Jordangasse 2

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Haus: Jordangasse 2 Grund-Informationen
BOHMISCHE HOFKANZLEI-VIENNA-Dr. Murali Mohan Gurram (1).jpg
Aliasadressen =Jordangasse 2, =Judenplatz 11, =Wipplingerstraße 7, =Fütterergasse 2
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 384 | vor 1821: 415 | vor 1795: 290
Baujahr 1710-1714 / Erweiterungsbau: 1751 / 1947: Wiederaufbau
Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach / Matthias Gerl / Erich Boltenstern


Böhmische Hofkanzlei - Architektur und Geschichte

Die Böhmische Hofkanzlei, Salomon Kleiner, gestochen von Corvinus [1]

Für die Erbauung der Böhmischen Hofkanzlei wurden 11 Häuser abgerissen, die davor hier standen, darunter die Häuser „Zum Schwarzen Stern“ und „Zum goldenen Ring“.

Bereits um 1662 herum dürfte in einigen der Vorgängerhäuser eine Böhmische Hofkanzlei tätig gewesen sein.

Der „Neubau“, der von Johann Wenzel Graf Wratislav von Mitrowitz in Auftrag gegeben wurde und 1715 an die Hofkanzlei übergeben wurde, wurde von den österreichischen, böhmischen und mährischen Ständen finanziert.

Fischer von Erlach hatte bei der Planung des Gebäudes erhebliche Probleme, die übliche Palastarchitektur anzuwenden, es war zu wenig Platz in der eng verbauten Wipplingerstraße vorhanden. Er löste das Problem, indem er zwei Atlantenhermen das Gesims tragen ließ. An den Fenstern sind goldene Wappenkartuschen angebracht, die die Wappen von Böhmen, Schlesien und Mähren zeigen. An der Attika standen ursprünglich die Statuen von böhmischen Königen, die mit der Zeit verloren gingen.

Als 1749 die Böhmische und die Österreichische Hofkanzlei in das neue „Directorium in publicis et camerablis“ erweitert wurde, musste auch das Gebäude vergrößert werden. Acht angrenzende Häuser wurden abgerissen, damit Matthias Gerl einen weiteren Flügel anbauen konnte. Im Hof des Hauses ist dazu eine Inschrift erhalten:

Deo auspice
optimi principes
Franciscus et Maria Theresia
Augustus et Augusta
ut republica rite ordinate
subditis populus bene sit
hoc Bohemiae et Austriae
Grammatophylacium
perenne curarum suarum
et paterni maternique affectus
Monumentum
A.O.R.M.D.C.C.L.III.

Einst befand sich in der Hofkanzlei auch eine Hauskapelle, die "St. Franziskus- und Theresia-Kapelle", sie wurde unter Joseph II. geschlossen. [2]

Das 19. und 20. Jahrhundert

In der Nacht von 11. auf den 12. Mai 1809 wurde das Gebäude durch die Franzosen bombadiert, dabei erlitt es starke Schäden, die in den folgenden Jahren eine Restaurierung verursachten. Dabei wurden Deckengemälde und Statuen für immer zerstört. 1895 wurde die Repräsentationsräume durch Emil Förster neu gestaltet.[3]

1848 wurde die Böhmische Hofkanzlei aufgelassen, es zogen hier der Reihe nach das Innenministerium, das „Staatsamt für Inneres und Unterricht“, das Landwirtschaftsministerium, der Sitz des Bundesgerichtshofs und schließlich 1941 – 1945 die Senate des Reichsverwaltungsgerichts ein.

Am 12.3.1945 wurde die Nord-Ostseite der Hofkanzlei durch Bomben zerstört. Das Haus stürzte dadurch teilweise ein, den Genien wurden die Köpfe abgerissen. Den Wiederaufbau nahm Erich Boltenstern vor. Zwischen 1947 und 1949 errichtete er auf Seite der Wipplingerstraße die Fußgängerpassage, und gestaltete die Bibliothek und die Höfe neu. [4]

Gedenktafel

In der Fußgängerpassage befindet sich eine Gedenktafel, die an Johann Bernhard Fischer von Erlach und Matthias Gerl erinnert.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, GT in Wien-Innere Stadt.jpg Böhmische Hofkanzlei, Fischer von Erlach und Gerl Dieses 1710 -1714 durch

Johann Bernhard Fischer von Erlach
als Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei
errichtete und 1752-1754 nach den Plänen von
Matthias Gerl erweitere Gebäude ist seit
seiner Erbauung Sitz oberster staatlicher Behörden.
Am 12. März 1945 durch Bombentreffer
schwer beschädigt, wurde der Bau 1946-1951 vom
Bundesministrium für Handel und
Wiederaufbau in seiner alten Gestalt wieder-
hergestellt und zur Entfaltung der Verkehrsenge in
der Wipplingerstraße dieser Durchgang geshaffen.

Ausgrabungen

Archäologische Grabungen Jordangasse 2
Ausgrabung 1909
Ausgrabungscode: 190920
zeitliche Lagerung: römisch
Beschreibung: Im Jahr 1909 fand man bei Gasrohr- und Wasserleitungsrohrverlegungen im "neueren" Schutt zahlreiche Bruchstücke von römischen Ziegeln ohne Stempel.[5]
Ausgrabung 1937
Ausgrabungscode: 193704
zeitliche Lagerung: römisch
Beschreibung: Im Jahr 1937 stieß man auf die Tribunenhäuser des Legionslagers. Die Mauern waren mit Ziegeln der 10. Legion durchsetzt. Weiters wurden u. a. ein Kanal und Reste des Schotterunterbaus der via principalis aufgedeckt. Der südliche Turm der porta principalis sinistra wurde noch einmal aufgedeckt und richtig vermessen.[6]
Ausgrabung 1908
Ausgrabungscode: 190801
zeitliche Lagerung: römisch
Beschreibung: Im Jahr 1908 stieß man beim Einlegen von Wasserleitungsröhren vor der Front des k. k. Ministeriums für Inneres auf römische Baureste.[7]
Ausgrabung 1999
Ausgrabungscode: 199905
zeitliche Lagerung: Mittelalter/Neuzeit
Beschreibung: Im Jahr 1999 wurden bei einer Künettengrabung mittelalterliche Keller angeschnitten[8]



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Quellen

  1. Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser. Gottlieb, Wien, 1883. S. 639
  2. A. Realis (Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele): Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien: ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer u. topographischer Beziehung, Band 2, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846, S. 44
  3. http://www.architektenlexikon.at/de/144.htm
  4. http://www.architektenlexikon.at/de/1367.htm
  5. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/
  6. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/
  7. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/
  8. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/