Josefsplatz

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Josefsplatz

Wien-Josefsplatz 03.JPG

Benennung 1786
Benannt nach Kaiser Josef II.
Straßenlänge 270,55 Meter [1]
Gehzeit 3,26 Minuten
Vorherige Bezeichnungen Ballplatz, Bibliotheksplatz, Augustinerfriedhof


Namensgebung und Geschichte

Der Josefsplatz ist seit 1786 nach Kaiser Josef II. benannt, dessen Reiterstandbild in der Mitte des Platzes steht.

Der Kaiser hatte eine Mauer niederreißen lassen, um einen freien Zugang zur Bibliothek zu schaffen, heute ist sie nur von der Seite des Heldenplatzes zugänglich, vom Josefsplatz gelangt man heute nur in den Prunksaal der Bibliothek.

Bevor das Reiterdenkmal hier aufgestellt wurde, findet sich für den Platz die Bezeichnung "Bibliotheksplatz" (nach der Nationalbibliothek auf Nummer 2). Auf einem Teil des Areals befand sich im Mittelalter auch ein Stück des Augustinerfreithofs. Da Friedrich der III. 1459 zwei Häuser und diesen Teil des Friedhofs erworben hatte, und daraus einen Garten gestaltete, wurde das Areal allmählich in die Hofburg integriert. Um 1575 wurde das erste Reitschulgebäude errichtet, 1681 begann schließlich, im Auftrag Leopolds I., der Bau der Bibliothek.

Augustinerfriedhof

Etwa auf dem Josefsplatz und unter der heutigen Hofburg lag der Friedhof der Kirche. Er dürfte bereits um 1320 angelegt worden sein. Die Augustiner gaben ihn Friedrich III. zur Erweiterung der Hofburg und der Lustgärten, die erst 1480 angelegt wurden.

Das Josephs-Denkmal

Das Kaiser-Josef-Denkmal

Das Denkmal wurde am 3.11.1807 enthüllt. Die Bronze-Skulptur wurde von Franz Anton Zauner für Josef II., im Auftrag von Kaiser Franz II., geschaffen. Franz II. war der Ziehsohn von Josef II., mit der Auftragserteilung im Jahr 1795 begann er als erster, die Habsburger öffentlich zu verherrlichen. Bisherige Denkmäler der Habsburger Herrscher waren nur im Burggarten aufgestellt, und damit nur dem Kaiserhaus selbst zugänglich gewesen. Ausschlaggebend für den Auftrag war nicht das liebevolle Verhältnis des Neffen zu seinem Onkel, sondern vielmehr die politische Situation in Europa. Zu dieser Zeit hatte die Französische Revolution das Kaiserpaar köpfen lassen, das entstandene Volksheer lehnte sich gegen diktatorische Herrscherhäuser auf. Es sollte also dem Volk die Herrlichkeit des Kaisertums gezeigt werden.

Die Fertigung des Denkmals

Ein Teil der Entwürfe für das Denkmal stammten vom Maler Heinrich Füger, der mit Zauner befreundet war und mit ihm einige Studentenjahre in Rom verbracht hatte. Dort, beim Anblick der Reiterstatue Marc Aurels, entstand auch die Idee, den Kaiser auf einem Pferd sitzend darzustellen, und nicht, wie bis dahin üblich, eine stehende Figur abzubilden.

Zur Umsetzung nutzte Zauner das Atelier der Akademie der Bildenden Künste in der Annagasse, gegossen wurde die Statue im kaiserlichen Gusshaus auf der Wieden. Diese Erzgießerei wurde erstmals zum Guss eines Kunstwerkes genutzt, bis dahin hatte man hier nur Kanonenkugeln gegossen. Die Fertigung erregte daher große Aufmerksamkeit in Wien, zumal bisher nur französische Gusshütten für feine Arbeiten genutzt wurden. Selbst der große Bildhauer Antonio Canova bewunderte seinen Konkurrenten und forderte dessen Arbeiter an, als er selbst später die Napoleon-Statue goss.

Die in zwei Teilen gegossene Statue (Pferd und Reiter wurden in zwei Teilen gefertigt) fand dann unter großem Trubel statt: 12 Stunden lang dauerte der Weg von der Wieden auf den Josefsplatz.

Beschreibung des Denkmals

Der Stil der Statue ist der Marc Aurel-Statue am Capitol Roms nachempfunden. Joseph wird, wie Marc Aurel, auf dem Pferd sitzend dargestellt, das Ross hebt genauso den rechten Lauf, wie sein Vorbild. Subtil wird darauf Bezug genommen, dass Marc Aurel als Römischer Kaiser sein Reich vor barbarischen Einfällen geschützt hatte, so wie auch Habsburger Titel "Römische Kaiser" trugen.

