Michaelerplatz

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Michaelerplatz

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Benennung 1766
Benannt nach Kirche Sankt Michael
Straßenlänge 151,20 Meter [1]
Gehzeit 1,82 Minuten
Vorherige Bezeichnungen Michaelerplatztl, Constitutionsplatz


Namensgebung und Geschichte

Michaelerplatz mit altem Burgtheater
Michaelerplatz 18. Jahrhundert

Im Namenbuch der Stadt Wien aus dem Jahr 1905 ist der Platz so beschrieben: „Der Michaelerplatz führt seinen Namen von der Hofpfarrkirche zu Sankt Michael, welche von Herzog Leopold VI. 1219 erbaut wurde. 1626 wurde die Kirche dem Orden der regulierten Priester des Hl. Paulus (Barnabiten) übergeben, die nun auch Michaeler genannt wurden und nach ihnen das denselben gehörige, an die Kirche anstoßende Wohngebäude, das Michaelerhaus.“ [2]

Der Platz, der bis ins 18. Jahrhundert nur eine Straßenkreuzung war, wurde um 1725 in seiner Sternform konzipiert, aber erst Ende des 19. Jahrhunderts in barockem Stil fertiggestellt. Um 1795 wurde er nach der Pfarrkirche St. Michael benannt, 1766 findet sich schon die Bezeichnung „Michaelerplatztl“. 1848 hieß er kurz (während der Revolution) "Constitutionsplatz“.

Die Straße Kohlmarkt – Michaelertrakt-Durchfahrt war schon in der Römerzeit und noch bis ins Mittelalter eine Zubringerstraße zur Fernhandelsstraße Richtung Westen, die in die wichtiger Bernsteinstraße mündete. Die Verbindung zwischen Herrengasse und Hofreitschule war in der Römerzeit ein Teil der Limesstraße, die entlang der Donau vom Rhein bis nach Pannonien führte.

Bis ins Hochmittelalter war dann die Platzfläche unverbaut (Witmarkt).

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die Michaelerkirche – als zweite Stadtpfarrkirche neben dem Stephansdom – gegründet, und mit ihr der Michaelerfreithof Ecke Kohlmarkt/Reitschulgasse. Die anderen Ecken der Kreuzung bildeten Bürgerhäuser, die im frühen 16. Jahrhundert abgerissen wurden, um dem Kaiserlichen Lustgarten (später Paradeisgarten) Platz zu machen. Unterhalb dieses Gartens befanden sich Tonnengewölbe, die seinerzeit die kaiserliche Antikensammlung aufgenommen hatte.

Die Wandlung von der Kreuzung zu einem Platz wurde durch Bau der Winterreitschule und dem Bau des Reichskanzleitrakts der Hofburg initiiert. Der Friedhof wurde aufgelassen und an seiner Stelle das Kleine Michaelerhaus gebaut (1732).

Michaelerplatz, aus der Sicht um 1933 [3]

Michaelerfreithof

Der Friedhof dürfte im 13. Jahrhundert, als die Kirche erbaut wurde, angelegt worden sein, die erste Erweiterung ist 1310 nachweisbar. Er reichte von der Mitte des heutigen Michaelerplatzes über die heutigen Häuser Kohlmarkt 11, Michaelerplatz 6, Reitschulgasse 4 bis zur Habsburgergasse 12-14.

Der Michaelerfreithof war von einer Mauer umgeben, die durch mehrere Tore unterbrochen war. In seiner Mitte stand ein Karner (erwähnt 1428-1511) und ein Lindenbaum (erwähnt 1473, gefällt 1565). Außerdem war eine bemalte Steinskulptur, gestiftet vom Wiener Bürger und Landschreiber Hans Hueber (1494), in dem Friedhofsgarten aufgestellt, die „Christus am Ölberg“ darstellte. Diese Skulptur befindet sich heute, nachdem sie dem Kleinen Michaelerhaus weichen musste, hinter Glas im Michaeler-Durchgang, der an der Außenseite der Blasiuskapelle entlangläuft.

1510 wurde durch Maximilian I. angeordnet, den Michaelerfriedhof zu pflastern und Bestattungen auf dem neuen Friedhof vor dem Kärntnertor vorzunehmen. Nur einmal noch – während der Türkenbelagerung – wurde der Friedhof kurz benutzt, Ferdinand der I. stellte dies jedoch rasch ein. 1547 sind auf dem Stadtplan Wolmuets erstmals Läden auf dem Platz ersichtlich, er wurde bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Marktplatz genutzt.

Von den Häusern, die im Mittelalter den Friedhof umrahmt hatten, ist nur eines übergeblieben: das Gusterhaus in der Habsburgergasse 14. Alle anderen fielen dem Neubau des Kleinen und Großen Michaelerhauses zum Opfer. Um weiterhin ihre Toten zu begraben, kauften sich die Barnabiten in Mariahilf („Im Schöff“) eigene Gründe, aus denen sie einen Friedhof machten.

