Ein Lobspruch der Stadt Wien

Aus City ABC

Gedichte
Wolfgang Schmelzl: Der Riesenfinger
Wolfgang Schmelzl (* um 1500/05 in Kemnath (Oberpfalz); † um 1564 in St. Lorenzen am Steinfeld, heute zu Ternitz (Niederösterreich)) war Komponist, Pfarrer und Dichter. Er schrieb auf Wien eine Hymne, die hier - zwecks Lesbarkeit - auch in hochdeutsch wieder gegeben wird. [1]
Ein Lobspruch der Stadt Wien.jpg


Hochdeutsch Original
Man spricht: "Verstand kommt nicht vor Jahren,

Ein junger Gesell soll viel erfahren,
Nicht allzeit hinter dem Ofen sitzen,
Nägel abschneiden, Hölzlein schnitzen,
Die Grillen stacheln, Fliegen erschlagen,
Er wird sich keine Gunst erjagen,
Wenn nichts er gehört und nichts gesehen,
Was so daheim wie fern geschehen.
Ein Solcher weiß gewiß nicht wohl
Wie man's mit Fremden halten soll,
Noch weniger wird, was Allen nützt,
Von ihm erfahren und beschützt.
Ein junger Gesell, der Land nicht schaut,
Der wird wie ungeschmalzen Kraut,
Er sei denn in der rechten Stadt,
Die Kunst, wie Lehre reichlich hat,
Auch gute Sitten – so mag er bleiben,
Im Vaterland sein Zeit vertreiben.
Oft fliegt die Gans hin übers Meer,
Kommt doch als Gans nur wieder her.
Zumeist belehrt die Fremde recht,
Macht oft zum Herrn den armen Knecht,
Der sonst daheim verstinkt, verfault,
Aus Langeweil um Nicht'ges mault."
Solch' Rede hat oft mein Vater getan,
Ein frommer armer Handwerksmann.
Wohl ließ er mich's mit Absicht hören,
D'rum mocht' ich mich zur Fremde kehren.

Des Reiches Städte im Römischen Reich
Besah ich fleißig allzugleich,
Auch war ich achtsam zu dem Ende,
Daß ich den Ort für Nährung fände.
Es ließ sich gar nicht übel an,
Manch' prächtige Stadt, gelehrten Mann,
Und trefflich Polizei ich da fand,
Doch weil zu wenig mir bekannt,
Mocht' ich nicht bleiben an dem Ort,
Es fiel mir ein des Vaters Wort,
Das ich gemerkt mit allem Fleiß,
Ein rechter Mann geht weit und weiß
Welch' treffliche Rede hat getan:
Der Kaiser Maximilian
"Er hab' ein Land mit gold'nen Bergen,
Die Straßen dort ganz silbern wären!"
Auch sprach er oft: "O Österreich,
Wo mag man finden Deinesgleich'?
Kein Land mir so gefallen hat,
Dein Name bewährt sich in der Tat!
Der beste Safran in der Welt
Wächst neben Korn und Wein im Feld.
In meisten Jahren Überfluß,
Wer's sieht, gerecht da loben muß.
Viel Lande das Herzogtum allein
Alljährlich speist mit Korn und Wein.
Die Auen, die der Donau neben,
Genug an Holz zum Brennen geben."
Erstaunt, sagt' er zu öfter'nmalen:
"Man könnt' mit großem Gut nicht zahlen
Die Weinstecken in dem Weingarten,
So man bedarf, um ihn zu warten
Ein Land, an Volk gewaltig reich,
Die Münze gut, die Maße gleich.
Viel Kaisern, Königen, Fürsten und Herr'n
In diesem Land geboren werden."
Der Worte konnt' ich mich besinnen,
Wollt' auf dem Schiff abwärts rinnen
Bis hin zu Korneuburgs Gestad'.
Dort kam's, als wollten wir ein Bad
Und mit der Nase Grundel fangen.
Zu Fuße bin ich dann gegangen,
Zur Wolfsbrücke gelangt' ich bald.
Ich dacht', den ganzen Böhmerwald
Hätt' man genommen und abgehaut.
Damit die Brücke hier erbaut.
Zweihundertsechzig Schritt sie zählt
Und dreizehn Joch, doch ist's gefehlt
Um sie, wenn Eisstoß wie Wasserkraft,
Das Riesenwerk zur Tiefe rafft!
Nicht weit ging ich auf trock'nem Land,
Die klein're Brücke bald ich fand,
Acht Joch und hundertsechzig Schritt.
Ein alter Bauer humpelt mit,
Der fragt: "Weshalb ich mess' und zähl',
Mich sorg', daß ja kein Schritt mir fehl'?"
Sagt ich zu ihm, mich wund're sehr,
Wie hier so breit die Donau wär',
Bewältigt auch der mächtige Bau.
Noch mehr der Brücken zählt die Au.
Schon meint' ich nahe mich der Stadt.
Er sprach: "Noch Brücken man hier hat.
Von da bis Wien, o glaubet mir,
Mehr als die halbe Meil' habt Ihr.
Schaut hin, die lange Brücke seht!
Der Weg erst recht zur Donau geht.
Da ist gewalt'ges Holzwerk noch,
Fünfhundert Schritt lang, dreißig Joch,
Zu dieser Brücke sind erbaut.
Nun zieht den Riemen, zahlt die Maut!
Hier kommen wir zum Tabor ein,
Ihr findet Bier und guten Wein.
Bei diesem Mauthaus, früh wie spät,
Die königliche Majestät
Den halben Teil der Maut nimmt ein,
Den halben Teil die ehrsam' Gemein'
Zu Wien. Was täglich hier entfällt,
Dafür Stadtbauten man erhält.
Bestellt sind Mautner, fleißig, treu,
Das Geld verwendet man aufs neu'
Für das, was ringsum nötig ist.
Der edelfeste Herr, zu dieser Frist,
Sebastian Steger, als Bürgersmann
Und Brückenmeister sich nennen kann.
Sein treuer Dienst ist anerkannt,
Als Hauptmann ist Stefan Schwarz genannt,
Er leitet sieben Mautner auch,
Die Maut zu fordern, nach Gebrauch.
Sie dienen, sehen darauf mit Fleiß,
Daß stets im Jahr zu haben Eis.
Sie legen's in eine Grube dahinter,
Dort bleibt es starr im Sommer, wie Winter."
Ich gab den Zoll und ging für mich.

Alsbald zur Schottenau kam ich.
Da waren Herren mit gold'nen Ketten,
Sie sprengten auf Türken und Genetten
Und trieben manches Ritterspiel.
Zugleich auch Bürger, Kaufleut' viel
Spazierten, eilten hin und her.
Als ich da hörte schreien sehr,
Sah ich mich um; was sollt's d'rum sein?
Man führte große Fässer voll Wein
Der Einlag zu, und standen fern
In großer Schar die Chorherr'n.
Gesind in Lumpen, trunken, verwegen,
Beeilte sich mit Handanlegen.
Es fuhr herbei manch schwerer Wagen,
Viel tausend Eimer vor da lagen,
Wie oft zu Herbsteszeiten hier.
Der Kaufleut' einer sprach zu mir:
"Ich merk es wohl, daß Ihr nie seid
Dahier gewesen. Zur Lesezeit
Würdet Ihr seh'n noch bunt'res Leben,
Mit Führen, Tragen, Zieh'n und Heben.
Wer zu Martini nicht führet ein,
Dem wird's nachher verwehret sein.
An einem Tage geh'n aus Wien,
Viel Tausende zum Lesen hin.
Das Lesen vier der Wochen währt,
Alltäglich fünfzehnhundert Pferd',
Dreihundert Wägen kommen an,
Die oft dreimal'ge Fahrt getan.
Sie bringen allesamt den Wein,
Das wird doch schöner Weinwuchs sein!
Wohl muß man viermal in dem Jahr,
Den Grund mit Hauen machen klar,
Nebst anderer Arbeit, die man tut,
Den Garten herzurichten gut,
Als, schützen vor den frostigen Winden,
Beschneiden, klauben, jäten, binden,
Abgipfeln, Stöcke schlagen, graben,
Zum Lesen muß man Buben haben,
Die ernten, mosten, Butten tragen,
Den Fuhrmann auch mit Roß und Wagen,
Der führet heim den Maisch ins Haus,
Dann pressen Presser Most daraus,
Die Binder müssen auch da sein,
Sie fügen Arbeit viel darein,
Bis alles richtig in dem Keller.
Wir halten daheim nicht einen Heller,
All' Geld, das wir im ganzen Jahr
Einnehmen aus Wein und anderer War',
Rinnt auf der Donau in Österreich!" —
ch sah die Berge, dachte gleich,
Das sind die gold'nen Berg' und Straßen,
Die lobt der fromme Kaiser allmaßen!
Und ob des Weines Überfluß,
Führt man herab auf Wogenguß,
So Gold, wie Silber, Spezerei,
D'rum spricht er: "Donau silbern sei!"
Die Kaufleutsknecht', die mit uns zogen,
Sie trugen Geld, daß sie sich bogen,
Im Gürtel, Besatze und in Säcken.
"Wird es die Wiener nicht erschrecken?"
So dacht' ich nur, gefiel's mir wohl,
Wenn ich die Wahrheit sagen soll.

Zur Schlachtbrücke ging ich dann mit,
Hat fünf Joch, sechsundneunzig Schritt.
Ich stand und sah ein Abenteuer.
Die Galeoten speiten Feuer,
Und auf Galeeren schoß geschwind
Ein schnell und mutwillig Gesind'.
Sie schiffen, feuern über sich,
So flink, daß es verwundert mich.
Als ich die Stadt vor mir erschaut,
"O edles Wien!" sprach's zu mir laut
"Du bist die Pfort' und Zier allzeit,
Die Feste Du, der Christenheit!
Der Türke sich, so früh wie spat,
Den Kopf an Dir zerstoßen hat!
D'rum jeder Flecken um und um,
In diesem schönen Erzherzogtum,
Ja auch die Christen alle schier,
Dich lieben, hoffen Hilf' von Dir!
Daß ich Dich nun besicht'gen soll,
Dank ich, mein Gott, bin Freuden voll!"
Als ich nun nahe kam dem Tor,
Sah ich geharnischte Männer davor,
Sie fragten mich, woher mein Weg,
Und meine Antwort säumt nicht träg.
"Die Donau abwärts kam ich, sogleich
Zu seh'n das Haus von Österreich,
Weil alle Welt so viel d'rob sagt!"
Herr Caspar Waidenlich mich fragt —
in Mautner bestellt vom Wiener Rat —
oher, mein Landsmann, nun so spat?
""Mein lieber Caspar; oben herab!""
"Denk' wohl, daß ich geseh'n Euch hab'
Zu Leipzig und in and'ren Städten?
Mein lieber Freund, ich wollt' schier wetten,
Ihr wär't Wolf Schmeltzl, ich soll Euch kennen?"
""Ja wohl, so tue ich mich nennen!""
"Mein lieber Wolf, ich freu' mich Dein!
Sag' mir, was führt Dich hier herein?"
""Mein Caspar, hast Du nicht gehört:
Des Menschen Brot ist gottbeschert,
Am Ort, den er vermutet nie?
In solcher Meinung bin ich hie,
Ob ich gewänne da mein Brot.""
"O Wolf, der solchen Rat Dir bot,
Vergönnt Dir Gut's und rät Dir recht!
Wie mancher fremder, armer Knecht,
Der Treu' in Diensten nie verletzt',
Wird hier in Ehr' und Gut gesetzt!
Wer sich zu Wien nicht nähren kann,
Ist überall ein verdorb'ner Mann!
Sieh' nur dahin, welch' Tragen und Führen,
Die Wägen sich beinah' berühren!
Nur heut', auf diesem Markt allein,
An Wagenlasten gingen ein,
Dreiundzwanzig siebenhundert!"
Ich sprach: ""Vom Herzen mich das wundert,
Woher man nimmt so viel Getreid'?""
"Ja wohl, Du siehst zu solcher Zeit
Bei ander'n Toren, in gleichen Tagen,
Mit Proviant gelad'ne Wagen!
An allen Wochenmärkten, Samstag,
Glaub' mir's fürwahr, so wie ich's sag',
So viel auch Frucht zu Markt gestellt,
Wird alles Vormittag zu Geld.
Wie sehr die Kriege brachten Not,
Es mangelt doch kein Bissen Brot.
Wo ist ein Land, das noch vermöcht'
Unkarg zu speisen so viel Knecht',
Wie Wien getan, die edle Stadt,
Aus welcher man geführet hat,
Achtundvierzigtausend Eimer hinein
Ins Lager, des Landes guten Wein?
Und ob auch schon zum zweitenmal
Das Land verheert ward überall,
In solchem Krieg und großer Not,
Die Pfennig-Semmel wog neunzehn Lot
Von Roggen gar fünfundzwanzig.
Auf drei Pfund zwanzig Lot,
Mußt' man den Kreuzer-Laib doch backen,
Da konnt' den Kriegsmann Lachen packen!
Zu Hause mußt' er Wasser trinken,
Hier läßt er Wein zum Hals einsinken.
All das, was mocht' vonnöten sein,
An Fleisch, Getreid' und Käse fein,
An Flügelvolk und Fisch und Wein,
Was nur Begehr', war reichlich hier,
Die Maß des Wein's galt Pfennig vier.
Wenn Einer bess're Münze reicht,
Der Wirt sie gerne gut begleicht,
Und wird des Weines mehr ihm geben.
Nun auf, besieh' die Stadt Dir eben!"
Wer kommt? Nun gar Wolf Haller seht,
Mautner, königlicher Majestät —
Er hat die Stimme lachend erhoben:
"Betrachtet hier die Speckseit' oben,
Wohl unterm Rothenturme hangen.
Dadurch will Kunde man erlangen,
Ob Einer, zög' ein er oder aus,
Sein Weib nicht fürcht', ist Herr im Haus —
Von Solchem sei er abgenommen.
Jedoch bisher ist Keiner kommen!
Er hängt schon manch' Jahrhundert her!"
Ich sprach: "Mir ist er viel zu schwer!
Bevor mein Weib ich zürnen wollt',
Lief ich viel weiter als ich sollt'.
Doch gern ein Küflein Salz ich zahl',
Käm's zum Versuche doch einmal!"

Als ich die Stadt besah mit Fleiß,
Vermeint ich mich im Paradeis,
Gewaltige Höf' und Häuser ich fand,
Dergleichen kaum in einem Land,
An Bilderschmuck so überreich,
Daß sie den Fürstensälen gleich,
Mit Türmen, festen Giebelmauern,
Bei Krieg und Feuer zu betrauern!
Die Ziegeldächer schön mit Zinnen,
Schier besser gebaut im Grunde d'rinnen,
Als oberhalb, das glaube mir,
Nicht bloß zu Prunk und Augenzier.
Die ganze Stadt ist untergraben,
Will weit und tief die Keller haben,
Gar voll gesteckt mit kühlem Wein,
Könnten nicht besser, kühler sein!
Die Mauern sind von Ziegeln und Stein,
Die Fenster mit Eisengittern fein,
Und meistens doppelt gar versehn,
Daß nie ein Unfall kann geschehn.
Der Vogelsang so schön erschallt,
Als ging ich in dem grünen Wald!
Die Gassen hübsch in g'rader Sicht,
Der Reinheit wird vergessen nicht.
Gepflastert ist der Hof, das Haus,
Mit hartem, großem Stein durchaus.
Und jede Gass' der ganzen Stadt,
Zum Vorzieh'n ihre Kette hat.
Wenn je der Feind ins Inn're käm',
Groß wär der Schaden, den er nähm',
Den Fall könnt ihr's doch nicht bereiten,
Man schöß' und würf' von allen Seiten,
Er sprach: "O wär ich d'raus, mit Fug,
Der Äpfel und Birn hätt' ich genug!"
Ans Lugeck kam ich von ungefähr,
Da gingen Kaufleut' hin und her,
In fremder Kleidung bunterlei,
Und sprachen fremde Sprachen dabei,
Ich dacht', ich wär' nach Babel kommen,
Wo Sprachenwirrnis Anfang genommen,
Und hört' ein seltsam Getratsch, Geschrei,
Auch schöne Sprachen mancherlei.
Hebräisch, Griechisch und Lateinisch,
Deutsch, Französisch, Türkisch, Spanisch,
Böhmisch, Windisch, Italienisch,
Ungarisch, gut Niederländisch,
Natürlich Syrisch, Croatisch,
Serbisch, Polnisch und Chaldäisch.
Des Volk's war da die große Menge,
Ich zog mich bald aus dem Gedränge,

