Küss den Pfennig

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Sagen und Legenden
Küss den Pfennig
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Das Haus Küß-den-Pfennig

Der Wirt des „Schwarzen Adlers“ war als besonders geizig bekannt. Einmal kam spät in der Nacht ein Fremder, der um ein Zimmer bat. Der Wirt wollte ihn schon abweisen, weil er so ärmlich gekleidet war, der Fremde versprach jedoch, ihn reichlich zu belohnen, wenn er bleiben könne. Es stellte sich heraus, dass der Fremde viel länger blieb, es verstrich ein Tag nach dem anderen, und der Wirt bekam kein Geld zu sehen. Und nach dem der Wirt einige Zeit gewartet hatte, fasste er sich eines Tages ein Herz, klopfte an die Zimmertür des Fremden und forderte sein Geld ein. Der Fremde sagte, er habe im Moment kein Geld, aber er übergab ihm einen Kupferpfennig, mit dem Versprechen, ihm den Rest ein andermal zu geben. Der Wirt schleuderte zornig die Münze zu Boden und wollte die Wache holen. Da lächelte der Gast und meinte: „Ich würde den Pfennig an deiner Stelle nicht so einfach wegwerfen! Er ist viel wert…“ Der Wirt bückte sich und sah überrascht, dass der Pfennig aus Gold war, und damit viel mehr wert, als der Gast ihm schuldete.

Die Geschichte sprach sich wie ein Lauffeuer in Wien herum, die Leute kamen, den Pfennig zu bewundern, und jeder sprach bei einem Glas Wein von dem Wunder und dem Gast, der sich Dr. Paracelsus nannte. Der Wirt wurde bald sehr wohlhabend und nannte sein Wirtshaus „Zum Küssdenpfennig“.


Die Geschichte gibt es auch in Gedichtform:

Der teure Theophrast, ein Alchimist vor allen,
kam einst in dieses Haus, und kunnte nicht bezahlen.
Die Zech, die er genoss: Er trauet seiner Kunst,
Mit welcher er gewann viel großer Herren Gunst.

Ein sicheres Gepräg vom schlechten Wert er nahme,
fingierte es zu Gold: Der Wirt von ihm bekame.
Dies glänzende Metall. Er sagt: Nimm dieses hin;
Ich zahl ein mehreres, als ich dir schuldig bin.

Der Wirt ganz außer sich, bewundert solche Sache,
Den Pfennig küsse ich, zu Theophrast er sprache.
Von dieser Wunder-Gschicht, die in der Welt bekannt,
Den Namen führt dies Haus, zum Küssenpfennig genannt.[1]



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Quellen

  1. J. Gebhart: Österreichisches Sagenbuch, Lauffer & Stolp, 1862, Wien. S. 16