Altes Burgtheater

Blick auf die Rückseite des alten Burgtheaters, Nottreppen

Im Halbrund des unfertigen Michaelertraktes (ehemalige Hausnummer 7) wurde 1741 nach Auftrag durch Maria Theresia aus einem alten Ballhaus das alte Burgtheater (1776: Deutsches Nationaltheater) errichtet. Durch den Bau des Michaelertraktes mussten das Theater und einige andere Häuser 1888 abgerissen werden.

Kaiser Joseph II. erklärte 1776 per Dekret, dass "sein" Burgtheater keine Trauerspiele bringen durfte. Das kaiserliche Publikum sollte bei Laune gehalten werden. So mussten viele Stücke abgeändert - und mit einem "Wiener Schluss", einem "Happy end" versehen - werden. Dieser Laune fielen "Hamlet" oder "Romeo und Julia" zum Opfer.

An das alte Burgtheater erinnert heute nur mehr eine Erinnerungstafel, eine weitere Tafel markiert den ehemaligen Bühneneingang.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Michaelerplatz Hofburg 2017-03-01 GuentherZ 0471 GD Altes Burgtheater.jpg Altes Burgtheater Hier stand bis zum

Jahr 1888 das
alte Burgtheater
das 1776 von
Kaiser Josef II. als
Nationaltheater
begründet wurde.

Wien Hofburg Eingang Altes Burgtheater Tafel.jpg Ehemaliger Eingang zum alten Burgtheater Ehemaliger Eingang zum alten Burgtheater

In diesem Musik- und Sprechtheater wurden die Mozart-Opern "Die Entführung
aus dem Serail" 1782, "Le Nozze di Figaro" 1786 und "Cosi Fan tutte" 1790 uraufgeführt.
- Die Wiener Philharmoniker -

Erste Gasbeleuchtung und erster Kreisverkehr

Im Herbst 1838 wurde am Michaelerplatz die erste öffentliche Gasbeleuchtung Wiens in Betrieb genommen. Der Gründer und Direktor der „Österreichischen Gesellschaft zur Beleuchtung mit Gas“, Georg Pfendler, stellte einen sechsflämmigen Gaskandelaber in der Mitte des Platzes auf. Das Gas wurde über eine Leitung aus dem Gaswerk Roßau hergeleitet.

1927 wurde am Michaelerplatz der erste Kreisverkehr Wiens eingerichtet.

Ausgrabungen am Michaelerplatz

Zwischen 1989 und 1991 wurden im Zuge der Sanierung des Platzes Ausgrabungen ermöglicht, dabei stieß man, neben mittelalterlichen Funden auf eine römische Bebauung: die Lagervorstadt (Canabae), in der die Frauen und Kinder der römischen Legionäre gewohnt hatten. Römische Soldaten durften bis ins 3. Jahrhundert nach Christus nicht verheiratet sein, und so lebten sie mit ihrer Familie im Konkubinat. In der Vorstadt gab es, neben Schenken und Geschäften auch Bordelle. [4]

Die rote Markierung kennzeichnet die Haupt-Straßenverläufe, der Limesstraße (entlang der Donau) und der Bernsteinstraße (aus Baden kommend), die sich hier gekreuzt haben. An dieser Kreuzung standen vier Fachhäuser, die bis ins 5. Jahrhundert genutzt wurden.

Das östlich von der Kreuzung gelegene Haus hatte eine Vorhalle, in die nachträglich ein Verkaufsstand eingebaut wurde. Das Haus besaß eine Fußboden- und eine Wandheizung, und war mit Fresken ausgemalt (ein kleiner Rest ist in Form von Weinranken noch sichtbar).

Westlich der Kreuzung dürfte ein Grabmonument gestanden haben, das Fundament ist noch vorhanden. Wann das Lager aufgelassen wurde, ist nicht bekannt, es wird jedoch angenommen, dass die Zerstörung während der Markomannenkriege begonnen hat.

Die Gestaltung der frei zugänglichen Ausgrabungsstelle wurde durch den Architekten Hans Hollein vorgenommen.

Die Stadt Wien hat das Aussehen des Michaelerplatzes in einem beeindruckenden animierten Film rekonstruiert: http://www.wien.gv.at/tv/detail.aspx?mid=119347&title=Vindobona-Michaelerplatz

Häuser des Platzes



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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. Friedrich Umlauft, Namenbuch der Straßen und Plätze von Wien, 1905, A. Hartlebens Verlag, S.71
  3. Chwala's Druck (Druckerei), Wolfrum Kunstverlag (Hersteller), " 'St. Michael'. Ehemalige Hof=Pfarrkirche. / (Wien I, Michaelerplatz.)", 1933, Wien Museum Inv.-Nr. 159445, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/244650/)
  4. Die Archäologischen Museen der Stadt Wien, 2013, S. 12