Barbaragasse 1

Aus City ABC

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Barbaragasse 1
=Postgasse 8-12
=Dominikanerbastei 9-13
=Auwinkel 2
Konskriptionsnummer
vor 1862: 661, 662, 663, 644, 665, 666
vor 1821: 704, 705, 706, 707, 708, 709, 710
vor 1795: 718, 719, 720, 721, 722, 723
Baujahr
tw. 1573
Umbau
1849
Architekten (Bau)
unbekannt
Umbau
Paul Sprenger, Franz Schebek, Joseph Mauritius Stumme
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Ehem. Barbarakloster, heute Teil des Hauptpostamts - Architektur und Geschichte

K. k. Haupt-Postamt, Dominikanerbastei 11-13[1]

Das große Gebäude (es umfasst eine Grundfläche von 6.960 Quadratmetern) ist aus mehreren Einzelhäusern zusammengewachsen - es hat daher bis heute sechs Hausnummern für die jeweiligen Bauteile. Eingebettet ist die Barbarakirche.

Das Gebäude in seiner heutigen Form entstand durch den Umbau, den Paul Sprenger für die Hauptpost durchgeführt hatte. Er intergierte dabei alte Baubestände und vereinheitlichte die Fassaden.

Denkmal für Iwan Franko

GuentherZ 2007-02-22 2710 Postgasse Franko.jpg

Datierung: 1999
Künstler: Liubomir Yaremchuk

Rechts vom Eingang der Barbarakirche steht eine Metallbüste. Sie stellt den ukrainischen Dichter Iwan Franko dar, der während seinem Wienaufenthalt in der Wipplingerstraße 24-26 gewohnt hatte (siehe dort: Gedenktafel).

Die Inschrift auf der Stele lautet: "Iwan Franko, ukrainischer Schriftsteller und Philosoph, 1856-1916".

Gedenktafel

An der Fassade der Kirche wird in zwei Sprachen an den Komponisten Andrij Hnatschin erinnert. Weiters finden sich hier Gedenktafeln für die Ukrainische Freie Universität, die Gefallenen des ersten Weltkrieges und eine Tafel für Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen:

Bild Text der Tafel
Andrii Hnatyshyn Wien.JPG Der ukrainische Komponist und Dirigent

Andrij Hnatschin
wirkte in dieser Kirche
von 1931 bis 1995

Vorgängerhäuser

Ab 1652 wurde das Haus als Barbarastift genutzt. Lange Zeit standen hier jedoch sieben kleinere Häuser, eines der Vorgängerhäuser war das Biberhaus, in dem der Alchemist und Schattenspieler Khünell wohnte.

Der Alchemist Khünnel, ehem. Haus 661

Mystik Symbol.jpg

Früher stand hier das Biberhaus, auch "Zum Biber" (Haus 661). Es erlangte im Alten Wien eine gewisse Berühmtheit, da hier Ende des 17. Jahrhunderts der Taschenspieler und Alchemist Khünnel wohnte. Die Bevölkerung betrachtete den bleichen Mann mit dem schwarzen Bart mit sehr kritischen Augen, zumal aus seinem Haus seltsame Gerüche und rosa Dämpfe kamen. Die Zurückhaltung wandelte sich in Angst, wenn in Vollmondnächten rotes Licht hinter den Vorhängen hervorschimmerte und Flüche aus dem Haus drangen.

Da die Alchemisten damals auch Goldmacher genannt wurden, bürgerte sich für das Haus bald der Name „Goldmacherhaus“ ein. Als Khünnel seinen gesamten Besitz für seine Experimente ausgegeben hatte, kam er auf die Idee, mit seinen Händen, ohne technische Hilfsmittel, Schattenspiele zu veranstalten. Er war mit seiner Kunst so erfolgreich, dass er 1728 sogar bei Hofe vor Karl VI. auftreten durfte. 1755 starb Khünnel, der Schattenmann, 82-jährig im Biberhaus. [2]

Im 18. Jahrhundert gehörte das Haus dem Fleischhauer Daniel Schmid (1712), ab 1724 Joseph Widmann. Am 12.5.1853 wurde das Haus vom k.k. Ärar gekauft.

Traidkasten, ehem. Haus 662

Haus 662, heute Postgasse 12

Bevor das Hauptmautgebäude errichtet wurde, befand sich hier der Getreidespeicher der Stadt (Ecke Auwinkel/Postgasse).