Ging bei Sanct Stefans Friedhof ein.
In aller Höh' sah ich den Schein,
Der Sonne Abglanz sich da malt,
Wie ein Komet vom Himmel strahlt.
Viel fremdes Volk schaut hoch ins Blau,
Sieht seine Wunder an dem Bau,
Den schaffen konnt' die Menschenhand!
Der Turm voll Zacken vor uns stand,
An dessen Spitze leuchtet auf
Ein Knopf, als wär' die Sonn' darauf.
Achteckig und von Kupfer gemacht,
Mißt er Getreidemetzen acht.
Wenn Wein sein Inn'res messen soll,
Wird er mit sechsen Eimern voll.
Mit bestem Gold vergoldet rein,
Darauf ein Stern und Halbmondschein.
Die Spitze reichet zu den Wolken an.
Und als zu messen ich begann
Des Turmes Weite, im Fundament,
Fand achtundzwanzig Schritt behend
Ich jederseits der Vierung gar.
Allmählich nahm ich besser wahr
Der schön gehau'nen Bilder Menge,
Rosen und Gewächs im Gedränge,
Aus Quaderstein gesetzt zusammen,
Vergossen mit Blei die Eisenklammen,
Befestigt wohl mit Eisenstangen.
Der Turm mit Laubwerk gar durchfangen,
Und ohne Dach, durchsichtig zu Tag,
So zart, als man's zu sehn vermag.
Die Türmer bliesen auf der Zinnen,
Mir war's, wie Engelsanges Beginnen.
Ich schellte dann und sagt' mich an,
Die Türe ward mir aufgetan.
Auf eine Schneckenstiege breit,
Gut anderhalben Klafter weit,
Aus Stein, gelangt' ich mühsam schier;
Der Stufen: vierhundertzwanzig und vier.
Auf einen Gang kam ich hinaus,
Da konnt' dem Aug' das kleinste Haus
Entgehen nicht, ich sah jed' Ding,
Ging um den Turm in einem Ring,
Schaut weit hinaus, auch auf die Stadt
Hinab, wie ins Tal Josaphat!
Das Volk tat durcheinander laufen,
Ameisen gleich in ihrem Haufen.
Das Herz mir da in Freuden schwoll!
So Plätze wie Gassen waren voll.
Obwohl nicht alltag Kirchfest ist,
Sieht man viel Volk zu jeder Frist.
Nach Höh' des Turms hab' ich gefragt,
Der Stadtmeister als wahr mir sagt:
Vom Mondbild bis zur Erd' hinab,
Sechsundachtzig Klafter er hab'.
Auch fand ich in des Turmes Gemäuer,
Eine Glocke, an Größe ungeheuer,
Die hört man in die Weite sehr,
Ist hundertundsechzig Zentner schwer.
Auf einem Stuhlwerk gut sie liegt,
Ihr Klöppel sieben Zentner wiegt.
Eine Uhr in aller Höh' auch steht,
Künstlich gemacht und recht sie geht,
Für Jeden gilt ihr Zeigen richtig,
Wiewohl die Ziffer klein und nichtig
Den Menschen dünkt, doch sicher ist,
Ein Strich drei Viertel, ein Achtel mißt.
Die Viertelstunden schlägt die Uhr,
Doch Mancher folgt nicht gut der Spur,
Daß er die Zahl wohl merken kann,
So schlagen Wächter nochmals an.
Das Preimglöcklein auch hängt darin,
Und vor des Sanges Anbeginn,
Alltäglich Früh, wie Vesperszeit,
Ertönt, die Stund' lang, ihr Geläut'.
Ich stieg nun ab und kam hinaus,
Besah das mächt'ge Tempelhaus.
Das Dach erschien, als wär's bemalt,
In bunten Farben mannigfalt.
Verglaste Ziegel sind die Zier,
Auch führet rings ein Gang dahier,
In aller Höh' schön ausgehaut
Und aus Gesteine auferbaut.
Das Holzwerk zu des Daches Gestalt,
Steht innen wie ein dichter Wald.
Der Tempel hat fünf Pforten weit,
Ringsum ist aneinand gereiht,
So feines Bildwerk daß man glaubt,
Das wahre Leben höb' sein Haupt.
Des Neidhart's Grab, zunächst der Tür,
In Schönheit ist's gesetzt herfür,
Historien zeigt es wunderlich,
Weil viel der Brüder hinter sich
Er ließ, die geh'n da aus und ein,
Doch Keiner will ein Neidhart sein!
Mein Gott! Wie viel von wertem Alten
In Schrift und Bild ist da erhalten.
Solch' steinerne Monumente,
Man nirgends wieder sehen könnte!
Hab' mich zur andern Seite gewandt,
Und einen neuen Turm ich fand,
Der wuchs erst aus der Erd' herfür,
Grad' gegenüber jener Tür,
In Größe, Schönheit und Gestalt,
Aus Stein, gleich jenem, der schon alt.
Und wär' der Türk nicht kommen heran,
Er ragte wie jener himmelan!
Mit Freuden ging ich zum Tempel ein,
Da war ehrsamer Rat und Gemein'
Versammelt zu hören Gottes Wort,
Wie sich gebührt an solchem Ort.
Viel tausend Menschen standen da,
Es predigt' Bischof Nausea,
Wie er es liebet jederzeit,
Zu lenken selbst sein Lamm zur Weid'.
Den Predigtstuhl schaut' ich mir an
Und dacht', fürwahr ein Mensch dies kann,
Aus Stein so Zartes, Feines machen?
Mein Herz tat mir vor Freuden lachen!
Die Kindlein, wie in frohem Lauf,
Sich narrten, kehrten sich hinauf,
Auch manche Kröt', Eidechs' und Schlang',
Trotz dem Gestein, ist wie im Gang',
Sie krümmen, bäumen sich sogar,
Lebendig scheinen sie fürwahr.
Der Meister, der dies Stück erbaut,
Hat selbst sich künstlich ausgehaut
In Stein, der Suhl wird ihm zum Haus,
Er schauet unt' zum Fenster heraus.
Das Pflaster ist von Marmorstein,
Es glänzt mit lichtem Wiederschein.
Viereckig ist's, schön rot und weiß,
Macht kühl und hell, so wie das Eis.
Als bald verlief das große Gedräng',
Maß ich die Weite und die Läng'.
Das Langhaus und der Chor damit,
Hat hundertsechsundneunzig Schritt.
Die Breite siebzig Schritt enthält.
Vom Herzen mir noch Eins gefällt,
Des alten Kaiser Friedrichs Grab,
D'rob ich mich sehr gewundert hab'.
Von Marmorstein so schön gemacht,
Daß Einem das Herz im Leibe lacht.
Der Stein wird zum Historikon,
Man sieht die ganze Passion,
Und ausgeformt zudem so rein,
Als tät's von Gold und Silber sein.
Geglänzet so vortrefflich, daß
Du meinst, es wär' ein Spiegelglas.
Der Fürsten Grabstatt auch dabei,
Hat Schrift und Bilder allerlei.
Den Chor ich sah, die Stühl' zugleich,
Ich glaube, daß im ganzen Reich
Kein and'rer Chor so hochauf gehe
Und kein Gewölb' so ragend stehe,
Gestützt auf achtzehn Pfeilern dick.
Auch schweben da, an manchem Strick,
Figuren so kunstvoller Art,
Daß ich darob verwundert ward.
Soll ich erzählen, in der Länge,
Der Kirche Zier, Ornat, Gepränge?
Fürwahr, sie gleicht in allem dem,
Dem Tempel zu Jerusalem!
Kein Mangel ließ' sich da ergründen,
Gestiftet sind dreihundert Pfründen,
Bistum, Chorherren und Propstei,
Auch hält man eig'ne Cantorei,
Dazu zwei Orgeln, groß und klein.
Die große schließet in sich ein
Zum Stimmwerk, Pfeifen, gut und fleißig,
Tausendsiebenhundertachtunddreißig.
Der Taufstein in der Mitte steht,
Und wer an ihm vorüber geht,
Mag ihn ersehen, daß er rein
Ausgehauen ist aus Marmorstein.
Hernach fand ich beim Kreuzaltar
Tapissereien viel; er war
Bedeckt ganz köstlich; und ihm nah',
Ich einen würd'gen Mann ersah.
Ich fragt', was dies bedeuten tät?
Er sprach: "Die Universität,
Sie kommt und wird Doctores machen.
Den Pomp braucht man zu solchen Sachen."
Alsbald auch schritten sie daher,
Doctores viel, in hoher Ehr',
Ich sah herbei die vier Facultäten,
In ihren Kappen und Kleidern treten.
Licenciaten, Magister, zu Zweien,
Nach ihnen Baccalauren, in Reihen,
Studenten viel in einem Ring,
Ein jeder schön und würdig ging.
Ihr Disputieren währte lang,
Und stark hinzu die Menge drang.
Mit großen Ehren, solcher Art,
Herr Johann Gösel Doktor ward.
Zugleich ward Doktor diesesmal,
Der Frauenkirche Official,
Daß ich auch ihm die Ehre geb'.
Johann Baptista Pacheleb,
Des Königs im römisch-deutschen Staat
Kammerprocurator und Rat,
Der Rechten Doktor, war auch da,
Erteilte die Insignia.
Auch die Regierung, viel' Prälaten,
Die Manche sehr zu Gaste baten,
Erschienen hier voll Herrlichkeit.
Es blies der Türmer das Geleit',
Ich hörte gern, wie schön es schallte.
Und wieder sprach zu mir der Alte:
"Sagt, wie die Hochschul' Euch gefällt?
Zunächst Paris gilt sie der Welt.
Sie ward vom sechsten Papst Urban,
Gefirmet und gefangen an.
Und mit Gelahrtheit kann sie lohnen.
Geteilt ist sie in vier Nationen:
In Österreichisch, Bay'risch,
Ungarisch und Sächsisch.
D'rum Wien, gar redlich, ohne List,
Für manches Land ein Pfleghof ist.
Als Erstes zählt, zu Gottes Ehr',
Die geistliche und Kirchenlehr',
Schulmeister und der Sängerkreis,
Erhalten Bildung gleicherweis'.
Die Kräfte für der Welt Gebrauch,
Hochlöblicher Regierung auch,
Die königlichen Statthalter,
Kanzler, Anwält', hohe Verwalter,
Kammerrät' und Bürgermeister,
Richter, Ratsherr'n, Stadtschreiber,
Sowie fast alle Officier',
Gehn aus der hohen Schul' herfür."
Ich sprach: "Mein Freund, berichte mir,
Wo solche Schar doch wohnet hier?"
""Mein lieber Freund,"" sagt er geschwind,
""Die zwölf gewalt'gen Häuser sind
Gar schön, geräumig aufgeführt,
Befreit und hoch privilegiert,
Darinnen wohnen sie und haben Platz.
Das ist fürwahr ein teurer Schatz,
Denn hier, noch erst vor kurzen Jahren,
Wohl ein'ge tausend Studenten waren.
Wir haben auch eine Druckerei,
Damit die Hochschul' gefördert sei.
Auch ist ein Münzhaus schön erbaut,
Der König hier die Münzung vertraut,
Der Kreuzer, Taler, Dukaten echt,
Dem Meister Andreas Hartmann mit Recht.""

Ich hab' mich dann zur Brandstatt gewandt.
Jed' Hausgeräte ich da fand,
Um billig Geld ist's feil alltag,
Daß man Bedarf wohl decken mag.
Der Heiltumstuhl steht nah dabei,
Darunter hört' ich süß' Geschrei,
Viel' Vögel bot man da zum Kauf,
Und Fässer voll bis ganz hinauf
Mit feisten Kapaunen angefüllt,
Auch viel des Wildbrets feil man hielt.
Das Volk spazierte hin und wider,
Eins stieß mich auf, das And're nieder.

Ich ging nun Kirchen auf die Spur,
Zu der des obersten Comthur,
Im Deutschen Haus, in dessen Macht
Des Ordens Häuser alle gebracht,
Die in des Königs erblichem Land.
Jetzt hat die Macht in seiner Hand,
Der edle Her Gabriel Kreuzer,
Ballei, des Königs Rat und Diener.
Drauf ging ich Männerklöster an,
Die Prediger, Augustiner voran,
Minoriter, Barfüßer sodann,
Am Hof fand ich die Weißen Brüder,
Sucht' heim hernach die Dorotheer,
In deren schönem Klösterlein,
Gebauet innen wie ein Schrein.
Fand da von Niclas Salm das Grab,
Von welchem Du magst sehen ab,
Wie viel von tapf'rer Schlachtentat,
Der edle Graf vollführet hat.
Der Kreuzherr'n Wohnung fand ich dann,
Voll Würdigkeit bei Sanct Johann.
Der Bettelorden sind auch vier.
Die Frauenklöster sah ich mir
Beflissen an und fand darob
Sanct Laurenz und St. Jacob,
Hieronymus, Anna, Himmelpforte,
"Zum dritten Orden" auch am Orte.
Noch gibt es Kirchen ohne Zahl,
In jedem Haus, in jedem Saal,
Ohn' daß ein pfarrlich Recht sie hätten,
Wie "Uns're Frau" auf der G'stetten,
Gar schön erbaut und wohl geziert,
Bei welcher jetzt gehalten wird
Das Consistorium, zur Frist,
Das von dem Bistum Passau ist.
Im Weitergehn sah ich von fern
Die Aufschrift stehn "Bei unserm Herrn".
Ich trat hinein, wählt' rechten Ort,
Man sang und predigt' Gottes Wort.
Ich dachte, frommer Christensinn,
Hat da geschaffen, zum Gewinn,
Daß eine neue Kirche so schön,
Zunächst dem Rathaus konnt' ersteh'n,
Daraus ein Fenster innwärts kehrt,
So daß man alles sieht und hört,
Und Eingang in die Stube find',
Wo all' die Herr'n versammelt sind.
Herr Colman Schön, Unter-Stadtkämmerer,
Ist dieses Gotteshauses Kirchmeister,
Bei Sanct Salvator wird's genannt.
Glaub' nicht, daß noch im ganzen Land
Ein Gotteshaus mit gleichem Nam'.
Danach ich zu Sanct Michael kam.
Gar große Pfarr' und Schul' dabei,
Die Kirche auf dem Platze frei.

Im Umkreis schreitend ging ich für,
Ein Alter saß vor einer Tür.
Ich sprach: "Sagt mir, wie heißt es da?"
Er antwortete mir:"" 'bei Sanct Clara'.
Ist aber seit der Türkenqual
Für arme Leute ein Spital,
O geht hinein und seht die Kranken,
Wir können nicht genügend danken
Der wahrhaft frommen Obrigkeit,
Glaubt mir, daß oftmals in der Zeit
Fünfhundert Menschen finden Speis',
Der treuen Pflege ein Beweis,
Der Vorsicht auch vom weisen Rat,
Der da herein verordnet hat
Den ehrsamen Görgen Hauser,
Zum Spittelmeister und Hausvater.
Dem Pfarrhof und der Schul' daneben,
Wird Speis' und Unterhalt gegeben.
Das einz'ge Bierhaus ist dahier,
Sonst nirgends darf man schenken Bier.
Auch mag's zu hören sich verlohnen,
Daß hundertundneunzig Personen,
Von Schmerz und Siechtum überkommen,
Bei Sanct Marx ins Spittel genommen.
Gelegen außerhalb der Stadt,
Versieht es auch der ehrsame Rat,
Hält ihm so Priester, Arzt, wie Knecht,
Man bringt Gesundheit hier zurecht,
So Leib, wie Seele wird geheilt,
Den Armen Kleidung auch erteilt.
Die Ordnung man in Allem hält,
Ein eig'ner Hausvater ist bestellt,
Und als im Amte obenan
Herr Castenhofer Maximilian.
Mit allem Fleiß' er Sorge trägt,
Damit der Arme wohlgepflegt.
Wer muß im Hause gänzlich leben,
Dem wird, was er bedarf, gegeben.
Und noch besteht ein alter Brauch,
Daß solche Leute müssen auch,
Bei Pest und großem Sterbefall,
Die Gassen rein'gen überall,
Abwaschen, kehren, manchen Tag,
Wie's der Befehl verordnen mag.
Dann wirst in Gassen sehen können,
Wohl ein'ge hundert Feuer brennen,
Wachholderholz und Weihrauchduft,
Damit gereinigt sei die Luft.
Viel Ärzte sind bestellt, und trifft
Den Armen böser Krankheit Gift,
So müssen sie ihn wohl beschauen.
Damit auch Niemand fasse Grauen
Und werde von ihm infisziert,
Wird er nach Sanct Johann geführt,
Das vor dem Schottentor gelegen,
Dort läßt man ihn gar fleißig pflegen.
Nicht ist's, wie Mancher schwätzt daher,
Als ob man unbarmherzig wär',
Und ließ' den Armen hier verderben,
Auf off'ner Gasse hilflos sterben.
Wohl kommt des armen Volk's ohn' Zahl,
Aus allen Landen überall,
Herzugelaufen jeden Tag,
Daß man nicht ganz zu helfen vermag.
Auch ist erbaut ein neu Spital,
Und wurde ihm ein General,
Diego de Seraua bestellt,
Um zu verkünden aller Welt:
Wer für die Not den Gulden erlegt,
Falls dann sein Handel nichts mehr trägt,
Und Armut, Krankheit ihn befällt,
Den, hier, man lebenslang erhält.
Auch jener Herr erbitten tät,
Durch königliche Majestät,
Daß ihm ein Grund gespendet worden,
Vom Gut des Minoritenorden.
D'rauf baut' er Räume wohlgestalt,
Für Arme, die recht krank und alt.
Des milden Königs zart Gemüt,
In Gottesfurcht und edler Güt',
Die sich dem Spittel zugelenkt,
Hat ihm Gut Wolkersdorf geschenkt.
Darüber noch herbeigestellt,
Aus Eig'nem eine Summe Geld,
Daß jährlich aus der milden Hand
Sei Armen Hilfe zugewandt.""

Als ich Spitäl' und Kirchen beschaut,
Die wohl und auch in Pracht erbaut,
Nahm ich aufs neu' zu messen vor,
Die Stadt, begann beim Stubentor,
Hab' mich zum Schottentor gewandt,
Tausendneunhundert Schritt ich fand.
Hernach ich wieder quer anfing,
Vom Burgtor durch die Stadt ich ging,
Und zählt' die Schritte sorglich ab,
Bis zu dem roten Turm hinab,
Tausendfünfhundertfünfzig Schritt.
Auch ist hier löblich Brauch und Sitt',
Daß Jeder, der des Vorrat's hat,
Kann führen Dienstag, Samstag zur Stadt,
Der Bauer jeden Tag im Jahr.
Eine Niederlag' mit aller War'
Ist hier, d'rum mancher Kaufmann hat
Seine Faktoren in dieser Stadt,
So Herbart, Rotn, die Fugger gar,
Im Kölnerhof der Schlucker Schar.
Die Weissen, Schmidtmar, Welserischen,
Die Lötzscher und die Püfflerischen,
Nicht alle ich hier nennen kann.
Ein Teil ist bei Görg Zimmermann.
Auch zweimal ist die Jahrmarktzeit
Und jeder Handel ist befreit,
Vier Wochen lang, wie recht ich sag',
Catharina und am Auffahrtstag.
Doch nicht zu kaufen dem gebührt,
Der selbst zu Markt hierher geführt.
Die Bürgersleut', so Mann wie Frau,
Sich nähren von dem Weingartbau.
Ein sel'ger Wucher, den Gott gewährt,
Sie nehmen ihn aus seiner Erd'.

Als ich zum Neuenmarkt wollt' gehn,
Sah ich viel Wägen vor mir stehn,
Sogar auch ineinander gesteckt,
Weil all der Platz mit nichten kleckt.
Ringsum in Gassen war Gedränge,
Von der Getreidewägen Menge.
Des Mautners ich mich da besann,
Er sagte mir's im voraus an.
Ich ging herum und merkte auf,
Wie viel ein Mut gilt im Verkauf.
Ein Wagen Weiz' mit solchem Mut,
Erhielt fünf Pfund Pfennig gut.
Dem Maß kann Jeder wohl vertrauen,
Hermes Schallautzer ließ aufbauen,
Zum Besten der gemeinen Stadt,
Die solch' Begehr bezahlet hat,
Und ihn zum Bürgermeister erlas,
Einen Pranger und ein steinern Maß.
Nach letztem wird Getreid' gemessen,
Wollt' Einer sich im Kauf' vergessen,
Ob falsch er wägt, ob Wort nicht hält,
Wird er an jenen Pranger gestellt.
Auf jedem Platze müssen sein
Pranger und Stadtmaß im Verein.

