und Gestaltung des Turms symbolisieren Maria unter der Rosenlaube oder auch die Marienkrone. Der Turm hat sieben Ecken und sieben Etagen, sie stehen symbolisch für die Tage der Woche, die Tage der Welterschaffung, die Gaben des Heiligen Geistes oder auch die Sakramente.

1529, zur Zeit der Türkenbelagerung, wurde der Turm beschädigt und fünf Jahre später durch Benedikt Kölbl wieder aufgebaut.

Das Innere der Kirche

Grundriss der Kirche

Im Inneren der Kirche ist nur mehr wenig aus der Bauzeit erhalten: Nur die Glasfenster, die heute im Bereich des Chors eingesetzt sind, stammen aus der Gotik (zwischen 1349 und 1436). Auch einige gotische Pfeilerstatuen im Chor (1370), zwei Tafeln des einstigen Hochaltars (1462) und eine Votivtafel von Kaspar Hornperger sind noch aus dieser Epoche zu sehen.

In einem abgesonderten Raum an der Nordseite steht ein Renaissancealtar, der 1520 von Kaplan Johannes Perger gestiftet wurde. Da einstige Chorgestühl wurde 1805 in die Franzensburg nach Laxenburg übersiedelt, ein kleiner Klappaltar verschwand ebenfalls (heute ist er in der Sammlungen der Fürsten Liechtenstein, im Schloss Eisgrub in Mähren, zu finden).

Der Chor mit dem Hochaltar

Der Hochaltar im Chor

Sollte man an einem Vormittag hier herkommen, fällt sofort die Beleuchtung des Raums auf: durch die farbigen Fenster entstehen rote und violette Lichtreflexe, die eine mystische Faszination ausüben. Der Chor ist von einem Kreuzrippengewölbe umspannt, das durch Schlusssteine abgeschlossen wird, die einen Durchmesser von 1,5 Meter aufweisen. Sie zeigen Symbole der vier Evangelisten, Mensch, Löwe, Stier und Adler.

Der Hochaltar wurde 1846 von Thomas Marzik, einem Laienbruder, der auch eine große Monstranz geschaffen hatte, errichtet und im Beisein von Kaiser Ferdinand eingeweiht. Von oben nach unten sind dabei folgende Details zu sehen:

Ganz oben am Altar thront Gott zwischen zwei ihn anbetenden Engeln. Darunter befindet sich der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Das große Strahlenkreuz mit Jesus ist aus dem Jahr 1440, die barocke Gnadenstatute der Muttergottes, umgeben von einem siebenstrahligen Stern, aus dem Jahr 1750. Die vier Heiligenstatuen stellen Markgraf Leopold III., Alfons von Liguori, Johannes Nepomuk und Wenzel von Böhmen dar. An der inneren Vertäfelung finden sich zwei Frauenstatuen, Maria Magdalena und Theresia von Avila. Am Tabernakel ist ein Relief des Letzten Abendmahles angebracht.

Links vom Hochaltar findet sich ein Sakramentshäuschen. Das Spruchband, das der Engel in Händen hält, besagt: "Ecce panis angelorum factus cibus viatorum vere". ("Siehe, das Brot der Engel ist wahrhaft zur Pilgerspeise geworden").

Zu beiden Seiten des Altars finden sich die beiden Tafelbilder aus der Zeit um 1460, die vom alten Altar stammen dürften. Sie zeigen "Marias Verkündigung" - der Erzengel Gabriel steht hier in einer Wiener Bürgerstube - und "Marias Krönung". Auf diesem Bild hält ein Engel eine Weltkugel und ein Zepter in Händen, weitere 39 Engel singen und musizieren. An den Rückseiten der Tafeln sind ebenfalls Bilder angebracht, sie zeigen "Christus am Ölberg" und die "Kreuzigung Christi".

Zwischen den Arkaden der Seitenwände sind Kreuzwegstationen von Georg Kautzner (1861) angebracht, sie wurden den Darstellungen der Nepomuk-Kirche (2. Bezirk) nachempfunden. Die Apostelfiguren sind (von links nach rechts): Thomas, Simon, Jakobus der Jüngere, Petrus, Johannes der Evangelist, Jakobus der Ältere, Paulus, Matthäus, Philippus und Bartholomäus.

