Der unwürdige Kommunikant

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Der unwürdige Kommunikant Relevante Orte: Minoritenplatz
WEISS(1872) p270 Das Minoritenkloster.jpg
Im Kreuzgang des Klosters war ein neben der Pforte ein Fresko in der Mauer zu sehen. Es stellte eine Begebenheit aus dem Jahr 1348 dar, darunter war ein Text zu lesen, der folgende Geschichte schilderte:

Ein Mann hatte sieben Jahre lang kein Sakrament empfangen, und hatte damit gegen das christliche Gebot verstoßen. Eines Tages kam er doch wieder und nahm die Hostien gleich sieben mal hintereinander. Bald darauf starb der Ungläubige und wurde begraben. Doch in der folgenden Nacht schon kam der Teufel, und riss die Leiche aus dem Grab heraus. Dabei fielen dem Toten Hostien aus dem Mund. Der Teufel nahm die Leiche mit sich, hinterließ aber ein Loch in der Mauer.

Die Reliquien und der Staub der Hostien soll bis 1619 im Konvent aufbewahrt worden sein. Das Loch in der Mauer des Klosters soll bis zur Aufhebung des Kloster zu sehen gewesen sein.

In der Klostermauer soll auch ein zweites Loch gewesen sein sein, das ebenfalls mit dem Teufel in Verbindung stand: es befand sich hinter dem Landhaus und konnte nicht vermauert werden. Durch dieses soll ein gottloser Mönch, der ebenfalls mehrmals täglich Hostien zu sich genommen hatte, vom Teufel entführt worden sein. [1], [2]

Text in der Originalfassung:

"Renovierte Abbildungen eines unwürdigen Comunikanten. Es ist mit allen Schriften bewiesen und bezeuget, daß einer aus Verachtung des Gebotts der christlichen Kirchen in einem Tag das Hochwürdige Sacrament, welches er sieben Jahre zu empfangen unterlassen, 7mal genommen. Darauff er alsbald mit jähem Tod verschieden und sein Leib an diesem Ort begraben worden, welchen folgende Nacht der Teuffel, als er den Sacristan gerufft, nach aufgethanen Grab herausgerissen und zerschmettert, aus welches Mund ? Hostien gefallen, den Leib mit sich hinweg geführt und zu einem Zeichen das Loch, so in dieser Mauer zu sehen ist, verlassen.

Nun gedenk, o Mensch, siehe! und gehe fort. Anno 1348 dessen Antiquität ist in dieser Kirchen zu sehen."



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Quellen

  1. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien, 1952, Nr. 17, S. 30f
  2. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 21