Im Sockel sind Bronze-Reliefs eingearbeitet, die die Hebung des Handels und des Ackerbaus darstellen. Sie sind 12 Fuß lang und 7 Fuß hoch, und zählten damit zu den größten ihrer Zeit. Die Eckpfeiler sind mit Medaillons geschmückt.

Die Bronzetafeln

Das Relief an der Südseite, Richtung Augustinerkirche, zeigt Josef II. als Förderer des Handels. Die Szene zeigt die Eröffnung des Freihafens Triest, man sieht daher im Hintergrund den Hafen mit ankerndem Schiff und Leuchtturm. Kaiser Joseph II. ist in einer römischen Toga abgebildet und befiehlt dem Gott des Handels, Merkur, mit ausgestreckter Hand die Befreiung des Handels. Merkur, mit Flügelhelm, löst daher der weiblichen Figur die Fesseln (ein Band). Die Entfesselte sitzt auf Stoffballen, die allegorisch den Handel darstellen. Neben dem Kaiser steht ein Consul oder Kaufmann, der sinnierend die Hand ans Kinn hält, als würde er bereits die kommenden Gewinne berechnen. Der Engel mit der Posaune ist Fama, sie bläst in das Instrument, um die Leistung Josefs zu verkünden.

Das Relief an der Nordseite, Richtung Redoutensäle, weist auf die zahlreichen Reisen von Josef II. hin, die er unternahm, um Wissen zu sammeln. Links auf dem Pferd sitzt Europa. Im Zentrum steht der Kaiser, wieder in römischen Gewändern, er wird von einem geflügelten Genius geleitet. Im Tierkreisbogen befindet sich genau über dem Haupt des Kaisers das Widder-Symbol, ein Hinweis auf den Geburtsmonat des Kaisers. An der rechten Seite des Kaisers steht die Klugheit, symbolisiert durch die Schlange, die sie an die Brust drückt. An der Rechten Seite leitet ein Vater seinen Sohn beim Pflügen an, die Szene symbolisiert den Frieden. Im Hintergrund werden die beiden von einer Eiche überschattet, sie symbolisiert die deutsche Treue.

Die Medaillons

Eckpfeiler

In Summe sind 16 Medaillons an den Eckpfeilern angebracht, sie sind Nachbildungen zeitgenössischer Denkmünzen. Die Entwürfe dafür stammten von Daniel Becker, Ignaz Donner, Johann Martin Krafft, Anton Franz Widemann und Johann Nepomuk Wirth. Sie haben alle Bezug zu Kaiser Josef, seine Taten und Tugenden. Beschrieben im Uhrzeigersinn, beginnend an der linken unteren Ecke des Platzes:

Am 1 Pfeiler:

  • Geburt (1741): NATVS MDCCXLI DIE XIII MARTII, Geboren 1741, am 13. Tag des März. Darstellung: Der jugendliche Kaiser wird als Herkules gezeigt, er tötet das Böse - die Schlagen.
  • Wahlspruch: VIRTVTE ET EXEMPLO, Durch Tugend und Beispiel. Darstellung: Das Auge Gottes und mit einem Stab gekreuzte Schwerter. Darunter sieht man einen Teil der Erdkugel, die von Wolken umgeben ist.
  • Hochzeit (1760): FELIX CONNVBIVM (sic!!) CELEBRAT[um] VINDOBONAE (die) VI. OCT[obris] MDCCLX, Die glückliche Vermählung feierte er in Wien am 6. Oktober 1760. Darstellung: Ein Genius mit Fackel an einem Altar. Gemeint ist die Hochzeit mit Elisabeth von Parma, die in der Augustinerkirche stattfand.
  • Krönung (1762): GLORIA NOVI SECVLI (sic!!) EL[ectus] ET COR[onatus] FRANCOF[urti] MDCCLXIV, Als Zierde des neuen Zeitalters erwählt und gekrönt in Frankfurt 1764. Darstellung: Die sitzende Stadtgöttin von Frankfurt, über ihr schwebt ein Adler mit Zepter. Die Krönung hatte am 3.4.1764 im Dom von Frankfurt stattgefunden.