Grab von Pater Wilhelm Janauschek

Grabmal Wilhelm Janauschek

Links vorne ist das Grabmal des Paters Wilhelm Janauschek zu sehen, dessen Seligsprechung derzeit läuft. Er gilt in Wien als "Patron der Krebskranken".

Janauschek wurde 1859 in der Inneren Stadt geboren, nach seinem Besuch des Schottengymnasiums trat er in den Redemptoristen-Orden ein und studierte Theologie. Als Provinzial des Wiener Redemptoristenprovinz hatte er dafür gesorgt, dass Klemens Maria Hofbauer 1909 heiliggesprochen wurde. Janauschek starb am 30.6.1926 im Hartmannspital an einem Krebsleiden. Seine sterblichen Überreste wurden erst am Zentralfriedhof beigesetzt, später jedoch in die Kirche überführt.

Die lebensgroße Figur von Hans Gasser

Heute steht vor dem Altar eine lebensgroße Statue, sie zeigt Hans Gasser. Die Figur lag einst auf einer Grabplatte.

Die Perger-Kapelle

Im kleinen Nebenraum befindet sich ein alter Steinaltar. Er wurde 1520 hier aufgestellt und weist einen seltsamen Stilmix auf: die Ornamente sind im Stil der Renaissance, während die Figuren in Wiener Spätgotik gestaltet sind. Abgebildet ist hier die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, an ihren Seiten wachen die Heiligen Johann Baptist und Nikolaus.

Bekrönt ist die Szene durch eine Darstellung von Christus als Weltenrichter auf dem Regenbogen. Maria und Johannes knien zu seinen Füßen und bitten für die Armen Seelen. Der Fuß des Altars zeigt das Schweißtuch Jesu der Veronika.

Die Orgel

Orgel

Auf der Westempore steht die riesige Orgel, die 1911 von Mattäus Mauracher jun. erbaut wurde. Er verwendete dazu Bestandteile der alten Orgeln. Die Vorgängerorgel dürfte aus dem 17. Jahrhundert gewesen sein und dürfte damals vom Organisten und Komponisten Vinzenz Fux (1606 - 1659) gespielt worden sein.

Clemens Maria Hofbauer

Die Reliquien Hofbauers

In der Kirche befindet sich seit 1914 - auf der rechten Seite des Langhauses - das Grab des Wiener Schutzpatrons, Klemens Maria Hofbauer (eigentlich Johannes Dvorak, * 26. Dezember 1751 in Taßwitz (Slowakei), † 15. März 1820). Der "Apostel von Wien" war eigentlich Bäckerlehrling, weil sich seine verwitwete Mutter die Priesterausbildung nicht leisten konnte, bis sich Hofbauer in Rom dem Redemptoristen-Orden anschloss, für den er wohltätig engagiert war. Er errichtete in Warschau Waisenhäuser und Schulen, bis er von Napoleon vertrieben wurde und nach Wien zurückkehrte. In Wien kümmerte er sich als Seelsorger um Arme und Kranke, und begründete die Sitte der Hausbesuche.

Die Verbindung Hofbauers zu der Kirche besteht darin, dass er sich für die Initiierung der Renovierung verantwortlich zeigte. 1888 wurde er seliggesprochen, 1909 erfolgte die Heiligsprechung. Hofbauer ist der Patron der Bäcker und Zuckerbäcker.

Wien, eine Stadt stellt sich vor

Informationstafel Maria am Gestade

Die Tafel trägt die Nummer 13:

Maria
Am Gestade
Maria Stiegen Kirche
1394 - 1414
erbaut. im 19. Jahrhundert regotisiert



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Quellen

  1. Carl Weiss: Geschichte der Stadt Wien, Wien, 1872. S 273
  2. Leopold Mazakarini: Kunstgeschichte und Topographie Wiens, unveröffentlicht, Wien 1967, S 27