Graben 29/29A

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Haus: Graben 29/29A Grund-Informationen
Trattnerhof-01.jpg
Aliasadressen =Goldschmiedgasse 7/7A, =Trattnerhof 1-2, =Graben 29/29A
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 618 | vor 1821: 659 | vor 1795: 591, 592, 596
Baujahr 1911
Architekt Rudolf Krausz


Der Trattnerhof - Architektur und Geschichte

Der Trattnerhof, mit Durchgang zur Goldschmiedgasse (der Durchgang heißt eigentlich Trattnerhof), ist benannt nach dem Buchdrucker und Verleger Thomas Edler von Trattnern.

Trattnern, der aufgrund der Intervention Gerards Van Swieten bei Maria-Theresia als kaiserlicher Buchdrucker beschäftigt war, hatte das Monopol auf den Druck von Lehr- und Schulbüchern.

Freisingerhof, Dompropsthof

Einst stand an dieser Stelle der erste Monumentalbau des Grabens, der Freisingerhof oder auch Dompropsthof. Hier besaß das Hochstift Freising Grund, im 12. Jahrhundert ließ Bischof Otto von Freisingen (Sohn von Herzog Leopold und Bruder von Heinrich Jasomirgott) einen Hof erbauen. Das Gebäude war romanisch und wurde als Verwaltungszentrum für die Besitztümer des Stiftes verwendet. Auch wurden hier Bischöfe und Diplomaten untergebracht, die auf Durchreise waren.

Als 1773 Thomas von Trattner den Hof kaufte, ließ er dort (von Peter Mollner) ein riesiges Zinshaus bauen. Die Wiener bewunderten zwar das Haus aufgrund seiner Größe, vielfach wurden aber auch die kleinen verwinkelten Zimmer, Gewölbe und Gänge kritisiert.

In dem Gebäude befand sich der Gasthof „Zur Schnecke“, der als Rauchertreffpunkt bekannt war und in dem Schubert verkehrte. Trattner ließ auch eine Hauskapelle errichten, die die am 13.5.1778 geweiht wurde, aber fünf Jahre später wieder aufgehoben wurde, weil Kaiser Josef II. Privatkapellen verbot.

Erst 1911 wurde das Haus abgerissen und an seiner Stelle das heutige Doppelhaus (nach Plänen von Rudolf Krausz) errichtet.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Persönlichkeit Wolfgang Amadeus Mozart
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Auch Mozart wohnte in dem Haus, zu der Zeit, als er der Frau von Trattner Klavierunterricht gab.

Ehemalige Unternehmen

Fillenbaums Kasino

1775 ließ Johann Thomas Edler von Trattnern ein Lesekabinett einrichten, das 9 Jahre später von Ernst von Fillenbaum in ein Kasino umgestaltet wurde. Die umgebauten Wohnungen 7 bis 9 im ersten Stock des Hauses und eigenem Zugang aus der Goldschmiedgasse wurden bald rege genutzt. Man konnte hier essen (die Preise für die Mahlzeiten reichten von 20 Kronen bis 1 Gulden) und unentgeltlich die hier aufgestellten Instrumente nutzen.

Buchhandlung des Globus-Verlag

1945 wurde der Globus-Verlag gegründet, er veröffentlichte die wichtigsten Werke der KPÖ, so zum Bespiel die "Volksstimme". Der Verlag eröffnete im ersten Bezirk zwei Filialen, die "Zentralbuchhandlung" in der Schulerstraße 1-3 und eine im Trattnerhof namens "Das internationale Buch". Die Innengestaltung nahm 1952 der Architekt Wilhelm Schütte vor. Hier wurden vor allem Bücher in russischer und bulgarischer Sprache in kyrillischer Schrift angeboten. Der Verlag bestand bis 1993.

Ohne-Pause-Kino

1938 wurde hier das Ohne-Pause-Kino gegründet. Seine letzte Vorführung fand am 29.4.1998 statt.

Café Schrangl, Grabencafé

Im alten Trattnerhof fand sich noch das Cafè Schrangl, das - ähnlich wie sich heute das Bild des Graben zeigt - bereits einen Schanigarten mit zeltartiger Überdachung anbot. (siehe dazu die alte Ansicht: https://josefauer.com/wien-1905-cafe-schrangl/)

Im Neubau eröffnete 1912, als Nachfolge des Schrangls, das Grabencafé, das 1927 von Josef Hoffmann umgestaltet wurde. (siehe auch: Handelsregister des Stadtarchivs)

Zur Unterhaltung traten hier unterschiedliche Kapellen auf, nachmittags Wilhelm Wacek, langjähriger Dirigent der Militärkapelle Hoch- und Deutschmeister Nr. 4, abends die Kapelle Wolfsthal. Das Kaffeehaus verschwand mit Abriss des Hauses im Jahr 1954. [1]



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Quellen