Sodann gelangt' ich auf den Graben,
Wo Fleischer ihre War' feil haben.
Aus einem Röhrbrunn', der da steht,
Ein trefflich Wasser stetig geht.
Was mich besonders Wunder nahm,
Daß Jeder mit anderem Fleische kam,
Von Schafen, Kälbern, Rindern, Schweinen.
Ich bat und frug der Meister einen,
Daß er mich unterrichten tät,
Wie hoch die Zahl der Fleischer steht.
Er sprach: "Wir werden im Verein
Wohl eine Schar von siebzig sein.
Am Lichtensteg und auf dem Graben,
Zu Ostern, mögen mehr feil haben.
Ich rede bei meiner Treu' und Ehr',
Dreihundert Ochsen, oft noch mehr,
Muß jede Woch' zur Waag' man heben,
Sechshundert Kälber oft daneben.
An tausend Schaf', auch hundert Schwein',
Müssen gewöhnlich vorhanden sein.
Am Freitag bringt man auf den Gries,
Nebst tausend Ochsen noch viel Vieh's."
Ich wandert' sorglos aus und ein,
Kam zu Sanct Peters Friedhof hinein.
Da steht ein altes Tempelhaus,
Ein Baum wächst zu dem Turm heraus,
Er zwänget zwischen Quadern sich,
Durchdringt die Mauern wunderlich.
Da findet Einer was ihm fehlt,

Dreißig Wagen mit Eiern ich zählt'.
Von Hühnern, alt und junger Brut,
Kapaunen, Gänsen, Enten gut,
Fand ich dahier acht Wägen voll.
Was man zur Notdurft haben soll,
Von Rüben, Kraut, Krenn, Petersil,
Salat, ist jederzeit da viel.
All Ding geht rasch und gut im Kauf.

Sonach kam ich zum Hof hinauf.
Da steht ein trefflich schöner Bronn,
Das Gold glänzt d'ran, sowie die Sonn',
Mit Kunst ist er aus Quadern erbaut,
Die Wappen bunt, fein ausgehaut,
Dem Platz zum Schmuck und Ruhmesschein,
Denn köstlich Wasser fließt darein.
Einhundert Wagen Holz ich sah,
Gleich viel mit Heu und Stroh allda.
Mit Kohlen zwanzig Wägen voll.
Noch größ'res Wunder sagen ich soll:
Fünfzig Fuder Krebsen zählt' ich hier,
Der Krebsenrichter sprach zu mir:
"Mein Freund, laßt Euch's kein Wunder sein,
Bedenkt, daß kommen sind herein
Einhundert Fuder in einem Tag,
Und alle verkaufet, wie ich sag'.
Glaub' nicht, daß so viel Krebs' man erwischt,
Wenn man zwei and're Lande ausfischt!"
Vom Brote voll war mancher Wagen.
Mit Wahrheit muß ich Eins noch sagen:
Das Fuder Kränz' voll Nägelein
Anlächelt manche Jungfrau fein.

Am Judenplatz kam ich zu Hand,
Zehn Wagen Kastanien ich fand.
Als ich sodann zum Fischmarkt kam,
Mich noch viel stärker Wunder nahm
Der selt'nen Fische große Menge,
Es war von Fischern stark Gedränge.
Von Böhmen, Mähren, Ungarland,
Vierzehn Wagen mit Hausen ich fand.
Hab' nie gesehen solche Sach',
Dionysi Fischer zu mir sprach:
"Mein Freund, glaub't mir, man brachte her,
So fünfthalb hundert ungefähr.
Die frischen Hausen, hier gelegen,
Mochten neunhundert Zentner wägen.
Seitdem als Fischer ich begann,
Bis jetzt, bringt stetig man heran,
Wie ich mit Wahrheit reden mag,
Acht Wagen Scheiden in einem Tag.
Sechs Wagen, wenn recht ich zählen soll,
Mit Bratfisch, Hecht und Karpfen voll.
Seekarpfen, Seepunkel, Garauß,
Zwanzig Wagen, von Böhmen heraus
Mit Karpfen zweiunddreißig Wagen.
Auch find't man hier an Fasttagen
Wachsfisch, Zindel, Scheiden, Mailing,
Barben, Stör, Forellen, Seibling,
Reinanken, Äsche, Brachsen, Elritze,
Schille, Aal, Tück, Schierken, Sprenzling,
Huchen, Älten, Schiegeln, Barsche,
Rotten, Näsling, Rotäugl, Stretzl,
Neunaugen, Steinbeiß, Kräuterling,
Bißgurre, Baddieren, gut Nerfling,
Auch findet einer Weißfisch, Sichling,
Viel Hundshecht, Schnecken und Greßling,
Gefangen aus dem Donaufluß.
Der Fischmarkt jeden Tages muß
Sandel, Koppen, Grundel, Pfrillen,
Auch Karpfen und Hecht' feil haben zu willen.
Wenn Solches nicht Genüge brächte,
Fänd' man zwölf Wagen gesalz'ne Hechte,
Sechs Tonnen mit gesalz'nen Hausen,
Stockfisch, daß einem könnte grausen.
Lachsforellen, Huchen, Häring,
Theißkarpfen, Plattfisch, Bückling."
Ganz nah' die Fischer Wasser finden
Zur Frischung. Fünf große Linden
Den Fischmarkt zieren, grünen schön,
Manch' faule Mägd' im Schatten stehn,
Von Hitz' und Trägheit wohl erstarkt.

Nochmals kam ich zum Hohen Markt.
Da ist ein Pranger hoch aufgestellt,
Bei dem so Manchem das Haupt entfällt.
Nicht weit das Narrenkötterlein
Gar wohl verwahrt mit Eisenzäun',
Drin wird Manchem lang die Weile,
Wenn Nachts erwischt er wird in Eile,
Ob er mit Recht in Argwohn fällt,
D'rob wird noch manche Prob' gestellt.
Des Obst's fand ich so vielerlei,
Glaub' wohl, ein Maaß unmöglich sei.
Allseits siehst Du herzu sich's regen,
Mit Äpfeln, Birn', zwölf volle Wägen.
Noch sah ich da ein anderes Bild.
Zwölf Wagen voll mit frischem Wild,
Mit Bären, Hirschen, Hasen, Rehen,
Wildschweine sind dabei zu sehen,
Fasane, Feldhühner, Rohrhennen,
Fürwahr, ich kann nicht Alles nennen.
Einhundert Gäns', und Hühner fünfmal mehr,
Zweitausend Vögel schafft man her,
Auch bringt man hier zu Markt beständig
Wolf, Fuchs, Hund und Katz' lebendig.
Der Wägen Zahl weiß ich mit nichten,
Mit Schmalz und allen Hülsenfrüchten,
Mit Zwetschken, Federn, Flachs und Lein,
Den Andrang ward's hier allzuklein.
Mit Gurken, Plutzern, Kürbissen schön,
Melonen, Erdäpfeln, viel Wagen stehn.
Nachmals mußt' ich vom Herzen lachen,
Denn viele Würst' und hundert Pachen,
Auch Schinken hielten Bauern feil,
Ich wundert' mich für meinen Teil.
Und wieder kam der Bürgersmann,
Der Alte war's, und sprach mich an:
"Nun, lieber Freund, macht Euch das Freud?
Gewöhnlicher Marktag nur, ist heut'.
Kommt nun, den Bauernmarkt beschaut.
Da findet Ihr Käse, Rüben und Kraut,
Milch und Obers, Rahm und Topfen,
Ferkel, Hühner, dick vom Stopfen,
Tauben und allen Überfluß,
Wer's sieht, wie billig, loben muß
Die Stadt, so and're allezeit
Weit überragt mit Schnabelweid'.
So oft der König zieht nach Wien,
Freut sich das Hofgesind dahin.
Stets Fahrgelegenheit man hat
Nach Baden, Krems und Neuenstadt.
Es findet Wägen aller Art,
Wer wünschet eine frohe Fahrt.
Vom Rotenturm forteilen 'Schützen',
Die kann er mieten, täglich nützen,
Die Wägen sind mit Decken verwahrt,
Gen Sonn' und Regen auf der Fahrt."
Ich sprach zu ihm: ""Mein lieber Herr,
Verargt mir's nicht, ich bitt' Euch sehr,
Was hält man hier für Polizei?
Sagt mir, wer Eu're Herrschaft sei,
Wer mag so vieles Volk regieren?""
"So kommt mit mir, ich will Euch führen,"
Sprach er zu mir, "und will Euch weisen
Die Herrschaft, die gar hoch zu preisen!
Als obersten Herrn besitzen wir
Herrn Ferdinand, auf Erden hier,
Der hochgewaltig jeder Frist
Erzherzog von Österreich ist.
Von Gott verordnet, uns gegeben,
Ist Röm'scher König noch daneben.
Zu Böhmen und im Ungarland
Gewalt'ger König; seine Hand
Regiert noch vielerlei Gebiet,
Was man aus seinem Titel sieht.
Er lenkt sein Volk in aller Güt',
Ein fromm und königlich Gemüt,
Zur Hilfe er sich Herren bestellt,
Zu Offizieren, wie's ihm gefällt.
Die Hochwürdigen, Hochgelehrten,
Wohlgeboren, Gestrengen, Ehrenfesten,
Statthalter, Kanzler, Regenten,
Die Kammerrät' und Andere mehr,
Lenken das Volk nach ihrer Lehr'.
Von g'meiner Stadt könnt Ihr ersehn,
Daß eben heut' die Ratswahl geschehn
Durch die Gemeinde dieser Stadt,
Und hier ist ein gefürsteter Rat.
Auch eingesetzt, zum Zeichen, wird
Ein Anwalt, der repräsentiert
Des Fürsten von Österreichs Person.
Und man beginnt das Wählen schon
Zurecht am Sanct Thomasius Tag,
Wo in der Stadt man finden mag
Hundert Mann, ehrbar, tüchtig,
Fromm und behaust, auch aufrichtig.
Der Weisest' auch den Rang erhält
Und wird zum Bürgermeister bestellt.
Damit er Alles bestens tu',
Erwählet man und gibt ihm zu
Zwölf Bürger, die in Ehren bekannt,
Sie werden 'Inn'rer Rat' benannt.
Die doch bei ihrem Handel bleiben,
Besitzend, und kein Handwerk treiben.
Und dieser Ratswahl Confirmierung
Geschieht durch hochlöbliche Regierung,
Im Namen königlicher Majestät,
Durch die Anwalt und Richter ersteht.
Sodann erwählet man, nach Brauch,
Dem Richter zwölf Beisitzer auch,
Die bei Gericht zur Hilf' er hat,
Die Andern sind der 'Äußere Rat'.
Hier kommen wir zur Burg sogleich,

Dies ist das Haus von Österreich,
In welchem Königlicher Majestät
Und der Gemahlin Wohnung steht.
Darin viel königliche Zimmer,
Turmfest erbauet und voll Schimmer.
Ins Nest ein Adler ist geflogen,
Noch schöner und jünger ausgezogen.
Einem Garten gleich, zur Lust geziert,
Quellwasser drein geleitet wird,
All' Ding erbaut zu Freud' und Heil,
Kein' festere Burg auf weite Meil',
Mit Türmen, Gräben für die Wehr'!
O seht, dort kommen eben her
Die Gestrengen, Edlen, Ehrenfesten,
Hochgelehrten, Hochweisen,
Die Ehrsamen nähern sich von fern,
Meine gnädigen, gebietende Herr'n.
Zuerst Herr Doktor Wolfgang Laz,
Der hohen Schul' ein teurer Schatz,
Derzeit Rektor, Prozeß er begann,
Der Edle, Feste, schloß sich ihm an,
André Lindauer, dieser Stadt
Anwalt und königlicher Rat,
Auch derzeit oberster Salzamtmann.
Zur Rechten seht, ihm nebenan,
Herrn Bürgermeister Sebastian Schrantz
Ohne Falsch und aufrichtig ganz.
Jung und bered't, als sanft bewährt,
Von altem Geschlecht und hochgelehrt,
Der sich der Musik auch geweiht.
Dem Anwalt an der linken Seit'
Geht Herr Sebastian Hutstocker jetzt,
Erwählt und zum Stadtrichter gesetzt.
Nach ihnen der Edle, Feste naht,
Herr Leopold Ofner samt dem Rat.
Und neben ihm, wie Ihr wohl seht,
Der edle Franz Igelshofer geht.
Dionysi Reck folgt gleich dabei,
Und nach sich reihen, Zwei und Zwei,
Franz Glocksperger, Wolfgang Tobler.
Hierauf sodann Herr Stefan Scheer,
Kommt mit dem Herrn Hans Prock daher,
Dann Wolfgang Mangolt, Christian Reitler,
Hans Fochter, Christof Pitschelin,
Herr Christof Hayden tritt dahin,
Er geht samt Christof Entzianer,
Jetzt oberster Stadtkämmerer.
Die nach nun folgen, diese Mannen,
Heißt man Beisitzer auf der Schrannen:
Herr Doktor Jacob Hymelreich,
Wenzel Österreicher auch sogleich,
Paul Ostermayr, Stefan Purgstaller,
Mathes Mayr und Wolfgang Aigner.
Lorenz Hüttendorfer allgemach
Mit Hans Knoll, die treten nach,
Philip Spitzweck, Thomas Siebenbürger,
Mathes Prunnhofer, Oswald Kienberger,
Hans Obermann, der Steuerverwalter,
Gemeiner Stadt zugleich Buchhalter.
Noch Zweie sind ihm zugegeben,
Görg Hauser, Leopold Hüttendorfer eben,
Caspar Wisinger ist zugleich
Wie Leopold Ochsel, Görg Freudenreich,
Und Christiernus Tanstetter im Amt,
Sind Rechnungsführer allesamt.
Wolfgang Magerl, Philipp Mayer jetzt,
Als Mautverwalter eingesetzt.
O seht, ist's nicht voll Ehrbarkeit,
Gott geb', es währe lange Zeit!
Die Herren, wie ich's loben möcht',
Sind wahrhaft, tugendsam, gerecht,
Doctores, manch' Einer Adelsmann,
Die nicht genug man preisen kann.
Sie bieten allen Lastern Trutz,
Und fördern, was uns Allen nutz.
Ihr Tun, ihr Denken dahin geht,
Daß jede Freiheit fortbesteht,
Wie man die Wohlfahrt aufrecht hält
Und lebt in Frieden mit der Welt.
Eh' Wien den Türken wollt' sich geben,
Eh' ließ ein Jeder Leib und Leben.
Ob Einer die Befehl' nicht wüßt'
Des Ritters, der so edel ist,
Herr Max Beck von Leopoldsdorf genannt,
Als beider Rechte Doktor bekannt,
Auch oberster Kanzler allzugleich
Dieses Erzherzogtums Österreich,
Und Rat der königlichen Majestät,
Der an Spitze der Regierung steht
Anstatt des wohlgebor'nen Herrn,
Herrn Christoph zu Eytzing, Freiherrn,
Jetzt königlicher Statthalter, der
In die Hauptstadt ist gesetzt hierher.
Sie unterweisen, zeigen an,
Was Ungebühr, was wohlgetan,
Den Eid sie halten Jedem für,
Daß er auch handle nach Gebühr.
O Freund, wie eine selige Gab',
Die uns vom Himmel kommt herab,
Ist eine solche Obrigkeit,
So weise und voll Tapferkeit!
Ich glaub', daß Gott durch diese Gab',
Bisher die Stadt erhalten hab'.
Was übel tät dem edlen Haus,
Wird abgelehnt, sie schlagen's aus.
Wie Ihr sie seht, zu Zwei'n und Zwei'n,
Wollen sie dem Gebet' sich weih'n,
Im Tempel bitten den heil'gen Geist,
Daß seine Gnad' sie unterweist,
Zu richten den Armen, wie den Reichen,
Bei Streiten zu versöhnen, vergleichen.
Die ehrsame Gemeinde mag
Auch guten Willen legen zu Tag.
Dem Handwerk ist geboten sehr,
Solch Tun, daß Niemand sich beschwer',
Den Bäckern bleibet auferlegt,
Daß jede Woch' ihr Brot man wägt,
Auf Müller hat man gleichfalls acht,
Nimmt Not und Armut in Betracht,
Fürsorgt für Brot und Fleisch und Wein.
Ich hörte, es habe die Gemein'
Zugehörige, fünfzigtausend
Aus allen Landen, hier hausend.

