Knecht Benedikt

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Sagen und Legenden
Knecht Benedikt
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Im Schottenkloster galt einst das Asylrecht. Um dieses zu nutzen, begehrte Knecht Benedikt Einlass - und verscheuchte sogar den Teufel. Johann Nepomuk Vogl (* 7. Februar 1802 in Wien; † 16. November 1866 in Wien) schrieb zu dieser Sage ein heiteres Gedicht.
Die Sage selbst besagt Folgendes:
In das Ende des 14. Jahrhunderts fällt die Sage vom "Knecht" Benedikt, der nach einem wüsten und sündigen Leben an den Bettelstab gebracht, im Stift der Schotten als büßender Laienbruder Aufnahme suchte, und sich, zu den niedrigsten Aufgaben verurteilt, hier den demütigen Namen "Knecht" beilegte.

Vom Teufel, der den Verlust einer so anhänglichen Seele, wie Benedikt es war, nicht verschmerzen konnte, in Versuchung gebracht, widersetzte er sich seinen eindringlichen Lockrufen, geriet mit ihm selbst in Zweikampf, dessen Spuren man nachher noch lange im Klostergange bei den Schotten aufwies, und besiegte ihn.

Späterhin wurde er einer der merkwürdigsten Männer des Stiftes, berühmt als Volksredner, Prior des Hauses, Rat und Hofkaplan Albrechts IV.

Er starb im Jahre 1444.[1]


Es lebte der Junker Benedikt
Von Satansgarnen dicht umstrickt,
Vom Stegreif auf den Straßen
In Schwelgen und in Prassen.

Wohl kreuzt vor ihm sich weit und breit
Die ganze liebe Christenheit,
Ihn aber kümmerts wenig,
Er scheut nicht Papst noch König.

Doch als nach manchem wüsten Jahr
Sich grau und grauer färbt sein Haar,
Da will es ihm bedünken,
Als tät der Mut ihm sinken.

Und in des Wilden Brust erwacht
Die Reu, ob dem was er vollbracht,
Sie lässt ihn nimmer rasten,
Die treibt ihn fort mit Hasten.

Wohl bis zu manchem Kloster geht
Der wilde Junker jetzt und fleht:
O lasst bei Euch als Laien
Mich büßen und kasteien

Allein die Mönche fasst ein Grau'n
Wie sie den Ries'gen Ritter schau'n.
Der Pförtner schließt voll Schrecken
Die Pforte vor dem Recken.

So steht nach manch vergebnen Gang
Gejagt von seines Herzens Drang
Der Führer frecher Rotten
Vor'm Kloster zu den Schotten.

Dort zieht er an dem Glockenring,
Ein Büßer, demutsvoll gering,
und sinkt dem Abt zu Füßen
Mit heißen Tränengüssen.

Ein Haus der Freiung, wie bekannt,
Wird Euer Kloster ja genannt,
Drum gönnt, dass ich von Sünden
Hier mög' Befreiung finden.

Nicht wenig wohl der Abt erschrickt,
Als er den ries'gen Mann erblickt,
Doch spricht er: Dein Begehren
Das will ich nicht verwehren.

Allein da du gehaust so schlecht,
So sollst du als der letzte Knecht
Das Holz im Hofe spalten
Und Nachts die Wache halten.

Und seit der Stunde lebt fortan
Im Kloster dort der sünd'ge Mann,
Und siucht des Bösen Schlingen
Mit Ernst sich zu entringen.

Er schafft den lieben langen Tag
So viel es seine Kraft vermag,
Und wachet in den Räumen
Wenn sanft die Andern träumen.

Just ist es wieder Mitternacht,
Kein Auge mehr im Kloster wacht,
Nur Benedikt mit Trauern
Durchwallt die öden Mauern.

Da heult ein wilder Sturm ums Haus,
Und vor ihm steht im nächt'gen Graus
Der Höllenfürst, der grimme,
Und ruft mit wilder Stimme;

Wie bist du töricht nur und schwach,
Dir aufzubürden solche Schmach,
Und nutzlos dich zu quälen
Zum heile deiner Seelen.

Komm, graur knab, und zieh mit mir,
Weit Bess'res gibt das Leben dir,
Da winkt noch manch Behagen
Bei Weibern und Gelagen.

Doch Benedikt zum Bösen spricht:
Hinweg von mir, mich lockst du nicht,
Lass ab, mich hier zu stören,
Ich will nur Gott hehören.

Hoho, der Böse drauf beginnt,
Das geht wohl nimmer so geschwind,
Der Satan lässt die Seinen
So leicht nicht als sie's meinen.

Bewähren erst durch deine Kraft
Musst du mir deine Meisterschaft,
Erst musst du mit mir ringen,
Und mich im Kampf bezwingen.

So spricht der Böse wohl mit Hohn,
Da er ihn denkt entkräftet schon,
Allein des Büßers Glieder
Durchzuckts mit einmal wieder.

Und grimmig hat den schlimmen Gast
Der fromme Knecht schon angefasst.
Und ringet ohne Beben
Mit ihm auf Tod und Leben.

Ha, wie da jede Sehne schwillt,
Ha, wie das keuchet, schnaubt und brüllt,
Das Kloster hört mit Grausen,
Wie die so grimmig hausen.

So ringen sie wohl manche Stund',
Die nerv'gen Glieder kampfeswund,
Doch keinem will's gelingen,
Den andern zu bezwingen,

Da aber hat die höchste Kraft
Knecht Benedikt zusammgerafft
Und schleudert hin den Drachen,
Dass ihm die Glieder krachen.

Darauf wohl flieht das Ungetüm,
Vom Kloster fort voll Schreck und Grimm,
Und mocht' nicht wiederkommen,
Zu ringen mit dem Frommen.

Und lange bot noch manche Spur
Von jedem Kampfe die Klausur,
Dem Volke zur Beschauung,
Dem Frommen zur Erbauung.

Verbürgen kann es niemand zwar,
Ob's wirklich auch der Böse war,
den dort von Reu durchdrungen,
Knecht Benedikt bezwungen.

Vielleicht, dass unter'm bösen Feind
Der Hang zum Sünd'gen war gemeint,
Der stets mit uns im Streite,
Wie früher so noch heute.

Entnommen: A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 82 ff.



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Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karaftia, 1880. S. 273