Die Legende zum goldenen Becher

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Sagen und Legenden
Die Legende zum goldenen Becher
Relevante Orte: Stock-Im-Eisen-Platz 2

1549 soll während einer Fronleichnamsprozession vor diesem Haus der protestantische Bäckergehilfe Josef Hayn die Monstranz eines katholischen Priesters zu Boden geschleudert haben. Der Priester ließ daraufhin dem Burschen beide Hände abhacken, so wie die Zunge aus dem Mund reißen und ihn danach lebendig am damaligen Richtplatz, der Gänseweide (heute: Weißgerberlände), verbrennen.

Kaiser Ferdinand I. ließ an der Stelle des „Verbrechens“ vor dem Haus eine Säule mit einer Monstranz (dem goldenen Becher) anbringen. Am Nachfolgebau wurde zwischen erstem und zweiten Stock in einer Fassadennische über dem Tor der goldene Becher integriert, eine Etage höher befand sich in Verbindung mit dieser Monstranz eine zweite Skulptur, nämlich die eines Ornaments, das Jesus symbolisierte.

Zur Erinnerung steht heute in einer Nische im Hauseingang auf Seite Singerstraße 1 eine hölzerne Monstranz. Die im runden, säulenförmigen Abschluss der Bechernische angebrachte Jahreszahl 1592 weist auf das Jahr der Errichtung des ehemaligen Hauses, die darunter im Querbalken angesetzte Zahl 1661 auf das Jahr der Renovierung hin. |}

Die Legende hat mit Sicherheit einen wahren Kern, denn die Säule mit der Monstranz wurde wirklich aufgestellt. An ihr befand sich eine Tafel, auf der folgender Text zu lesen war:

"Anno Domini 1549, am achten des Heiligen Fronleichnams-Tag, ist durch einen gottlosen Menschen einem Priester in der Prozession das hochwürdige Sacrament unversehens aus den Händen gerissen, und an diesen Ort mit erschröcklicher Gotteslästerung auf das Erdreich geworffen wurden, um welche grausame That ihme Zungen und Hand abgehauen, folgends zu der Richtstatt geschlaifft, und dabelbst lebendig verbrennt worden. Dies ist anderen zur Warnung diese Gedächtnis hier gesetzt." [1]



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Quellen

  1. Mathias Fuhrmann, Walter Obermaier: Alt- und Neues Wien, Band 2, Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft, 1739, Wien. S. 799