Annagasse 8

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Haus: Annagasse 8 Grund-Informationen
Annagasse 10.JPG
Aliasadressen =Annagasse 8, =Krugerstraße 9
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 1001 |vor 1821: 1063 | vor 1795: 1021
Baujahr 1730, Umbau: 1789
Architekt Johann Lucas von Hildebrandt, Leopold Giessl; Umbau: Andreas Zach


Täuberlhof oder Deyberlhof - Architektur und Geschichte

Das Haus wurde 1730 nach Plänen von Lucas von Hildebrandt erbaut (Bauaufsicht: Leopold Giesser), 1789 erfolgte ein Zubau durch Andreas Zach. Die barock aussehenden Türblätter und Beschläge wurden erst 1935 durch Hans Petermair ergänzt.[1]

Den Namen erhielt das Haus nach seiner ehemaligen Besitzerin, Anna Teublin.

Im Hof befindet sich ein Brunnen mit Löwenkopf aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, im Inneren des Hauses steht seit 1937 eine Statue der Maria Immaculata aus dem 18. Jahrhundert.

Zwischen 1766 und 1776 war hier der Vorläufer der Akademie der bildenden Künste – die Zeichner und Kupferstecherschule - eingemietet. Fürst Kaunitz hatte sie am 1. Juli 1766 eröffnet. Die Akademie war eine Vorläuferin der Akademie der bildenden Künste. Direktor war der Kupferstecher Jacob Schmutzer. Die Schule wurde 1789 in das Kloster St. Anna verlegt.

Vorbesitzer des Hauses

Zwischen 1405-1427 gehörte das Haus Paul Würffel dem Älterem. Würffel besaß mehrere Häuser in Wien, so auch das Haus Wollzeile 3.

1684 war es in Besitz der Erben des Johann Christoph Hörmann.

Bekannte Persönlichkeiten im Haus

Wohnhaus der Schauspielerin Dorothea Neff

Persönlichkeit Dorothea Neff
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Dorothea Neff (* 21. Februar 1903 in München; † 27. Juli 1986 in Wien), eine Wiener Schauspielerin, versteckte zwischen 1941 und 1945 in ihrer Wohnung in der Annagasse 8 ihre jüdische Freundin Lili Wolff – und gefährdete damit ihr Leben.

Lili Wolff besaß einen Modesalon in Berlin, wo sie Dorothea Neff kennengelernt hatte. Lili war illegal, ohne Papiere und Reiseerlaubnis nach Wien eingereist. Als Lili im Spätherbst 1941 von der Gestapo ausgewiesen wurde, beschloss Neff, sie bei sich aufzunehmen. Ihrer Haushälterin, Frau Ottenstein, stellte sie Lili als Freundin aus Deutschland vor, deren Haus zerbombt worden war. Die beiden mussten gemeinsam von einer Lebensmittelkarte leben, aufgrund ihrer Popularität konnte sie jedoch am Schwarzmarkt und bei Greißlern im Umfeld Lebensmittel für beide auftreiben. Durch die dauernde Furcht vor Entdeckung und die mangelhafte Ernährung bekam Lili eine schwere Magenkrankheit. Wochenlang musste Dorothea nach den Vorstellungen Haferschleimsuppe kochen, weil Lili nichts anderes behalten konnte. Zu diesem Zeitpunkt wogen beide nur mehr 40 Kilo.

Als Lili schließlich im Frühjahr1944 starke Schmerzen bekam, organisierte Dorothea unter dem Namen Autonie Schmid (Name ihres verstorbenen Mannes und ihres zweiten Vornamens), dass sie ins AKH eingeliefert werden konnte. Lili wurde ein Tumor, der sich als gutartig herausstellte, herausoperiert.

Lili blieb nach ihrer Genesung bei Dorothea, bis sie mit ihrer Hilfe nach Amerika fahren konnte und sich in Dallas niederließ. Neff erhielt 1979 im Wiener Akademietheater die Ehrenmedaille der „Gerechten der Völker“.

Wohnhaus der Kammerschauspielerin Eva Zilcher

Persönlichkeit Eva Zilcher
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Mit Dorothea Neff in der Wohnung in der Annagasse lebte die Schauspielrein Eva Zilcher (* 25. November 1920 Würzburg, † 20. Jänner 1994). Die Tochter einer Schauspieler (Luise Heinrich) und eines Komponisten (Hermann Zilcher) emigrierte (wegen ihres jüdischen Stiefvaters) in die Schweiz, kehrte aber noch im Krieg nach Deutschland zurück, um Schauspiel zu studieren.

1944 holte sie Hilpert nach Wien, sie durfte aber nicht spielen. Stattdessen kam sie in eine Hemdennäherei, wo sie Dorothea Neff kennenlernte. Neff, die das jüdische Mädchen Lili Wolff bei sich versteckt hielt, war mit den Nerven am Ende und zog Zilcher ins Vertrauen. Neff verschaffte Zilcher auch die erste Rolle im neu eröffneten Volkstheater - damit begann die Schauspielkarriere von Eva. Sie wurde Mitglied des Ensembles des Burgtheaters. hier verkörperte sie 50 Rollen. Nach ihrer Pensionierung unterrichtete sie am Reinhardt-Seminar.

Die Geschichte der beiden Frauen, Neff und Zilcher, wurde von Felix Mitterer 2011 in einem Theaterstück "Du bleibst bei mir" verarbeitet.

Wohnhaus des Bergsteigers Robert Hans Schmitt

Persönlichkeit Robert Hans Schmitt
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Das Haus war auch der letzte Wohnort des Bergsteigers und Malers Robert Hans Schmitt (* 7. Jänner 1870 Wien, † 10. Mai 1899 Mangali ). Schmitt gehärte Ende des 19. Jahrhunderts zu den besten Kletterern Wiens und war sogar Mitglied des Österreichischen Alpenclubs, Er bestieg den Dachstein (Eiskarlspitze), die Dolomiten, und nahm auch Erstbesteigungen vor. Um 1895 begann er sich für Ostafrika zu interessieren (damals ein Teil Deutschlands) und machte dort zahlreiche Expeditionen. Am Nordost-Ufer des Nyassa-Sees starb er an einem starken Anfall des Schwarzwasserfiebers.

Wohn- und Sterbehaus des Kupferstechers Jakob Matthias Schmutzer

Persönlichkeit Jakob Matthias Schmutzer
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Jakob Matthias Schmutzer (* 6. April 1733 Mariahilf, † 2. Dezember 1811, ebenhier) kam aus einer Kupferstecher-Familie (Vater: Andreas Schmutzer, Großvater: Jakob Schmutzer). Nach dem Tod seiner Eltern arbeitete er zunächst als Hirte, bis ihm Wenzel Fürst Liechtenstein die Ausbildung an der Akademie ermöglichte. 1766 kehrte Schmutzer aus Paris, wo er seine Ausbildung vollenden konnte, zurück und erhielt die Stelle als Direktor der Kupferstichsammlung. Zugleich erhielt er den Auftrag, eine Schule für Kupferstecher einzurichten - den er noch im gleichen Jahr erfüllte. Die Schule war bis 1789 im ersten Stock dieses Hauses. 1772 wurden die beiden Schulen der Kupferstecher und der Maler-, Bildhauer- und Architekturakademie unter dem Rektorat von Schmutzer vereint.

Nach ihm ist die Schmutzergasse im 15. Bezirk benannt.



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Quellen

  1. Felix Czeike, Wiener Bezirksführer: I, Innere Stadt, Jugend und Volk, 2. Auflage, 1985, S. 10