Kriminalfall: Johann Carl Sothen

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Verbrechen: Betrug und Erpressung

Ein armer Tabaktrafikant wurde durch Betrügereien reich - und zahlt dafür mit seinem Leben


Der letzte Besitzer des Schlosses am Kobenzl war, bevor es die Stadt Wien in ein Hotel umbauen ließ, der Sohn von Johann Carl Freiherr von Sothen. Bekannt wurde Sothen als Erbauer der Sissy-Kapelle (das erste neugotische Gebäude in Wien) zur Hochzeit von Franz Joseph I. mit Elisabeth im April 1854, die er jedoch eigentlich zum Eigenzweck erbaute – sie diente als Grabstätte für sich und seine Frau Franziska. Diese Tatsache geriet in Vergessenheit, erst bei der Renovierung der Kapelle im Jahr 2002 fand man die sterblichen Überreste von Sothen, die Gebeine wurden exhumiert und neben der Kapelle bestattet.

Die Trafik, erste Betrügereien

Das Geld zur Erbauung der Kapelle und dem Kauf des Schlosses kam jedoch aus seltsamen Quellen. Der Freiherr war eigentlich Tabaktrafikant Am Hof, und bot neben Tabakwaren auch Spielkarten an. Diese kaufte er nicht neu, sondern erwarb sie in den umliegenden Wirtshäusern um wenig Geld, reinigte sie mit Alkohol und verkaufte sie teuer weiter. Gleichzeitig führte er eine Lottokollektur.

Im Haus von Sothen wohnte ein böhmischer Vogelhändler mit seinem Sohn und seiner Tochter. Da der Gewinn kaum zum Überleben reichte, versuchte Wenzel Hüttler, der Vogelhändler, sein Glück beim Lotto – im Laden von Sothen. Als die Gewinnzahlen von Hüttler, die Nummern 10, 6 und 81 einen Gewinn von 20.000 Gulden erzielten, überbrachte Sothen dem lungenkranken Wenzel die Nachricht. Angeblich lag dieser gerade im Sterben, so steckte Sothen den Gewinn selbst ein. Um den Verdacht von sich zu lenken, spielte er sich als Wohltäter der beiden Kinder auf. Er brachte sie in einem Gasthof in Brünn unter und unterschlug das unerwartet große Vermögen Wenzels, von dem nicht einmal das Vormundschaftsgericht etwas mitbekommen hatte.

Der Missbrauch der Brieftauben

Nach einigen Jahren war das Vermögen aufgebraucht, da wandte er sich wieder an die Tochter von Wenzel in Brünn, die mittlerweile Brieftauben züchtete. Mittels Erpressung brachte er sie dazu, die Zahlen der Brünner Lottoziehung per Brieftaube nach Wien zu übermitteln, sodass es Sothen möglich war, die gewinnenden Lottozahlen zu setzen, bevor in Wien Annahmeschluss war. (Das war nur möglich, weil es weder Telefone noch Telegrafen gab). Auf diese Weise sammelte er sich ein Millionenvermögen an.

Alles kommt zurück im Leben ...

Den Tod fand Sothen bei einem Streit mit Wenzels Sohn, Eduard Hüttler. Dieser sprach ihn auf die unterschlagenen 20.000 Gulden an, und als Sothen mit der Polizei drohte, erschoss Eduard den Freiherren mit seinem Jagdgewehr.

Das Todesdatum, nämlich der 10.6.81 stimmt mit den Lottozahlen überein, die der Beginn für Sothens Betrügereien waren.

Auf die Mauer der Grabkapelle, in der Sothen beigesetzt wurde, wurde folgender Spruch gekritzelt:

Hier, in dieser schönen Gruft,
liegt der allergrößte Schuft,
Zeigts keine Sechserl runter,
Sonst wird er wieder munter!



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