Haarhof 1

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Haus: Haarhof 1 Grund-Informationen
Palais Esterházy Wallnerstraße 4.JPG
Aliasadressen =Haarhof 1, =Wallnerstraße 4, =Neubadgasse 1, =Naglergasse 9
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 276 | vor 1821: 291, 292, 293, 294, 295, 313, 314, 315, 316, 317 | vor 1795: 131, 162, 163, 164, 165, 165b, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 188b
Baujahr 1687
Architekt Pietro Giovanni Tencala oder Domenico Martinelli


Das Palais Esterhazy Architektur und Geschichte

Das Palais Esterhazy

Das Areal war seit dem Mittelalter in hochadeligem Besitz – erst gehörte es den Grafen Schaunberg, dann dem Palatin von Ungarn, Graf Esterhazy.

Die Grafen Schaunberg

1356-1417 hatte das Areal die Familie Schaunberg besessen. Die Schaunbergs waren ein österreichisches Hochadelsgeschlecht (ab 1316 Grafen von Österreich) und stammten aus dem öberösterreichischen Hausruckviertel. Dort war, bei Eferding, auch ihre Burg – heute nur mehr eine Ruine. 1367 kaufte die Familie die Stadt Eferding und machte sie zu ihrem neuen Wohnsitz. Sie waren auch Besitzer von Orth an der Donau, das sie 1377 an die Habsburger verkauften. Das Geschlecht starb 1559 mit dem letzten Sohn Wolfgang aus, seine Schwester heiratete einen Grafen Starhemberg, damit fiel das gesamte Vermögen an diese Familie.

Nach und nach entstanden in Summe 14 Häuser hier, die alle von der Familie Esterházy gekauft und abgerissen wurden, um einem Palais Platz zu machen.

Das Palais Esterházy

Da die Familie Esterházy schon drei Häuser auf dem Platz in Besitz hatte (eines durch Heirat 1612 erworben – es handelt sich dabei um den Granerhof -, eines durch Ablöse 1664 und eines durch Kauf 1668), ließ der Fürst Paul I. Esterházy (Palatin von Ungarn) 1687 einen Neubau errichten.

Das Palais wurde zahlreiche Male umgebaut und erweitert (1756 wurden zwei weitere Häuser integriert, 1805 und 1819 (nach Plänen von Karl Ehmann) kamen weitere Gebäude hinzu.[1] Während des Wiener Kongresses (1814/1815) fanden hier legendäre Bälle statt.

Bis 1990 war das Palais in Besitz der Familie Esterházy. Zwischen 1952 und 1956 konnte hier das „Theater im Palais Esterházy" besucht werden.

Die Leopoldkapelle

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baute auch, wie damals üblich, eine Hauskapelle ein, die er 1699 durch Kardinal Leopold Graf Kolonitz dem Heiligen Leopold weihen ließ. Er hielt sich dabei an eine Legende, die besagt, dass an dieser Stelle das Jagdhaus von Markgraf Leopold III., dem späteren Schutzpatron von Niederösterreich, gestanden haben soll. Daran erinnert auch eine Marmortafel im Innenhof des Palais.

In der Kapelle hat Joseph Haydn als Kapellmeister von Esterhazy gewirkt. Hier führte er unter anderem seine Symphonien 6, 7, und 8 auf.

Der Turm der 1699 eingeweihten Hauskapelle, in welcher auch der im Dienste der Esterházys stehende Joseph Haydn zwischen 1761 und 1790 öfter musiziert hatte, wurde 1737 errichtet, die zweistöckige Fassade ist hingegen das Ergebnis der Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert.

Vorgängerbauten

Der Granerhof

Zwei der 14 Häuser waren gemeinsam der Granerhof, auch „das ungarische Haus“. 1550 kaufte der Bischof von Erlau, Nikolaus Olàh, der auch oberster Kanzler in Ungarn war, die Häuser, um der Burg und damit dem König nahe zu sein. Als Olàh starb, wurde sein Besitz auf die Erben aufgeteilt, so fiel auch ein Teil an Ursula Thurzo, die den Grafen Esterházy heiratete.

