Graben 21

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Graben 21
=Tuchlauben 2
=Petersplatz 5
Konskriptionsnummer
vor 1862: 565, 566, 567, 568
vor 1821: 605, 606, 607, 608
vor 1795: 579, 580, 581, 582
Baujahr
1835
Architekten (Bau)
Alois Pichl
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Das Haus - Architektur und Geschichte

In dem klassizistischen Haus, das heute die Erste österr. Spar-Casse beherbergt, war ursprünglich eine „Spielbude“, der Glückshafen, betrieben von Johann Hackel.

"Die Erste" ist in dem Haus seit 1825. Nachdem sie drei Nachbarhäuser aufgekauft hatte, ließ sie alle Gebäude abreißen. Der Architekt Alois Pichl errichtete 1835 das heute hier stehende große Gebäude, immer noch Hauptsitz der Erste Group und deren Tochtergesellschaft Erste Bank. Im Erdgeschoss gibt es immer noch Bankschalter.

Die Biene im Giebel

Im Giebel befindet sich das Relief einer Biene im Lorbeerkranz – Symbol für Sparsamkeit und Fleiß. Interessanter Weise ist diese Biene seit 2012 wieder das Logo der Ersten. Aufgrund eines Rechtsstreites durfte die Erste das „S“ nicht mehr verwenden (es ist dem deutschen Markt vorbehalten) und so besinnte man sich wieder des alten Logos, das es schon 1819 gab.

Die Erste österreichische Spar-Casse

1819 gründete Graf Saurau gemeinsam mit dem Pfarrer Johann Baptist Weber die älteste Sparkasse Österreichs. Das Stammkapital betrug nur 9.000 Gulden. Die ersten Spareinlagen erfolgten in einem Raum des Pfarrhofes St. Leopold, wo der Pfarrer Weber tätig war - am 4.10.1819, dem Geburtstag des Kaisers Franz. Nachdem bald Platzmangel im Pfarrhaus herrschte, übersiedelte die Spar-Casse 1821 in ein Haus in der Singerstraße, 1825 schließlich hier her.

Die Erste gilt als Erfinderin des anonymen Sparbuchs. Sie legte in ihren Statuten unter § 30 Folgendes fest: "Die Casse zahlt ohne Rücksicht auf den Nahmen des Erlegers ... an den Inhaber des Buches, den sie solange für den rechtmäßigen Eingenthümer hält, als das Gegentheil nicht rechtsständig erwiesen und ihr nicht förmlich angezeigt ist."[1]

Vorgängerhäuser

Bevor das neue Gebäude errichtet wurde, stand hier der "Hof Paltrams vor dem Freithofe".

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Paltram vor dem Freithof gehörte einem Rittergeschlecht an, er selbst lebte zwischen 1220 und 1287. Paltram war Kammergraf, Stadtrichter (1269) und dürfte auch ein bürgermeisterähnliches Amt ausgeübt haben.

Der Name "vor dem Freithof" kam daher, dass er bis 1278 im Margaretenhof wohnte, einem Haus, das direkt an den Stephansfreithof grenzte.

Paltram stiftete der Kirche mehrfach, so zum Beispiel ein Haus in der Singerstraße (an seiner Stelle wurde - ebenfalls durch seine finanzielle Unterstützung - eine Klosterkirche des Zisterzienserinnenklosters erbaut (1275 geweiht). Auch die Margaretenkapelle (im Margaretenhof, Jasomirgottstraße 6-8) wurde von ihm gestiftet. Nach ihm und seiner Familie ist der Paltramplatz im 10. Bezirk benannt.

Haus 568, "Zum Hund im Korb"

1377 erscheint dieses Haus urkundlich auf, 1444 ist Merk Schrott Besitzer, das Haus nannte sich daher bald "Schrotten-Haus". Er vererbte es seiner Tochter Barbara, die als Frau des Andre Ender ein Grabmal an der Nordwand des Stephansdomes erhalten haben soll. 1826 kaufte die Erste Österreichische Sparkasse das Haus, damals war es unter "Haus zum schwarzen Hund nächst dem gewesenen Peilertor" bekannt. [2]

Die Legende vom Hund im Korb

Angeblich spielte sich in diesem Haus die Legende vom "Hund im Korb" ab.

Im Jahr 1462 belagerten die Wiener die Hofburg (Kaiser Friedrich III) und wollten ihn aushungern.
Da beschloss ein Schneider, ein gewisser Kronberger, dem Kaiser zu helfen. Er bereitete einen großen Korb mit Essen und Getränken, schlich sich zum Burggraben, setzte sich in den Korb und gab den Wartenden oben am Fenster ein Zeichen, ihn hinaufzuziehen. Die belagernden Bürger sahen das und liefen herbei. Zur Ablenkung kam der schlaue Schneider auf die Idee zu bellen wie ein Hund. Die Soldaten hörten das Gebell und lachten: „Wenn die da oben schon so hungrig sind, dass sie einen Hund fressen, dann kann die Belagerung nicht mehr lang dauern! – und sie ließen den Korb ungehindert ans Ziel gelangen.
Als Dank schenkte der Kaiser nach der Revolte dem Schneider das Haus, das seither den Namen "Zum Hund im Korb" trägt.

Ab 1714 war in dem Haus das Materialwarengeschäft "Zum schwarzen Hund" zu finden, es gehörte Josef Fröschl (ab 1806 Carl und Gustav Voigt). Das Geschäft hatte ein Ladenschild, das angeblich von Friedrich Gauermann gemalt wurden war.

Als "Die Erste" das Haus abreißen ließ, übersiedelte das Geschäft in das Haus Graben 22 (517), 1862 in das Haus "Hoher Markt 1" - hier schon als Drogerie "Zum schwarzen Hund".

Haus 565, "Zum goldenen Hirschen"

1453 stand hier das Haus des Gürtlers Ulrich Pernauer. Es hatte später das Hausschild "Zum goldenen Hirschen".

Ausgrabungen

Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke[3]
191704 römisch Im Jahr 1917 wurden zwei 7 Meter voneinander entfernte Mauerstücke mit Quaderverkleidung im Straßenbereich sowie Terra Sigillata und Dachziegel gefunden.
191501 römisch Im Jahr 1915 wurde eine 0,85 m starke, römische Bruchsteinmauer gefunden, deren Mauerkrone sich bereits 0,40 m unter dem Straßenpflaster befand.



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Quellen

  1. Werner Ogris, Vom Galgenberg zum Ringthetaerbrand, auf den Spuren von Recht und Kriminalität in Wien, Böhlau Verlag, Wien, 1997, S. 57
  2. Franz Haller: Adressenbuch des bürgerlichen Handelsstandes in der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien für das Jahr 1832, Eigenverlag, 1833, Wien, S. 4
  3. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/grafik.aspx?FeatureByID=191121&featureClass=fundstellen&ThemePage=3