Ladislaus Postumus erlaubte der Stadt am 6.6.1453, den Getreidespeicher (Traidkasten) zu errichten, um die Essensversorgung der Bewohner sicher zu stellen. Das erste dafür gewählte Areal war ein Haus beim Roten Turm (Griechengasse 6), schon 14 Jahre später übersiedelte das Lager an die neue Adresse (damals "im Winkel an der Ringmauer").

1842 wurde das Haus von der k.k. Hof- und n.ö. Kammerprokuratur angekauft, Ende des 19. Jahrhunderts wurde es in das neue Hauptpostgebäude einbezogen. [3]

Zum Jacobsbrunnen, ehem. Haus 663

663 gehörte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dem Konvent der Prediger. Ca. 1547 wurde es in zwei Häuser geteilt. Das erste kam 1557 an die Stadt Wien und wurde als Traidkasten verwendet. Zwischen 1767 und 1771 wurde dieses Teilobjekt in das Hauptmautgebäude verbaut.

Der zweite Objektteil blieb lange in Privatbesitz. Das als „zum Jacobsbrunnen“ beschilderte Haus wurde am 20. Juli 1842 von der k.k. Hof- und n.ö. Kammerprokuratur angekauft. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Objekt in das neue Hauptpostgebäude einbezogen.

Hauptmautgebäude, ehem. Haus 664

Auf dem Areal des heutigen Gebäudekomplexes stand im Bereich der Nummer Dominikanerbastei 11 das neue Hauptmautgebäude (kleine Hauptmaut, Haus 664), Es wurde auf der Fläche des ehemaligen städtischen Getreidekastens erbaut. Auf der Hauptstiege standen Statuen der Heiligen Maria und des Heiligen Johannes. 1844 wurde die Hauptmaut in den 3. Bezirk (Hintere Zollamtsstraße 4) verlegt. [4]

Aschenbrödelhaus, ehem. Haus 665

Alte Hausnummer am Portal

Das Aschenbrödelhaus mit der Nummer Stadt 665 war ein ehemaliges Soldatenquartierhäusel, es wurde 1896 abgerissen.

Bursen

Da sich in der Nähe die Universität befand, siedelten sich hier natürlich Studenten an. Am Areal befanden sich zwei davon, die Schlesenburse und die Rosenburse.

Schlesische Burse, ehem. Haus 660

Die Schlesenburse wurde 1420 vom Breslauer Kanonikus Nikolaus Gleiwitz zum Unterhalt schlesischer Studenten gestiftet.

Rosenburse, ehem. Haus 666

Das Studentenheim, Rosenburse oder auch Himmelburse genannt, gab es an dieser Stelle bereits seit 1423, sie dürfte vom Fleischhauer Paul Wagendrüssel (er war zwischen 1384 und 1421 der Besitzer des Hauses) gestiftet worden sein. In dem Haus standen gemäß einer Stiftung von Ratsbürger Niklas Untermhimmel (1448) 12 Wohnungen zur Verfügung, 9 davon waren österreichischen Studenten vorbehalten.

1623 ging die Rosenburse an die Jesuiten über, das Haus wurde 1651 abgerissen und an seiner Stelle 1652 bis 1654 das Barbarastift und die Kirche erbaut.

Barbarastift

Das Areal ging 1623 in Besitz der Jesuiten über, die hier eine Kapelle errichteten. Das Stift erhielt seinen Namen nach dieser Kapelle der heiligen Barbara, die von den Jesuiten zu einer Kirche erweitert wurde, der Barbarakirche. Als 1773 der Jesuitenorden aufgehoben wurde, gestattete Maria Theresia, dass die Räumlichkeiten als "Seminar" (Barbareum) genutzt werden durften und übergab sie der griechisch-katholischen Kirche. Deren Auftrag war nun, die Ausbildung der griechisch-katholischen Geistlichkeit im Habsburgerreich zu gewährleisten.

1784 wurde anstelle des Seminars wieder eine Pfarre etabliert.



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Quellen

  1. Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), K. k. Haupt-Postamt, Dominikanerbastei, Wien I., um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 182823, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/841062/)
  2. Auguste Kroner: So war mein Wien, Kapitel 18, Waldheim-Eberle A.G., o.J., Projekt Gutenberg,http://gutenberg.spiegel.de/buch/so-war-mein-wien-7397/18
  3. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wien_Geschichte_Wiki?curid=46724
  4. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, II. Band, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 8