Weißgerberlände

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Weißgerberlände

Wien 03 Weißgerberlände 042 a.jpg

Benennung 1862
Benannt nach Weißgerbern
Bezirk 3.
Vorherige Bezeichnungen Gänseweide, Arme Sünder Gässel, Armensündergassel, An der Sophienbrücke, Beinsiedergasse


Namensgebung und Geschichte

Arme Sünder Gässel, Stadtplan 1810

Am rechten Ufer des Donaukanals verläuft die Durchzugsstraße, die die Dampfschiffstraße mit der Erdberger Lände verbindet (Grenze ist die Rotundenbrücke). Sie hat seit 1862 ihren Namen von den Weißgerbern, die sich hier am Fluss angesiedelt hatten, die Bezeichnung "Lände" weist darauf hin, dass hier Schiffe anlegten.

Berühmtheit erlangte die eher schmucklose Straße durch den Maler Friedensreich Hundertwasser, er machte aus einem früheren Fabriksgebäude (Weißgerberlände 14) ein Ausstellungshaus für seine eigenen Werke, aber auch für die anderer Künstler. Die einstmalige Schiffsanlegestelle der DDSG gegenüber dieses Hauses wurde ebenfalls von Hundertwasser gestaltet, ist aber heute nicht mehr in Betrieb. Ein Stück weiter oben, Ecke Kegelgasse und Löwengasse, befindet sich übrigens ein weiteres Haus, das Hunderwasser gestaltet hat, ein besonderes Wohnhaus aus den 1980er Jahren.

Ein Teil der Straße trug den Namen "Auf der Gänseweide", das Stück unbefestigten Weges entlang des Ufers trug die Bezeichnung "Arme Sünder Gässel" (die Verurteilten, die armen Sünder, mussten hier entlang zu ihrer Hinrichtung gehen).

Die Hinrichtungsstätte

Huber-Plan, 1772, "Richt-Stadt"

Vom 14. bis ins 18. Jahrhundert befand sich hier die Hinrichtungsstätte "Auf der Gänseweide". Sie findet sich laut Huber-Plan 1773 - entgegen der Hinweise in der Literatur, die davon sprechen, dass sie im Bereich der heutigen Häuser 10 und 12 gewesen sei - im Bereich der Einmündung der Kegelgasse in die Weißgerberlände, also zwischen den Häusern Weißgerberlände 48 und Weißgerberlände 50. Die Irritation basiert darauf, dass 1862 die Straßenbezeichnung und Häusernummerierung noch auf einer anderen Grundlage erfolgte: Die "Weißgärberlände" begann damals an der "Kettenbrücke" mit der Hausnummer 1, und verlief stadteinwärts bis zur Nummer 12 Ecke Kegelgasse.

Bevorzugte Hinrichtungsart war hier die Verbrennung (Scheiterhaufen), manchmal auch das Köpfen. Die berühmtesten Opfer waren im Jahr 1420 200 Juden, sie wurden im Auftrag von Albrecht V. verbrannt. Auch Else Plainacher fand hier den Tod - bei der einzigen Wiener Hexenverbrennung. Geköpft wurden hier vor allem Sodomiten, zum Beispiel 1672 ein Mann aus dem Waldviertel, der gemeinsam mit seinem Pferd hingerichtet wurde.

Sagen und Legenden

Das Armensündergäßchen Relevante Orte: Weißgerberlände
Gänseweide.jpg
Vor vielen Jahren konnte man in dem Gässchen beobachten, dass eine alte Frau, wenn sie die Straße betrat, vorsichtig entlang spähte und dann dann ein Mädchen zu sich rief, damit es mit ihr durch die Gasse ging. Kaum war die Alte ein paar Schritte gegangen, prallte sie wie vor einer unsichtbaren Wand zurück und fand sich wieder an der Straßenecke. Das Mädchen fragte verwundert, warum die Alte ihr nicht folge, und nach einem kurzen Blick durch die Gasse machte sich die Alte wieder auf den Weg.

Grund für das seltsame Vorkommnis war, dass die alte Gärtnerswitwe der Meinung war, dass nur eine gerade Zahl an Menschen die Gasse betreten durften. Würde sich eine ungerade Anzahl hier befinden, würde den Betroffenen innerhalb eines Jahres ein Unfall zustoßen. Sie wusste hier von mehreren Fällen zu berichten: Einem Mann sei sein Kind gestorben, einer habe einen großen Geldverlust hinnehmen müssen, einer hatte sich da Bein gebrochen und eine Frau war zur Witwe geworden.

Die Alte zählte also immer, bevor sie die Gasse betrat, wieviele Passanten sich in ihr befanden und betrat sie nicht eher, als sich eine gerade Anzahl vorfand. Und in dem geschilderten Vorfall war Jemand in einen Hauseingang eingetreten, womit die Zahl ungerade wurde, und erst, als ein Handwerker die Straße betrat, konnte sie wieder weiter gehen. [1]

Häuser der Straße

Da die Straße an der linken Seite vom Donaukanal begleitet wird, trägt die Weißgerberlände nur gerade Hausnummern. Die Häuser wurden großteils zwischen 1870 und 1910 als großbürgerliche Mietwohnungen erbaut; die Lage am Wasser, die Nähe des Praters und die geringe Entfernung vom Stadtzentrum machten damals die Straße zu einer beliebten Wohngegend.



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Quellen

  1. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952, Nr. 116, S. 127f