Auerspergstraße 1

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Haus: Auerspergstraße 1 Grund-Informationen
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Aliasadressen =Auerspergstraße 1, =Trautsongasse 1, =Lerchenfelderstraße 2
Ehem. Konskriptionsnummer -
Baujahr 1721
Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach oder Johann Lukas von Hildebrandt


Das Palais Auersperg - Architektur und Geschichte

Im Mittelalter stand hier der Rottenhof (Roter Hof), Besitzer war 1491 Wolfgang Kheppler. Der Rottenhof war eine Landwirtschaft, die 1529 im Zuge der 1. Türkenbelagerung zur besseren Verteidigung der Innenstadt durch Niklas Graf Salm niedergebrannt wurde; So verhinderte er, dass die Türken eine Versorgungsquelle hätten. Erst 1683, nach der 2. Türkenbelagerung, fand wieder eine Bebauung des Areals statt: Damaliger Besitzer war Hippolyt Marchese Malaspina, dessen Frau den Landbesitz in die Ehe eingebracht hatte.

Ein großer Teil wurde ab 1700 an die Gemeinde Wien verkauft, den eigentlichen Rottenhof und das näher gelegene Areal kaufte 1708 Ferdinand Karl von Weltz. Von Weltz, der als Verteidiger Wiens zu Ruhm gekommen war, war Statthalter von Niederösterreich. Nachdem seine Erben die Gunst der hohen Grundstückspreise nutzten, wurde das Gebiet 1721 an den kaiserlichen Generalpostmeister in Italien, Marchese Girolamo Capece di Ofrano verkauft, der als Schöpfer des Palais gilt. Es gab darüber Spekulationen, ob das Palais nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach oder Johann Lukas von Hildebrandt erbaut wurde, Beweise gibt es dafür jedoch keine. Interessant sind dazu die sich widersprechenden Gedenktafeln im Palais: In der Eingangshalle wurde als Erbauer Fischer von Erlach (1721) genannt, die Gedenktafel an der Fassade nennt 1706 Lukas von Hildebrandt.

Das Wappen Auersperg

1721 wurden Umbauten durch den Baumeister Johann Christian Neupauer vorgenommen, dem das dreiseitige Mittelrisalit zugeschrieben wird. Als der Marchese starb, vererbte er das Palais seinem minderjährigen Sohn Peter (er war damals erst 11 Jahre alt), der jedoch auch mit 19 Jahren starb. Der lebenslustige und charmante Peter soll Hugo von Hoffmannsthal als Vorbild für das Libretto der Oper „Rosenkavalier“ gedient haben, Peter di Ofrano ist Octavian Graf Rofrano.

Zwischen 1760 und 1777 mietete Feldmarschall Friedrich Wilhelm Prinz von Sachsen-Hildburghausen, ein in Schlachten erfolgloser Oberbefehlshaber der Reichsarmee, das Palais und veranstaltete hier zahlreiche Musikabende – häufig mit dem Hofkapellmeister Christoph Willibald Gluck.

1777 erwarb Fürst Auersperg das Rosenkavalier-Palais, das seither nach ihm benannt ist. Auch Auersperg war Musikliebhaber, und so ermöglichte er Mozart 1786, die Oper „Idomeneo“ im Palais konzertant erstaufzuführen (die Uraufführung war in München, erst 1806 wurde sie in der Wiener Hofoper gespielt) – so wie auch Joseph Haydn 1787 „Sieben Worte des Erlösers“ hier uraufführte.

1827 lebte hier der aus Schweden vertriebene Kronprinz Gustav, „Prinz von Wasa“, mit seinen Schwestern hier im Exil (10 Jahre später zog er ins Palais Modena in der Herrengasse, danach in die Wasagasse (Palais Wasa).

Die Familie Auersperg geriet 1923 erstmal in größere finanzielle Nöte, und begann die Prunkräume zu vermieten. Unter anderem zog hier eine Filmgesellschaft ein und die Gesellschaft zum Schutz historischer Bauten. Leider wurde es im 2. Weltkrieg durch Bomben zerstört und musste abgetragen werden.

1942 erbte die Schwester des Fürsten das Palais, Christine Fürstin von Croy-Dülmen, die österreichischen Widerstandskämpfern ein Versteck bot: Hier wurde 1944 das „Provisorische Österreichische Nationalkomitee“ (mit dem Symbol O5) gegründet. 1945 fanden noch einige Besprechungen österreichischer Politiker zum Thema Neue Zivilverwaltung hier statt, bis es von den Alliierten beschlagnahmt wurde – Die Militärpolizei schlug hier ihre Zentrale auf.

Zögerlich wurde das schwer beschädigte Palais ab 1948 renoviert, bis es 1953 von Konsul Alfred Weiss gekauft wurde. Der Besitzer der Kaffeemarke Arabia ließ den Palast durch den Architekten Oswald Haerdtl wieder herstellen und situierte hier ein riesiges Café.

Das Foyer des Palais war 1949 auch Drehort für den „Dritten Mann“.

Das Palais im 20. und 21. Jahrhundert

1987 verkauften die Erben von Weiss das Palais an die Immobiliengesellschaft General Partners AG, die es für Veranstaltungen, wie den schrillen Rosenball aber auch für Kongresse und Messen vermietete.

2008 wurde das Palais plötzlich im Internet zum Verkauf angeboten – um 33 Millionen Euro. Offensichtlich beschloss der Eigentümer aufgrund der Finanzkrise doch, es zu behalten, bis 2012 Gerüchte auftauchten, dass die Besitzer der Auersperg Real Estate GmbH eigentlich aus zwei Liechtensteinischen Firmen und einem holländischen Geschäftsführer bestünden, und diese hohe Schulden hätten. Das Haus wurde unter Zwangsverwaltung gestellt, bis es um kolportierte 20 Mio. € an einen ungenannten Privatmann verkauft wurde.