Der Kraftshof

Der Vorgängerbau, der vor Errichtung des Palais Ecke Wallnerstraße / Haarhof stand, war als Kraftshof bekannt. 1209 bis 1227 besaß Hofkaplan Kraft, der in den Diensten des Herzogs Leopold VI. stand, diesen Hof. 1307 scheint noch der Name "curia Chraftonis" oder "in des Krafts Hof" auf.

Im 16. Jahrhundert gehörte der Hof der Adelsfamilie Grabner, dann (1668) gelangte er in Besitz des Paul I. Esterházy, der das Haus mit dem Palais zusammenbauen ließ.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus des Zuchtmeisters Diego de Serava

Persönlichkeit Diego de Serava
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Im 16. Jahrhundert war das Haus in Besitz des Hofbeamten und Wohltäters Diego de Serava (auch Zerava, Sarava, Zarava, * ? Spanien, † zwischen 13. März und 16. April 1545). Serava war mit einem spanischen Truppenkontingent zur Verteidigung Wiens gegen die Türken in die Stadt gekommen und ab 1535 Zuchtmeister, also Erzieher, der Pagen am Wiener Hof. In diesem Haus wohnte er, ein weiteres Haus in der Schauflergasse machte er zu einem Alters- und Pflegeheim, in dem je 12 Männer und Frauen Unterkunft fanden. Nach Seravas Tod fiel das Haus in Besitz seines Bruders Inigo, der ihm als Zuchtmeister bei Hofe nachfolgte. Als Inigo in "geistige Umnachtung" fiel, verkaufte es sein Verwalter an Nikolaus Oláh.

Wohn- und Sterbehaus des Pianisten Joseph Gelinek

Persönlichkeit Joseph Gelinek
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Joseph Gelinek (auch Jelinek) (* 3. Dezember 1758, Böhmen, † 13. April 1825, ebenhier) war geweihter Priester und als Hauskaplan und Klavierlehrer im Haus Kinsky engagiert. Er wohnte bis zu seinem Tod in diesem Haus. Seine Klavierkompositionen waren Anfang des 19. Jahrhunderts sehr beliebt.

Nach ihm ist die Gelinekgasse im 23. Bezirk benannt.

Lokale

Der Esterházy-Keller

Bild aus Seite 093 in "Die Gartenlaube, "Der Esterházykeller in Wien"

Über den Haarhof ist der Esterházy-Keller zugänglich. Der Weinkeller, der ein noch erhaltenes Originalgewölbe mit handgemachten Ziegeln aus dem 15. Jahrhundert hat, war schon im 17. Jahrhundert gut besucht. Miklós Esterházy II. erhielt 1808 vom Kaiser die Erlaubnis, in seinem Keller ungarischen Wein auszuschenken. Über 27 Stufen erreicht man den ersten Keller, der als Schanklokal öffentlich zugänglich ist, hier kann man noch die letzte wassergekühlte Schankanlage von Wien entdecken: Die Weinflaschen stehen in Becken mit gekühltem Wasser, und nicht in modernen Kühlschränken. Hinter der Bar geht man hinunter in den 2. Stock des Kellers, hier erstrecken sich weitere 700 m2, die als Lager dienen. Die dritte Etage des Kellers wurde im Zuge des U-Bahn-Baus zerstört, sie existiert nicht mehr.

Um den Keller rankt sich die Geschichte, dass in der Zeit der Türkenbelagerung 1683 vor allem Soldaten hier Gäste waren. Fürst Esterhazy hatte zur Verteidigung der Stadt ein Heer zur Verfügung gestellt, das er vor dem Kampf mit Freiwein im Esterhazy-Keller versorgt haben soll. Ziel war, dass die Soldaten beschwingt und guten Mutes in die Schlacht zogen.

Das Weinlokal hat sich bis heute erhalten, es schenkt immer noch Wein der Familie Esterhazy (burgenländische Weine von deren Schloss in Eisenstadt) aus. Vom Keller des Palais führten Tunnels zum Donau-Ufer und zur Hofburg, die Spuren der zugemauerten Gänge sind auch noch heute sichtbar.

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Ristorante Regina Margherita

Italienische Küche

Im Innenhof des Palais befindet sich ein romantischer Italiener mit ausgezeichneter italienischer Küche, das Ristorante Regina Margherita.

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Botschaft

Botschaft der Republik Östlich des Uruguay

In dem Haus ist die Botschaft von Urugay zu finden.



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Quellen