Sei Feindes- oder Feuersnot,
Muß Jeder folgen dem Gebot.
In Viertel ist die Stadt geteilt,
Die Bürgerschaft zur Abwehr eilt,
Sobald der Glocke Schlag erklingt,
Zu den vier Plänen hin sie dringt.
Das Widmer Viertel kommt zum Graben,
Die Stubmer Platz am Lugeck haben.
Am Hof das Viertel ist der Schotten,
Das Kärntner Viertel läßt sich nicht spotten,
Fein und bewehrt, ansehnlich erstarkt,
Das sammelt sich am Neuenmarkt,
Um seinen Hauptmann und Fähnrich geschwind,
Gar stark, geschickt, beherzt sie sind.
Nach welchem Turm zu laufen ist,
Sagt Jedem ein Befehl zur Frist,
So auch zu Häusern, wo die Wehr,
Mit Handgeschütz und Steinen schwer.
Dort, wo der Feind herbei sich zieht,
Ein weißes Tuch man flattern sieht,
Und auf dem Turm, bei Feuersnot,
Da ist des Tuches Farbe rot.
Wie viel und wo sich Feuer erheben,
Dafür die Wächter Zeichen geben.
Die von dem Turme sehen zur Ferne,
Ausstecken Tuch oder rote Laterne.
Die Zahl derselben zeiget an,
Wie viel der Feuer auf dem Plan.
Denn Feuer fürchtet ein gebranntes Kind,
Und hier sechshundert Häuser sind
Verbrannt in einer Nacht, fürwahr,
Geschah, im Fünfundzwanz'ger Jahr.
Seither war Wien gar wohl bedacht,
Hat solche Feuerordnung gemacht,
Daß jeder Wirt in seinem Haus,
Muß oft den Rauchfang kehren aus,
Backofen, jede Feuerstatt,
Rein halten, wo er derlei hat.
Dazu ein jeder Wirt auch soll
Haben Fässer und Bottiche voll
Mit Wasser oben in dem Haus,
Und käme plötzlich Feuer aus,
Daß rasch er's lösch, kann unterdrücken,
Muß er auch Leiter haben und Krücken
Zum Abstoßen. Denn eh' ein Feuer loht
Zur Höh' und weit zu greifen droht,
Das später man nur schwer bekämpft,
Wird's oft durch weniges gedämpft.
Sobald der Glockenstreich geschehn,
Der Wächter hat das Feuer ersehn,
So laufen jene Handwerker zu,
Die Hilfe bringen können im Nu,
Die Zimmerleut', der Maurer Kraft,
Schlosser, Schmied und Ziegeldeckerschaft,
Mit Hacken, Hämmern, Krampen, Hauen.
Von Fremden, weder Mann, noch Frauen,
Darf kommen, sie sei'n denn wohlbekannt
Und tragen Wassergefäß' in der Hand.
Auch sind hier Bader, elf an Zahl,
Die haben Leder-Eimer zumal,
Die müssen sie bringen, emsig spritzen,
Und so dem Allgemeinen nützen.
Ein jeder dieser Bader soll
Die Wasserbecken halten voll,
Daß Rettung mache rasch Gebrauch.
Jed' Haus hat einen Brunnen auch,
Mit Ketten und Seilen wohl versehen.
Wer einen Frevler kann erspähen,
Der Feuer legt, und macht ihn kund,
Dem gibt die Herrschaft hundert Pfund.
Und hätt' er was mit ihm gemein,
Man zieht ihn nicht gefänglich ein.
Wenn Jemand einen Dieb erwischt,
Der diebisch bei dem Feuer fischt,
Und zeigt ihn dem Gerichte an,
Zehn Pfund Pfennig er gewann.
Auch vorgesehn ist alle Zeit
Für Wasserführer und Fuhrleut'
Bei Bistum, Klöstern, Spittelmeister,
Beim Bruckmeister, Stadtkämmerer,
Daß sie mit Roß und Wagen hasten
Zum Wasserlauf aus Röhrenkasten,
Auch Feuerhaken, Leitern bringen,
Erstaunlich durch das Volk sie dringen.
Dem Ersten mag ein Pfund gefallen,
Dem Zweiten ein halb's, den andern Allen,
So oft sie Wasser bringen zur Tür,
Wird Lohn zwei Schilling dafür.
Greift dann das Feuer weiter aus
Und überfliegt des Nachbarn Haus,
So reißt man ab, wirft vorwärts nieder,
Und Niemand darf sprechen was dawider.
Die Ordnung ist der Weisheit voll,
Solch' Obrigkeit man loben soll.
Ja, glaubt mir wahrlich, wenn ich sag',
Daß Mancher führt unbill'ge Klag'
Und Gegner ist der Obrigkeit,
Die sorget eifrig alle Zeit
Und denket väterlich daran,
Wie man vertreibet den Tyrann.
Auch was betrifft das Steuermaß,
So gibt ein Jeder doch nur das,
Was er vermag, und bringt es dar
Für Bauten, so die große Schar
Der Löhner schafft in Gräben und Bastei.
Ein Bollwerk nächst der Burg herbei
Ist weit und mächtig aufgebaut." —

Als ich verwundert hingeschaut,
Der Bürger sprach: "Es gibt noch mehr,
Viel höher, mächt'ger, auch zur Wehr,
So zwischen der Burg und Schottenbastei,
Glaubt mir, daß nichts darüber sei
Schier in der ganzen Christenheit,
Was unser König in kurzer Zeit
Zur Rettung dieser edlen Stadt
Mit großen Kosten erbauet hat.
Die Bastei zunächst dem Schottentor
Ist nun viel stärker als zuvor,
Trotzt bald in neuer Form dem Sturm.
Dann weiter drunt', beim Judenturm,
Der Graben ist weit ausgeräumt
Und hochauf sich ein Vorsprung bäumt.
Das wird ein gar gewalt'ger Bau,
Wovon man schießen kann zur Au.
Der Biberturm, der steht nun fest,
Und wehrt sich aller fremden Gäst',
Die auf der Donau aufwärts fahren,
Wird ihnen sein Geschoß nicht sparen
Von seiner Hochschanz wie Bastei.
Dem Stubentore nahebei
Ist von den Wienern auferbaut
Ein Stück, fürwahr, wer dies beschaut,
Der spricht: 'Das muß von Nutzen sein.'
Errichtet ist's aus Quaderstein.
Es hat ein königlich Gemüt,
Aus echter, väterlicher Güt',
All' das, was bei dem hohen Chor
Der Prediger lange stand zuvor,
Der Bastion nunmehr vergönnt.
Nachher ersah ich, wie da rennt
Gar viel Gesind' beim Kärntnertor.
Vom Graben auf, da wuchs empor
Ein neuer Bau, sie stellten frei
Auf festem Untergrund die Bastei,
Die, größer als die ander'n all',
Erwirk' des Feindes sichern Fall.
Sie mengten guten Kalk mit Sand,
Was Mauerwerk gar wohl verband,
Sie machen Ziegel in dem Graben,
Dazu die Öfen sie dort haben.
Bei allen Basteien steh'n 'Katzen',
Die mögen gerne weitum kratzen.
Vom andern Bollwerk nichts ich meld',
Doch kann man rings beschießen das Feld.
Vom König ward's zur Rettung erbaut,
Der väterlich fürsorgt und erschaut,
Dem Wien mag Alles gerne geben,
Daß seine Gnad' es soll erheben.
Der edle Hermes Schallautzer ist
Oberster Baumeister zur Frist.
Nun kommt, besehet Graben und Wall,
Die Mauern beschüttet überall,
Dadurch der Graben ward so weit.
Einbüßte Haus und Hof zur Zeit
So mancher Mann, litt große Not,
So lang der Türk die Stadt bedroht!
Ich sag' es Euch auf Eid und Ehr',
Es hatte die Vorstadt Häuser mehr,
Als selbst die Stadt, gemauert zumal,
Hundertzweiunddreißig an Zahl,
Ohne Spitäler, Klöster und Pfarren."

Ich starrte drein gleich einem Narren,
Da ist, wie wir's von Troja lesen,
Nun Gras, wo Häuser eh' gewesen.
O Wien! Deinem Fittig ward entzogen
Gefieder, bist halb zum Himmel geflogen!
Als ich's besah, noch immer ich fand,
Dies Wien erstreckt sich, wie ein Land.
Vom Görgenturm bis Sanct Niklas dar,
Wo vor der Zeit ein Kloster war,
Zählt alles noch zum Burgfried mit,
Sind viertausendfünfhundert Schritt.
O Gott, erhalt' die Stadt in Gnade,
Ach Vater im Himmel, wie wär' es schade,
Wenn sie erliegen sollt' dem Tyrannen!
Ihr Bürger und ehrbare Mannen,
Ich bitt' durch Christum, höret mich.
O Wien, bekehr' und bessere Dich,
Sonst wird Dein Unglück nur gemehrt.
Dein Name Wien in wein' verkehrt.
Vorerst laß ab von bösem Leben,
Erkenne Gott, er wird vergeben.
Dem Nächsten nur geschehen sollt',
Was gerne man von ihm auch wollt'.
Und tritt die Not dann Alle an,
Dringet der Feind zum Kampf heran,
Seid mannhaft, schießt, steht auf der Lauer,
Im Tod bleibt beständig, wie eine Mauer!
Wir lebten lang in guten Tagen,
Den Sack wollt ob der Rüben wagen.
Wer Frühstück konnt' in Wien sich nehmen,
Soll sich zur Mahlzeit auch bequemen.
O liebe Christen, tut das Beste.
Wenn wir getrieben aus dem Neste
Und sollten den Fruchtkasten verlieren,
Wie würde ohne Sonn' uns frieren!
In Frieden wär' nicht Mann noch Weib,
Verloren war' so Seel wie Leib.
Drum helft, weil noch zu helfen ist,
Ein Jeder halt' sich wie ein Christ.
Rhodos laßt Euch Exempel sein,
Als dies der Türk wollt' nehmen ein,
Und lag davor mit großer Gewalt,
Da bessert' sich weder Jung noch Alt,
In stolzer Hoffart Mutwill' sie trieben,
Bei ihrem alten Brauch sie blieben,
Und ohne Hilf' und 'überall nix',
Aushungert' man sie, gleichwie die Füchs.
Doch als das Volk ein Bettelorden,
Da waren die Bürger reich geworden.
Nun hätte Mancher viel gegeben,
Vermöcht' er nur in Fried' zu leben,
So wie zur Zeit, als er noch arm.
Der Türk als Sieger bracht' ihm Harm.
Vorrat und Geld genug ist vorhanden,
Auch Volk und Geschütz in deutschen Landen,
Wir haben fromme Obrigkeit,
Die auch benützet ihre Zeit,
Viel hunderttausend Gulden hat
Alljährlich verbaut in diese Stadt,
Daß edel Wien befestigt sei,
Das Volk der steten Sorgen frei.
O, freu' Dich Wien, und glaube mir,
Die Bollwerk', so erwachsen Dir,
Will's Gott, sie werden helfen dann,
Kommet der Türk mit Bosheit an.
Türk, wenn du suchst, wirst finden Bescheid,
Deutschland muß dir werden ein Leid.
Den Gott im Himmel wollen wir loben,
Der schwarze Adler schwebt noch oben
Und schwingt sich auf, je länger, je mehr,
Wird dich heimsuchen mit großem Heer.
Weil Gott so wunderbarlich ist,
Das Römische Reich in kurzer Frist
Durch Kaiser, König, Brüder mild,
Mit kleinem Häuflein hat gestillt,
Dazu die Böhmen mit ihrer Macht,
Bezwungen und zu Gehorsam gebracht,
Gibt Gott doch augenscheinlich kund,
Daß er die Macht beschützt allstund.
So auch ins Herz die Hoffnung nehmt,
Der Christen Feind wird doch bezähmt.
O, welch' ein Frohlocken, welche Freud'
War hier durch eine lange Zeit,
Als erst die Botschaft ward vernommen,
Der sieghafte König wolle kommen.
Wie schmückte sich die Bürgerschaft.
Die Kaufleut' voller Macht und Kraft,
Wohl einige Tausend, ist nicht erlogen,
Dem König weit entgegen zogen,
In ihrer Rüstung wohlgestalt'.
Vom Herzen freut' sich Jung und Alt,
Aus jedem Turm, der Fenstern Kluft,
Schoß man den Donner in die Luft,
Es lief und drängte Weib wie Mann
Zu sehn den frommen König an.
Der König, einem Vater gleich,
Sein Volk besah gar liebereich.
Und alles Volk gehorcht zur Frist,
Weil bestens vorgesorgt nun ist.
Das Landvolk hält sich wohl zusammen,
Nicht flieht es mehr zu Berg, in Klammen,
Ihm wird in Wien ein guter Schutz.
Hier innen wird dir bieten Trutz,
So Volk wie Gut wirst nimmer ergreifen,
Und kommst du, Türk, wir wollen dir pfeifen.
Die Christen hast nicht alle gefressen
Und Gott wird unser nicht vergessen!
Der Sieg, den du bisher erjagt,
Daß du nach Willkür uns geplagt,
Kommt nicht von deiner eig'nen Kraft,
Gott hat's verhängt und so geschafft,
Weil seinem Zorn wir Ursach' gaben
Und sündenvoll gelebet haben.
Was gottlob zum Teile nimmt ein End',
Das Volk wird fromm und sich erkennt.
D'rum mein Verlaß auf Gott ist eben,
Dem Türken wird sein Lohn gegeben.
Ja, wär' die Stadt zuvor so fest
Gewesen und hätten alle Gäst'
Gehabt beim Mittun ihre Hand,
Es stünd' wohl besser noch im Land.
Die Tore nimmt man sehr in Acht,
Behält im Aug' sie Tag wie Nacht.
Die Wächterschar auf solchen Posten
Mag Jahrs fünftausend Gulden kosten.
So in, wie außerhalb der Stadt,
Und Tag wie Nachts man Wächter hat,
Umgeh'n die Stadt so hin wie her,
Ihr Hauptmann ist Hans Piesch nunmehr.
Sie lassen zur Stadt auch Niemand ein,
Er sagt denn, wer sein Wirt mag sein,
Nachweist, woher er nahm den Lauf.
Sie schreiben den Namen sorglich auf.
So wird des Nachts wie Tags verkehrt,
Wie ich von Bürgern hab' gehört:
Genau geschrieben und gefragt!
Ich gab Bescheid, hab' Alles gesagt
Und ging mit einem frohen Sinn

Zur Freiung und den Schotten hin.
Die Freiung ist des Klosters Recht,
Mit Schranken, d'rin so Herr wie Knecht
In guter Sicherheit ein Tag und Jahr,
Um Schulden oder Totschlag gar. —
Als Einen mit Schlüsseln ich ersah,
Frug ich: "Steht Ihr in Diensten da,
Sagt mir, ich will's Euch danken fein,
Was mag das für ein Kloster sein?"
Er sprach: "Im Gott'shaus, hier zu sehn,
Bin Mesner, soll't mich wohl verstehn.
Sanct Leopold hat dies Klosterstift,
Das alle andern übertrifft,
Mit seiner Stattlichkeit und Zier,
Erbaut, auf einst'gen Zellen dahier.
Aus Quadersteinen ist es worden,
Und dient dem Benedictiner-Orden.
Abt Wolfgang, mein gnädiger Herr zur Frist,
Vom edlen Geschlecht der Traunsteiner ist,
Verordneter der Landschaft er war
Die Zeit hindurch schon ein'ge Jahr'.
Für Hauswirtschaft und gut Regiment
Sind noch elf Brüder im Convent,
Verständig, geleert, sie lesen gern
Zu Ehren Gottes, unseres Herrn,
Auch gehen ein'ge Brüder hinaus
Die Pfarr' verseh'n, verwalten für's Haus.
Noch hält er eine Schul' desgleichen
Und läßt den Unterhalt ihr reichen.
Auch sechzehn arme Jüngling' und Knaben,
Zum Studium hie Freiplätz' haben
Erhalten jede Mahlzeit Wein.
Ein jeder muß eben fleißig sein,
Zu Nachts repetieren, früh aufstehn.
Man läßt da Keinen müßig gehn.
Er kann sich hier so reich belehren,
Als hätt' er eig'nes Geld zum Zehren.
Für's Orgelspiel ein Organist
Zu jedem Fest bestellet ist.
Ein fein Organ ist da zu sehn,
Mit allem Stimmwerk stark und schön.
Zum Garten kommt, und folgt mir nur,
Im Turme seht Ihr eine Uhr,
Die lange geht, verläßlich bleibt
Und kraftvoll sieben Zeiger treibt."
Ich blieb an seiner Seit' sodann,
Der Garten ward nur aufgetan.
Die Gänge standen voll mit Wein,
Das nenn' ich einen Garten fein!
Als ich nun Alles wohl besah,
Wies er auch einen Stumpf mir da
Und sprach: "Auf diesem Maulbeerbaum,
Hatten acht Tisch' genügend Raum,
Man mußte, nebst dreihundert Bäumen,
Der Türken wegen, fort ihn räumen,
Er ward zerstückt und abgehackt,
Noch eh' der Türk sich fortgepackt."
Der Mesner nun Geleit' mir gab
In einen schönen Keller hinab,
Hat vierzig Absätz' minder einen,
Gelegt aus schönen Marmorsteinen.
Ein mächt'ger Bau und tief die Gruft,
Das Wasser frisch, gesund die Luft
Und mächtig große Fässer mit Wein,
'Ei,' dachte ich, 'da wär' gut sein,
Hätt' ich die Wahl im ganzen Land!'
Verblieb, nahm an den Schulmeisterstand.

Das Glück wies sich so günstig mir,
Daß ich gar Bürger ward dahier.
Der Herren Gunst, ein ehrsamer Rat,
Mir ein'ge Weingärten gegeben hat,
Sie helfen mir in allen Dingen,
Dafür muß ich bei Sanct Salvator singen.
So hab' ich gut Beginnen gehabt.
Wolfgang, mein gnädiger Herr und Abt,
Des ehrwürd'gen Convents gesamt,
Weil ich so lang erfüllt mein Amt,
Hab' treu gedient, bin stetig blieben,
Hat prächt'ge Gebühr mir zugeschrieben.
Der Schmältzl die beste Schmalzgrub' fand,
Ich lob' den Ort für jeglich Land.
Hier gibt's viel Sänger und Saitenspiel,
Geselligkeit und Freuden viel,
Mehr Musiker und Instrument'
Besitzt die Welt an keinem End'.
Und Jedermann mehr, als mir gebührt,
Mir Achtung zeigt, mich wohl traktiert.
O Gott! ich kann Dir nimmermehr
Genug d'rum sagen Lob und Ehr',
Daß ich darf sein für Lebenszeit
Bei dieser Stadt und Obrigkeit,
Bei welcher Du auf Deinem Thron
Bist angebetet, voll Religion,
Samt Christo und dem heil'gen Geist,
Die man bekennt, hoch lobt und preist.
Auf Dich gestellt ist alles hie,
O Gott! d'rum lasse Mahomet nie
Hier Raum zum Vorwärtsdringen,
Uns Christen aus der Stadt zu bringen.
O Gott! Du Vater in Ewigkeit!
Der Du gewaltig allezeit,
Der Heerscharen Herr, und voller Güte,
Nicht richte, barmherzig uns hüte.
O Gott! ich bitt', gedenk' daran,
Wie Du Verheißung uns getan,
Ein Volk, das lebt, wie Du gelehrt,
Die betenden Herzen zu Dir kehrt,
Willst Du in Gnaden auch erfassen,
Zu ihm Dich kehren, es nicht verlassen.
Mein Herr, mein Gott, Du steh' uns bei,
Daß stets Dein Nam' erhoben sei,
Nicht uns bloß drängt der Feind zur Zeit,
Er will die ganze Christenheit,
Die Dir und Deinem Sohn' ergeben,
Austilgen, bringen um das Leben.
Vernichte ihn mit Deiner Macht,
Daß seiner nimmer sei gedacht!
O Herr, mein Gott, o gib Gewähr,
Durch Jesum Christum bitt' ich sehr,
Der für uns litt und ist gestorben,
Der sühnend uns die Gnad' erworben,
Sieh' unsere Sünde nimmer an,
Wie wir gelebt, gen Dich getan,
Durch's Fleisch verführet allezeit,
Erteil' uns doch Barmherzigkeit,
Denn Du bist langmütig und gerecht,
Wir aber, wie ein vergess'ner Knecht.
Gedenk', wie Du dem Abraham getan,
Versprochen, wenn nur zehen Mann,
Statt fünfzig, in dem Sodom zu finden,
Die fromm und gerecht, nicht voll der Sünden,
Dann wolltest Du ihnen doch vergeben,
Und Böse mit Frommen lassen leben.
O Gott, lass' uns die Gnad' erfließen,
Der Frommen wegen, sie genießen,
Sieh' an die kleinen Kindelein,
Getauft und in Unschuld Deine Gemein',
Christo dem Herrn doch einverleibt. —
Er tötet, die er nicht als Vieh wegtreibt!
Erhalte Wien, in Deiner Hut,
Daß nicht der Türke schudlos' Blut
Vergieß' und spotte unserer Not,
Und spreche: "Wo ist Euer Gott?"
O Herr, in Deinem höchsten Saal,
Komm' doch, erfreu' uns auch einmal!
Den Feind der Christenheit vertreib',
Daß Deutschland auch in Frieden bleib',
Es wird sich freuen Jung wie Alt,
Dich preisen, Gott, gar mannigfalt.
Auch Herr, bitt' ich, den Willen Dein,
Laß' Wien mir meinen Friedhof sein!
Daß so gescheh' und werde wahr,
Wünscht Wolfgang Schmältzl zum neuen Jahr!

