Bettelorden

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Innere Stadt
Bettelorden in Wien
Gemeinsam haben alle Bettelorden, dass ihre Mitglieder nicht nur auf persönlichen Besitz verzichten, sie lehnen auch gemeinsamen Besitz ab. Entgegen anderer amtskirchlicher Gemeinschaften bleiben die Pater der Bettelorden nicht in ihren abgeschiedenen Klöstern, sie ziehen in die Stadt, um ihre Lehren zu verbreiten und die Menschen seelsorgerisch zu beraten. Ihre Klöster und Kirchen befanden sich im Bereich der Stadtmauer, knapp an Stadttoren, wohl, um nahe an Ankömmlingen zu sein (für eine Spende oder Seelsorge). 1226 kam mit dem Dominikanern der erste Bettelorden nach Wien, ihr Ziel war die Seelsorge und die Bekämpfung von Irrlehren. [1]. Den Dominikanern folgten 1230 die Minoriten, auch sie konzentrierten sich auf die sozialen Probleme der Stadt.

Dominikaner - Ordo Fratrum Praedicatorum

Die Dominikaner, die 1215 vom heiligen Dominikus gegründet wurden, und ihren Sitz in Santa Sabina in Rom haben, wurden von Leopold VI. 1226 nach Wien berufen.

Die Keimzelle des Ordens befand sich im Bäckerstraßenviertel, in dem heute noch ihre Spuren sichtbar sind:

Minoriten - Ordo Fratrum Minorum; OFM, Minderbrüder oder Franziskaner

Auch dieser Orden wurde (schon 1224) von Leopold VI. nach Wien geholt, folgte dem Ruf aber erst sechs Jahre später. Er errichtete seinen ersten Sitz "Zum heiligen Kreuz" am Minoritenplatz. Der weibliche Zweig der Minoriten, die Clarissinen, kamen 1303 von Judenburg nach Wien und siedelten sich mit dem Clarakloster in der Führichgasse 1 an. Erst spät, nämlich 1529, kam ein weiterer Zweig der Minoriten in die Stadt, die Franziskaner. Sie hatte erst ihren Sitz bei St. Theobald (Theobaldkirche im 6. Bezirk), in der Stadt bezogen sie den Franziskanerplatz und errichteten hier die Franziskanerkirche mit dazugehörigem Kloster.

Augustiner-Eremiten - Ordo Eremitarum Sancti Augustini; OESA, Augustiner

Die Ansiedelung der Augustiner in Wien ist einem Streit zweier Herrscher um die Österreichische Kaiserkrone zu verdanken. Die Legende dazu ist unter Die Entstehung der Augustinerkirche nachzulesen. Einer der bekanntesten Augustiner Barfüßer ist der Prediger Abraham a Santa Clara.

Kapuziner und die Karmeliten - Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo; OCarm.

Die Beschuhten Karmeliter siedelten sich um 1360 in der Vorstadt beim Werdertor (etwa beim heutigen Rudolfsplatz) an.Schon ein Jahr später brannte das Kloster ab, sie besiedelten daher - nachdem sie vorübergehend das Münzhaus Am Hof benutzen durften - das Areal Am Hof 1, um hier 1386 die Kirche Am Hof zu erbauen.

Sehr spät kamen die Kapuziner nach Wien, ihr erster Sitz befand sich ab dem Jahr 1600 im 7. Bezirk, in "St. Ulrich". Die Ansiedlung in der Stadt (Kapuzinerkirche ist dem Kaiserehepaar Anna von Tirol und ihrem Gemahl Kaiser Matthias zu verdanken, sie hinterließen dem Orden testamentarisch ein Vermögen, um hier eine Gruft (die heutige Kapuzinergruft) zu errichten.

Sagen und Legenden

Sagen und Legenden
Der Almosenstein
Relevante Orte: Postgasse 4A

Als die Bettelmönche nach Wien kamen, geschah es, dass ein Günstling der Glücksgöttin einem Frater, der ihn um Almosen bat, einen Stein nachwarf. Der Mönch sagte dazu nichts, hob aber den Stein auf, und dachte bei sich, er werde einmal Gelegenheit haben, sich an dem arroganten Kerl zu rächen. Ein paar Tage später ging der Mönch nun wieder durch die Straßen, als er ein mächtiges Geschrei vernahm. Er kam näher zu dem Tumult, und entdeckte den arroganten Kerl von letztens. Er hatte ein Vergehen begangen und wurde nun zum Pranger geführt, dort sollte er dem Spott der Wiener preisgegeben werden.

Der Pater griff rasch nach seinem Stein, denn nun wäre die optimale Gelegenheit der Rache da. Bald jedoch besann sich der Bruder, warf den Stein in einen Brunnen und sagte zu sich: "Jetzt fühle ich, dass man sich nicht rächen muss. Denn ist unser Feind mächtig, so ist es unklug und töricht. Ist er aber unglücklich, so ist es niedrig und grausam." (Frei nach Realis [2])



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Quellen

  1. Wilma Buchinger, Wilma Buchinger Konstanze Mittendorfer Helmut W. Lang, Helmut W. Lang: Handbuch der historischen Buchbestände. Wien, Band 2, Georg Olms Verlag, 1992, S. 21
  2. Realis (Gerhard Robert Walther von Coeckelberghe-Dützele): Curiösitäten- und memorabilien-lexicon von Wien, 1. Band, 1846, Anton Köhler Verlag, Wien, S. 34