Kriminalfall: Konrad Vorlauf

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KRIMINALFALL: Konrad Vorlauf was ist hier zu finden
WEISS(1872) p119 Hinrichtung des Bürgermeisters Konrad Vorlauf.jpg
Verbrechen: Hochverrat

Hochverrat im Mittelalter - Konrad Vorlauf, Konrad Ramperstorffer und Hans Rock. Am 11.7.1408 wurden in Wien der Bürgermeister Konrad Vorlauf und zwei seiner Ratsherren geköpft. Grund war ein Streit zwischen den Habsburger Herzögen Leopold IV. und Ernst und dem Zwist zwischen den aufstrebenden Wiener Handwerkern und den städtischen Großgrundbesitzern.

Ausgelöst durch Erbschaftsstreitigkeiten unter den Habsburgern (Albertinische Linie) einigten sich Albrecht der IV. und sein Neffe Wilhelm auf eine wechselseitige Regentschaft – in Wien wurde 1396 das Ratsprivileg eingeführt. Diese besagte unter anderem, dass Wien jährlich einen Bürgermeister und Ratsherren wählen sollte.

Die Wiener Handwerker Konrad Vorlauf und Konrad Ramperstorffer hatten schon damals ein Naheverhältnis zu Wilhelm.

Als dann Albrecht IV. starb, und sein siebenjähriger Sohn (Albrecht V.) zurückblieb, übernahm Wilhelm die Vormundschaft. Leider starb Wilhelm 2 Jahre später, womit der Erbschaftsstreit wieder begann: seine Söhne Leopold der IV. und Ernst der Eiserne wollten beide die Vormundschaft für Albrecht V. Der Streit gipfelte darin, dass Leopold den Wiener Rat unter der Führung von Vorlauf zu Verhandlungen nach Wiener Neustadt und St. Pölten einlud. Als sich die Delegation zurück nach Wien begab, wurde sie bei Gablitz von Ritter Hans Laun überfallen und als Geisel genommen. Das Lösegeld von 10.000 Gulden löste sie zwar aus, die Stadt musste jedoch eine neue Steuer einführen, um das fehlende Geld zu ersetzen: Die Weinsteuer wurde eingeführt.

Da sich Teile der Bevölkerung bei Herzog Leopold darüber beschwerten, ließ er Konrad Vorlauf und die Ratsherren festnehmen und am 11.7.1408 am Schweinemarkt (am heutigen Lobkowitzplatz) köpfen. Sie wurden am Nordende des Freithofs St. Stephan begraben (eine Schmach).

Erst 1430 wurden die drei rehabilitiert, exhumiert und im Steffl beigesetzt. Die Grabplatte ist bei einem Bombenangriff 1945 zerstört worden, die Inschrift wurde jedoch überliefert:

„Bleib stehen, weine, klage, seufze, o Sterblicher, lies und lerne ...
Siehe drei Bürger unter einem schmalen Stein begraben ...
hochgeschätzt in der Tat, vorzüglicher als alle in dieser Stadt,
bekannt durch ihr Wirken;
die Tugend hat sie zu Verdiensten um den Ehrbegriff gelenkt;
aber das Rad der trügerischen Fortuna hat sie mit einer einzigen Wahnsinnstat
zu Enthaupteten gemacht ...“ [1], [2], [3]

Heute sind drei Straßenzüge nach den drei Herren benannt: Die Vorlaufstraße und die Rockhgasse im ersten Bezirk, und die Ramperstorfferstraße im 5. Bezirk. Am Lobkowitzplatz 3, dem damaligen Schweinemarkt, befindet sich seit 1868 eine Gedenktafel.



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Quellen

  1. Perger, Richard: Die politische Rolle der Wiener Handwerker im Spätmittelalter. In: Wiener Geschichtsblätter, 38. Jahrgang (1983) Heft 1, S. 1-36.
  2. Perger, Richard: Die Wiener Ratsbürger 1396 - 1526. Publikationsreihe des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 18. Wien, 1988.
  3. Pohanka, Reinhard: Wien im Mittelalter. Geschichte Wiens, Band II. Wien, 1998