Jungferngasse

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Jungferngasse

Wien 01 Jungferngasse a.jpg

Benennung 1862 (Erstnennung: 1414)
Benannt nach unbekannt, ev. nach der Sage
Straßenlänge 44,72 Meter [1]
Gehzeit 0,54 Minuten
Vorherige Bezeichnungen daz lückelin, das Luckel


Namensgebung und Geschichte

Die Jungferngasse ist die einzige Gasse Wiens ohne Haustor. Wahrscheinlich kommt daher auch der Name, sie ist unzugänglich wie eine Jungfer.

Erstmals wurde sie 1414 urkundlich als „daz lückelin“ und „das Luckel“ erwähnt, der heutige Name gilt seit 1862 amtlich. Vielleicht wurde das Gässlein aber auch nach der Sage benannt, die sich hier begab, und bei der ein Galan sein tödliches Ende fand.

Die Sage zum Jungferngässchen und dem Wiener Don Juan

Die Sage vom Jungferngässchen und dem Wiener Don Juan Relevante Orte: Jungferngasse
Jungferngässchen.jpg
Das Haus Stadt 613 bestand ursprünglich aus zwei Häusern, 613 A und B. Haus A wurde urkundlich erstmals 1376 erwähnt, als es bei einem Erbschaftsstreit geteilt wurde. Beide Häuser wurden 1876 abgebrochen. In diesem Haus Nummer 613 wohnte Anfang des 14. Jahrhunderts ein hübsches Mädchen namens Frowiza.

Sie führte ein lockeres Leben, worüber ihr Vater, ein angesehener Bürger, nicht glücklich war. Es hieß, dass die von ihr veranstalteten Orgien schon vielen Söhne der Stadt die Gesundheit und sogar deren Leben gekostet hätten. Gegenüber, im Haus 571 (Heute Petersplatz 7) wohnte der Stadtrat Stephan Knogler, der einen einzigen Sohn hatte, den er streng aufgezogen hatte. Dieser Bursche spielte tagsüber auch den wohlerzogenen Sohn, nachts jedoch kletterte er aus dem Fenster, balancierte über den Schwibbogen, der das Haus 571 mit dem Haus 613 verband, um an den Gelagen von Frowiza teilnehmen zu können. Eines Nachts ertappte der strenge Vater den Sohn, als er wieder einmal aus dem Fenster Frowizas in angeheitertem Zustand auf den Schwibbogen kletterte. Der Vater schrie wütende Drohungen gegen den Sohn, dieser erschrak, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und stürzte in die Gasse. Er brach sich dabei das Genick.

Der Stadtrat verklagte Frowiza wegen Unzucht. In der damaligen Zeit wurde eine Frau, wenn ihr ein ungesittetes Leben nachgewiesen werden konnte, dazu verurteilt, öffentliche Kirchenbuße zu tun. In ärmliche Gewände gehüllt musste sie, mit bloßen Füßen und einem Strohkranz in der Hand, vor einer Kirchentüre stehen und sich vom Volk beschimpfen lassen. War dieses Urteil einmal verhängt worden, fand sich kaum mehr ein Mann, der das Mädchen heiratete.

Der Wiener Spruch "die Jungfrau muss den Stephansdom reiben" kam daher, dass der Strohkranz mit einem Reinigungsgerät verglichen wurde, mit dem die Kirche gesäubert werden solle - im Fasching eine Anspielung auf unverheiratet gebliebene Mädchen.

Die Gasse erhielt nach Frowiza den Namen "das leichtsinnige Jungferngässchen", später einfach "Jungferngässel" - der Schwibbogen trug lange den Namen "Junkerbrücken". [2]

Zwischen 1876 und 1787 wurde die Gasse verbreitert, dabei wurden sechs Häuser abgerissen (die ehem. Konskriptionsnummern 611 bis 616), stattdessen wurden drei neue Häuser erbaut (Graben 26 – 28). Die Nummer 23 bis 25 am Graben fielen dadurch weg.

Häuser der Gasse

  • Jungferngasse 1, Carl Max Weidlers Papiergeschäft, Gedenktafel Tomáš Garrigue Masaryk, Zum Heiligen Geist, Schneckenhaus
  • Jungferngasse 2, Wohnhaus Johann Georg Hasenöhrl



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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. Albert A. Wenedikt (Moriz Bermann): Geschichte der Wiener Vorstädte, Wien ca. 1880, S. 270 - 271