AMEN.

Man spricht: witz kumen nid vor jarn,

Ein jung gsel sol sich vil erfarn,
Nit alzeit hinter dem offen sitzn,
Negel abschneiden, höltzlein schnitzn,
Grillen stechen, fleugen schlahen,
Er wirt sunst jederman verschmahen,
So er nichts ghört, nichts gesehen,
Was des orts oder dort ist gschehen.
Ein solcher gwißlich wais nit wol,
Wie man ein frembden halten sol,
Vil weniger gmain nutz er khan
Durch sein erfarung richten an.
"Ein jung gsel, der das landt nit paut,
Wirt zugleicht eim vngschmaltzen kraut.
Sey dann in einer solchen Stat,
Darin er findt Kunst, witz vnd Rath,
Gute sitten, so mag er pleibn,
Im vatterlandt sein zeit vertreibn —
Offt fleugt ein Ganß hin vber mehr,
Vnd kumbt ein Ganß wider on lehr —
Doch frembdt erzeucht vnd leert recht,
Macht offt zum herrn ein armen knecht,
Der sunst dahaim erstunk, erfault,
Für langweil sich am tutten mault."
Solch redt mein vatter offt hat than,
Ein fromer armer handtwergks man.
Villeicht mir solchs zu ghör gredt,
Derhalben ich mich von jm thet.

Die Reichstet im Römischem Reich
Besicht ich vleissig alzugleich,
Het grosse achtung, ob ich fundt
Ein ort do ich mich neren kundt.
Es sah mich wol nit vbel an.
Manch gwaltig stat, gelerten man
Vnd trefflich Policey ich fandt,
Dieweil ich aber vnbekant
Nit pleiben mocht an disem ort,
Vieln mir wider ein meins vattern wort,
Die ich gemerckt mit allem fleiß,
Dann not ein mant, suecht weg vnd weiß,
Ein treffenliche redt het than:
Wie Kayser Maximilian
"Er het ein landt mit gulden bergen,
Die straß daselpst gantz sylbern wern!"
Auch sprach er oft: "o Osterreich!
Wo mag man finden dein geleich?
Rein landt mir nie paß gfallen hat,
Du hast den namen mit der that!
Der pest Saffran in aller welt
Wechst neben traid, wein auff dem velt.
Zu gmain jaren ein vberfluß,
Werß sicht das billich loben muß.
Vil landt das Herzogthumb allein
Järlichen speist mit traid vnd wein.
Die Auen an der Thonaw nebn
Ein notturfft holtz zu prennen gebn."
Sagt auch für wunder offtermaln:
"Mit großem gut möcht man nit zaln
Die weinstecken im weingarten
So man bedarff diser orten.
Ein landt am volck gewaltig reich,
Gut müntz, groß gwicht vnd maß dergleich.
Vil Kayser, Künig, Fürsten, Herrn
In disem landt geboren werdn."
Auff dise wort thet ich mich bsinnen
Vnd auf der schaitten abwertz rinnen
Bis geen Kornneunburg an das gstat.
Wir hetten schier al gebat
Vnd mit der Nasen Gruntl gfangen.
Nachmals zu fuessen bin ich gangen.
An die wolffprucken kam ich paldt.
Ich dacht den gantzen Behamer Waldt
Het man gnomen, abgehaut,
Domit ein solche prucken paut.
Hat zweyhundert vnd sechzig schrit
Vnd dreyzehen joch, noch pleibts offt nit!
Wenn geht der stoß vnd waßer geust
Solch gweltig holtzwerg als weg fleust.
Nit weit ich gieng auff truckem landt,
Ein klaine prucken ich mehr fandt,
Acht joch hundert vnd sechzig schrit.
Ein alter Pauer zottet mit,
Der fragt mich: "was ich mäß vnd zelt?"
"Wieuil ein jede pruckn schrit helt"
Sagt ich zu jm vnd wundert seer,
Das Thonaw so weitleuffig wer,
Wie man vermöcht solch gwaltig paw.
Vil prucken sunst seint in der aw.
Ich maint wer schon gar bey der stat,
Er sprach "noch länger prucken es hat.
Von Wolffprucken geen Wienn, glaubt mir,
Ein große halbe meyl habt jr.
Die langen prucken schaut dort, secht!
Erst kumbt jr auff die Thonaw recht,
Da ist gar manches gwaltigs ploch.
Fünfhundert schrit lang, dreißig joch
Ist dise pruck gantz vest gepaut.
Nun zeucht die Riemen, gebt die Maut!
Hie khumb wir auff den Tauber ein.
Findt Triegler bier, güten wein.
Bey diesem Mauthauß frue vnd spat
Die khünigkliche Mayestat
Der Maut den halben teyl nimbt ein,
Den halben teyl ein ersame gmein
Zu Wienn. Was täglich do gefelt,
Daruon man die Stat peulich helt.
Die setzt Mautner fleißig getreu,
Als gelt geht wider auffs gebeu
Waß an dem wasserstram geprist.
Der Edl vnd Vhest zu diser Frist
Sebastian Steger, ein burger,
Gesetzt zu einem Pruckmaister,
Sein treue dienst gesehen an,
Steffan Schwartz der ist Hauptman,
Hat vnter jm sybn mautner auch,
Die maut zü fordern, wie gebrauch.
Sie dienen, schauen auff mit vleiß,
Das gantz jar findt man bey jn eiß.
Legens in ein grub hinhinder,
Pleibt khalt im Sumer als im Winter."
Ich gab mein Maut vnd gieng für mich.

Pald in die Schottenaw kham ich.
Groß Herm do warn in gulden khetten,
Sprengten auff Türcken vnd Genetten,
Härzschirten, triben ritter spil.
Deßgleichen Burger, Khaufleut vil,
Spacirten, rentten hin vnd her.
Indem ich höret schreyen seer,
Schaut mich offt vmb, was das must sein,
Do fuert man große vaß mit wein,
Dem anzug zu vnd stundt von fern
Ein großer Hauffen Chorhern.
Gar zrissens gsind, voll vnd verwegen,
Halffen die wein an dscheff anlegen.
Es fuer her mancher gladner wagen,
Vil tausend Emer vor do lagen,
Wie dann zu Herbstzeiten geschicht.
In dem ein Khauffman zu mir spricht:
"Ich merck wol, das jr vor nit seit
Hie gewesen. Zu lesen Zeit
Wurd jr sehen ein ander gsträpl
Mit fueren tragen vnd gezäpl!
Wer vor Martini nit einfuert,
Darnach jm solches nit gebuert.
Auff ein tag auß diser Stat Wienn
Secht jr vil tausend leser außgen.
Das lesen vier wochen werdt,
Täglich tausent fünfhundert pferdt,
Dreyhundert wägen muß man han,
Die offt ein tag drey fuer than
Vnd bringen züsammen disen wein.
Last das ein schöne weinwachs sein!
Das muß man im jar vier mal
Mit hawen vmbarbeiten vberal,
On andre arbait die man sol
Zu Weingarten verrichten wol,
Als anziehen, vor kaltn windn
Schneiden, rebnclaubn, jeten, pinden,
Abgipffeln, steckenziehen, gruebn.
Zum lesen darff man vil böser puebn,
Die lesen, mosteln, puttentragn,
Ein Furman mit roß vnd wagn,
Der den Maisch fuert haim zu hauß.
Erst pressen presser most darauß,
Die pinder müssen auch do sein,
Glaubt mir er gstet vil zpringen ein,
Lesens, abbringens in kheller.
Bhalt wir dohaimen nit ein heller,
Als gelt das wir im gantzen jar
Rauffen auß wein vnd ander war,
Rint auff der Thonaw in Osterreich."
Ich schaut das pirg vnd dacht mir gleich:
"Das seint die gulden perg vnd straß,
Wölch der frumb Kayser lobt dermaß!
Von wegen der weinwachs so groß
Fuert man herab on vnderloß
Goldt vnd sylber, specerey.
Drumb spricht er: "Thonaw sylberen sey!"
Der Kauffleut knecht, die her mit zogn,
Trugen am gelt, das sy sich pogn,
Beygürtln, posatzn, vnd in secken.
"Wert eß die Wienner nit erschrecken?"
Gedacht ich mir vnd gfiel mir wol,
Wenn ich die warheit sagen sol.

Auff die schlachtprucken gieng ich mit,
Hat fünff joch, sechs vnd neuntzig schrit.
Ich stundt vnd schaut gut abentheuer.
Die Galeoten speiten feuer,
Auff den Galeen schossens gschwindt,
Ein schnel, böß vnd mutwilligs gsindt.
Sy schifften, fueren vber sich,
So resch, das es verwundert mich.
Wie ich die Stat nun vor mir sah
"O Edles Wienn!" selbs in mir sprach:
Du bist die port vnd zir alzeit,
Befestigung der Christenheit!
Der Türck mit ernst frü vnd spat
Sein kopff an dir zerstossen hat!
Drumb alle flecken vmb vnd vmb
In disem schön Erzhertzogthumb,
Ja auch die gantz Christenheit schier,
Dich lieben, hoffen hilff bey dir!
Das ich dich nun besichten soll,
Danck ich meim Got, bin freuden vol!"
Als ich nun nahent zu dem thor
Vil gharnischt man stunden daruor,
Vnd fragten mich "von wann ich gieng?"
Zu antworten jn ich anfieng:
"Khumb herab auff der Thonaw gleich,
Zu bsichten das hauß von Osterreich,
Weil alle welt vil daruon sagt."
Caspar Waidenlich mich fragt —
Mautner gesetzt von gmainer stat —
"Wan her, mein landsman, nun so spat?"
"Mein lieber Caspar, oben herab!"
"Denk wol das ich euch gsehen hab,
Zu Leipzig vnd in andern stettn?
Mein lieber freundt, ich wolt schier wettn,
Ir wert Wolff Schmältzl, solt euch kennen?"
"Ja, also thue ich mich nennen!"
"Mein lieber Wolff, ich freu mich dein!
Sag mir was dein geschefft hie sein?"
"Mein Caspar, hastu nit gehört:
Dem menschn sein brot von Got sey bschert
Am ort das er gedacht het nie?
In solcher mainung bin ich hie,
Ob ich da möcht gwinnen mein brot."
"O Wolff, der dir das graten hat,
Der gunt dir guts vnd rät dir recht!
Wie mancher frembder armer knecht
Wirt seiner treuen dienst ersetzt,
Vnd hie in ehr vnd gut gesetzt!
Wer sich zu Wienn nit neren kan,
Ist vberal ein verdorbner man!
Schaw wie ein zuetragen vnd fuern,
Die wägn mögen sich nit beruern!
Nur heut auff disen marckt allein
Geladen wagn seint gangen ein
Drey vnd zwaintzig sibenhundert!"
"Ich sprach: "von hertzen mich das wundert,
Wo das Landt souil traidt nur nimbt?"
"Ja wol, sechstu was sunst einkhumt
Zu andern thoren vnd andern tägn
Mit Prophiant geladen wägn!
All wochenmärckt, an dem Sambstag,
Glaub mir fürwar wie ich sag,
Souil traidt auff den marckt gefürt,
Als vormittag versylbert wirt.
Wie grosse krieg es glitten hat,
Mangelt noch nit ein pissen brot.
Wo ist ein landt das solchs vermöcht,
On abgang zspeisen souil knecht,
Wie than hat Wienn, die edel Stat,
Aus wölcher man gefuert hat
Acht vnd viertzig tausent Emer
Mit gutem Landtwein in das leger?
Vnd ob gleich schier zum andern mal
Das Landt verwüst ist vberal,
In solchem krieg vnd großer not
Ein pfenning seml auf neuntzehen lot,
Das rocken auff fuff vnd zwaintzig,
Auff drey pfundt zwainyig lot, merck mich,
Ein kreutzer laib den must man pachn!
Des mocht jm manch Kriegsman wol lachn!
Dohaimen must er wasser trinckn.
Den wein so knollet hie thet schlinckn.
Als was doch wolt von nöten sein,
Vo fleisch, traid, schmaltz,
käß, fisch vnd wein,
Was aller ding ein notturfft gnueg.
Ein Achtring man vmb vier aufftrueg.
Auch ist es breüchlich vnd bestelt,
Ob ein Achtring vmb zwaintzig gfelt,
Wirt eim ein pfenwert weins gegeben.
Nun zeuch hin, bsicht die Stat gar ebn!"
In dem Wolff Haller auch her trat —
Mautner Khünigklicher Mayestat —
Fieng an zu reden vnd zu lachen,
Sprach: "hie oben secht jr ein pachen
Unter dem Rotenthurn hangen.
Derhalben ist es angefangen,
Ob jemandt hie zeucht ein vnd auß,
Sein weyb nit fürcht, sey herr im hauß,
Der mag den pachen herab nemen.
Ist aber bisher kainer khemen!
Hangt etlich hundert jar her!"
Ich sprach: "nain, nain, er ist mir zschwer!
Ehe ich mein weib erzürnen wolt,
Ich lieff ehe weiter dan ick solt.
Ein küfflein saltz ich lieber zal,
Damit man wider spreng ein mal!"

Als dann ich bsicht die Stat mit fleiß,
Vnd maint ich wer im paradeiß.
Wie gweltig höff, hewser ick fandt,
Khaum gesehen in einem landt!
An hewsern außen vnd innen gmäl,
Als werens eytel Fürsten säl!
Mit thürnen, festen gibelmaurn,
Für feind vnd fewr wol für traurn.
Die Ziegldach gantz schön mit zinnen,
Schier baß erbaut in der erdt innen,
Als oberhalb, das glaub du mir,
Nit gmacht auff glantz vnd Augenzir.
Die gantz Stat ist so gar durchgrabn,
So weit vnd tieffe kheller habn,
Vol angesteckt mit khülem wein,
Möchten nit pesser, khüler sein.
Als gmeur von gütem zeug vnd stain,
Die fenster wot mit eysen zain,
Toppelt vergättert allenthalben
Für einsteigen vnd außfallen
Der vogel gsang so schön erhalt,
Als gieng ich in dem grünen waldt.
Die gassen hübsch vnd wol visiert,
Gerade, auch weit vnd schön purgiert,
Gepflastert darzu hoff vnd hauß
Mit herten großen stain durchauß.
Ein jede gass der gantzen Stat
Zum fürziehen jr ketten hat.
Ob der feind in die Stat einkhäm,
Glaub mir er großen schaden näm,
Die Stat wer drumb noch nit verlorn,
Man schuß, wurff zu jm hindn vnd vorn,
Das er sprech: "wer ich daus mit fueg!
Der äpffl vnd birn het ich genueg!"
An das Lugek kam ich ongfer,
Da tratten Kauffleut hin vnd her,
Al Nacion in jr claidung.
Da wirt gehört manch sprach vnd zung,
Ich dacht ich wer gen Babl khumen,
Wo alle sprach ein anfang gnomen,
Vnd hört ein seltzams dräsch vnd gschray
Von schönen sprachen mancherlay.
Hebreisch, Griechisch vnd Lateinisch,
Teutsch, Frantzösisch, Türkisch, Spanisch,
Behaimisch, Windisch, Italianisch,
Hungarisch, guet Niederlendisch,
Naturlich Syrisch, Crabatisch,
Rätzisch, Polnisch vnd Chaldeisch.
Des volcks auch was ein grosse meng.
Ich macht mich pald auß dem gedreng,