Am 2. Pfeiler:

  • Toleranzpatent (1782): CONCORDIA RELIGIONVM, Die Eintracht der Religionen
  • Gründung Taubstummeninstitut (1779): SVRDI MVTIQVE SOLLICITVDINE MVNIFICENTIA PRINCIPIS SOCIETATI SIBIQVE VTILES REDDITI, Die Tauben und die Stummen, durch die Vorsorge und Freigiebigkeit des Herrschers der Gemeinschaft und sich (selbst) als nützliche (Mitglieder) wiedergegeben
  • Gründung Josephinum (chirurgische Akademie) (1785): CVRANDIS MILITVM MORBIS ET VVLNERIBVS ACADEMIA MEDICO CHIRVRGICA INSTITVTA VIEN[ae] (sic!!) MDCCLXXXV, Zur Heilung der Krankheiten und Wunden der Soldaten die medizinisch-chirurgische Akademie, errichtet in Wien 1785
  • Gründung Akademie der Bildenden Künste (1786): INGENIO ET INDVSTRIA ACADEMIA VIEN[ae] NOVIS INSTITVTIS AVCTA MDCCLXXXVI, Mit Talent und Fleiß. Die Akademie in Wien, durch neue Institute vergrößert 1786

Am 3. Pfeiler:

  • Siebenbürgen: FELICITAS DACIAE, PROFECTIO AVG[usti] MDCCLXXIII, Das Glück Daciens, Abreise des Kaisers 1773
  • Gründung Armeninstitut (1784), DILIGE DEVM SVPER OMN[ia] PROX[imum] VT TE IPSVM PAVPERVM INSTITVTO VINDOB[onae] MDCCLXXXIV, Liebe Gott über alles, deinen Nächsten (aber) wie dich selbst. Mit der Errichtung des Armeninstitutes in Wien 1784
  • Gründung Universität in Lemberg (1784): OPTIMAR[um] ART[ium] LVDIS IN GALICIA CONSTITVT[is] ACADEMIA LEOPOL[iensis] MDCCLXXXIIII, Zur Ausbildung in den besten Künsten die in Galizien errichtete Akademie von Lemberg 1784
  • Gründung Landtag in Lodomerien (Galizien) (1782): CONVENTV ORDIN[atorum] PERPETVO IN GALICIA ET LOD[omeria] CONSTITVTO MDCCLXXXII, Mit der Errichtung eines ständigen Landtages in Galizien und Lodomerien, 1782

Am 4. Pfeiler:

  • Reise nach Rom (1769): ROMA EXVLTANS OB FRATRVM AVGG.(=Augustorum) ADVENTVM MDCCLXIX, Rom frohlockend wegen der Ankunft der kaiserlichen Brüder (Josef II. und Leopold II.) 1769.
  • Reise nach Italien (1769): ITALIA A CAESARE PERLVSTRATA MDCCLXIX, Italien, vom Kaiser bereist 1768
  • Reise nach Siebenbürgen (1773): S[enatus] P[opulus]Q[ue] D[aciae] OPTIMO PRINCIPI ADVENTUS AVG[usti] MDCCLXXIII, Die Behörden und das Volk Daciens dem besten Fürsten, Ankunft des Kaisers 1773
  • Tapferkeit: DER TAPFERKEIT

Die Inschriftentafeln

Die Inschriften wurden von Michael Denis verfasst. Die Inschrift an der Vorderseite lautet:

Bild Text der Tafel Übersetzung
JOSEPH PLATZ-VIENNA-Dr. Murali Mohan Gurram (5).jpg IOSEPHO II. AVG[usto]

QVI
SALVTI PVBLICAE VIXIT
NON DIV(=U) SED TOTVS

Kaiser Josef II.,

der für das allgemeine Wohl lebte
- nicht lange - aber ganz"

Die Inschrift der Rückseite lautet:

Bild Text der Tafel Übersetzung
Xxx.jpg FRANCISCVS

ROM[anorum] ET AVST[riae] IMP[erator]
EX FRATRE NEPOS
ALTERI PARENTI
POSVIT
MDCCCVI

Franz,

römischer und österreichischer Kaiser,
vom Bruder her ein Neffe,
errichtete seinem zweiten Vater (dieses Denkmal).
1806

Der Kaiser war mit der Fertigstellung des Denkmals so zufrieden, dass er Zauner in den Adelsstand erhob und ihn mit einer lebenslänglichen Pension von 3000 Gulden jährlich versorgte. Die Wiener allerdings übten Kritik: Der Kaiser müsse "auf einer nackerten Decke sitzen und Steigbügel hätte er auch keine". Der Grund dafür war natürlich die Nachempfindung des römischen Originals: In der Antike gab es weder Sättel noch Steigbügel.

Die Häuser des Platzes



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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at