Schönlaterngasse 9

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Schönlaterngasse 9
Konskriptionsnummer
vor 1862: 680
vor 1821: 724
vor 1795: 771
Baujahr
Mittelalter, Umbau 1799
Architekten (Bau)
unbekannt, Umbau: Peter Mollner
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0


Das Totendoktorhaus - Architektur und Geschichte

Das Haus gehörte zur Grundherrschaft des Stifts Heiligenkreuz.

1482 soll das Gebäude dem Arzt Dr. Paul Urssenbeck gehört haben, über den eine schaurige (aber wahrscheinlich frei erfundene) Legende grassiert. Laut Moritz Bermann erstmals 1888: dieser soll 1487 den kaiserlichen Kämmerer Wilhelm von Auersperg durch einen Pakt mit dem Teufel wieder zum Leben erweckt haben

Die Legende des Totendoktorhauses

Einst lebte in dem Haus ein mächtiger Doktor Paul Urssenbeck, der als „Totendoktor“ bekannt war. Er soll vor seinen Behandlungen gewusst haben, ob der Tod den Patienten ereilen würde, oder eine Heilung möglich wäre. Natürlich war dies nur möglich, weil Urssenbeck einen Pakt mit dem Tod geschlossen hatte, denn dieser stand zu Füßen der Patienten, wenn diese überleben würden, am Kopfende jedoch, wenn keine Hoffnung mehr bestand. Diese Freundschaft mit dem Tod solle bestehen, solange der Arzt strenge Redlichkeit und edle Gesinnung einhielt.

Mit dem Reichtum, den Paul Urssenbeck mit den Heilungen verdiente, war es aber bald mit der Redlichkeit dahin, Stolz und Habgier ersetzte die edle Gesinnung. Der Tod wurde allmählich sauer, denn Urssenbeck forderte von ihm immer öfter, sich bei reichen Patienten ans Fußende zu stellen, doch der Tod ließ sich von seinem freien Recht nicht abbringen.

Am 21. April des Jahres 1487 geschah es, dass Urssenbeck zum reichen Grafen Wilhelm dem Awrsperger (Auersperg), dem kaiserlichem Kämmerer, gerufen wurde. Schon beim Eintritt sah er den Tod beim Kopf des Kranken und erklärte, dass der Graf unrettbar verloren sei und dass seine Kunst ihm nicht zu helfen vermöge. Die Familie bestürmte nun den Arzt und bot ihm dreißigtausend ungarischen Goldgulden, wenn der Graf gesund werden würde. Dieser Versuchung konnte der Arzt nicht widerstehen.

Er dachte nach, wie er den Tod vom Kopfe des Kranken entfernen könnte, und verfiel auf eine List. Er ging hinaus, holte vier der stärksten Männer aus der Dienerschaft des Grafen und ließ blitzschnell, bevor sich der Tod zu fassen vermochte, das Bett des Grafen umkehren, so dass dieser nun zu den Füßen des Kranken saß. Der Graf war gerettet – der Tod schlich mit zögernden Schritten fort, schickte ab gegen Urssenbeck einen fürchterlichen Drohblick.

Der Arzt ließ sich nun mit seinem Gold in einer Sänfte heimbringen, musste aber in der Enge einer Gasse zu Fuß weiter gehen. Da stand plötzlich Gevatter Tod vor ihm. Urssenbeck bat den Tod vielfach um Verzeihung seiner List, bis der Tod schließlich nachgab. Gemütlich schritten sie dann den Weg entlang, bis der Arzt voll langgehegtem Interesse fragte, wohin der Tod denn nun ginge. Der Tod antwortete, er wohne nicht weit weg, gerne empfange er Urssenbeck bei sich daheim. Sie gingen noch ein kurzes Stück, plötzlich stampfte der Tod mit dem Fuß auf den Boden, und der tat sich auf. Sie schritten durch ein schwarzes Marmortor in einen finsteren Gang, der allmählich heller wurde. In den folgenden Gängen brannten immer mehr Kerzen, bis sie in einem Bereich angekommen war, der von Millionen von Kerzen erleuchtet war. Urssenbeck fühlte sich bekommen, fragte aber dennoch nach, was das denn für Kerzen seien, und warum manche noch frisch sei-en, andere aber schon knapp vor dem Erlöschen. Da antwortet ihm der Tod: „Die Sache ist ganz einfach. Jedes Licht, das hier brennt, ist das Leben eines Menschen. Wo noch viel Brennmaterial, noch viel Leben, wo das Stümpchen, baldiger Tod“.

„Brennt da auch meine Lebensflamme?“ fragte Urssenbeck. „Freilich. Willst du sie sehen?“ „Sei so gefällig, sie mir zu zeigen.“ Der Tod führte den Doktor in einen Gang und zeigte ihm sein Lebenslicht. Dieser erschrak bis ins Mark, denn hier stand ein zuckendes Flämmchen auf einem winzigen Docht, dem Erlöschen nahe.

Zitternd fiel der Doktor nun vor dem Tod auf die Knie und flehte ihn an, doch eine neue Kerze anzustecken, es sei noch zu früh, die angehäuften Reichtümer alleine zu lassen. Kurz überlegte der Tod, nahm die Kerze mit den Worten „Wohlan, es sei“ hoch und begann über diesen Wunsch zu lachen. Damit blies er irrtümlich das Flämmchen aus – und damit auch das Lebenslicht von Urssenbeck.

So war es Geiz und Habgier, die dem guten Doktor zum Verhängnis wurde (nach Moritz Berman). [1],[2]

Alte Schmiede

Die nicht mehr betriebene, aber immer noch funktionstüchtige Alte Schmiede wurde 1975 zum kulturellen Begegnungszentrum umgestaltet und feierlich am 3. Juni des Jahres eröffnet. Hier, im Literarischen Quartier, finden regelmäßig Lesungen und Gespräche statt. Man kann hier alte Schmiedegeräte und Werkzeuge im Originalzustand bestaunen. [3]

Das Veranstaltungsprogramm ist hier abrufbar: https://alte-schmiede.at/

Einige Jahre lang fand man hier auch die Artothek, eine "Bilderleihstelle", die vom Kunstverein Wien 1979 ins Leben gerufen wurde. Das erfolgreiche Projekt der Verleihung zeitgenössischer Kunst ist mittlerweile übersiedelt und heute im Musa, in der Felderstraße 6-8 zu finden.



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Quellen

  1. Berit Mrugalska, Wolfgang Morscher, die schönsten Sagen aus Wien, Haymon Verlag, 2012
  2. http://www.wien-tourist.info/index.php/Gevatter_Tod
  3. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 68