Gieng auff sanct Steffans freythoff ein.
In aller höch sah ich ein schein
Der widerglantz gieng von der Sun,
Wie ein Comet am himel prun.
Viel frembdes volcks schaut vbersich
An dem gepeu, verwundert sich,
Wie menschen hendt das bawen khunt!
Der zottet Thurn vor vns stundt,
Auff dem in aller höch hinauff
Ein knopff brint, als wer die Sun drauff.
Acht eckig von kupffer berait,
Drein gmessen werdn acht metzn traid.
So er mit wein sein gmessen sol,
Mit sechs emern wirt er vol.
Vom besten goldt, vergult so rein,
Darauff ein stern vnd halb monschein,
Welchs spitz schier an die wolken gieng.
In dem zu messen ich anfieng
Des thurns weit im fundament,
Fandt acht vnd zwaintzig schrit behent
Hielt yede seit in vierung gar.
Nachmals nam ich mir eben war
Der schönen ghawen pild so groß,
Rosen vnd gwächs on vnterloß
Von quaderstain gesetzt zusamen,
Mit pley vergossn die eysen klamen,
Befestigt wol mit eysen stangen.
Der thurn, mit laubwerck gar durchgangen,
Gar auff durchsichtig, on ein dach,
Subtil als ein mensch sehen mag.
Die Thurner blesen auff der zinnen,
Als hört ich Engl oben singen.
Ich leuttet seer vnd sagt mich an,
Die thur die ward mir auffgethan.
Kham in ein stainen schnecken prait,
Gut anderthalbe klafter weit,
Stig vbersich mit schwerem graffl
Vierhundert vier vnd zwaintzig staffl!
Auff einen gang kam ich hinauß,
Do mocht sich doch das wenigst hauß
Verbergen nit, ich sah al ding!
Gieng vmb den thurn in einem ring,
Schaut weit hinauß auch auff die Stat
Hinab, wie ins thal Josaphat.
Das volck thet durcheinander lauffn,
Wie omayß in eim omayßhauffn.
Das gfiel mir in meim hertzen wol!
All plätz vnd gassen warn vol.
Wie wol nit altag Kirchtag ist,
Sicht man vil volcks zu aller frist.
Die höch des Thurns ich erfragt.
Der Statmaister furwar mir sagt:
Vom monschein ab biß auff die erdn
Sechs vnd achtzig claffter wern.
Auch fandt ich in des Thurns gemeuer
Ein glocken groß vnd vngeheuer,
Die hört man gar weit hin vnd her.
Hundert vnd sechtzig centen schwer
Auff einem stulwerck sie hubsch ligt,
Der Clächl syben centen wigt.
Ein Vhr in aller hoch auch steht,
Künstlich gemacht, gerecht sy geth,
Darnach sich jeder hab zu richten.
Wiewol die Ziffer clain, vernichtn
Al menschen dunckt, so doch gewiß
Ein strich drey viertl ein acht! lang ist.
Schlecht viertlstund nachmals die Vr,
Ob einer in der zal jrr wurd,
Die grossen Glock nit mercken mag,
Die wächter schlagen auch hernach.
Das preimglöcklein darin auch hecht,
Ehe dann man zu singen anfecht
Täglichen frue vnd vesperzeit
Wirt eß ein gantze stundt geleut.
Stig wider hinab, kham hinauß,
Besicht das gwaltig Templhauß.
Das dachwerck sah als wer es gmalt,
Rot, gelb, grün, weiß, praun manigfalt,
Von glasten ziegln trefflich zirt.
Ein gang darumb gefuert wirt
In aller höch schön außgehaut,
Gantz vmb das dach von stuckwerk paut.
Das holtzwerk, das das dach erhalt,
Inwendig dick stet wie ein walt.
Der Templ hat funff porten groß.
Hinumb findstu on vnterloß
So subtil bildwerk, duncket mich,
Als wer es alles lebendig.
Des Neydharts grab znechst bey der thür,
Gantz schön außghauen, gsetzt herfür
Mit sein historien dermassn.
Hat hinder jm vil Brüder lassn.
Gehn fur n täglich aus vnd ein,
Noch wil jniemandt nit Neydhart sein!
Mein Gott, wie vil antiquitet
Von schriften, gmäln ich vor mir het,
Der außgehawen Monumentn,
Vor nie gsehen an keinen endten!
Gieng auff die ander seyten auch,
Fandt mehr ein newen Thurn rauch,
Der wuchß erst aus der erdt herfür.
Gradt gegn dem andern, bey der thür,
In der weit, groß, schön, form, gestalt,
Von stuckwerk auffbawt wie der alt.
Glaub, wer der Turck nit khumen dar,
Er wer vergleich verfertigt gar.
Mit frewdn gieng ich in Tempel ein.
Da war Ersamer Rath vnd gmein
Versamelt zu hören Gottes wort,
Wie sich geburt an solchem ort.
Vil tausent menschen stunden da
Vnd predigt Bischoff Nausea,
Wie er dann pflegt zu aller Zeit
Sein schäfflein zgeben selbs die weidt.
Den Predigstuhl ich schawet an,
Gedacht: "wo lebt ein mensch, der kan
Von stainwerg so subtil ding machn?!"
Mein hertz vor freudn mir thet lachn.
Die kindlein gleich wie in dem lauff
Sich narten, kherten gugel auff.
Auch manche krot, ädex und schlang
In stain gehawen auff dem gang
Sich krümbten, paumpten ober sich,
So frey als werens lebendig.
Der maister, der diß stuck gepawt,
Hat sich so kunstlich selbs eingehawt
In stain am Predigstuel sein hauß,
Schawt vnden zu dem Fenster auß.
Das pflaster gab ein liechten schein,
Gmacht von polierten Marmelstein,
In quadrangel schön rot und weiß,
So kalt vnd hel als giengst auff eyß.
Als bald vergieng das groß gedreng,
Maß ich die weitten vnd die leng.
Das langhauß und der Chor mit
Hat hundert sechs vnd neuntzig schrit.
Sybentzig schrit die brayt jnnhelt.
Noch eins mir auch von hertzen gfelt,
Des alten Kayser Fridrichs grab,
Drob ich mich sehr verwundert hab.
Von Marmelstein so schön gemacht,
Das aim sein hertz im leib doch lacht.
Da sicht man manch histori stohn
Vnd schier den gantzen passion
Von herten stain außgraben rein,
Als möcht von gold vnd sylber sein.
Poliert trefflich, das du dich baß
Ersichst drinn als im spiegel glaß.
Der Fursten begrebnuß darbey
Findstu gemalt vnd gschriben frey.
Den Chor ich bsicht, das gestül dergleych.
Glaub nit, das bald im gantzen Reych
Ein weitter hoher Chor stehe,
Welchs gwelb vnmeßlich hoch auff gehe,
Gsetzt auff achtzehen pfeyler dick.
Auch hangt herab an manchem strick
So schöne figuren künstlich,
Darob mancher verwundert sich,
Solt ichs erzelen nach der leng
Was Kirchen zier, ornat, gepreng.
Warlich wirdt sie vergleicht in dem
Dem Tempel zu Jerusalem.
Nichts mangelt was solch Ding betrifft.
Dreyhundert pfründ seind darein gstifft,
Bistumb, Thumbherren vnd Probstey.
Auch helt man aygne Cantorey,
Dartzu zwo Orgel groß vnd klein.
In die groß ist gesetzt hinein
Stymmwerk, pfeyffen, gut vnd fleyssig,
Tausent sybnhundert acht vnd dreyßig.
Der Tauffstain in der mitten steht,
Wer für jn hin vnd wider geht
Mag sich darjnn ersehen rain,
Außghawt von schönem Marmelstain.
Darnach fand ich beym Creutzaltar
Von Tapistrey vnd solcher wahr
Bedeckt, gantz köstlich ziert die schrann.
Ich fragt ein alten erbarn mann:
"Was das solt sein vnd deutten thet?"
Er sprach: "die vniuersitet
Wird khommen vnd Doctores machn.
Den pomp braucht man zu solchen sachn."
In dem da tratten sie daher.
Doctores vil in hoher ehr
Auß den vier Facultöten,
Ehrlich beklaidt, jr kappn hetten.
Licenciaten, Magistri,
Nach jnen Baccalaurei,
Studenten vil in einem ring.
Ein jeder auch pro forma gieng,
Ir disputiren weret lang.
Macht mich hinzu in dem gedrang.
Mit großen ehren diser fart
Herr Johan Gösel Doctor ward.
Mit ward Doctor dises mal,
Auff der Gstetn Official,
Das ich auch dem die eer geb.
Johan Baptista Pacheleb,
Römischer Kuniglicher Maiestat
Camer procurator vnd Rath,
Der Rechten Doctor, was auch da,
Vnd gab jn jr Insignia.
Auch die Regierung vnd vil Prelatn,
Die sie mit Fleiß darzu erpatn,
Do warn in solcher herligkeit.
Der Thurner bließ darzu, das gleit
Hört ich angehn mit großem gwalt.
Sprach widerumb zu mir der alt:
"Sagt mir wie euch die hoch Schul gfelt?
Die nechst nach Pariß wirt sie zelt.
Von dem sechsten Bapst Vrban
Confirmiert vnd gefangen an.
Hie wirdt gemacht manch gelerter man.
Getaylet in vier Nation,
In Osterreichisch, Bayerisch,
Hungerisch vnd Saxonisch.
Drumb Wienn, furwar redich on list,
Etlicher Land ein Mayrhoff ist.
Erstlich was ghört zu Gottes ehr,
Als Bischof, Pfarrherrn, Prediger,
Schulmaister, Singer, werden all
Ertzogn, gnomen auß disem stal.
Die man bedarff zü weltlitliem brauch
Hochlöblichen Regierung auch,
Die Küniglichen Stathalter,
Cantzler, Anwalt, Viythumb verwalter,
Camerräth vnd Burgermaister,
Richter, Ratherren, Statschreyber,
Vnd gemainklich schier all Officier,
Von hoher Schul khommen herfür."
Ich sprach: "mein lieber freundt, bricht mich,
Wo solches volck als auffhelt sich?"
Er antwort mir: "mein lieber Freundt,
Zwölff gewaltige hewser seind
Weit vnd vom grund schön auffgefürt,
Gefreyt vnd hoch priuilegiert,
Darinn sie wonen, haben platz.
Es ist fürwar ein theurer schatz,
Dann hie gwißlich vor kurtzen jarn
Etlich tausent in studio warn.
Wir haben auch hie ein Druckerey,
Die hoch Schul mit gefürdert sey.
Auch ist ein schönes Müntzhauß paut.
Der Khünig zu müntzen vertraut
Ducaten, Thaler, drykreutzer,
Dem Andres Hartmann Muntzmaister."

Ich gieng herauß auff die Prandtstat,
Da findt man mancherlay haußrat
Vmb zimblich gelt fayl alle tag,
Wer sein bedarff vnd nur vermag.
Der Haylgthumbstuhl steht nach darbey.
Darunter hört ich süeß geschrey,
Der vögel groß meng fayl was.
Faist, lustig berait an die stat,
Auch mit kapaunen manch groß vaß,
Vnd sunst vil wildpret man fayl hat.
Das volck spaciert hin vnd wider,
Eins stieß mich auff, das ander nider.

Gieng wegk vnd bschaut die Gotshewser.
Den Oberisten Cometheur
Im Teutschen hauß, vnter welchem sein
All Teutsche hewser in gemein
In Khüniglichen Erblanden
Jetzt regiert hat vnderhanden
Der Edel herr Gabriel Kreützer,
Baley des Khünigs Radt vnd diener.
Darnach auch suecht die manß Clöster,
Die Prediger, Augustiner,
Minores vnd die Parfuser.
Am Hoff fand ich Weissenbrüder.
Sucht haim darnach Dorotheer,
Die habn ein schönes Clösterlein,
Gepaut inwendig wie ein schrein.
Drinn Graf Niclaß von Salm grab,
An welchem Du magst nemen ab,
Wieviel schlachten vnd ehrlich that
Der Edel Graf begangen hat.
Die kreützherrn thund jnnwonen
Bey sanct Johans, geystlich personen,
Dann hie seind vier bettelorden.
Auch wievil frawen Clöster wern,
Nachmals fleyßig besichtet hab.
Bey sanct Laurentzen vnd Jacob,
Hieronymus, Anna, Hymelporten,
Auch haist eins zu dem drittn orden.
Sunst findt man Kirchen one zal,
In jedem hauß, auff jedem sal,
Außgnommen die pfarrlich recht hettn.
Bey vnser frawen auff der Gstettn,
Trefflich schön pawt vnd wol geziert,
Bey welcher jetzt gehalten wirt
Das Consistorium der zeit,
Was im Passawer Bistumb leit.
Gieng weitter, sah ein schrifft von ferrn,
Vnd stund, das hayst bey vnserm Herrn.
Trat hinein, stellt mich auff ein ort,
Man sang vnd predigt Gottes wort.
Ich dacht: ein Christlich gmüt der hat,
Der darzu geben seinen rath,
Das da ein newe Kirch so schön
Vnd znechst an dem Rathauß sol stehn,
Aus welcher ist ein fenster gricht,
Das man als hören mag vnd sicht
Gar deutlich in die stuben ein,
So die Herren versamblet sein.
Herr Colman schön, vnder Statcamrer,
Ist dises Gotshauß Kirchmaister,
Vnd wirt bey sanct Saluator gnant.
Glaub nit, das sunst im gantzen land
Ein Kirch sey pawt, die hab den nam.
Darnach ich gehn sanct Michel kam,
Ein große Pfarr vnd Schul darbey.
Die Kirch ligt auff eim platz gantz frey.

Hinumb gieng ich ein wenig baß,
Ein alter Man vor der thür saß.
Ich sprach: "sagt mir, wie haist es da?"
Er antwort mir: "bey sanct Clara.
Ist aber seyders Türken mal
Gemacht zu einem gmain Spital.
Geht hinein, schawt die armen kranckn.
Gnugsamlich mügen wir nit danckn
Vnserer frommen Obrigkeit,
Glaubt mir, das offt zu gmainer zeit
Fünffhundert menschen werden gspeyst,
In fleysig gwart, groß trew beweyst,
Durch ein fürsichtign Erbarn Rath,
Welcher herein geordent hat
Den Ersamen Görgen Hauser
Zum Spitlmaister vnd haußuatter.
Dem Pfarrhof vnd der Schul darnebn
Wirdt speyß vnd vnderhaltung gebn.
In ist erlaubt das Pierhauß,
Niemand darff sunst khains geben auß."
Auch zaigt mir der alt weiter an,
Das hundert vnd neüntzig person,
Kranck vnd frantzosen vberkhommen,
Bey sanct Marx in das Spitl gnommen,
Gelegen auserhalb der Stat.
Welchs auch versicht ein Ersamer Rath,
Helt in jr Priester, Artzt vnd knecht,
Damit sie gsund vnd wider grecht
An seel vnd leib werden gehaylt,
Darzu klayder jn mit getaylt.
All ding ist ordenlich bestelt,
Ein aijgen Haußuatter man helt.
Vber sie ist obrister Herr
Maximilian Castenhoffer.
Der ist fleyßig, bemüt sich hart,
Damit der armen werd gewart.
Auch die im Siechhauß won vnd leben
Wirdt zimlich vnderhaltung gebn.
Noch vber das vnd anders auch
Ist hie in sterbßleüffen gebrauch,
Jedem wirt geschickt ein General,
Die gaßn zu saubern vberal,
Abwaschen, kheren ettlich tag
Wöchlick, das General vermag.
Auch sechst in den gassn vnd ringen
Ettlich hundert fewer prinnen
Von kranwitholtz, weyrauch darzu,
Damit der lufft sich raynigen thu.
Vil Artzt seind bstelt was solchs betrifft.
Ein armer mensch wird kranck, vergifft,
Müssen sie haimsuechen, bschawen.
Nachmals das niemd an jm ein grawen
Gewinnen müg, werd inficiert,
Wirt er gehn sanct Johans gefürt,
Vor dem Schottenthor gelegen,
Gar fleysig lest man jr do pflegen.
Ist nit, wie mancher plodert her,
Diß volck so vnbarmhertzig wer,
Ein armes mensch liesen verderbn,
Offlichen auff der gassen sterbn.
Wiewol des armen volcks on zal
Auß allen Landen vberal
Täglich zulaufft, das nit alls khan
Vnderkhommen vnd herberg han.
Auch ist auffgricht ein new Spital,
Auf welches ist ein General,
Durch Diego de Seraua gsendt,
Zuuerkhünden an allem endt:
Wer dem zu hilff ein gulden legt,
Ob jn sein handel nimmer tregt,
In armut oder kranckhait felt,
Sein lebenlang man jn erhelt.
Darzu er dann durch sein gebet
Von Khüniglicher Maiestet
Bey den Minores vom Gotshauß
Ein großen Fleck gebeten auß,
Darauff vil zimmer pawt mit gwalt
Für arme, die sein kranck vnd alt.
Der khünig auß mildem gemüt
Genaigt zu Gotsdienst, aller güt,
Zu diesem Spitl hat geschafft
Zu Wolckerstorff die schön herrschafft,
Vber das, wie oben erzelt,
Aus der Camer ein summa gelt
Järlich jn gibt auß milder handt,
Die armen mit erhelt allsant.

Wie ich Spital, Gotsheüser bschawt,
Die prachtlich, gnugsam warn pawt,
Der Stat nam ich mir noch baß war.
Maß und fieng an beym Stubenthor.
Zum Schottenthor, durch gass allsamt
Tausent neunhundert schrit ich fand.
Darnach die Stat creutzweyß durchgieng.
Vom Burgthor dann wider anfieng,
Und fleyssig abgeschritten hab,
Biß zu dem roten Thurn ab
Tausent fünffhundert fünfftzig schrit.
Auch ist löblicher brauch vnd sitt,
Das alle welt, wer hat vnd mag,
Zufürt am Erchtag vnd Sambstag
Vom pauersuolck ein gantzes jar.
Ein niderlag mit aller war
Ist hie, drumb mancher Kauffman hat
Sein Factores in diser Stat,
Als Herbart, Rotn vnd die Fugker.
Im Cöllnerhoff seind ehrlich schlucker,
Die Weissen, Schmidtmar, Welserischen,
Die Lötzscher vnd die Püfflerischen,
Der gsellschafft nit all nennen khan.
Eins tayls seind beim Görg Zimmerman.
Wir haben auch zwir Jarmarckt zeyt.
Jederman hat freyung, ist gfreyt
Vier wochen, wie ich sag,
Catharine vnd am Auffartag.
Drumb niemd zu khauffen was gebürt,
Wer dann auff offnen Marckt gefürt.
Die Burger gemainklich man vnd fraw
Sich neren von dem weingartpaw.
Ein seliger wucher, den Gott ziert,
Was auß der erd genomen wirdt.

Wie ich fürn Newenmarkt wolt gehn,
Die wägen sah ich vor mir stehn
Sogar ineinander gesteckt.
Ja wol der platz mit nichten kleckt.
All gaß herumb stunden gedreng
Mit traydwägen, ein grosse meng.
Erst dacht ich an des Mautners red,
Wie er mir vor anzayget het.
Gieng hin vnd wider, mercket auff,
Was vmb den Mutt wurd sein der kauff.
Ein wagn mit waytz, drauff ein Mutt gieng,
Ward verkaufft vmb fünff pfund pfenning.
Dem maß ein yeder mag vertrawn.
Hermes Schallautzer ließ auffpawn
Auss beuelch von gmainer Stat wegn,
Die solchs bezalt, vnd ließ verlegn,
So er ein Burgermaister was,
Ein pranger vnd ein stainen maß,
Dardurch all trayd wirdt abgemessn.
Thut sich ainer im kauff vergessn,
Mist falsch oder den kauff nit helt,
Wirdt er an selben Pranger gstelt.
Also auff andern plätzen gschicht,
Pranger, Statmaß seind auffgericht.