Ein virtueller Rundgang durch das Palais ist unter folgender Website möglich: https://www.palaisliechtenstein.com/de/stadtpalais.html#

Architektur und Ausstattung

Das Palais Auersperg wurde zahlreiche Male umgebaut und neu ausgestattet – so schuf Josef Karl Henrici die Stukkaturen und Niccolo Rossi das leider nicht mehr erhaltene Deckengemälde im Festsaal. 1853 wurden die Repräsentationsräume neu gestaltet, die mit einem Frühlingsball eröffnet wurden, zu dem auch Kaiser Franz-Joseph und Kaiserin Elisabeth kamen. 1880 wurden die Fassade und der kuppelförmige Dachaufbau im neobarock durch den Architekten Carl Gangolph Kayer neu gestaltet. Das Türmchen trägt an der Spitze den Fürstenhut der Familie Auersperg.

Der dreigeschossige Bau hat 20 Fensterachsen, die ursprünglich dem Glacis zugewandt waren. Der Vorplatz wurde früher – als Abgrenzung zum Glacis – durch ein eisernes Gitter abgegrenzt, das durch 23 Säulen unterbrochen war.

Das Innere des Palais

Die einstige Wagendurchfahrt wurde nach 1945 zu einer ovalen Halle umgebaut, in deren Nischen acht antikisierte Büsten von Imperatoren (wie Vespasian und Marc Aurel) stehen. Die von hier hinaufführende Treppe ist mit zwei barocken Brunnen und vier Atlanten geschmückt, die Anton Fernkorn geschaffen hat.

Im ersten Stock, in den Repräsentationsräumen, stehen an den Fensterbänken Büsten österreichischer Herrscher, sie wurden 1853/1854 von Franz Högler gemacht. Der ovale Festsaal ist der Rosenkavalier-Saal, die kannelierten Doppelpilaster sind durch ein klassizistisches Freis verbunden. Die antiken Kampf- und Fechtszenen wurden von Henrici geschaffen. Der Saal wird hauptsächlich für Konzerte und Bälle genutzt.

Der Idomeneo-Saal wird dominiert von der Tapisserie „Toilette der Venus“ von 1730.

Die Wände des Kaiser-Saales sind mit ockerfarbenem Marmor ausgekleidet, die Gemälde und der Wandteppich (Auszug der Juden aus dem Gelobten Land) sind aus dem 16. Jahrhundert.

Der schönste Saal ist wohl der Maria-Theresien-Saal, auf den seidenen Tapeten ist dir antike (griechische und römische) Götterwelt dargestellt. 1999 wurden die stark beschädigten Wände restauriert. Die beiden weiß-goldenen Empireöfen mit aufgesetzten Vasen in den Ecken des Saales zeigen Szenen aus dem Olymp – interessantes Detail ist, dass einer der beiden Öfen (der rechte) nur eine Attrappe ist und zur Symmetrie des Raumes dient. Wenn man ihn öffnet, steht ein Sessel drinnen (als Andeutung auf den Rosenkavalier).

Der heute Kronprinz-Rudolf genannte Saal (eigentlich Blauer Salon) wurde vermutlich 1802 in seiner heutigen Form gestaltet. Die Luster und Empireöfen sind noch original erhalten.

Der Rote Salon (Musiksalon) erhielt im 19. Jahrhundert die Stuckdecke und das Deckengemälde.

Die Bibliothek erhielt ihre Ausstattung um 1856 und enthält neobarocke Bücherschränke, die bis zur Decke reichen. Die hier aufbewahrten in Leder gebundenen Kartenwerke stammen vermutlich von General Carl Fürst Auersperg.

Eine Besonderheit ist auch der Wintergarten, der zwischen der Bibliothek und dem Kronprinz Rudolf Saal liegt – er wurde 1955 durch Oskar Wladar neu gestaltet und mit exotischen Pflanzen dekoriert.

Hinter dem Palais befindet sich ein riesiger, 6.000 qm großer, Garten. Früher befanden sich hier Parkbauten, wie der „Tempel der Flora“, eine Grotte mit dem „römischen Grab“ und einer Orangerie. Übrig ist davon nur mehr die Statue der Göttin Flora, die nun in einer Mauernische im Park steht. Zu sehen ist auch noch das Fragment eines Brunnens, mit einem Neptun-Kopf aus dem 18. Jh. Während des 19. Jahrhunderts wurde der barocke Garten in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet.

Bis 1781 befand sich auf dem Areal (heute Lerchenfelderstraße 6) das Bauernfeind`sche Theater. 1802 kaufte es die Familie Auersperg und machte es 1821 zu einem palastartigen Wohnbau. Im Dreiecksgiebel wurde das Familienwappen angebracht, Architekt war Pius de Riegel. 1864 wurde auf dem Areal zusätzlich ein Ballhaus erbaut, das später an das k. k. Geometrische Institut vermietet wurde. Entlang der Mauer zur Trausongasse gibt es noch die Orangerie aus dem 18. Jahrhundert.

Im ehemaligen Café Arabia befindet sich heute „Das Safe“ – 1984 wurden in die Räume Safes zur Privatnutzung eingebaut, die um 50 € pro Woche gemietet werden können.

Wer das Palais heute besichtigen will, kann einen Termin im Büro des Residenzorchesters (Eingang Lerchenfelderstraße 2) vereinbaren.



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Quellen