Ich gieng von dann, kham an den Grabn,
Wo Fleyschhacker jr fleysch fayl habn.
Ein rorkast znechst bey jn stet,
Auß dem trefflich gut wasser geht.
Schawet wunder vber wunder,
Ein yeder sein fleysch het bsunder,
Schäffen, kelbren, rindren, schweinen.
Ich bat vnd fragt der maister einen,
Das er mich vnderrichten thet:
Wiuil es hie Fleyschhacker het?
Er sprach:"vnser seind yetz gemainklich
Allenthalben bey sybentzig
Am Liechtensteg vnd an dem Grabn.
Zu Ostern jr vil mehr fayl habn.
Ich red bey meiner trew vnd ehr,
Drey hundert ochsn vnd offt noch mehr
Wochlichen werden außgewegn,
Sechshundert khelber offt darnebn.
Tausent schaff, auch hundert schwein
Gmainklich müßen vorhanden sein.
All Freytag bringt man auff den Grieß
Vier tausent ochsn vnd sunst vil viechs."
Gieng hin vnd her on als gefar,
Kham auff sanct Peters freythof dar.
Da steht ein altes Tempelhauß,
Ein baum wechst zu dem Thurn herauß,
Durch quaderstuck gar wunderlich
An dem gemewer vbersich.
Da findt ainer auch was jm gfelt.

Dreyssig wagen mit ayrn ich zelt,
Dergleichen jung vnd alte hüner.
Gans, änten, gut fayst kapauner,
Der fand ich bey acht wägen vol.
Was man zur notturfft haben soll
Von rüben, krehn, kraut, petersil,
Salat, das gantz jar findt man vil,
All ding ist in eim rechten khauff.

Nachdem kham ich an Hoff hinauff.
Da steht ein trefflich schöner Prunn,
Das gold glenstert dran wie die Sunn,
Künstlich von quaderstain gepawt.
Die wappen gmalt, schön außgehawt,
Den gantzen platz ein zier vnd schein,
Gar köstlich Wasser fleüst darein.
Hundert wägen mit holtz warn do,
Mer dann hundert mit hew vnd stro,
Mit khloen zwayntzig wägen vol.
Noch grösser wunder ich sagn soll:
Fünfftzig fuder krewssen ich sah!
Der Krewssenrichter zu mir sprach:
"Mein freund, last euchs kain wunder sein
Denck wol, das khommen seind herein
Hundert fuder auff einen tag,
Vnd all verkhaufft wordn, wie ich sag.
Glaub nit, das souil krewssen erwischt,
Ob sunst zway Land wurden außgfischt!"
Des brots was mancher gladner wagn.
Mit warheit muß ich eins noch sagn:
Ein fuder Nägelkrentz man het,
Welchs manche jungfraw lachen thet.

An Judenplatz kham ich zuhand,
Zehen wägn mit kesten ich fand.
Wie ich dann nun an Fischmarckt kham,
Mich noch vil grösser wunder nam
Von seltzamen fischn solche meng
Es was von Fischern groß gedreng,
Von Behaim, Märhen, Hungerland.
Viertzehen wägn mit hausen ich fand.
Solches het ich nie gsehen mein tag,
Dionysi Fischer zu mir spach:
"Mein freünd, glaubt mir, ich red ongfer,
Hünfthalb hundert bracht man her
Frisch hausen, hie am marckt gelegen,
Habn bey neünhundert centen gwegen,
Der zeit so ich ein Fischer was,
Vnd bringt noch her on vnderlaß,
Wie ich mit warheit reden mag,
Acht wägn schayden offt auff ein tag.
Dergleich sechs wägen gwißlich wol
Mit pratfisch, hecht vnd karpffen vol.
Seekarpffen, seepunckel, garauß
Zwanntzig wägn, vnd von Behaim auß
Mit karpffen zwen vnd dreyssig wägn.
Auch findt man hie an den Fastägn
Wächsfisch, zindel, schieden, mayling,
Barben, stierl, förhen, sälmbling,
Reinanken, aschn, praxen, eschling,
Schillen, al, tuck, schierken, sprentzling,
Huhen, atten, schiegerln, perschtl,
Rutten, neßling, roteugel, stretzl,
Neunaugen, stainpeyß, kreütterling,
Pißgurrn, baddiern, gut nörffling.
Auch findt einer weißfisch, sichling,
Vil Hundsfisch, schnecken vnd kreßling,
Gefangen auß dem Thonaw pach.
Der Fischmarckt täglich auch vermag
Sängel, koppen, grundel, pfrillen,
Auch karpffen, hecht nach yedes willen.
Ob dann solchs alles nit wil kleckn,
Findt man zwölff wägen gsaltzen hechten,
Sechs thunnen mit gsaltzen hausen,
Ein wust stockfisch, eim mocht drob grausen!
Lachßferhen, stier, huhen, häring,
Teysserkarpffen, plateyß, pückling."
Die Fischer nahend wasser findn
Zu wässern, auch fönff grosser lindn
Stehn an dem Fischmarckt, gronen schon.
Manch mensch da sichst im schatten stohn,
Von der hitz faul, da wirt es starck.

Nachmals kham ich an Hohenmarckt.
Ist ein Pranger hoch auffgestelt,
Manchem daruor das haupt empfelt.
Nit weit das Narrenkötterlein,
Wol verwaret mit eysen zeyn,
Drinn manchem offt lang wirdt die weil,
So er zu nachts erwischt in eyl.
Ob dann ein argwon auff jn geht,
Ein andre prob er gwißlich bsteht.
Des obs ich fand so mancherlay,
Dunckt das zu zeln vnmüglich sey.
Von allen orten sechst zufürn
Zwölff gladen wägn mit äpffl vnd pyrn.
Auch fand ich an derselben stat
Acht wägen mit frischem wildprat
Von beern, Hirschen, hasen, rehen.
Sunst vil wildpret samt wildschweinen,
Faßhan, feldhüner, rohrhennen,
Fürwar ich wayß nit als zu nennen.
Hundert gänß, fünffhundert hüner,
Zway tausent vögel oder mehr.
Offt findstu fayl sunst seltzam viech,
Wolff, fuchs, hund, katzen lebendig.
Wiuil der wägen seind gewesn
Mit schmaltz, hirsch, arbayß, gerstn, läsn,
Zwespen, federbett, leinwat, har,
Mocht ich vor dreng nit zelen gar.
Mit kürbiß, plutzer, vnmurcken,
Melaun, erdäpffl vil wägn da stehn.
Nachmals must ich von hertzen lachen:
Vil pluntzen, würst, wol hundert pachen
Vnd hammen pawersvolck fayl het.
Wie ich mich sehr verwundern thet,
Der vorig alte Burgersmann
Gieng zu mir wider, sprach mich an:
"Wie gfelt es euch, mein lieber Freund?
Es ist gwön'licher Marcktag heunt.
Khumbt dan, den pawermarckt auch schaut.
Da findt jr käß, schmaltz, ruben, kraut,
Milch, obermilch, milchraum, stertzling,
Hüner, ayer, spensaw, praitling,
Tauben vnd allen vberfluß,
Wer das sicht, billich loben muß
Dise Stat hie in disem fal
Mit schnabelwayd für ander all.
So der Khünig auff Wienn zu zeucht,
Als Hoffgsind sich von hertzen frewt.
Taglich man Fuer findt vnd hat
Gehn Baden, Krembs vnd Newenstat.
Wer sunst spaciern faren wil,
Der findt wägen vnd fuer vil.
Beym Rotenthurn fleugen schützn
Mag er dingen, täglichen nützen
Die wägen mit täcken verwart,
Der reng, sunn nit mag schaden hart."
Ich sprach zu jm: "mein lieber herr,
Verargt mirs nit, ich bit euch sehr,
Was helt man hie für policey?
Sagt mir, wer ewer herschafft sey,
Wer müg solchs gweltigs volck regiern?"
"Khumbt dan mit mir, ich will euch fürn",
Sprach er zu mir, „vnd will euch weysen
Ein herrschafft, die jr hoch müst preysen!
Erstlich haben wir zum Oberherrn
Herrn Ferdinand allhie auff erdn,
Welcher gweltig zu aller frist
Ertzhertzog zu Osterreich ist.
Von Gott verordent, vns gegebn,
Ist Römischer Künig auch darnebn,
In Behaim vnd in Hungerland
Gwaltiger Küng, vnd sunst vil land
Er jnnen hat, gewaltig ist,
Wie man in seinem Tittel list.
Regiert sein volck in aller güt,
Ein frumb vnd königklichs gemüt.
Zu hilff er jm die Herren bstelt
Zu Offiziern, wies jm gefelt.
Die Hochwirdigen, Hochgelerten,
Wolgeborn, Streng, Ehrnuesten:
Stathalter, Cantzler, Regenten,
Camerräth, vnd ander mehr
Das volck regiern mit irer lehr.
Von gmainer Stat werdt jr yetzt sehn,
Heut eben ist die Rathwal gschehn
Durch die gemain in dieser Stat,
Vnd ist hie ein gefürster Rath.
Des zu eim zaichen gesetzt wirt
Ein Anwaldt, der do presentiert
Fürstens von Osterreich person.
Nachmals zu welen hebt man an,
Vnd gschieht gleich an sankt Thomastag,
Wo man in der Stat finden mag,
Hundert man, erbar, verstendig,
Frumb vnd behaust, auch auffrichtig,
Von denen wirt der weyst erwelt,
Erstlich zum Burgermaister gstelt,
Der yederman außrichtung thu.
Darnach wehlt man vnd gibt jm zu
Zwölff menner, die man ersam khent,
Vnd wirdt der inner Rath genent.
Bey Burgerlichem handel bleibn,
All habhafft vnd nit handtwerk treibn.
Diser Radtwal Confirmirung
Gschicht durch hochlöblichen Regierung,
Im namen Küngklicher Maiestat,
Die Anwäldt vnd Richter zsetzn hat.
Als dann erwelt man aber mer
Dem Richter die zwölff beysitzer,
Die er zu hilff bey gericht hat.
Die andern bleibn im aussern Rath.
Hie khumb wir zu der Burgk geleich.

Das ist das hauß von Osterreich,
In welchem Künigklich Majestat
Sambt jrem Gmachel wonung hat.
Dorinn vil Künigklicher zymmer,
Gar fest gemewr, wie ein wimmer.
In das nest ist der Adler gflogn,
Vil schöner jung darinn außzogn.
Ein jrrgarten zu lust geziert,
Frisch waßer darein gefürt wirdt,
All ding gepawt zu lust, kurtzweil,
Kein fester Burgk findst ettlich meil,
Mit thürnen, gräben zu der wehr.
Schaut, do khomen sie schon daher,
Die Gestrengen, Edlen, Ernuesten,
Hochgelerten vnd Hochweysen,
Die Ersamen, wie jrs secht von fern,
Mein gnedig vnd gebietund herrn.
Von erst Herr Doctor Wolffgang Laz,
Der hohen Schal ein thewrer schatz,
Derzeit Rector, proceß anfieng.
Der Edl vnd vhest bald mit jm gieng,
Andre Lindawer, diser Stat
Anwalt vnd Khünigklicher Rath,
Auch yeyt öbrister Saltzambtman.
Zur rechten seyt neben jm an
Herr Burgermaister Sebastian Schrantz,
Ein aufrichtig man on all finantz,
Jung, wolberedt vnd senfftmütig,
Alts gschlechts, gelert, hochuerständig,
Die Musicam liebt, hat dran frewd.
Dem Anwalt an der tencken seyt
Geht Herr Sebastian Hutstocker,
Erwelt, geseyt zum Statrichter.
Nach jnen der Edl vnd Vhest Herr trat,
Herr Leopold Offner sambt dem Rath.
Uach, secht, das geht neben jm her,
Der Edl Frantz Igelßzhofer.
Dionysi Keck thet mit jm gehn,
Also nachuolgend zwen vnd zwen:
Frantz Glocksperger, Wolffgang Tobler.
Dem volgten nach Herr Steffan Scheer,
Hans Prock, der Edel vnd Vhest Herr,
Wolffgang Mangolt, Christian Reitler,
Hans Fochter, Christof Pitschelin,
Herr Christof Hayden bald nach jm
Gieng, sambt Christof Entzianer,
Jetzt obrister Statkamerer.
Dise nachuolgende mannen
Haist man Beysitzer auff der Schrannen:
Herr Doctor Jacob Hymelreich,
Wentzel Osterreicher dergleich,
Paul Ostermayr, Steffan Purgstaller,
Matthes Mayr vnd Wolffgang Aigner.
Darnach Lorentz Hüttendorffer
Vnd Hans Knoll, dratten auch daher.
Philip Spitzweck, Thomas Sybnbürger,
Matthes Prunnhofer, Oswald Kienberger,
Hans Vberman, Stewerhandler,
Auch gmainer Stat hie Buchhalter.
Im sind zwen sunst zugeben mehr:
Görg Hauser, Leopold Hüttendorffer.
Caspar Wisinger, vergleich
Leopold Ochsel, Görg Frewdenreich
Und Cristiernus Tanstetter
Seynd yetzund allsambt Raithandler.
Wolffgang Magerl, Philip Mayer,
Die seind gesetzt zu Mauthandler.
Secht, ist das nit ein erbarkeit?
Gott geb, das wer ein lange Zeit!
Dise Herren, wie ir secht,
Seind warhafft, tugendsam, gerecht,
Doctores vnd Adels person,
Die niemands gnugsam preysen khan.
Allen lastern bieten trutz,
Vnd fürdern einen gmainen nutz.
Als thon, gedancken ligt an den,
Zu handhabung jr freyhaiten.
Wie man leb fridsam, halt sich wol,
Vnd gmainen Frid erhalten sol.
Ee Wienn dem Türckn auffgeben wur,
Veder ee leib vnd lebn verlur.
Ob ainer seins ambts beuelch nit west,
Der gestreng Ritter Ernuest,
Herr Marx Beck von Leopoldsdorff gnant,
Beder Rechten Doctor bekannt,
Obrister Cantzler dergeleich
Diß Ertzhertzogthumbs Osterreich,
Auch Rath Kunigklicher Maiestet,
Beuelch von der Regierung het,
An stat des wohlgebornen Herrn,
Herrn Christoff zu Eytzing Freiherrn,
Jetzt Küniglicher Stathalter
In dise Hauptstat gsetzt hieher.
Sie vnderweisen, zaigen an,
Was yeder lassen sol vnd than
Helt jenen den ayd streng für,
Das yeder Handel nach gepür.
O, mein Freund, wie ein selig gab,
Die vns gwiß khumbt von himl herab,
Ein solch hoch weyse Obrigkait,
Mit dem verstand vnd dapfferkeit!
Ich glaub, das Gott durch dise gab
Biß her die Stat erhalten hab.
Was anstöß hat das Edel hauß,
Wirdt abgelaint, geschlagen auß.
Jetzt, wie jr secht da, zwen vnd zwen
Werden sie in den Tempel gehn,
Vnd bitten vmb gnad des heylign Geyst,
Das sie mit warhait werden gspeyst,
Richten den armen wie den reichen,
All strit versönen vnd vergleichen.
Ein Ersam gmain auch wol helt sich
Nit auffrürisch, sonder willig.
Allen Handwerckern ist beuolhn,
Das sie niemand beschweren solln.
Den Peckn solchs sonderlich aufflegn,
Das brot jn wöchlich lassen wegn.
Dergleich auffs Malwerck hat man acht,
Der armen not erstlich betracht,
Damit nit Mangel brot, fleysch, wein.
Hab ghört, das hie sollen sein
Fünfftzig tausent Communicanten,
Ein gsamlte gemain auß allen Landen.

Sey feind oder in fewers not,
Ein yeder sein verordnung hat.
Die Stat in vier viertl geteylt,
Die Burgerschafft mit wehr zu eylt.
So bald man hört den Glocken thon,
Muß sie auff vier plätzen stohn.
Das Widmer viertel khumbt an Grabn,
Die Stubmer am Lugeck platz habn,
Am Hof das viertel ist von Schotten.
Khärner viertl sein nit lest spottn,
Wol putzt, bewehrt vnd zimlich starck,
Die samlen sich am Newenmarck
Bey jrem Hauptman, Fendrich gschwind,
Ein starck, bhend vnd bhertzend gsind.
Auff welchen Thurn er lauffen soll,
Ein yeder gschriben, geordent wol.
Dergleich in hewsern bstelt zu wehrn
Mit handt gschütz vnd mit stain abkhern.
Wo der Feind sich herbey will gebn,
Ein weissen Fetzen sicht man schwebn
Auff dem Thurn; so fewers not,
Der Fetz der wirdt verkhert in rot.
Wieuil vnd wo sich fewr erhebn,
Wirt jnen solches zaichen gebn
Im Thurn von zwayen wachtern
Mit roten Fetzn oder latern.
Die zal derselben zaigen an:
Wo vnd wieuil auff yedem plan,
Dann verprents kind fürcht sehr fewer.
In grunde gar ab sechshundert hewser
Abbrunnen hie ein nacht fürwar,
Vnd gschach im Fünff vnd zwaintzigistn jar.
Seydher hat Wienn baß drauff gedacht,
Ein solche Fewer ordnung gmacht:
Ein yeder Wirt in seinem hauß
Den rauchfang offt muß kheren auß,
Packofen oder was er hat,
Sauber halten all fewerstat.
Dartzu ein yeder wirt auch soll
Haben vässer vnd poting vol
Mit wasser oben in dem hauß.
Ob vrbring khumbt ein fewer auß,
Das er bald lesch, thu vnder druckn.
Er soll auch habn laitter vnd kruckn
Zum abstossen, dann offt erstlich
Er soll auch habn laitter vnd kruckn
Mit welchem nachmals reisst vnd kempfft,
Durch wenig wasser wirdt gedempfft.
So nun der Glockstraich ist gschehen,
Der wachter hat das fewr gschen,
Die Handwercker darzü gehörig,
Bald zulauffen vnd üben sich,
Als Zimmerleut vnd Maurer,
Schlosser vnd Schmid, Ziegeldecker,
Mit hacken, hämern, krampen, hawn.
Wer frembd ist, weder man noch frawn,
Soll nit zulauffn, sey dann bekandt,
Vnd trag wasser gschirr in der hand.
Auch seind hie aylff gemaine Bad,
Ein yedes lidren emer hat,
Müssen sie bringen, emsig nützn,
Dartzu vil vnd groß müssen sprützn.
In ist beuolhen, wissen wol,
Ir wasser stuben halten vol,
Ob zu rettung wasser zerrunn.
Ein yedes hauß hat auch ein prunn,
Mit ketten vnd saylen wol versehen.
Ob einer einen auß khan spehen,
Der fewer legt, vnd macht jn kundt,
Dem gibt die Herrschafft hundert pfund.
Und so er mit jm wer im thon,
Man nimbt jn nit gefengklich an.
Auch ob ainer ein dieb erwischt,
Der dieblich bey dem fewer fischt,
Khumbt zum gericht vnd zaigt jn an,
Zehen pfundt pfenning hat er daruon.
Auch ist verordent alle zeit
Wasserlayt vnd fürleut,
Beym Bischof, Clöstern, Spitlmaister,
Beym Pruckmaister, Statkamerer.
Mit roß vnd wann zum rhörkasten
Sich fürdern vnd mit wasser fassen,
Fewerhacken, laittern bringen,
Wunderlich sich offt drumb dringen.
Dem ersten thut ein pfund gefalln,
Dem andern halbs, den andern alln,
So offt er wasser bringt für thür,
Zwen schilling gibt man jm darfür.
Khumbt dann das fewer weitter auß,
Vnd überfleugt des nachparn hauß,
So reist man ab vnd stöst vor nider,
Niemand darff sprechen was darwider.
Dise ordnung gefelt mir wol,
Solch Obrigkait man loben soll.
Ja, glaubt mir warlich, wie ich sag,
Das mancher fürt vnbillich klag
Vnd redt vbel der Obrigkeit,
Welche sorgfeltig alle zeit
Gantz vätterlich denckt für vnd für,
Wie der Tyran vertriben wür.
Auch was betrifft stewer anlag,
Gibt yeder was er doch vermag
Zu dem gebew gantz willig dar.
Im Sommer secht jr manche schar
Arbaiten am grabn vnd Pastey.
Ein pollwerck znechst der Burgk herbey
Ist weit vnd gwaltig auffgepawt."

Wie ich mich wundert vnd die schawt,
Der Burger sprach: "jr seind sunst mehr,
Weitter höher vnd gwaltiger
Zwischen der Purck, Schotten Pastey
Spricht jr da kein stuck drüber sey
Schier in der gantzen Christenheit,
Wölche der Künig kurtzer zeit,
Zu trost rettung der Edlen Stat,
Mit grossen costen erpawet hat.
Die Pasteyen beim Schottenthor
Ist vil grösser höher dann vor,
Wirt noch gwinnen ein andern Furm.
Darnach vnten beym Judenthurn
Der grab auch weit ist außgeraumbt,
Ein Katz im Eck sich hoch auffpaumbt.
Das wirt auch wern ein gwaltigs paw,
Daruon man bschiessen mag die aw.
Der Piberthurn stet nun fest
Vnd wert sich aller frembder gest,
Die auff der Thonaw auffwertz farn.
Dem wirt kugl vnd puluer nit sparn
Mit seiner katzen vnd Pastey.
Zu nechst beym Stubnthor herbey
Die Herrn von Wienn auff haben paut
Ein Stuck, warlich wer das anschaut,
Der spricht: "das ist ein nutz gepew!"
Von quaderstain gemacht als new,
Zu welchem Künigklichs gemüt,
Auß rechter vätterlicher güt,
Beym predigern den hohen Chor,
Ungepaut gstanden etlich jar,
Zu diser Pasteyen vergundt.
Nachmals sah ich trefflich vil gsindt
Beim Kherner thor im grabn vmblauffn.
Die furten auff mit gwalt ein hauffn
Auß der grundtfest, nit sagen kan,
Vnd fiengen ein Pasteyen an
Noch größer dann die andern seindt,
Nur als zu widerdriess dem feindt.
Funden gut laym vnd sant darzue,
Domit man diß paw fürdern thue.
Machen Ziegl in dem grabn,
Heuser drin vnd prennöffen habn.
Bey allen Pasteyen seint katzn,
Die gar weit mügen vmb sich kratzn.
Der andern Polwerck ich nit meldt,
Darum man bschießen mag das feldt,
vom Künig all zu rettung paut,
Der vätterlich fürsicht vnd schaut,
Dem Wienn zu gut als thut dargebn,
Mit allen gnaden sie zu erhebn.
Der Edl vnd Vest Hermes Schallautzer
Ist jetz obrister Pawmaister.
Khumbt, schawt den grabn vnd hohen wahl,
Die mawer beschutt vberal,
Dardurch der grabn so weit ist wordn.
Mancher sein hauß und hoff verlorn
Verprent, geliten große not,
Wie Türck die Stat belegert hat.
Ich red auff meinen ayd vnd ehr,
Das gstanden in der Vorstat mehr
Dann in der Stat von festem gmewer,
Hundert zwey vnd dreyßig hewser,
On die Spitäl, Clöster vnd Pfarr."

Ich gienet wie ein ander narr,
Ist gleich wie wir von Troia lesn,
Jetzt gärten, wo vor hewser gwesn.
O Wienn, dir ist ein Feder zogn,
Bist mehr dann halb gen hymel gflogn!
Wie ich mich hin vnd wider wandt,
Wienn stund noch wie ein gantzes Land.
Zum Görgen Thurn von sanct Niclass,
Wo vor der Zeit ein Closter was,
Vnd noch so weit raicht der Burgkfrid,
Seind viertausend vnd hundert schrit.
O Gott erhalt vns dise Stat!
Ach vatter im hymel wers doch schad,
Das werden solt disem Tyrannen!
Ir Burger vnd jr erbarn mannen,
Ich bitt durch Christum, höret mich.
O Wienn, bekher vnd besser dich,
Sunst wirdt dein vnglück nur gemehrt,
Dein name Wienn in wain verkhert.
Erstlich laß ab von bösem lebn,
Bekhenn dich Gott, der wils vergebn.
Ein yeder soll seim nächsten thon,
Wie er dann gern von jm wolt han.
Nachmals, wans will vonnöten sein,
Der feindt die Stat wolt nemen ein,
Seyt mannhafft, schiest, stecht zu dem lawr,
In todt bleibt bstendig wie ein mawr!
Habn lang gelebt in gutn tagen,
Den sack last an die rubn wagen.
Wer gfrustuckt hat zu Wienn vor zeitn,
Der soll der malzeit auch erpeittn.
O lieben Christen, thut das pest.
Wer wir getriben auß dem nest,
Vnd solten den traydkastn verliern,
Wie wurd uns nach der Sunnen früern!
Niemand hinfür kain frid wurd han,
Der nechst der pest müßt alles dran.
Drumb helfft, weil noch zu helffen ist,
Ein yeder halt sich wie ein Christ.
Rodis last euch exempel sein.
Wie das der Türck wolt nemen ein,
Legt sich darfür mit großem gwalt,
Sich pessert weder jung noch alt,
Groß hochfart stoltz, mutwillen tribn,
In jrem alten brauch belibn,
Niemandt thet hilff, niemand het nichts,
Wie mans außhungret wie die füchs
Vnd alle hilff nun was verlorn,
Die Burgerschafft erst reich was wordn.
Groß gelt mancher het gern geben,
Das er het fridsam mügn leben,
Der vormals nit ein Pfenning het.
Der Türck die Stat einnemen thet.
Prophant vnd gelt ist gnueg vorhandn,
Auch volck vnd gschütz in Teutschen Landn.
So habn wir fromme Obrigkeit,
Die drauff gewendt ein lange zeit,
Vil hundert tausent gulden hat
Järlich verpawt in dise Stat,
Das edel Wienn befestigt sey.
Ir volck, beschützt mach sorgen frey,
O Wienn, frew dich, glaub sicher mir,
Die Pollwerck die auffwachsen dir,
Wils Gott, so werdens helffen wol,
Das dir der Türck nit schaden sol.
Türck, wie du suchst, wirst finden bschayd,
Teutschland muß dir werden erlaydt.
Dem Gott im hymel sagen wir lob,
Der schwartz Adler der schwebt noch ob,
Vnd schwingt sich auff ye lenger ye mehr,
Wirdt dich haim suchn mit großem heer.
Weil Gott so wunderbarlich ist.
Das Römisch reich in kurtzer frist
Durch Kayser, Khünig, brüder mildt
Mit einem klainen heuflein gstilt,
Darzu die Behaim mit jr macht
Bezwungen, in ein ghorsam bracht,
Gott gibt gnad augenscheindlich ein,
Schützt sy, wil allzeit mit jn sein,
So ist auch gar noch nichts versämbt,
Der Christen feindt wirt auch noch zämbt.
O wie ein frolocken vnd freüdt
Ist gwesen hie ein lange zeit,
Wie das gschray kam, man het vernomen,
Der syghafft Künig her solt komen,
Wie putzt sich auff die Burgerschafft.
Die Kauffleut auch mit macht vnd krafft,
Etlich tausent, ist nit erlogn,
Dem Künig weit entgegen zogn,
In jrer rüstung wol gestalt.
Von Hertzen freudt sich jung vnd alt,
Auß jedem Thurn, durch fenster clufft,
Schuß man wieß donnert in dem lufft.
Es luff, drengt, riß sich weib vnd man,
Den fromen Künig schawten an.
Der Khünig auch ganz vätterlich
Sein volk anschawet holdtselig.
All welt ist ghorsam, stelt sich wol,
Drumb gschicht noch wol was gschehen sol.
Das Landvolck helt sich baß zusamen,
Hinfür nit fleucht auff berg, in klammen,
Wienn wirdt jn sein ein guter schutz,
Darjnn es dir mag pieten trutz.
Volck vnd gelt wirst nit mehr ergreiffn,
Khumbst wider, wölln dir baß zu pfeiffn.
Die Christen hast nit all gefressn,
Gott wirdt vnser nit all vergessn!
Den syg, den du bißher gehabt,
Vns hast on alle not geplagt,
Khumbt nit von deinem gwalt vnd krafft,
Gott hat verhengt vnd also gschafft,
Den wir erzürnet, vrsach gebn
Mit bösem vnd Gotlosen lebn.
Welchs (Gott lob) zum thayl nimbt ein end,
Das volck wirt frumb vnd sich erkhent.
Drumb zweifl ich nit, wens Gott sey ebn,
Dem Türcken werd sein lohn gegebn.
Ja wer die Stat vormals so fest
Gewesen, vnd das alle Gest
Gefragt, was sie für thun hie hand,
Es stund vielleicht noch baß im Land.
Auff thor hat man sonder gut acht
Vnd helt auch tag vnd nacht groß wacht.
Die wachter ein jar mehr gestehn,
Dann in die fünff tausent gulden.
Jetzt in vnd außerhalb der Stat
Wienn tag vnd nacht jr wachter hat.
Umb die Stat gehn sie hin vnd her,
Hans Piesch ist Hauptman, Wachtmaister,
Sie lassen khain ind Stat hinein,
Er sag dann, wer sein Wirt werd sein,
Geb antzaygung, von wann er lauff.
Sein namen schreibens fleyßig auff.
Die wacht wirdt tag vnd nacht verkhert,
Wie ich vom Burger het gehört.
Wurd auch auffgeschriben vnd gefragt.
Ich gab bschayd, jn all maynung sagt.
Vnd gieng hinein in einem schwung,

Zun Schottn auff kayserlich freyung.
Die was dem Closter eingeleibt
Mit schranken, drinn offt mancher leit
In guter sicherhait jar vnd tag
Umb schulden oder vmb todtschlag
Darauff ich ain mit schließeln fand:
"Seyt jr mit diensten hinn verwandt,
Sagt mir, mein lieber Freünde mein,
Was mag das für ein Closter sein?"
Er sprach: "in dem Gotßhauß ich dienn,
Bin Meßner, solt mich recht verstehn.
Sanct Leopold hat diß Closter gstifft,
Die andern hie all vbertrifft,
Mit aller herrlichkeit vnd zier
Auffpaut auff die alten monier
Mit quaderstain hinden vnd vorn,
Vnd halten Benedicter ordn.
Abt Wolffgang, mein gnediger Herr,
Ist von seim gschlecht ein Traunsteiner,
Vnd gewesen ettlich jar her
Der Landtschafft ain verordenter.
Fürt gut haußwirthschafft, regiment,
Hat noch aylff Brüder im Conuent,
Verstendig, gelert, lesen gern
Was sich gebürt zu Gottes ehrn.
Hat sunst gschickt ettlich Brüder auß,
Die Pfarr verwesen, halten hauß.
Auch helt er gmaine schul darnebn.
Der thut er vnderhaltung gebn,
Prebend auff sechtzehen knabn vnd gselln;
Die arm seind, studieren wellen.
Haben auch alle malzeit, wein.
Ein yeder da muß fleyßig sein,
Zu nachts repetiern, fru auffstehn,
Man lest jr khain nit müssig gehn,
Vnd mag da gleich so wol studiern,
Als het er vil gelts zu verzern.
Ein Organisten er auch helt,
Zu schlagen, wenn ein Fest gefelt,
Ein schöne Orgel, jr da secht
Manch stymwerck, resch, güt vnd gerecht.
Khumbt dan, den garten auch besicht.
Im Thurn stehet ein Vr gericht
Bestendig, grecht sie lang zeyt bleibt,
Gwaltiger syben zaiger treibt."
Ich gieng mit jm, was sein gefert,
Der garten wurd mir auffgesperrt.
Die gäng die stunden vol mit wein,
Das mag ein schöner garten sein!
Wie ichs nun als besicht vnd sah,
Weist er mir einen stock, vnd sprach:
"Secht, da auff disem Maulberbaum
Stunden acht tisch mit gutem raum.
Den hat man sambt dreyhundert baumen
Im Türcken krieg wegk lassen raumen,
Nur nider grissen, abgehackt,
Ee der Türck abtzug vnd sich packt."
Weitter fürt mich derselb Meßner
Gar in einen schönen keller,
Hat viertzig staffel minder ain,
All glegt von schönen Marmelstain.
Ein gweltigs gpew vnd tieffe grufft.
Habn auch frisch wasser, gsunden lufft
Vnd mechtig große vaß mit wein.
Das gfiel mir, dacht: "Da wer gut sein,
Wenn ich het wahl, im gantzen Land"
Blib, nam an den Schulmaister stand.

Das glück mir zulegt hinden vnd vorn
Sovil, das ich bin Burger wordn.
Mein gnedig Herrn, ein Ersamer Rath,
Ettlich weingartn eingeben hat,
Helffen rathen in allen dingn,
Drumb sol ich beym Saluator singn.
Das halff mir wol zu meim anfang.
Mein gnediger Herr, Abt Wolffgang,
Sambt dem ehrwirdigen Conuent,
Weil ich so lang an disem end
Trewlich gedient, bey jnen blibn,
Ein herrlich prouision verschridn.
Der Schmöltzl khain pesser schmalzgrub fand!
Ich lob diß ort für alle Land!
Hie seind vil Singer, saytenspil.
Allerlay gsellschafft, frewden vil.
Mehr Musicos vnd Instrument
Findt man gwißlich an khainem end.
Von yederman mehr, dann sich gebürt,
Wird ich geehrt vnd wol tractiert.
O Gott! ich khan dir nimmer mehr
Gnugsam drumb sagen lob vnd ehr,
Das ich soll sein, vertzern mein zeit
Bey diser Stat vnd Obrigkeit,
Von welcher du in deinem thron
Mit bit, Christlich Religion
Sambt Christo vnd heyligem Geyst
Bekhent, gelobt vnd hoch gepreyst,
Die auch auff dich gegründt fest steht.
O Gott! nit laß dem Mahumet
Sein raum, uns arme zu uerdringen,
Christlichen glaubn auß der Stat bringn.
O Gott! vatter in ewigleit!
Der gweltig bist vnd bleibst alltzeit
Ein Herr der scharn, sey uns gütig,
Nit richt, sey vns doch barmhertzig.
O Gott! ich bit, gedenck daran,
Wie du vns hast verhaissung than,
So das volck leb nach deiner lehr,
Hertzlich dich bitt, sich zu dir kheer,
Wollst du auch gegen jn dermaßn
Dich kheren vnd sie nit verlassn.
Mein Herr, mein Gott, thu vns beystehn,
Laß dein namen nit vndergehn.
Der feindt nit vns veruolgt allein,
Die gantz heylig christlich gemain,
So Christo deinem Son ergebn,
Denckt er zubringen vmb das lebn.
Sein nam außreüt mit deiner macht,
Das sein nindert mehr werd gedacht!
O Herr, mein Gott, o Gott mein Herr!
Bit dich durch Jesum Christum sehr,
Der für vns gelitten, gestorbn,
Gegen dir versönt, gnad erworbn,
Wöllst vnser sünd nit sehen an,
Wie wir gelebt, wider dich than,
Durchs fleysch verfüret allezeit,
Thayl vns mit dein barmhertzigkeit,
Dann du bist langmütig, gerecht,
Wir aber böß vnd vnnütz knecht.
Gedenck, wie du mit Abraham than,
Von fünfftzig biß auff zehen man
Geteydigt, ob zu Sodom wern,
Die frumb vnd gerecht vor dem serrn
Er fänd, so woltstu jn vergebn,
Böse mit frommen lassn lebn.
O Gott! du wölst vns nit ausschließn!
Der frummen laß vns auch genießn,
Sihe an die klainen kindlein,
Die taufft vnd noch vnschuldig sein,
Christo dem Herrn eingeleibt.
Die tödt er, wie das vieh wegk treibt!
Erhalte Wienn in deiner hut,
Das der Türck nit vnschuldigs blut
Vergieß, spott vnser in der not,
Vnd sprech: "nun, wo ist ewer Gott?"
O Herr! in deinem höchsten sahl,
Khumb doch, erfrew vns auch ein mal!
Den Feind der Christenheit vertreib,
Damit Teutschland zufriden bleib,
So wirdt sich frewen jung vnd alt
Dich preysen, mein Gott, manigfalt.
Auch Herr, ich bitt, ists der will dein,
So laß Wienn hie mein Freythoff sein!
Das also gschech vnd werd vns war,
Wünscht Wollff Schmältzl zum newen jar.

Amen




Quellen

  1. August Silberstein: Ein Lobspruch der Stadt Wien in Österreich von Wolfgang Schmelzl, Sprachlich erneuert und bearbeitet nebst Einleitung und Anmerkungen, A. Hartleben, 1892, Wien-Pest-Leipzig